Folge 4:
Bite
Previously...
Ein Jahr nach dem Angriff von echsenartigen Monstern auf Angel Grove tötete Trent als Chaos Ranger die noch lebenden Rangers und sog ihnen jegliche Power aus dem Körper. Conner jedoch wird im letzten Moment durch ein schwarzes Loch gerettet und schließt sich dem I.D.C., einer interdimensionalen Polizeieinheit, an. Kira wird bei der Fahrt zu einem Konzert von einer gehörnten Frau entführt, die bereits während der Schlacht von Angel Grove unsere Dimension betrat. Sie brachte sie dann zu Trent in Mesogog's Basis einer alternativen Realität, in der er Kira ihre Rangerpower abziehen will, um einen schwarzen Morpher mit Energie zu füllen. Conner konnte sie zwar rechtzeitig retten, dennoch brauchte es Eobard Silf, einen abgehalfterten Arzt, um die Second-Genesis-Krankheit davon abzuhalten Kira aufgrund der fehlenden Power zu töten. Doch als die Gefahr überstanden war, umarmte Conner sie und Kira erlitt durch einen Energieblitz einen Anfall. Kat verwehrte Kira zuvor das lebensrettende Medikament und gab Conner nur den Tipp mit Silf, damit sie nicht an Glaubwürdigkeit verlor. Einen Arzt, der sie deshalb wütend zur Rede stellte, erschoss sie.
Unterdessen befreiten die Rangers ihre Freundin May aus Mesogogs Festung, die sich jedoch beherrscht von schwarzen Morpher gegen sie wandte und zum Kampf herausforderte. Die Rangers gewannen ohne sie zu verletzen und zerstörten den Morpher. Recordion wuchs, genährt von Trents Chaos Energie in der zerstörten Festung weiter, weiter und fand den Weg in unsere Dimension. Mithilfe der Zords, die der Eingeborene in der Wüste gesehen hatte, erledigten die vier Rangers ihn jedoch taktisch.
May wird zu Hause erneut von dem sich regenerierenden Morpher übernommen und ihre Augen werden blutrot. Der schwarze Chaos Ranger ist geboren!
Zwei Wesen, die schon seit dem Anfang des Universums existieren, harrten in der tiefsten Dunkelheit des Universums aus. Kein Stern erhellte ihre Umgebung. Diese zwei Wesen waren materiell nicht vorhanden und existierten auf einer höheren Realitätsebene. Sie saßen sich gegenüber, die rot glühenden Augen des einen schauten in die des anderen. Ihre Augen waren die einzigen Lichtquelle, die ihnen die Sicht auf das vor ihnen, auf einen Tisch gelegtes, Schachbrett ermöglichten. Zwei Wesen, die zwei parallele Menschheiten nach ihrer Pfeife tanzen ließen. Sie trugen keine Namen, hatten nie welche bekommen. An manchen Tagen meinten sie sich an ihren Namen erinnern zu können, denn sie existierten bereits so lange, dass diese Nichtigkeit in Vergessenheit geraten war. Sie waren nicht von Bedeutung, nur das Schachbrett war es. Seit Jahrmillionen spielten sie immer wieder neue Partien, immer lenkten sie andere Völker und Planeten, bestimmten über ihr Schicksal. Der Linke, der beiden in teuer aussehende schwarze Anzüge, schwarze Krawatten und weiße Hemden gehüllten Wesen, war diesen Völkern in all den Jahrmillionen immer als T in Erscheinung getreten. Mehr als ihre Kleidung konnte man in der endlosen Dunkelheit nicht von ihnen erkennen. Und zum jetzigen Zeitpunkt wusste T, dass er sich erneut zeigen müsste, um der weißen, seiner Seite auf dem Schachbrett zu helfen. Seit dem Beginn ihrer Existenz spielten die beiden Brüder dieses Spiel. Während T nur darauf bedacht war, die gelenkten Völker nach seinem Sieg in Frieden zu lassen, so war H zerstörerischer, habgieriger und ein Monster. Bisher hatte er noch nie gewonnen, aber sollte er dies eines Tages tun, dann würde er das Universum in Dunkelheit und Chaos stürzen. Er würde sich zum Tyrannen aufschwingen und alle unterwerfen. Dies hatte T nicht zulassen können, weshalb er Spiel für Spiel wieder spielte. Doch dieses Mal sah es in dem galaktischen Schachspiel schlecht für ihn aus. Seine Königin, momentan die wichtigste Figur, die er auf dem Feld hatte, lag im Sterben. Lange hielt ihr Körper die Belastungen nicht mehr aus. Er musste eingreifen, denn sie war essenziell für sein Spiel.
„Du weißt, was es heißt einzugreifen, nicht wahr?“, fragte H provokant. Es gab keine Gedanken, denn alles, was man dachte, sich im Kopf überlegte, wurde an den Gegenspieler übertragen, als hätte man es laut ausgesprochen. Und dennoch griffen die beiden oft darauf zurück, da sie auf diese Weise ihre Gedanken und Strategien besser ordnen konnten.
„Ja, allerdings. Wenn ich aktiv in die Geschichte eingreife, dann überlasse ich dir drei freie Züge, in denen ich nicht reagieren kann. Keine Attacke werde ich vom Schachbrett aus abwehren können“, antwortete T.
"Und du weißt auch, was ich dann tun werde, oder?"
"Ja, ja, das weiß ich. Du wirst drei Gegner gleichzeitig auf meine Läufer, Pferde und Türme schicken. Das Insekt wirst du angreifen lassen, Anton Mercer wirst du platzieren und den schwarzen Ranger in Position bringen."
"Wenn du meine Gedanken nicht lesen könntest, wäre ich beeindruckt", spottete H. "Aus meiner Sicht ausgedrückt heißt das: Drei Gegner und du kannst nichts dagegen tun."
„Ich denke das wird sich noch zeigen. Immerhin habe ich noch nicht meinen König ausgespielt. Er wird die Sache beenden! Mit meiner Königin.“
„Wie du meinst.“ H musste unwillkürlich lachen. T war so ein Narr.
"Das mag ich sein, Bruder, aber ich werde nicht zulassen, dass du deine Herrschsucht und Machtgier an dem Universum auslässt", entgegnete T energisch. "Ich muss diesen Schritt tun."
Im nächsten Moment war der linke in einen schwarzen Anzug gekleidete und mit rot glühenden Augen entstandene T verschwunden, kein Zeichen ließ darauf zurück schließen, dass er je dort gewesen war. Sein Stuhl war leer. Zum ersten Mal war das geschehen, seit sie diese galaktischen Spiele begonnen hatte. H lächelte diabolisch. Er hatte seinen Bruder in die Ecke gedrängt und dieser musste nun ein hohes Risiko eingehen. T hatte handeln müssen und das war sein Untergang gewesen. Diese Blondine, Kira Ford, mochte er retten können, aber schlussendlich würde sie durch H´s Hand sterben. Ihr Schicksal war besiegelt, wie das des Ganzen Universums. Drei Züge Vorsprung reichten ihm, um die schrecklichsten Gegner für T´s ganzen Stolz, diese Power Rangers, zu erschaffen. Einer nach dem anderen würden sie fallen. Und dann T. H sah es vor seinem geistigen Auge. Bald würde das Zeitalter der Dunkelheit anbrechen!
Unterdessen hatte Trent in unserer Existenzebene einen neuen Plan vorbereitet. May hatte er über den Morpher kontaktiert und diese kniete nun in vollkommener Ergebenheit vor ihm. Sein Versteck war eine dunkle Höhle mit nassen Wänden. Ständig hörte man plätscherndes Wasser, da sie hinter einem Wasserfall lag. Und dieser war rangergeschichtlich kein unbekannter. In dieser Höhle hatte das Triassische Schild geruht, bis Trent und Tommy es befreit und mit Energie aufgefüllt hatten. Trent hatte sich nicht mit der Einrichtung befasst. Die Wände waren immer noch kantig und unförmig, der Boden nass, nur einen Bildschirm und einen Thron, der dem der Nemesis seines Vaters, Mesogog, glich, eingebaut. Er saß in dem Thron mit Armlehnen und hoher Rückenlehne und sah mit zufriedenem Lächeln Mays Hörigkeit.
"Ich habe einen Auftrag für dich, schwarzer Ranger."
"Was immer Ihr wünscht, Meister", erwiderte May sofort mit monotoner Stimme. Der Morpher an ihrem Arm glänzte im schwachen Sonnenlicht, das durch den Wasserfall kam. Ihre Augen glühten blutrot, als sie erwartungsvoll aufblickte. Das Verwandlungsgerät an ihrem Handgelenk hatte sie willenlos unterworfen und Trent gehorsam gemacht. Die Rangers dachten jedoch, es sei zerstört. Da trat hinter dem Thron ein etwa 1,80m großes Monster hervor. Es hatte eckige Körperformen und war gelb-schwarz gestreift. Trent hatte dem Monster rechts und links am Kopf zwei große Facettenaugen gegeben. Diese bestanden wiederum aus vielen kleinen Einzelaugen, die sechseckig geformt waren. Aus den ganz verschiedenen kleinen Bildern setzte sich dann ein großes Gesamtbild zusammen. Von der Schädeldecke ragten zwei schwarze Fühler in die Luft. Eine weitere Besonderheit waren die Arme. Das Bienenmonster besaß keine, sondern stattdessen zwei die Arme ersetzte Stacheln, die es vor May zur Präsentation rotieren ließ.
"Die Stachel können auch als Geschosse dienen und einen Ranger damit aus seiner Rangerform hauen. Dabei wird er auch noch vergiftet. Und dieses Gift zieht ihn auf unsere Seite. Er wird seine Kollegen verprügeln und so wird ein Ranger den Sieg über alle anderen erringen", stellte Trent seinen Plan vor, mit einer Stimmlage, die überzeugt davon war, dass er damit gewinnen würde und der Plan perfekt war.
"Aber sterben Bienen nicht ohne ihren Stachel?", fragte May.
"Ja, das tun sie tatsächlich. Aber die ganzen toten Rangers haben mir so viel Energie gegeben, dass ich BeeSting problemlos auf Megazordgröße wachsen lassen kann."
Auch auf Mays Gesicht war nun ein Grinsen zu erkennen. "Und da Kira im Sterben liegt, können die armseligen Rangers nicht einmal einen Megazord bilden. Ein brillanter Plan, Meister."
"Ich weiß", beweihräucherte Trent sich selbst. "Und nun geh! Überwach den Angriff, aber du darfst nicht in der Nähe gesehen werden. Weder als May, noch als schwarzer Chaos Ranger. Die Power Rangers kennen deine Identität."
May nickte folgsam und der weiße Chaos Ranger öffnete mit weißen Energieblitzen ein Portal, durch das die Blondine mit BeeSting trat. Ihre Körper wurden kurz in ein der Sonne an Helligkeit gleichendes Licht getaucht und waren dann verschwunden. Die Blitze, die rotiert waren, um das runde Portal zu erschaffen, kehrten wieder in den Morpher des Mannes mit spanischen Wurzeln zurück. Er hasste die Power Rangers und wollte sie um jeden Preis vernichten. Sie waren nur zu viert, geschwächt ohne Kira. Die in purer Arroganz selbst ernannten Beschützer der Welt mussten fallen, bevor Kira sie anführte. Gegen sie konnte er nicht kämpfen, sie... Seine Gedanken brachen sofort ab und wurden, als wären sie manipuliert, in eine andere Richtung gelenkt. Mit Kira als bis auf den Tod zu bekämpfende Gegnerin konnte es schwierig werden. Dennoch war er sich sicher, dass es noch vor dem heutigen Abend keine Rangers mehr geben würde. Das Bienengift war einzigartig, noch kein Forscher hatte es geschafft die aggressiven und zerstörerischen Bewusstseinsveränderungen zu heilen. Vor allem, weil kein Exemplar der Biene mehr existierte.
"Wer wird den anderen zuerst töten? Die Rangers ihren vergifteten Freund oder umgekehrt?", fragte er laut und ein irres Lachen folgte, das an den feuchten Wänden zurückhallte.
Die Rangers saßen ebenso wie Hayley in der Kommandozentrale in Hayleys Keller unter dem Cyberspace Café. Kiras Schicksal war für sie ungewiss, Conner war noch nicht zurückgekommen und so warteten sie weiter. Hayley hatte ihnen vorgeschlagen, sich etwas abzulenken, um nicht dauernd daran zu denken, dass einer von zwei der letzten lebenden Power Rangers um sein Leben kämpfte. Die Rangers hatten diesen Vorschlag mit Skepsis angenommen, ihn jedoch nicht so befolgt, wie Hayley es sich erhofft hatte. Die Rothaarige hatte sich erhofft, dass sie aus dem stickigen Keller rauskamen, ein Eis essen oder schwimmen gingen. Aber die Rangers waren geblieben, denn sie wollten dabei sein, wenn Conner zurück kehrte. Also hatte Hayley sich an ihre Computer gesetzt und ihre Finger flogen bereits seit Stunden über die Tastatur. Sie arbeitete an der Verbesserung der Panzerung der Rangeranzüge. Um sich abzulenken, hatten sowohl Rick als auch Ras ihre Laptops hoch geklappt und saßen sich an einem Tisch auf zwei Bürostühlen gegenüber, die normalerweise vor die Computer gehörten. Sie spielten in ihrer Freizeit oft ein von Ras konzipiertes Spiel, in dem man gegeneinander antreten konnte, mit seinem komplett eigenen Charakter. Die Art seiner Rüstung, besondere Kräfte und Bewaffnung mussten ebenso wie das Aussehen gewählt werden. Beiden war die Lust an dem Spiel vergangen, das Damoklesschwert über Kira belastete sie alle. Dennoch versuchten sie ein wenig Spaß und Ablenkung zu bekommen, was jedoch lediglich verkrampft wirkte.
„Heute gewinne ich mal“, verkündete Rick, doch es klang nicht so optimistisch wie sonst. Kein schelmisches Grinsen umspielte seine Lippen. Ras antworte nicht, sondern startete den Kampf. Die Wahl der Charaktere war wenig überraschend. Die beiden hatten sich selbst zum Vorbild genommen. Zwei Power Rangers standen sich in einer verlassenen Lagerhalle gegenüber. Der blaue und der gelbe Dino Legacy Ranger. Dustin schaute interessiert zu, er war beeindruckt von Ras Fähigkeiten und auch Jessica starrte gebannt auf den Bildschirm. Die Brünette interessierte sich eigentlich wenig für Computerspiele, aber aus Mangel an Möglichkeiten schaute sie den beiden Jungs zu und favorisierte natürlich Rick, der seinem blaue Charakter eine Extra-Panzerung gegeben hatte.
„Das Panzerwestenuprade macht dich langsam, Rick, Schnelligkeit bringt den Sieg“, sagte der Afroamerikaner, als er sich den Kämpfer seines Freundes genauer ansah. Er sah sich bereits als Sieger, so wie in den letzten 20 Spielen.
"Du wirst schon sehen. Geballte Feuerkraft hat noch immer die Niederlage des Gegners besiegelt", entgegnete Rick schlagfertig. Ras wechselte die Ausstattung seines Kämpfers nie, da Rick jedoch noch nie gewonnen hatte, probierte er jedes Spiel etwas Neues aus. Dann vertieften sich beide ins Spiel.
Ricks blauer Ranger besaß eine Laserkanone, Ras ein Schwert. Ricks Charakter, den er Bluelaser getauft hatte, rannte so schnell es ihm die Panzerung erlaubte auf Stegoboy los. Mit dem Klicken der linken Maustaste zückte er seine Knarre, doch Stegoboy war schneller. Er hieb mit seinem gestachelten Schwert nach ihm. Ricks Charakter musste ausweichen und verlor dabei ein Teil seiner grünen Lebensanzeige, da das Schwert ihn am Arm gestreift hatte. Bluelaser befand sich nun jedoch in perfekter Position und schoss Stegboy in die Seite, woraufhin dieser zu Boden ging und die Hälfte seiner Lebensanzeige verlor, die sich orange färbte. Ras fluchte und ließ die Finger über die Tasten fliegen, womit er seinen Charakter vor dem nächsten Schuss retten konnte. Doch Stegoboy wurde von der Laserkanone gestreift und seine Lebenszeige wurde noch kleiner, der ehemals grüne Balken war nun rot. Er prallte auf dem staubigen Boden der Spielarena auf und ein weiterer Schuss aus der Laserkanonen raste auf den neuen Charakter von Ras zu. Doch dieser drückte die x-Taste, Stegoboy sprang hoch und schlug den Laser auf Bluelaser zurück. Bluelaser wich gerade noch aus. Er war jedoch zu langsam, die Druckwelle der flammenden Explosion riss ihn zu Boden und senkte seine Lebensanzeige. Es war nun ziemlich knapp. Beide Lebensanzeigen waren leuchtend rot, ein Treffer reichte um Stegoboy zu erledigen, bei Bluelaser das gleiche. Sie rannten aufeinander zu, ihre Lenker hinter der Tastatur wild entschlossen. Doch der Charakter von Rick wich vor dem Zusammenprall nach links aus und schoss auf Stegoboy. Ras hatte das jedoch kommen sehen und ließ seinen Charakter ebenfalls ausweichen. Mit einem gezielten Hieb traf er Bluelaser in die linke Seite. Durch die zuvor mit dem Gedrückthalten der Y-Taste aufgeladene Stärke wurde Bluelaser gegen die Wand geschleudert und auf Ricks Laptop prangte in roten Buchstaben „GAME OVER“.
„Verdammt, schon wieder!“
„Wie oft soll ich dir das noch sagen? Du lässt deine linke Seite immer offen und die Panzerung hat dich deutlich langsamer gemacht“, belehrte ihn der gelbe Ranger.
„Jaja, Schlaumeier. Das Spiel ist doch gezinkt, du ziehst mich über den Tisch, du..."
Der blaue Ranger stoppte abrupt und konnte so seinem Freund das Schimpfwort nicht mehr an den Kopf werfen, als die Basis der Power Rangers Dino Legacy taghell erleuchtet wurde, womit die gelbliches Licht fabrizierende Deckenlampe für einen Moment überflüssig wurde. Ein Portal hatte sich geöffnet und aus dem spiralförmigen Inneren trat ein braunhaariger Erwachsener in Jeans, rotem T-Shirt und Lederjacke heraus.
"Conner!", freute sich Hayley und nahm ihre Finger von den Tasten. Doch ihr Gesichtsausdruck änderte sich sofort, als sie die verweinten Augen des schwarzen I.D.C. Rangers sah. "Was ist los?"
Conner schaute kurz in die Runde, 5 Augenpaare schauten ihn an. In ihren Augen lag Hoffnung, Hoffnung darauf, dass er ihnen erzählen würde, dass Kira wohlauf war. Der ehemalige rote Ranger wollte ihnen nicht erzählen müssen, was tatsächlich passiert war. Er schluckte schwer und atmete tief durch.
"Es war nicht einfach, das kann ich euch versichern. Die einzige Rettung für Kira ist ein ehemaliger Arzt gewesen, Dr. Silf, der jedoch verarmt war und als Penner auf den Straßen von Newtech City lebte. Ich bekam den Tipp von Kat und habe ihn dann am populärsten Ort für Penner gefunden. Bei Piggy. Ich konnte ihn sogar überzeugen, mir zu helfen und er schaffte es ein Serum zu entwickeln, dass die Second-Genesis-Krankheit, die ihren Körper bis zum Tod jegliche Energie aussaugte, stoppte. Aber...", Conner stockte und es sammelten sich Tränen in seinen Augen.
Hayley wollte nicht fragen, aber ein innerer Zwang in ihr drang das rothaarige Technik Genie dazu: "Was aber?"
"Sie hat sich bei mir bedankt", als er das sagte, huschte ein Lächeln über sein trauriges Gesicht, "und ich war so glücklich, dass ich es geschafft hatte. Aber als ich sie umarmte, kam ein merkwürdiger Energieblitz aus meinem Morpher. Sie hatte eine Art Anfall und ist... sie ist ins Koma gefallen."
Conner sah erneut das schreckliche Bild vor sich, Kiras vor Schmerzen und Verzweiflung verzerrtes Gesicht. Tränen rollten seine Wangen herunter. Es herrschte Totenstille, Hayley und die Rangers waren fassungslos.
"Und das ist der eigentliche Grund meines Besuchs. Es kann doch wohl nicht im Sinne des Konstrukteurs liegen, dass dieser scheiß Morpher plötzlich Blitze schießt, oder?"
"Nein, natürlich nicht", entgegnete Hayley geistesabwesend und hielt ihre Hand auf. Conner verstand und legte seinen Morpher in die offene Handinnenfläche.
Hayley fuhr mit dem Bürostuhl herum und legte den metallenen Morpher auf eine schwarze Fläche, durch die horizontale, grüne Linien gingen. Nachdem der Morpher in Gänze auf der Fläche lag, aktivierte sie über die Tastatur ein Programm, dass den Morpher durch ein grünes, von unten kommendes Licht, scannte, ähnlich wie bei einem Kopierer. "Dieses Gerät wird mir den exakten Aufbau liefern und dann werde ich mir den Morpher mal genauer ansehen. Ich finde das Problem Conner, versprochen."
Conner versuchte krampfhaft zu lächeln. "Das weiß ich Hayley."
Plötzlich schrillten die Alarmsirenen, die Basis wurde in rotes Licht getaucht und die Systeme auf den Bildschirmen wichen dem Klauensymbol der Power Rangers Dino Legacy. Dann verschwand das Symbol und zeigte die Aufnahmen von Überwachungskameras. Menschen schrien und liefen panisch durcheinander. Die Ursache dafür kam im nächsten Moment auch ins Blickfeld der Kameras.
"Ihr müsst wohl ran, Leute", bemerkte Hayley. "Super Tyrannodrohnen und eine Art Biene greifen die Mall an."
Die vier Jugendlichen nickten sich entschlossen zu und stellten sich nebeneinander auf. Sie zückten ihre Morpher und aktivierten sie.
"Bereit?", fragte Rick die anderen.
"Bereit!", kam es einstimmig zurück.
"Mit den Kräften der Urzeit sind die Rangers alle Zeit bereit!", riefen die vier im Chor und ein Raster wurde auf ihren Körper projiziert.
"Identifiziert", ertönte eine Computerstimme und anschließend wurden die Rangers in ihre hautengen Anzüge gehüllt.
"Also dann los, Rangers", sagte Hayley und öffnete per Knopfdruck ein Fach in der Wand, in der die Hoverboards lagerten. Die Rangers nahmen sich jeweils das mit den Streifen in ihrer Anzugfarbe an der Seite und schossen durch einen geheimen Ausgang, der sich gleich neben dem Fach befand und in den Wald führte, nach draußen. Alle waren wild entschlossen ihre Anführerin mit Stolz zu erfüllen und diese Echsen und das Monster dorthin zurück zu schicken, von wo sie gekommen waren, um die Stadt zu beschützen. Denn das war ihre Aufgabe, ob Kira ihnen nun half oder nicht. Ihre Aufgabe als Power Rangers!
Wenig später sprangen die Rangers vor der Mall von ihren Boards, die Hayley mit einem Impuls wieder in die Basis holte. Das Einkaufszentrum war riesengroß. Das Dach war gläsern und erhellte so die komplette Eingangshalle taghell. Die Rangers traten durch die mechanisch zur Seite fahrenden gläsernen Türen und erblickten zuerst einen Springbrunnen genau in der Mitte der Eingangshalle. Mehr konnten sie dann nicht mehr sehen, denn in Panik schreiende Menschen liefen an ihnen vorbei und nahmen den Rangers jegliche Sicht. Als sich die Menschenmasse zum sicheren Parkplatz gerettet hatte, sahen die Rangers den Grund der Hysterie. Super Tyrannodrohnen standen in der großen, gefliesten Eingangshalle und schossen wahllos ihre Laser in Geschäfte, von denen manche bereits brannten, Scheiben klirrten und ihre unmenschlichen Laute hallten in der Mall wieder.
"Den Ursprung zu finden war nicht so wirklich schwierig. Unser erster richtiger Auftrag wirkt ein wenig zu einfach auf mich", tönte Rick großspurig.
Als sie die Stimme des blauen Rangers hörten, fuhren die dinoartigen Köpfe der Drohnen ruckartig herum und sie richteten ihre Waffe auf die Rangers.
"Du und deine Arroganz", murmelte Ras unheilvoll.
"Manchmal hält man einfach mal den Mund, oh großer Rangergott", spottete Dustin abfällig.
Rick hatte erneut nicht die Chance sich einen geeigneten Konter auszudenken und ihn auszusprechen, denn die Augen der gepanzerten Drohnen begannen rot aufzuleuchten.
"Deckung!", brüllte Jessica.
Die Rangers warfen sich mit Hechtsprüngen zur Seite, während an der Stelle, an der sie vor einer Sekunde noch gestanden hatten, die armbreiten Laser in der Wand einschlugen und ein großes Loch in sie rissen. Staub wurde aufgewirbelt und die Rangers sahen sich in ihrem Versteck, sie saßen hinter dem Springbrunnen, bedeutungsvoll an.
"Das wird ja so einfach!", äffte Ras seinen besten Freund nach.
"Haltet euch zurück, Jungs!", mahnte Jessica. Ihr Fokus lag auf der miserablen Situation. "Ich habe zehn Drohnen gezählt. Das sollten wir schaffen. Okay?" Sie wartete das zustimmende Nicken ihrer Rangerkollegen ab und gab dann das Handsignal zum Angriff. Der Delfin in der Mitte des Springbrunnens sprudelte immer noch mit einem Lächeln auf dem steinernen Gesicht Wasser aus seinem Mund, während die Rangers aufsprangen und auf die Fußsoldaten Trents zu liefen. Rick sprang vom Boden ab und seine Füße krachten in zwei gepanzerte Köpfe, die vollkommen überrascht und deshalb Funken sprühend nach hinten geschleudert wurden und kampfunfähig gegen die weiß gefliesten Wände prallten. Von hinten hieb eine weitere Drohne mit ihrer gezackten Klinge nach ihm und dieses Mal war es am blauen Ranger überrascht zu sein. Wieder sprühten Funken, als die Klinge ihn am Rücken traf. Rick fiel aufschreiend zu Boden. Schmerzenswellen unbekannter Intensität schossen durch seinen Körper, er konnte sich vor Schmerzen kaum bewegen und schaffte es mit größter Mühe sich von der Seite auf den Rücken zu rollen. Doch dann bereute er es, als er sah, dass die Drohne, die ihn angegriffen hatte, rot leuchtende Augen bekommen hatte. Sie tauchten seinen Anzug bereits in rötliches Licht und es bildete sich soeben eine Kuppel aus gebündeltem Licht vor seinem Auge. Diese erschuf den Druck, damit der Strahl in einer Linie auf das anvisierte Ziel treffen konnte. Rick hielt ängstlich den Atem an, er schwitzte und seine Augen waren weit geöffnet. Das konnte es doch nicht sein! Er hatte dieses angebliche Kanonenfutter von Trent eindeutig auf die leichte Schulter genommen und diesen Preis schien er jetzt zahlen zu müssen. Doch noch ehe der blaue Ranger seinen letzten Gedanken an den Tod verschwenden konnte, traf ein seitlicher Tritt die Drohne im Magen. Das Glühen ihrer Augen hörte sofort auf und sie stach horizontal mit der Klinge nach Ras, der jedoch seitlich auswich und mit einer Kopfnuss den Kampf beendete. Der Afroamerikaner eilte heran und hielt Rick die Hand hin.
Sein bester Freund ahnte bereits, dass er zu sprechen beginnen wollten, weshalb der blaue Ranger ihm zuvor kam: "Ja, ja. Ist doch nicht so einfach. Danke, Mann."
Ras nickte seinem Freund lächelnd zu, wobei dieser letzteres nicht sehen konnte und die beiden nahmen wieder Kampfpositionen ein, was sich jedoch als unnötig herausstellte, da alle Fußsoldaten ohne sich zu Rühren auf dem polierten Boden lagen.
"Das war wohl ein Sieg, Rangers!", fasste Dustin das Ergebnis stolz zusammen.
"Gute Arbeit ja, aber gab es hier nicht irgendwo noch ein Monster?", bremste Jessica die Freude der anderen.
"Ja und zwar hier!", beantwortete das Bienenmonster, das im Eingang auftauchte, die Frage mit einer hohen Stimme.
"Du wirst uns diesen Sieg nicht vermasseln!", spuckte Rick wieder große Töne, was ihm einen genervten Blick seiner Mitschüler einbrachte.
"Das sehe ich ein klein wenig anders, Rangertrottel!", widersprach BeeSting und kicherte. Es streckte seine metallischen Bohrer nach vorne, die sich innerhalb eines Wimpernschlags bereits so schnell drehten, dass die Rangers nur noch zwei schemenhafte Kegel sahen. Plötzlich begannen sich fauchende Wirbelstürme um die Bohrer zu bilden, die BeeSting vertikal auf die Rangers losließ. Die Wirbelstürme rissen auf ihrem Weg alles mit, was sich noch in der Eingangshalle befand, ein starker Sog zog sogar an den Rangers. Der Delfin wurde von seinem Podest gerissen und Wasser sprudelte durch einen offen gelegten, abgerissenen Schlauch auf den Boden. Die Power Rangers wussten nicht, wie sie reagierten sollten und wurden frontal erwischt. Die Wirbelstürme packten sie wie eine unsichtbare Macht und ohne sich wehren zu können, verleibten sich die zu einem fusionierten Wirbelstürme die Rangers ein und so wurden die Rangers im Kreis umhergeschleudert. Sie waren in dem schnellen Wind und dem umherfliegenden Trümmer gefangen. Stühle, Betonreste der Wand und die zerkratzten Metallstangen der Modegeschäfte stießen immer wieder mit ihnen zusammen. Funken sprühten und die Rangers schrien sich vor Schmerzen die Seele aus dem Leib. Niemand von ihnen hatte derart oft die Bekanntschaft mit Metall oder Beton gemacht. Nach einer halben Minute endete der Albtraum und der Wirbelsturm spuckte sie an der größten und zwar der höchsten Stelle wieder aus. Unkontrolliert schossen die Rangers nach oben, bis knapp unter die Decke, ehe die Schwerkraft wieder nach ihnen griff und sie noch schneller wieder auf die Fliesen zufielen. Unsanft prallten sie auf den Boden und ihre Rangeranzüge splitterte von ihren sich windenden Körpern. Die vier Schüler stöhnten, nur Rick schaffte es als Einziger sich mit aller Kraft vom Boden abzustützen und sich wacklig wieder aufzurichten. Er kniff die Augen zusammen, da seine Umgebung vor ihnen verschwand.
"Einer von vier ist stark genug, um weiterzukämpfen. Das ist peinlich", amüsierte sich das Monster. Es deutete mit einer Bohrerhand auf den Parkplatz. "Folg mir doch!"
Rick nahm die provozierende Einladung natürlich an und verfolgte das Bienenmonster humpelnd. Immer wieder stolperte er, doch mit viel Willenskraft fing er sich immer wieder. Indem er BeeSting jedoch folgte, machte er genau das, was May geplant hatte, die sich das Spektakel vom Dach aus ansah. Sie musste unwillkürlich grinsen. Dieser Rick war so eingebildet. Ein Egomane wie er im Buche stand. Ein richtiger Ranger hätte seinen Freunden geholfen und das Monster gemeinsam mit ihnen gestellt.
"Der Krokoranger hat seine Lektion wohl noch nicht gelernt. Mal wieder übernimmt er sich und dieses Mal kann ihn leider niemand retten", freute sich die Blondine.
BeeSting würde den Sportler vergiften und dann würden sich die Rangers selbst zerfleischen. May schaute wieder auf den mit Autos voll stehenden Parkplatz, da die Mallbesucher in ihrer Panik um ihr Leben gerannt waren und sich keine Sekunde länger dort aufhalten hatten wollen als nötig. BeeSting hatte seine Bohrer bereits auf den aus dem Einkaufszentrum taumelnden Reeve gerichtet. Das Ende der Rangers war nah!
Zwischen zwei Parkblöcken wartete das Bienenmonster auf den ungemorphten und schwer angeschlagenen blauen Ranger. Blut lief aus seinem Mundwinkel, dass er sich demonstrativ wegwischte. Er wollte zeigen, dass er vor diesem Monster keine Angst hatte, dass es nicht so leicht gewinnen würde. Das Monster schlug seine metallenen Bohrer aneinander.
"Willst du dort festwachsen?", provozierte BeeSting den blauen Ranger weiter. Dieser ließ sich darauf ein. In seinen Augen lag Wut. Dieser lächerliche Bienenschrotthaufen führte ihn und seine Freunde vor! Rick hatte aus seinen unüberlegten Angriffe, die meist schmerzhaft geendet hatten, nicht gelernt und lief wieder auf BeeSting zu. Im Sprint brüllte er den Verwandlerspruch und der Rangeranzug legte sich hauteng an seinen Körper an. Als der Sportler nahe genug an der Kreatur dran war, sprang er ab und setzte zu einem Schlag von oben an. Doch das plump und unbeweglich aussehende Monster wich agil zur Seite aus und Ricks Faust durchschlug klirrend das Beifahrerfenster eines alten, braunen Cabrios. Scherben lagen auf den Ledersitzen und die schrille Alarmanlage des Wagens erfüllte den ganzen Parkplatz. Rick kniff stöhnend die Augen zusammen und hielt sich die Ohren zu. Er taumelte überrascht zurück, eine Chance, die BeeSting zu nutzen wusste. Sein linker Bohrer schnellte nach vorne und traf den wehrlosen Ranger an der Schulter. Sein Anzug sprühte Funken, während Rick nach hinten gerissen wurde. Er kam unsanft auf dem Boden auf, wirbelte jedoch sofort wieder hoch.
"Ich habe mit dir Schwächling lange genug gespielt. Zeit fürs große Finale!", kündigte BeeSting an.
Rick ging ein wenig in eine gebückte Position und hielt sich die geballten Fäuste vors Gesicht. Er wusste nicht, was Trents Scherge plante. Doch das sollte er schneller erkennen, als ihm lieb war. Die Bohrer lösten sich von den Armen und schossen mit unglaublich hoher Geschwindigkeit auf den darauf nicht vorbereiteten Ranger. Dieser starrte immer noch in den hohlen Armstumpf, als die Bohrer direkt vor seinem Körper ankamen. Ganz kurz hörte Rick ein langes, helles Piepen, dann vergingen beide metallenen Bohrer in einer donnernden Explosion. Die Welt um Rick wurde weiß, als er wie eine Puppe umhergeschleudert wurde. Seine unfreiwillige Flugeinlage wurde krachend von einer Autotür gestoppt. Die Scheibe darüber zerklirrte und auf den blauen Ranger regnete es kleine Glassplitter, während er stöhnend in einer neuen großen Delle in der Tür lag. Sein Anzug war bereits im ersten Moment abgesplittert und hatte ihn vor dem größten Schaden gerettet. Keine Verbrennungen oder etwas dergleichen. Doch als er an sich herunter guckte, sah dies dennoch sehr blutig aus. Sein T-Shirt war blutüberströmt, ebenso sein Gesicht, er blutete aus vielen, großen Wunden. Er sah mit verschwommenen Blick, dass das Monster ihm zuwinkte. Ein dauerhaftes Piepen, ähnlich einem Tinnitus, war das Einzige, was er nach der Explosion hörte, deshalb konnte er nicht verstehen, was BeeSting anschließend sagte.
"Eine Biene hat ihre Stachel verloren. Wir alle wissen, wie das endet", sagte es mit einem Seufzen und explodierte ebenfalls. Die Scheiben zersprangen, alle Alarmanlagen schrillten und sie waren kurz in rotes Licht getaucht worden. Rick grinste. Also doch gewonnen. Da irrte er sich allerdings gewaltig. Dünne, dunkelgrüne Adern zogen sich über seinen gesamten Hals, bis an die Schläfen reichten sie. Sie umrandeten seine Augen und sahen alles andere als gesund aus.
BeeSting hatte seinen Plan haargenau ausgeführt. Doch so schnell wollte sich Trent von seiner neusten Schöpfung auch nicht verabschieden. Ein weißer Blitz schoss vom Himmel herab. Rick schloss geblendet die Augen, als er auf die Trümmerteile BeeStings traf. Als er sie zaghaft wieder öffnete, durchschlug das auf Hochhausgröße herangewachsene Monster mit seinem Bohrer gerade die obersten drei Etagen eines Hochhauses, ein anderes, ein verlassenes Lagerhaus, trat es einfach platt. Stöhnend drückte sich Rick von der verbeulten Autotür hoch. Doch sein Kreislauf ging weg und er fiel zur Seite. Jessica stand jedoch bereits hinter ihm und fing ihn auf, bevor er die unangenehme Bekanntschaft mit dem Asphalt machen konnte. Rick wartete noch ein paar Sekunden, dann stand er wieder auf eigenen Füßen.
"Hayley? Die Zords sind wohl das einzige Mittel gegen dieses hässliche Etwas", sagte Dustin mit flimmernden Punkten vor den Augen zu dem rothaarigen Technikgenie.
Die Antwort kam prompt: "Sind auf dem Weg."
Rick versuchte ein Lächeln, doch aufgrund der Schmerzen, die sich durch die ganzen Glieder zogen, wurde es zu einer Grimasse.
"Ab in Runde 2, Leute!", rief er, als die Zords in dem Wolkenkratzerdschungel erschienen. Dieses Mal sollten sie sich vielleicht nicht so einfach überrumpeln lassen.
John Grimes trat gut gelaunt aus dem Notausgang des Krankenhauses in die warme Nachmittagsluft von Newtech City. Die Sonne schien und es würde eine warme Woche werden. In der rechten Hand trug er einen Müllbeutel. Der Pfleger hatte nicht schnell genug die Hand gehoben und als Letzter, der die Hand oben hatte, musste er den Müll rausbringen. Der junge Mann, dunkle, kurze Haare, gekleidet in ein etwas weiter geschnittenes blaues T-Shirt und eine hellblau Hose mit weiten Beinen, verdrehte bei dem Gedanken daran genervt die Augen. Diese Männer und Frauen waren über 20, wie konnte man dann noch derart kindische Auswahlrituale machen? Doch er hatte die Aufgabe angenommen und stand deshalb mit einem kleinen Lächeln vor dem schwarzen Container im Hinterhof des Krankenhauses, dessen Metalldeckel er nun hochhob. Er glaubte, dass diese kindischen Neckereien eine Art Schutzmechanismus war. Klar, er war kein wirklicher Psychologe, doch bei all dem, was im Newtech Hospital täglich passierte, war das offensichtlich. Mit etwas ernsterem Blick warf er den Müllbeutel in den Container und ließ den Deckel knallend wieder auf den dazugehörigen Körper fallen. Das beste Beispiel dafür war eine neue Patientin. Gestern eingeliefert. Ein Angestellter der Space Patrol hatte sie in die Obhut des Krankenhauses gegeben, der junge Pfleger meinte sich zu erinnern, dass ihr Vorname Kira war. Ihr Fall war sehr kompliziert, man wusste nicht, was ihr fehlte und ihre Chancen wieder aufzuwachen wurden geringer, je länger sie im Koma lag. Er als Pfleger war ebenso machtlos wie die Ärzte. Und diese Ohnmächtigkeit, das Zusehen beim langsamen Sterben eines Menschen, ohne ihm auch nur im Geringsten helfen zu können, ließ einen durchdrehen. Man hatte all diese Mittel in dieser Realität und doch war der jungen Frau nicht zu helfen.
"Das stimmt nicht ganz", widersprach ihm da eine dunkle Stimme.
Verwirrt drehte der Pfleger sich im Kreis. Doch da war niemand. Kein Mensch oder Alien befand sich in dem von der Sonne gut beleuchteten Hinterhof. War diese Stimme etwa in seinem Kopf gewesen? Er hatte Recht gehabt! Diese Arbeit macht einen wahnsinnig.
"Du bist nicht wahnsinnig, sondern auserwählt für kurze Zeit mein Gefäß auf deiner Erde zu sein", erklärte die dunkle Stimme.
So etwas konnte sich nur ein Verrückter ausdenken. Eine Stimme, die ihn kontrollieren wollte, so ein Schwachsinn. Vielleicht war er schizophren geworden oder etwas dergleichen? Noch ehe er sich in diese Gedanken hineinsteigern und Panik bekommen konnte, begann sein Körper aufzuleuchten. Aus seinen Augen und seinem Mund strahlte ein Licht, das dem der Sonne in nichts nachstand. Sein ganzer Körper tauchte den Hinterhof in gleißendes Licht. Ein kurzer Schrei entwich dem Mund von John, ehe sich seine gehetzten Gesichtszüge entspannten und er seine Augen, die der Pfleger mit aller Kraft versucht hatte zuzudrücken, wieder aufmachte. Sie leuchteten kurz in einem hellroten Ton auf, dann wich das Leuchten und lediglich Johns Regenbogenhaut blieb in dieser Farbe. T renkte knacksend seinen Hals ein. Er musste sich immer erst an die fremden Körper gewöhnen. Bei einer anderen Spezies hatte er jetzt zusätzlich dröhnenden Kopfschmerzen vernommen, da sie sich gegen die Übernahme durch ein fremdes Bewusstsein gewehrt hätten. Die Menschen hingegen waren anfällig für Suggestionen, es war ein Leichtes für den intergalaktischen Schachspieler gewesen, den willensschwachen Pfleger zu übernehmen. Er war aus einem Grund auf der Erde: Seine Königin musste gerettet werden! Sie war zu wichtig für sein Spiel. Und mit diesem Ziel vor Augen trat T durch den Hinterausgang wieder in das Krankenhaus ein. Das Schicksal aller Universen lag erneut in seinen Händen.
In der Nachbarstadt von Lightning Bay, Metro City, tobte währenddessen der Kampf der Giganten. Das Markenzeichen der Stadt waren ihre endlos hoch erscheinende und wie ein undurchdringliches Labyrinth aussehenden Wolkenkratzer, zwischen denen der Kampf der mechanischen Dinozords gegen den aufrecht stehenden und somit deutlich größeren BeeSting statt fand. Die Straßen waren ebenso wie die Wolkenkratzer, die normalerweise jeden Tag voller murrender, übermüdeter Angestellter und sich wichtig fühlender Bosse waren, wie leer gefegt. Keiner wollte in der Nähe sein, wenn die Kontrahenten sich mit Lasern und XXL-Bohrern bekämpften, denn jedem war klar, dass das nicht gut ausgehen konnte. Die vier Rangers schauten aus ihren Zords zu dem riesigen Bienenmonster auf.
"Das ist verdammt riesig", erkannte Dustin.
"Allerdings", stimmte Rick zu und stöhnte im nächsten Moment unter einer Schmerzenswelle, die überraschend durch seinen Körper jagte auf. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen, weiße Punkte tanzten vor ihm und er atmete schwer.
"Rick? Alles in Ordnung?", fragte Jessica besorgt.
"Ja, ja, alles bestens", log Rick mit zusammengebissenen Zähnen und fokussierte seine Gedanken wieder auf das Kontrollieren des Suchomimuszord.
"Ich würde sagen, dass die beste Strategie bei diesem großen Ding Manöver D wäre", lenkte Ras wieder auf das hochhausgroße Problem vor ihnen, das wie wild Häuser auseinander riss.
"Hört sich gut an", presste Rick hervor. Er bemerkte, dass seine Nase begann zu bluten, doch er schob diese Ablenkung beiseite. Sein Wohlbefinden war im Moment nicht im Geringsten von Belang, die Stadt musste zuerst vor BeeSting gerettet werden. Danach würde er klären müssen, was zum Teufel mit ihm los war. Von jetzt auf gleich fängt nicht das Herz eines Teenagers an wie die Hölle zu schmerzen und ein peinigender Schmerz, der sich von seiner Brust bis in die Zehen erstreckte, war auch nicht üblich. Mit schweißüberströmten Gesicht lenkte Rick seinen prähistorischen Krokodilzord in eine lauernde Stellung, weit genug von BeeSting entfernt. Die anderen machten sich ebenfalls bereit. Ras lenkte seinen gelben Stego hinter BeeStings Beine und ging dort in Lauerstellung. Dustins Styraco wiederum stellte sich ihm in einem offenen Kampf, welcher nur von ihm inszeniert wurde. Was BeeSting natürlich mit seinem komprimierten, künstlichen Insektengehirn nicht realisierte und wie besessen mit seinen rotieren Bohrern auf das Nackenschild des Dinozords schlug. Funken stoben, Metall schlug auf Metall, doch Dustins Zord ertrug die Attacken und wich keinen Schritt zurück.
"Ist das alles was ihr habt, ihr Rangernullen?", spottete es und begann hoch zu lachen. "Ihr habt keine Chance gegen mich!"
Dieses Lachen sollte ihm jedoch noch im Hals stecken bleiben. Jessica war mit ihrem Archäopteryx hoch in die Luft, der Sonne entgegen, geschossen und kehrte nun mit einer kaum messbaren Geschwindigkeit zurück. Der pinke Urzeitvogel war nur noch als verschwommener Fleck zu erkennen. Sie riss ihn kurz vor dem Boden hoch und steuerte genau auf BeeStings Brust zu. Das Monster hatte seine unerbittlichen Angriffen gegen das Nackenschild des Styraco noch nicht eingestellt und konzentrierte sich so nicht auf den frontal heranrasenden Zord. Der Archäopteryx traf ihn genau in dem Moment mit einfacher Schallgeschwindigkeit, als der Stego seinen gestachelten Schwanz in die ihm zugewandten Waden, sofern man das bei dem Insektenroboter als solche bezeichnen konnte, rammte. Und Manöver D funktionierte, wie geplant. Sie hatten sich die verschiedenen Angriffe vor etwa drei Tagen bei einem Treffen, das bis spät in die Nacht ging, überlegt. Jedes war für einen unterschiedlichen Typen von Gegner, sie hatten auch an böse Zords gedacht. Manöver D bedeutete nichts anderes, als größere, stärkere Gegner abzulenken, mit Geschwindigkeit überraschen und dann zu Fall bringen. Und genau das musste BeeSting jetzt erleben. Durch den gestachelten Schwanz verlor er den Halt nach Jessicas Attacke und schlug dumpf auf der menschenleeren Straße auf. Mit seinen Armen riss er zwei weitere Häuser nieder, unter seinem schweren Körper zerquetschte er mehrere Autos. Jetzt war es an Rick die Sache zu Ende zu bringen. Der Suchomimus sprang auf den großen, gepanzerten Körper des Monsters. Jetzt hatte selbst BeeSting verstanden, was der Plan der Rangers war.
"Nein, g-geh weg, sei ein braves Krok-kodil", stammelte es, doch das hinderte Rick nicht daran die Maulkanone des Suchozords aufzuladen.
Ein orange glühender Feuerball wuchs schnell heran. Er tauchte die Umgebung in ein helles Licht.
"Jetzt macht´s bumm!", prophezeite Rick mit einem selbstsicheren Grinsen trotz seiner großen Schmerzen.
Angefeuert von den Zurufen seiner Mitstreiter entfesselte er die Energiekugel, die bereits größer als BeeStings Oberkörper war. Er sprang hoch und die Energiekugel wurde abgeschossen. Die glühende Kugel zerfetzte aus der kurzen Distanz BeeStings Panzer ohne jegliche Probleme und wie von Rick vorhergesagt, verging Trents Monster in einer donnernden Explosion, die man in der gesamten Stadt hören könnte. Die Rangers schlossen kurz geblendet die Augen und als sie sie wieder öffnete, strahlten sie vor Freude.
"Wir haben es geschafft!", jubelte Jessica.
"Ranger 2, Trent 0!", stimmte Dustin ein.
"Das war wirklich gute Arbeit, Leute, das Manöver hat wie geplant funktioniert", fügte Ras etwas nüchterner hinzu.
Nur von Rick kam nichts. Er schnappte in seinem Cockpit verzweifelt nach Luft. In dem Versuch mehr davon zu bekommen, riss er sich den blauen Helm vom Kopf unter dem verwuschelte Haare zum Vorschein kamen. Der Druck auf seinem Herzen wurde immer größer, er spürte förmlich wie sich seine Brust zusammenzog. Er schwitzte stark und stützte sich mit aller Mühe an der runden Konsole vor ihm ab, um nicht ungebremst auf dem metallenen Boden aufzuprallen.
"Rick?", fragte Jessica nach und wieder lag Besorgnis in ihrer Stimme, die Freude war gewichen.
"Ist alles okay, Mann?", rief Dustin ein wenig lauter durch das Helmmikrophon.
Rick konnte nicht antworten, er fasste sich verzweifelt an sein Herz. Sein Gesicht begann bereits ein wenig blau anzulaufen. So sehr er auch versuchte nach Luft zu schnappen, er schaffte es nicht. Dann spürte er, wie sich der Bildschirm vor ihm, der ihm immer das aktuelle Kampfgeschehen vor ihm zeigte, sich immer weiter entfernte, seine Glieder wurden schlaffer. Der Fußballer versuchte sich zu wehren, doch er hatte niemals eine reale Chance. Dann knickte sein Bein weg und er schlug hart auf dem Boden auf.
Die umarmende Dunkelheit hielt seinen Geist jedoch nicht lange gefangen. Im nächsten Moment fuhr Rick tief Luft holend mit dem Oberkörper vom Boden hoch. Schnell pumpte er Sauerstoff in seine Lunge. Langsam beruhigte sich sein Puls, die weißen Punkte wurden wieder zu einem scharfen Bild des Cockpits und seine Gesichtsfarbe wich einem bleichen Kreideton. Entsetzt schaute der Sportler auf seine behandschuhten Hände.
"Was ist nur los mit mir?", murmelte er vollkommen überrascht. Er wusste nicht, was gerade passiert war.
Was er in dem Moment jedoch nicht sah, war, dass sich feine, grüne Adern über sein gesamtes Gesicht zogen. Es herrschte kaum Platz zwischen ihnen, fast jegliche Fläche schienen sie zu beanspruchen. Seine Augen leuchteten für eine Sekunde grün auf. Und sofort änderte sich alles von einem auf den anderen Moment. Seine Sorgen waren verschwunden, der Schreck, die Angst, einfach weg. Stattdessen verzog Rick seine Mundwinkel zu einem arroganten Grinsen.
Der blaue Ranger hob seinem Helm vom kalten Boden auf und verhüllte sein Gesicht in diesem. Über die Lautsprecher hörte er die Rufe seiner Freunde, die nach einer Antwort riefen. Die würden sie bekommen. Der Suchozord stand mit dem Rücken zu den anderen dreien. So bemerkte niemand, wie sich Energie in dem Maul des Krokodilzords sammelte. Umso überraschter waren die anderen drei Rangers, als sich Ricks Zord ruckartig umdrehte und einen breit gefächerten Energiestrahl abfeuerte. Er kam zu schnell und zu überraschend, als dass die anderen Rangers auch nur reagiert hätten können. Dazu war er so breit, dass kein Entkommen möglich war. Mit zwei Häusern je rechts und links von den Zords wurden sie getroffen. Die Häuser vergingen in Asche und der Archäopteryx wurde ebenso wie der Stego Funken sprühend zurück geschleudert. Beim Stoppen rissen sie die Straße auf. Nur Dustin blieb standhaft, da der Nackenschild seines Styraco mühelos dem Energiestrahl standhielt. Obwohl rings um ihn herum die Welt verglühte, passierte Dustin nichts.
"Was ist mit dir los, Mann?", brüllte der grüne Ranger über Funk. Keine Antwort. Deshalb tat er das für ihn einzig Richtige. Er reagierte auf dieselbe Weise: Mit Angriff! Ehe sich Rick, der sich eigentlich schon als sicheren Sieger betrachtete, versah, hatte der angelaufene Styraco zum Sprung angesetzt und zielte mit seinen Hörner auf Ricks Zord. Der Sucho formte jedoch bereits neue Energie im Maul und genötigt durch die herannahende Gefahr, schoss Rick. In dem Moment erreichten den Sucho auch die Hörner des Styraco. Beide wurden schwer getroffen und glühende Blitze zogen sich über die beiden Zords. Während diese rauchend zu Boden fielen, wurden der blaue und grüne Ranger aus den Cockpits geworfen. Ein Sicherheitsmechanismus von Hayley, um die Rangers keiner Gefahr auszusetzen, falls sie nicht schnell genug reagieren konnten. Unsanft schlug Dustin auf dem von Laub bedecken Boden eines nahe gelegenen Walds auf. Rick krachte ungebremst mit dem Kreuz gegen einen massiven Baum. Ächzend erhoben sich beide wieder. Ihre Anzüge splitterte noch bevor sie aufgestanden waren ab. Hechelnd standen sich die beiden gegenüber, Dustin hielt sich die schmerzende Brust und Rick das höllisch weh tuende Rückgrat. Entsetzt sah Dustin die grünen Adern auf Ricks Gesicht und wich zurück. Er wartete auf einen Angriff und hob bereits die Fäuste. Verwundert bemerkte er, dass keiner kam. Rick schaute ihn nur schmerzerfüllt an, als auch Dustin sah warum. Vor Schmerzen stöhnenden zog Rick sich einen etwa fingerbreiten Ast aus seiner Seite. Sein ganzes T-Shirt war bereits vollgeblutet. Achtlos warf er den bis zur Hälfte mit Blut verschmierten Ast zur Seite.
"Ich bin zu stark verletzt, um dich jetzt zur Hölle zu schicken. Heute Nacht, 0 Uhr. Am Strand. Nur wir beide, ein fairer Zweikampf, niemand sonst", sagte der blaue Ranger, dessen gesamter Körper mit den widerlichen Adern übersät war.
"Warum tust du das, Rick?", rief Dustin dem Wegtorkelnden hinterher. "Warum ein Zweikampf?"
Doch er bekam keine Antwort und sank dankbar für keinen Kampf gegen einen Baum hinter ihm. Auch er war kreidebleich im Gesicht, der Laser war genau wie er durch seinen Zord gefahren war, auch durch ihn gefahren und der Aufprall aus circa 30 Metern war auch kein Zuckerschlecken gewesen. Ohne seinen Anzug hatte er diesen Kampf mit Rick nicht überlebt. Aber warum kämpfte er überhaupt? Das machte doch keinen Sinn, immerhin waren sie Kollegen. Natürlich war ihm klar, dass das irgendetwas mit den grünen Adern zu tun hatte, aber was?
"Das Gift des Pazuzu", sagte Hayley und drehte sich von ihren Bildschirmen zu den fragenden Gesichtern der drei Rangers um. Nachdem der Kampf die erstaunliche Wendung genommen hatte, waren die Rangers wieder in die Basis zurückgekehrt, um ihre Wunden zu lecken und sich von dem Schock zu erholen, dass sich ihr Freund aus heiterem Himmel und ohne jegliche vernünftige Intention gegen sie gewandt hatte. Conner, der auf dem Stuhl neben der Rothaarigen Platz genommen hatte, hatte ebenfalls unwissend die Stirn hochgezogen.
"Und das ist was?", fragte Jessica nach.
"Also wenn man die von Dustin beschriebenen Adern und hauptsächlich die Analyse des Blutes, die ihr aus dem Wald mitgebracht habt, zu Rate zieht, bleibt nichts anderes übrig. Obwohl es eigentlich gar nicht mehr existieren dürfte." Als sie die immer noch vorhandenen Fragezeichen sah, holte sie ein wenig aus: "Es ist Teil einer uralten Legenden, von der dieses Gift ihren Namen bekommen hat. Pazuzu war der assyrische Gott des Hungers und des Sturms und diente als Namensgeber für ein Gift, dass man in dem Stachel einer afrikanischen Biene fand. Der dort nach Artefakten suchende Archäologe kam mit dem Gift der Biene, die man später Pazuzu-Biene nennen würde, in Kontakt. Er zeigte daraufhin die gleichen Symptome wie Rick."
"Und warum jetzt Pazuzu?", unterbrach Ras Hayley ungeduldig.
"Das wollte ich gerade sagen. Man brachte das Gift mit dem Gott des Hungers in Verbindung, da es dem Vergifteten von innen heraus jegliches Leben aussaugte und als er starb, wirkte der Archäologe wie ausgehungert. Abgemagert, mit hervorstehenden Rippen."
"Und das weißt du einfach so aus dem Stegreif?", hakte Conner ungläubig von der Seite nach.
"Wikipedia", erwiderte Hayley schlagfertig. "Nein, tatsächlich habe ich eben mit Anton Mercer telefoniert..."
"Sie haben den weltweit führenden Biologen auf der Kurzwahltaste?", unterbrach Ras erneut neugierig, weshalb er sich einen Schlag von Dustin auf den Oberarm einfing.
"Lass sie doch zu Ende erzählen, Freak", wies er den gelben Ranger zurecht.
"Danke, Dustin. Also, ich habe ihm die Situation geschildert und er war genauso verwundert wie ich, da man die Pazuzu-Biene tötete und niemals handfeste Beweise dafür fand, dass sie kein Einzelexemplar gewesen ist."
Also dürfte sie nicht existieren", fasste Conner zusammen. "Aber Ricks Aussetzer sagt uns, dass das Gift sehr wohl noch existiert."
"Genau und deshalb werden wir beide Anton sofort besuchen. Er wohnt etwa eine Autostunde von hier entfernt. Aber er meinte, dass er uns auf jeden Fall helfen kann und ich werde nach jedem Strohhalm greifen." Hayley schaute in die Gesichter der Rangers. "Ihr seht müde und kaputt aus. Geht nach Hause und legt euch ein bisschen hin", riet das rothaarige Technikass.
Die Rangers nickten erschöpft und machten sich niedergeschlagen auf dem Weg nach oben.
"Glaubst du, dass Anton Rick retten kann?"
"Ganz ehrlich, Conner, ich denke, dass der blaue Ranger verloren ist, man hat das Pazuzu-Gift noch nie erforscht. Es macht unberechenbar bösartig und aggressiv. Rick folgt den Befehlen, die das Monster ihm mental gab, als es ihm das Gift verabreichte. Und wie ich Trent kenne wird das unsere Vernichtung sein. Mercer ist gut, aber das wird das erste Mal sein, dass ein Mensch daran forschen kann. Die Chancen stehen sehr schlecht", antwortete Hayley ehrlich und legte ihre Stirn in Falten. Das neue Rangerteam stand schon vor seinem Ende. Sie konnte es nicht zulassen, dass Trent obsiegte und das Team auseinanderbrach.
Jessica hatte Hayleys Ratschlag befolgt und lag nun nachdenklich auf der Couch. Sie spürte jeden einzelnen Knochen. Ricks Attacke hatte ihr ordentlich zugesetzt, im Moment der Attacke war sie beinahe besinnungslos vor explodierendem Schmerz geworden. Und es hatte auch Nachwirkungen. Sie konnte kaum auftreten, ohne dass eine Schmerzenswelle durch ihren Körper jagte und ihr Schädel dröhnte, was ihr das Nachdenken nicht erleichterte. Die Brünette hatte ihre langen, schlanken Beine über die Lehne gelegt und lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, mit dem Kopf auf einem Kissen. Ihre braunen Haare hatten einen Heiligenschein um sie gebildet. Der ganze Tag war einfach der komplette Mist gewesen: Zuerst zerstörte Rick beinahe ihre Zords, sie waren schwer beschädigt und Hayley hatte gemeint, dass die Reparatur einige Zeit dauern würde und dann schien er auch noch von einem Bienengift infiziert, dass ihn bösartig machte und dann töten würde. Aber das durfte doch alles nicht wahr sein, das klang wie aus einem schlechten Film. Gut, sie waren auch die klischeehaftesten Helden, aber das wirkte so surreal. Rick durfte nicht sterben, er hatte es nicht verdient, von einem Killergift ausgesaugt zu werden. Sie musste ihm doch noch sagen, dass...
Ihre Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als jemand die Klingel betätigte. Der sich einmal wiederholende Ton schrillte durch das gesamte Haus. Jessica wartete kurz, bis sie realisierte, dass niemand die Tür aufmachen würde, da ihre Eltern auf einer Geburtstagsfeier waren. Widerwillig erhob sie sich von dem bequemen und leicht angewärmten Sofa, ging einmal durch ihre an den Seiten etwas abstehenden Haare und öffnete mit genervtem Gesichtsausdruck die Tür. Die Person, die jetzt circa zwei Meter von ihr weg stand, hatte sie auf keinen Fall an ihrem Haus erwartet. In ein blutiges T-Shirt, welches in der Seite ein großes Loch hatte, die alte Farbe war komplett von dem rostroten Blutton verdrängt worden, und einer zerrissenen Jeans gehüllt stand Rick in der Tür. Sein Gesicht glich dem des Todes. Es war ausgemergelt, seine Augen waren blutunterlaufen, sein Blick wirkte etwas glasig und seine Lippen waren blutleer. Sein Haar war etwas blutverkrustet und durch sein gesamtes Gesicht zogen sich minimal pulsierende, grüne Adern. Vollkommen verängstigt wich Jessica in das Haus ihrer Eltern zurück. Mit einem selbstsicheren Grinsen ging der blaue Ranger ohne eine Einladung in das Haus und trat nahe an seine Mitschülerin heran. Ihre Köpfe waren kaum eine Nasenlänge entfernt, beide spürten den Atem des jeweils anderen auf seiner Haut. Jessicas war warm und voller Leben, Ricks war eiskalt.
"Du siehst unfassbar scharf aus", flüsterte Rick der Brünetten ins Ohr. "Wie immer."
Jessica trat erneut einen Schritt zurück und schaute den Sportler entgeistert an. Das hatte, oder zumindest die Kernaussage des plumpen Spruchs, sie immer von ihm hören wollen. Nie hatte sie sich mehr gewünscht als von ihrem Angebeteten zu hören, dass er sie hübsch fand, dass er sie gerne hatte und mehr als nur Freundschaft möglich war. Aber in dieser Situation wirkte es lediglich merkwürdig und abartig. Rick war nicht er selbst, also war alles, was er sagte, nicht als wahr zu betrachten.
"Hör mir gut zu, du brauchst Hilfe, Rick", redete sie eindringlich auf ihn ein.
"Ich kenne da auch eine gute Aktivität, die wir nur zu zweit machen können, und mir auf viele Arten helfen würde."
Er kam wieder näher und Jessica wich wieder nach hinten aus. In ihrem Blick lag aufkommende Panik. Rick war unter dem Einfluss des Giftes unberechenbar, sie konnte nicht wissen, was er als Nächstes tun würde.
"Du bist nicht du selbst."
"Oder vielleicht bin ich es mehr als je zuvor", erwiderte Rick, amüsiert über Jessicas Unsicherheit. "Ich weiß, dass du das immer wolltest. Wir beide als Paar. Es war alles, was du dir immer hast vorstellen können, oder?" Als Jessica peinlich berührt ihren Blick dem Boden zuwandte, wusste Rick, dass er einen Punkt getroffen hatte. "Und soll ich dir etwas sagen? Ich habe genauso gefühlt. Nur mache ich vor anderen auf harten Jungen, habe mich aber nie getraut dir zu gestehen, was wir beide immer wussten." Seine Stimme wurde immer leiser, während er auf Jessica zu trat und dieses Mal blieb sie stehen. Ihre Blicke trafen sich. Jessica schaute in die leblosen Augen des blauen Rangers und ignorierte die grünen Adern. Sie konnte in den Augen Rick erkennen. "Und jetzt können wir nach all den Jahren des Schweigens und Nebeneinanderexistierens, peinlich darauf bedacht unsere Freundschaft aufrecht zu erhalten, den ersten oder auch die nächsten fünf Schritte machen, wir haben es wirklich lange aufgeschoben, oder nicht?"
Seine letzten Worten waren kaum mehr als ein Hauch. Sein Gesicht kam Jessicas immer näher. Er schloss die Augen und im nächsten Moment berührten sich ihre Lippen. Jessica war kurz gefangen in dem Moment. Nach all den Jahren küssten sie sich. Ihre Träume wurden wahr! Doch als die Kälte von Ricks Lippen in ihr Gehirn drang, drückte sie Rick weg. Ihr Versuch scheiterte, es gelang ihr nicht, da dieser die Arme fest um sie geschlungen hatte und mit Gewalt dagegen hielt. Dieser Moment hatte nichts mit der Romantik zu tun, die Jessica immer erwartet hatte. Es war genau das Gegenteil, es war lieblos, stürmisch und ohne Gefühl. Sie versuchte ihr Gesicht wegzudrehen, doch Rick ließ nicht locker. Jessica erkannte, dass sie handeln musste. Sonst würde Rick etwas tun, was er später noch mehr bereuen würde, als das, was er jetzt ohnehin schon tat. Sie sagte sich, dass dies nicht Rick vor ihr war, dennoch dachte sie, dass es ihr Leid tue und rammte dem blauen Ranger ihre Zähne in die Lippen. Aufschreiend ließ Rick sie los und hielt sich die blutende Lippe. Das Blut hob sich stark von blauen Lippen ab.
"Du blöde Schlampe!", fluchte er, doch zu Jessicas Entsetzen war keine Wunde mehr zu sehen, als er die Hand von der Lippe nahm. Sie schaute zu seiner Seite runter, um sich zu vergewissern und auch sie war komplett geheilt. Das Pazuzu-Gift heilte Wunden.
"Natürlich", entglitt es ihr erstaunt. Das Gift musste den Wirten am Leben erhalten, bis es ihn vollkommen ausgesaugt hatte. Ein toter Infizierter war nicht zu gebrauchen, nur ein ausgesaugter, toter Infizierte. Aber sie durfte nicht aus den Augen lassen, dass sie einen Infizierten zurückgewiesen hatte und sie nicht wusste, wie er reagieren würde. Deshalb schoss Jessicas Hand blitzschnell in ihre Hosentasche und sie betätigte den Handymorpher. Ein silbernes Gitter legte sich um ihren Körper und im nächsten Moment stand sie als Pink Ranger in ihrem Wohnzimmer. Sie nahm eine Kampfstellung ein.
"Ich würde sagen, es ist für dich an der Zeit zu gehen, Rick. Du hast heute schon genug Schaden angerichtet, füg nicht noch mehr hinzu."
Rick bedachte sie mit einem verachtenden Blick. "Der toughe Ton deiner Stimme täuscht nicht über deine Angst hinweg. Du hast Angst vor mir? Von mir aus. Eine andere wird mich schon zu schätzen wissen."
Mit vor Wut verzerrtem Gesicht schritt er aus der Tür. Jessica verwandelte sich zurück und lief so schnell sie konnte zur Tür. Mit vor Furcht hämmerndem Herzen presste sie die Tür ins Schloss. Sie konnte nicht begreifen, was gerade passiert war, sie wollte es nicht. Das war gerade der Junge gewesen, den sie seit ihrer Kindheit kannte, aber diese Seite, auch wenn es das Gift war, hatte sie nie sehen wollen oder hatte überhaupt nicht gewusst, dass er überhaupt so sein konnte. Und dennoch hatte sie sich ihm im ersten Moment nicht erwehren können. Der Kuss war immer ihr größter Traum gewesen. Jessica hatte sich von dem, was er gesagt und getan hatte, blenden und verführen lassen. Sie hatte den Kuss sogar erwidert. Die Tür verschwamm vor ihren Augen, als sich diese mit Tränen füllten, die ihre erhitzten Wangen herunterliefen. Ihre Beine schienen ihre Kraft zu verlieren. So sank sie schluchzend mit dem Rücken an der Tür zu Boden und vergrub ihr Gesicht in ihren zierlichen Händen.
Tommys Jeep raste über die leere Landstraße, die zu Mercers Villa führte. Die Nacht war bereits angebrochen und der Mond beleuchtete spärlich den Asphalt, weshalb Hayley mit den Scheinwerfern des Jeeps des legendären Rangers nachhalf. Der Wind fauchte an ihnen vorbei und spielte mit Conners ebenso wie mit Hayleys Haare. Die Rothaarige stierte verbissen auf die Straße. Für sie ging es um alles, sie durfte keine Zeit verlieren, weshalb sie den Druck aufs Gaspedal noch einmal verstärkte. Der Motor jaulte gequält auf und das Auto wurde noch schneller. Bei der Geräuschkulisse hätten die beiden kein Gespräch führen können und das war auch besser so, denn keiner wollte eins führen und peinliches Schweigen würde unangenehm werden. Der schwarze I.D.C. Ranger war wie das rothaarige Technikgenie mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Sie fuhren seit mehr als einer Stunde auf der Landstraße und müssten eigentlich bald am Ziel angekommen sein. Fast schon zu spät erkannte sie ein kleines, grünes Straßenschild, was sie zu Mercers Anwesen führte. Sie trat ruckartig aufs Bremspedal und der Wagen begann zu schlingern, die Reifen quietschten. Doch sie bekam den Jeep wieder unter Kontrolle, folgte der Abzweigung und hinterließ schwarze Bremsspuren auf dem mit Blättern bedeckten Asphalt. Zuerst mussten sie den See umrunden, auf dessen anderen Seite Anton Mercer, ehemals die abscheuliche Bestie Mesogog, seine Behausung hatte errichten lassen. Der Mond spiegelte sich auf dem kristallklaren Wasser und brachte es zum Glitzern. Hayley fuhr jetzt etwas langsamer, doch als plötzlich ein Mann vom Himmel fiel, war sie darauf nicht vorbereitet. Im grellen, gleißenden Licht ihrer Scheinwerfer erkannte sie den blauen Dino Legacy Ranger, der sich ihnen in den Weg stellte und zuvor vom Hoverboard abgesprungen war. Die Rothaarige reagierte schnell, begann zu bremsen und riss das Steuer gleichzeitig herum. Erneut quietschten die Reifen, doch der alte, an manchen Stellen leicht verrostete Jeep, kam ohne Schlingern seitlich zum Stehen. Rick, bereits umgezogen, hatte sich keinen Zentimeter gerührt.
"Scheiße!", fluchte Hayley.
"Wir sind doch beinahe bei Mercer, von so einem Möchtegern werden wir uns doch nicht schlagen lassen. Lauf hoch, ich halte ihn auf!", sagte Conner entschlossen. "Dafür brauch ich meinen Morpher nicht. Obwohl ich ihn mitgenommen hätte, wenn ich gewusst hätte, dass der wahnsinnige Ranger deines Teams uns erwartet."
Hayley nickte, öffnete die Tür des Wagens und lief mit einem schwarzen mitgebrachten Koffer, in der sich Daten über das Pazuzu-Gift und eine Probe fanden, die Einfahrt hinauf, während Conner eindrucksvoll über die Tür sprang und in Kampfstellung vor dem verwandelten Rick landete.
"Du glaubst ernsthaft, dass du mich schlagen könntest. Pazuzu hat mich stärker gemacht, als du es jemals sein könntest!", spuckte Rick große Töne, zumindest das hatte sich nicht geändert.
"Mit einem Amateur wie dir werde ich allemal fertig. Aber gegenseitiges Heißmachen zeigt uns noch nicht den Gewinner. Ich will sehen, was die neue Generation so draufhat: Also kämpf!"
Mit einem unmenschlich klingenden Kampfschrei sprintete Rick auf Conner zu, der sich in seinen Kontrahenten hineindrehte und ihn über die Schulter segeln ließ. Unsanft prallte Rick auf dem harten Asphalt auf. Zufrieden beobachtete Conner, dass Mercer Hayley bereits hereingelassen hatte. Doch deshalb war er einen kurzen Moment abgelenkt gewesen und ein vom Gift verstärkter Tritt traf ihn in der Magengrube. Überrascht flog Conner zurück und wurde schmerzhaft vom Asphalt gestoppt, der sein schwarzes T-Shirt zerriss und dazu seinen Rücken aufriss. Mit vor Pein verzerrtem Gesicht kam er wieder hoch. Seinen Rücken lief dickes, warmes Blut herunter.
"Nicht schlecht, Kleiner, nicht schlecht. Aber das reicht nicht!"
Dieses Mal ging er in den Angriff über und schlug nach Ricks Kopf. Der blaue Ranger wich wie erwartet zur Seite aus, doch der schwarze Ranger reagierte augenblicklich, riss den Arm zur Seite und traf Rick mit dem Ellenbogen. Trotz des Helmes taumelte Rick benommen zurück. Conner wollte bereits zu einem Tritt ansetzen, als Ricks Körper unkontrolliert zu zucken begann. Grüne Blitze schossen durch seinen Körper, weshalb Conner geblendet die Augen schloss. Mit rauchendem Körper fiel Rick auf die Knie, dabei splitterte der Anzug ab. Er keuchte vor Schmerzen.
"Nicht jetzt!", presste er hervor und versuchte sich aufzurichten, wobei er fast nach hinten gekippt wäre. "Das Gift sollte nicht so schnell wirken, BeeSting hat mir mehr Zeit versprochen."
Auf wackligen Beinen konnte er gerade noch so die Balance halten. Er verzog das Gesicht, denn ihm war klar, dass er verloren, seinen Auftrag damit nicht ausgeführt hatte und in seiner jetzigen Verfassung auch kein großer Gegner mehr für Conner gewesen wäre. Deshalb drückte er eine bestimmte Tastenkombination auf seinem Morpher, der dann ein Funksignal aussendete, und das Hoverboard schoss im nächsten Moment mit drehenden Rotoren heran.
"Wir sehen uns, schwarzer Ranger!", verabschiedete Rick sich, tippte sich an einen imaginären Hut und sprang mit einem Rückwartssalto auf das Hoverboard. Ehe Conner auch nur blinzen konnte, war Rick bereits davon geschossen.
"Freue mich schon auf Runde 2", sagte er unter zusammengebissenen Zähnen. Der blaue Ranger hatte ihn ordentlich erwischt, sein Rücken brannte wie Feuer. Aber er hatte gesiegt, wenn man das so nennen konnte, zumindest hatte er nicht verloren. Und das Wichtigste: Hayley war bei Mercer angekommen.
John Grimes eilte durch die immer gleich aussehenden Gänge des Krankenhauses, welches in der Nähe der S.P.D. Basis lag. Zuerst hatte T, in der Verkleidung eines langweiliges Pflegers, sich von der Empfangsdame die Zimmernummer von Kira geben lassen. Er wusste nicht, ob es einen einfacheren Weg gegeben hätte, er war schon so lange nicht mehr auf der Erde gewesen und war nicht mehr so bewandert im Verhalten der Menschen, wie er es einst gewesen war. Dennoch versuchte er sein Bestes, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Wenn jemand seinen Namen rief, drehte er sich um und wenn einer grüßte, was meistens passierte, grüßte er mit einem gezwungenen Lächeln zurück, welches unechter nicht hätte aussehen können. Wollte jemand seine Hilfe, verwies er auf einen aktuellen Fall mit hoher Priorität, entschuldigte sich, obwohl Bedauern zu den Gefühlen gehörte, die er dabei am absolut wenigsten empfand, nur um dann weiter zu laufen. Seine Odyssee fand dann nach 10 Minuten des Herumirrens ein Ende. Völlig außer Atem betrat der Pfleger das kleine Zimmer, in dem Kira auf dem weißen Krankenbett lag und setzte sich auf einem hölzernen Hocker, den man neben dem Bett platziert. T legte das hochrote Gesicht von Grimes in besorgte Falten. Zärtlich strich er der ehemaligen Rangerin eine blonde Strähne aus dem verschwitzten Gesicht. Ihr Körper bäumte sich gegen das künstlich erzwungene Koma auf, doch von alleine war sie nicht stark genug. T trug es ihr nicht im Geringsten nach. Kein Mensch wäre aus diesem Koma erwacht. Es war von einer Technik herbeigerufen worden, die die Vorgänger der S.P.D. vor Jahrtausenden im großen Krieg benutzt hatten. Die Technik war leicht mit einem Morpher zu bewerkstelligen, wenn man das Programm richtig überschrieb. Das Ziel: Ihren Feinden einen möglichst langen Todeskampf zu gewähren. Und das Schicksal erwartete auch Kira. Ein schmerzvoller Tod.
"Das hast du nicht verdient und es tut mir Leid, dass du diese Last auf deinen Schultern tragen musst. Mein Gegner hat mich überrumpelt und alle Dimensionen sehen einer Zeit der Finsternis entgegen. Ich weiß, dass du die Einzige bist, die das aufhalten kann. Und ich weiß ebenso, dass das, was ich von dir verlange, für Menschen unmöglich ist. All die Feinde, die Fallen, überall nichts als Lug, Trug und Täuschung. Aber ich habe dich ausgesucht, weil du stark genug bist, du hast dich so oft bewiesen. Es war kein Zufall, dass der goldene Ritter dich auserwählte, als die Operation Overdrive in Schwierigkeiten steckte. Du bist immer für ein viel größeres Schicksal vorgesehen gewesen. Du, meine Königin, musst die Welt retten, davor bewahren in unendliche Dunkelheit zu fallen. Aber der Verrat lauert überall, bedenke dies stets."
T erhob sich von dem harten Hocker und streckte seine Hand nach Kiras Kopf aus. Er umfasste ihre kochend heiße Stirn und schloss die Augen. Dann atmete er tief durch und Grimes Körper begann sonnenhell zu leuchten. Die Helligkeit ging von seiner Hand aus und umschloss Kiras gesamten Körper. Fenster rund um den Raum barsten in Tausend kleine Scherben, die auf die Mitarbeit schossen, der Strom flackerte und die Messgeräte, die an die ehemalige Rangerin angeschlossen waren, spielten verrückt. Dies dauerte etwa fünf Sekunden, dann ließ das Licht nach, bis es schließlich vollkommen erlosch. Doktoren und Schwestern liefen panisch in das Zimmer, während Kira nach Luft japsend ihre schönen Augen aufschlug, und fanden eine ausgebrannte Hülle. John Grimes war von ihren heraus verglüht. Seine Augen waren nur noch leere Höhlen, sein Körper dämpfte und es stank entsetzlich nach verbranntem Fleisch. T hatte ihn für seine Ziele geopfert. Ein Leben für ein anderes, die Macht, die er ausgeübt hatte, war zu kraftvoll gewesen, als dass ein menschlicher Wirt sie hätte ertragen können. Und sein Ausflug weg vom Schachbrett und runter zur Erde hatte den erwünschten Effekt erzielt. Die Königin seines Spiels, die wichtigste Figur, weilte wieder unter den Lebenden, er hatte sie von der Schwelle des Todes weggerissen. Und John Grimes stattdessen drüber geschubst.
Hayley klingelte Sturm, immer und immer wieder betätigte sie die Klingel. Sie hatte Angst vor den Konsequenzen, wenn Rick sie erreichen würde. Er war irre, sie wusste nicht, wie er reagieren würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sie vor Angst komplett ihre Klamotten durchnässte, öffnete Anton Mercer die prunkvolle, mit Gold verzierte Eingangstür. Er trug wie immer einen stilsicheren, dunklen Anzug, dazu ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. Sein graues Haar, zumindest der Rest davon, war penibel zur Seite fixiert worden. Seit der Sache mit Mesogog war der führende Biologe auf allen Gebieten alt geworden, aber sein Gehirn funktionierte noch wie bei einem 20-jährigen.
Was ist denn?“, fragte er genervt, bis er Hayleys ängstliches Gesicht und ihren hektischen Blick sah. „Ach, Hayley, Sie sind´s. Wie kann ich Ihnen zu dieser späten Stunde noch helfen, meine Liebe?“
„Ich bin zu ihnen gekommen, weil sie als führender Biologe meine letzte Chance ist eine Katastrophe zu verhindern.“
„Kommen Sie doch erst einmal rein.“ Nachdem Hayley seiner Bitte nachgekommen war, fiel die schwere Tür mit einem Rumms ins Schloss. "Ich fühle mich geehrt, wie kann ich Ihnen denn behilflich sein?"
"Kennen sie die Pazuzu-Biene?“, fragte sie rethorisch, denn man konnte kein Biologe sein ohne jemals davon gehört zu haben.
„Ja, selbstverständlich. Eine Legende, wie man in Fachkreisen munkelt“, antworte er.
„Ganz im Gegenteil. Sie ist sehr real und allgegenwärtig. Trent hat das Gift benutzt, um einen meiner Rangers in eine irre Killermaschine zu verwandeln, was ihn letztlich..."
"Töten wird", vollendete Mercer den Satz. "Aber wieso sollte Trent zu so etwas abgrundtief Fiesem fähig sein? Wie kann es überhaupt sein, dass er noch lebt?"
"Ich weiß, Sie haben bestimmt viele Fragen über ihren Sohn und ich kann Ihnen nur so viel sagen: Ein uns bisher unbekannter Gegenspieler hat ihm sein Leben wiedergegeben und seitdem ist er nicht mehr wieder zu erkennen. Er hat wieder weiße Rangerpower und nennt sich "Weißer Chaos Ranger". Kira hat er zum Sterben zurückgelassen, nachdem er sie dem Second-Genesis-Virus ausgesetzt hatte."
Antons Gesicht sprach Bände. Er war schockiert. In seinem Blick lag Unglauben. Ein Unglaube, den er sich bewahren wollte, er wollte nicht wahr haben, dass sein eigener Sohn erneut dem Bösen verfallen war.
"Also wieder ein böser, weißer Ranger. Euer Gegner hat Sinn für Ironie. Aber das ist schrecklich. Kann ich Ihnen oder Ihrem Team irgendwie gegen ihn helfen? Es ist schließlich mein Sohn, ich kann nicht zulassen, dass er sich unglücklich macht, vor allem nach all dem, was er sich mit Miss Ford aufgebaut hatte."
"Sie können uns jetzt den Arsch retten, indem Sie einen der Unsrigen vor dem sicheren Tod bewahren und Trents zugegebenermaßen ziemlich raffiniertem Plan zu verteilen. Können Sie ein Gegenmittel herstellen?“ Sie holte den Koffer hervor und zeigte ihm alle von ihr bereits gesammelten Daten und die Blutprobe. Anton war sehr fasziniert.
„Wenn ich ehrlich zu Ihnen sein soll, Hayley, weiß ich das nicht. Ich sehe das Gift jetzt zum ersten Mal, die chemische Zusammensetzung habe ich noch nirgendwo anders gesehen. Also ich hab keine Vergleiche. Doch mit den richtigen Komponenten könnte es mir möglich sein, das Gift zu eliminieren und…“
„Dann machen sie es und zwar schnell!“, unterbrach Hayley ihn harsch.
„Weil Sie es sind“, meinte Mercer seufzend. Er hatte Hayleys scharfen Ton nicht als Beleidigung aufgefasst, er wusste, was auf dem Spiel stand.
„Danke, aber beeilen sie sich!“
Während sie Mercer beeindruckt zu sah, ließ sie ihren Blick auch einmal ab- und durch den Raum schweifen. Auf einem hölzernen, mit edlen Figuren und Muster verzierten Schrank bemerkte das rothaarige Technikgenie ein Döschen. Auf diesem stand in großen Lettern "D-DNS". Da sie nicht wusste, was mit dem D abgekürzt werden sollte, kümmerte sie sich nicht weiter darum, sondern schaute Mercer interessiert zu, wie er das Gegengift herstellt. Die Zeit verflog, weshalb Hayley immer wieder auf die Uhr starrte. Sie wusste nicht, wie Conner sich draußen schlug und ob Rick bereits eine Gefahr für die ganze Stadt war. Die Zeit lief ihr davon.
„Können sie nicht noch schneller?“
Anton nickte zwar, doch seine Augen schrien Hayley förmlich an, seinen jetzt folgenden Vorschlag nicht anzunehmen. „Das ist möglich. Dann müsste ich einen Wirkstoff auslassen, der könnte es jedoch gefährden. Ich kann ohne einen Patienten nicht vorhersagen, ob eine unvollständige Fassung das Virus wirklich bekämpfen kann oder noch schlimmer es mutieren lässt.“
Hayley hatte nun die Wahl. Eine einsame Entscheidung musste gefällt werden, sie spielte Gott. Ihre Entscheidung konnte über Leben und Tod eines Power Rangers entscheiden. Risiko und damit die Chance auf eine Heilung oder Warten und damit den Tod der anderen Rangers und ebenso Ricks riskieren. Das konnte sie auf keinen Fall verantworten. Es war besser alles zu riskieren, als am Ende nichts festhalten zu können. „Lassen Sie ihn raus!“
Rick ahnte nichts von Hayleys Plan und torkelte am Ende seiner Kräfte durch die nächtliche Innenstadt von Lightning Bay. Die Lampen beleuchteten seinen Weg nur spärlich, doch die grünen Blitze, die in immer kürzeren Abständen durch seinen Körper jagten, verdrängten die Licht schluckende Schwärze ohne Probleme. Schweißperlen tropften sein Gesicht herunter, er atmete schwer und konnte sich kaum auf den Beinen halten, weshalb er auf vom Hoverboard gesprungen war, da auf diesem nicht länger hatte stehen können. Sein Gesicht war eingefallen, seine Haut kreidebleich. Das Pazuzu-Gift saugte den blauen Ranger aus, bis kein Fünkchen Leben mehr in ihm steckte. Als er die charakteristischen Rotoren der Hoverboards hörte, schaute er mit zusammengekniffenen Augen in den pechschwarzen Himmel. Seine vier Rangerkollegen sprangen von ihren Boards und landeten sicher auf dem Asphalt.
"Bis hierher und nicht weiter!", brüllte Dustin Rick zu, der nur ein müdes Lächeln hervorbrachte.
"Du hast meine Einladung also angenommen, Rivale", erwiderte Rick mit schwacher Stimme und verwandelte sich in den blauen Dino Legacy Ranger. "Ich bin bereit und wenn es das Letzte ist, was ich tue: Mein Auftrag wird erledigt, ich töte die Rangers!"
"Du lässt mir keine Wahl, Mann. Ich muss dich aufhalten", sagte Dustin und zückte seinerseits seinen Morpher. Ras und Jessica zeigte er an, dass sie zurückbleiben sollten. Rick hatte einen Zweikampf gewollt, also würde er ihn auch bekommen. "Mit den Kräften der Urzeit sind die Rangers alle Zeit bereit!"
"Identifiziert", kam es monoton aus seinem Morpher. Einen Wimpernschlag später stand der grüne Ranger verwandelt vor dem blauen.
Die Rangers schenkten sich nichts. Wenn Rick nach Dustin trat, erwiderte der die Attacke augenblicklich und schlug ihm in den Magen. Somit landeten beide auf dem harten Betonboden und hielten sich beim Aufstehen die schmerzenden Stellen. Wie Hayley es gesagt hatte, das Gift hatte Rick deutlich stärker gemacht. Dustin wusste, dass Worte sinnlos waren und er hatte auch nicht vor an Ricks Moral zu appellieren, denn das Gift kontrollierte seinen Verstand, es hätte keinen Zweck. Stattdessen sprang der grüne dem blauen Ranger mit der Faust entgegen. Rick wich blitzschnell zur Seite aus und rammte Dustin seinen Ellenbogen ins Kreuz. Aufschreiend fiel Dustin zu Boden. Schmerzen von unbekanntem Ausmaßen lähmten ihn. Rick griff jetzt noch aggressiver an. Er packte den grünen Ranger am Anzug und schleuderte ihn mit einem Arm durch die Luft. Dustin flog ohne sich wehren zu können durch eine Scheibe, es klirrte und Scherben regneten auf ihn hernieder. Rick war ihm mit seiner übermenschlichen Kraft überlegen. Dustin wollte sich jedoch keiner Blöße hingeben und rappelte sich wieder auf. Er musste Rick die Stirn bieten, bis Mercer mit dem Gegengift fertig war. Dennoch durchbrach Rick mit seinen neuen Kräften mühelos Dustins Verteidigung und traf ihn mit der Faust an der Brust. Die rohe Gewalt ließ Dustin über den Platz fliegen, bis er von einer Laterne schmerzhaft gestoppt wurde. Sie bog sich in der Mitte durch und Funken sprühten aus der zerstörten Lichtquelle an der Spitze. Dustin wusste nicht, wie lange er das noch durchhalten konnte. Da bemerkte er aus dem Augenwinkel ein schnell näher kommendes Fahrzeug. Die Scheinwerfer von Tommys Jeep erhellten den gesamten Platz, auf dem der Zweikampf sich abspielte. Hayley stoppte den Wagen und hielt die Ampulle mit rotem Gegengift hoch. Dustin nickte kaum merklich. Rick würde sich das Gift wohl kaum freiwillig verabreichen lassen, aber er konnte auch keinen Treffer gegen ihn landen, um ihn kurz außer Gefecht zu setzen. Doch dann hellte sich das Gesicht des Styraco Rangers plötzlich auf, was unter dem Helm natürlich niemand sah. Sein Plan beruhte nur auf einer Hypothese, aber es könnte funktionieren.
Er winkte Rick zu sich. "War das etwa schon alles?"
Seine Provokation funktionierte. Rick lief auf den Styraco Ranger zu. Er holte aus und hieb nach ihm, doch Dustin duckte sich schnell und der Schlag ging ins Leere. Da er sein gesamtes Körpergewicht in den Schlag gelegt hatte, verlor der blaue Ranger kurz das Gleichgewicht und wankte. Seine linke Seite war völlig offen. Mit einem gezielten Tritt brachte Dustin Rick zu Boden. Er drückte Rick seinen Unterarm an die Kehle und beschwerte seinen mit grünen Adern und schon sehr stark abgemagerten Körper mit seinem eigenen.
"Das war´s."
Blitze zuckten unkontrolliert über Ricks Anzug, der blaue Ranger schrie vor Pein. Sein Anzug löste sich auf und Hayley eilte herbei. Sie stach im die Spritze in den Hals. Sie zögerte, obwohl sie wusste, wie hoch das Risiko war, keine Sekunde und drückte die rote Flüssigkeit in Ricks Körper. Die Rangers versammelten sich um ihn. Jessicas Sorge um ihren Rangerkollegen war stark wie nie zuvor. Was, wenn Mercer versagt hatte? Er war zwar der führende Biologe, aber das Pazuzu-Gift war noch nie erforscht worden. Doch ihre Bedenken waren unbegründet, Mercer hatte ganze Arbeit geleistet. Schon nach wenigen Sekunden wurden die widerlichen grünen Adern kleiner, bis sie nach einer halben Minute vollständig verschwanden. Zaghaft öffnete Rick seine Augen. Verwirrt schaute er sich auf dem Platz um.
"Seit wann ist es denn Nacht, warum schaut ihr mich so besorgt an und wieso zum Teufel presst du mir dein Knie in den Bauch, Dustin?", fragte er mit seinem üblichen schelmischen Grinsen.
Dustin verwandelte sich zurück und erhob sich wieder. Dann hielt er Rick erleichtert die Hand hin, welche der blaue Ranger sofort ergriff und sich daran hochzog.
"Puh, das ist eine lange Geschichte. Die Kurzfassung: Du wurdest durch ein uraltes Gift böse und hast uns angegriffen, beinahe unsere Zords vernichtet, aber ich habe dich schlussendlich aufgehalten und das nur dank Ras´ Spiel." Rick schaute ihn fragend an. "Im Spiel hast du immer den gleichen Fehler gemacht, bei einem Hieb hast du deine Seite offen gelassen. Also hab ich angenommen, dass du diese Schwäche auch im wahren Leben hast und konnte dich so besiegen und davon abhalten mich vernichtend zu schlagen."
"Danke, Mann, aber du bist mir eine Revanche schuldig."
"Wieso?"
"Ich kann nicht fassen, selbst als Böser, dass ich gegen dich verloren habe", antwortete Rick lachend und die anderen stimmen ein. Nur Jessica nicht.
Kira schaute lächelnd auf, als Conner in ihr Zimmer trat. Sie hatte sich bereits angezogen, schwarzes, langes T-Shirt und Jeans, sich geduscht und hätte Conner es nicht besser gewusst, hätte er es nie für möglich gehalten, dass seine alte Freundin vor wenigen Stunden noch im Koma gelegen hatte. Das Koma und die Second-Genesis-Krankheit hatten keinerlei Spuren hinterlassen. Die totenähnliche Blässe war ihrem sonnengebräunten Teint gewichen.
"Die Ärzte können es sich nicht erklären, aber sie meinen, dass ich vollkommen geheilt bin. Keine Second-Genesis mehr in meinem Körper und was auch immer das Koma ausgelöst, weg, alles Schädliche sei aus meinem Körper gewichen. Zumindest sagen ihre Tests das, aber wenn ich eines über diese widerliche Krankheit gelernt habe, die schon so viele Rangers das Leben gekostet hat, dann, dass sie niemals einfach so verschwindet", informierte Kira Conner, wobei ihr Blick bei dem letzten Teil weniger freundlich wurde. Angst konnte Conner in ihren Augen lesen.
"Hör zu, Kira, ich... ich wollte dir nur sagen, dass ich..."
"Es braucht dir nicht Leid zu tun, es war doch nicht deine Schuld", half Kira Conner. "Du hast keine Schuld, also laste dir keine auf."
Conner senkte den Kopf. "Keine Schuld, pah! Mein Morpher hat diesen Energieblitz ausgesandt, der dich beinahe dein Leben gekostet hätte. Und was auch immer dich gerettet hat, wenn es nicht passiert wäre, hätte ich dich auch noch verloren. Neben Ethan, Doktor O. und Trent."
"Hey, mach dich nicht fertig. Ich bin doch hier, oder? Das ist alles, was zäht."
Conner nickte mit einem schwachen Lächeln. "Du hast ja Recht."
"Was hat Hayley denn zu dem Morpher gesagt?", fragte Kira interessiert.
"Sie hat ihn analysiert, bevor sie ihn mir zurückgegeben hat, aber nichts gefunden. Das heißt, dass das Programm, dass den Blitz ausgelöst hat, sich entweder selbst zerstört hat oder es nur eine simple Fehlfunktion war."
"Doch du glaubst nicht an Letzteres, oder?"
"Nein", gab Conner. "Und ich weiß auch nicht, wie ich das beweisen soll. Die Frage, die sich stellt, ist, wie das Programm auf den Morpher kam. Gehackt? Bereits vorher installiert und nur aktiviert? Aber glaub mir ruhig: Dass dieser Blitz in dem Moment losging, als ich dich, eine Rangerin, berührte, ist kein Zufall. Jemand hatte es auf dich abgesehen, jemand will dich tot sehen."
"Er wird es erneut versuchen und dann lasse ich mich nicht so leicht abservieren." Sie schulterte ihre fertig gepackte Tasche und umarmte Conner. "Vielen, vielen Dank, für alles, was du getan hast."
Conner löste sich aus der Umarmung. "Dich beinahe zu töten war keine Meisterleistung."
"Du hast mich vor Trent gerettet. Lass uns ihn nicht mehr Trent, sondern Weißer Chaos Ranger nennen, denn mit dem Mann, den ich einst liebte, hat er nichts mehr gemein. Er ist ein Monster geworden, er war bereit mich zu opfern, um seine Macht zu steigern. Dafür danke ich dir. Ohne deine coole Rettungsaktion wäre ich auf dieser Trage gestorben."
Der schwarze I.D.C. Ranger musste unwillkürlich lächeln. "Ja, da hast du Recht, es war ziemlich cool. Aber du darfst nicht vergessen, dass ich nur der mit der Coolness und dem Können war, Hayley hatte auch eine maßgebliche Beteiligung an deiner Rettung. Und ich bin mir sicher, dass sie dich auch gerne sehen würde, sie ist krank vor Sorge."
Conner hielt seinen metallen glänzenden Morpher vor sich und öffnete in dem spartanisch eingerichteten Krankenhauszimmer ein Portal. Er hielt Kira seine Hand, die diese ohne das geringste Zögern ergriff.
"Lass das mit der Coolness ja nicht Hayley hören", meinte sie lachend zu Conner gewandt und gemeinsam traten sie durch das schwarze Loch, welches sie schluckte und sich danach wieder zusammenzog.
In der Basis wurde der ehemalige gelbe und ebenso rote Ranger bereits erwartet. Freuden strahlend empfing Hayley die Blondine mit einer Umarmung.
"Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht."
"Besser als das, ich fühle mich wie neugeboren", erwiderte Kira. "Doch ich weiß nicht, wie das möglich sein kann: Ich war fast schon tot, doch dann habe ich ein warmes Licht gespürt, das auf der Haut geprickelt hat und dann schlag ich auch schon die Augen auf."
"Ja, die Umstände mögen ein wenig schwammig und mysteriös sein, aber viel wichtiger ist, dass du wieder bei uns bist. Alles anderes ist relativ unwichtig."
"So optimistisch kenne ich dich ja gar nicht. Wo ist die alte Hayley hin und was hast du mit ihr gemacht?"
"Witzig", entgegnete Hayley und musste doch schmunzeln. "Natürlich lasse ich unsere Probleme nicht außer Acht. Die Gehörnte, die dich auf der Landstraße attackiert hat, der wahnsinnige Trent, dazu ein böser, schwarzer Ranger. Sie sind allgegenwärtig und in nicht geringer Zahl vertreten. Aber deine Genesung ist der erste wirkliche Sieg seit Langem und da darf man sich doch freuen, oder?"
"Aber selbstverständlich", antwortete Kira und wandte sich von Hayley ab und den Rangers zu. "Hallo, Rangers. Wir kennen uns noch nicht. Ich bin..."
"Kira Ford, Popqueen und ehemaliger Dino Thunder Ranger ebenso wie die Anführerin unseres Teams", unterbrach Ras sie und musste sich erneut einen Rippenstoß von Dustin gefallen lassen. "Sorry, das ist wohl der Fan mit mir durchgegangen."
Kira lachte geschmeichelt. "Fans zu haben ist immer schön. Hayley hat mir gerade im Schnelldurchlauf von euren Abenteuern erzählt und obwohl ich sehr gespannt bin sie aus eurem Munde in allen Einzelheiten zu hören, so möchte ich euch meinen tiefsten Respekt ausdrücken. Was ihr zu viert alles erreicht habt, ist unglaublich. Einen bösen Ranger besiegt, ein riesiges Monster ohne einen Megazord vernichtet, einen Freund vor sich selbst gerettet und trotz der Niederlage gegen Trent habt ihr weiter gemacht. Und niemals aufgegeben. Das ist der Kampfgeist, den ich von einem Rangerteam sehen will. Ihr seid wahre Helden, ihr seid wahre Power Rangers." In ihren Augen flammte alter Kampfgeist wieder auf. Ja, dieses Team war bereit mit ihr die Welt zu retten. Wie sie es im Krankenhaus gehört hatte. Sie war dazu bestimmt alle zu retten und die Blondine wusste, dass sie mit dem tollen Team vor sich dieser Aufgabe auch nachkommen konnte. Klar, sie waren jung und unerfahren und Trent war deutlich mächtiger als jemals zuvor. Doch sie erinnerten Kira an ihr altes Team, an die Power Rangers Dino Thunder. Sie waren grundsätzlich nicht anders. Und die Jugendlichen waren ebenso bereit wie sie einst, alles zu geben, um den Tag zu retten. "Und ich freue mich ein Teil eures Teams zu sein."
Die vier Rangers klatschten und auch Conner ließ sich zu einem Pfiff hinreißen. Die Stimmung war gut und Kira glaubte, dass ihre kleine Motivation notwendig gewesen war, ebenso wie die Tatsache, dass die gute Laune sie ein wenig ablenkte. Denn harte Zeiten standen an, im Moment herrschte die Ruhe vor dem Sturm. Aber sie war gewarnt worden. Das Multiversum würde in Dunkelheit fallen, wenn sie und ihr Team versagten.
Vor dem Cyberspace Café erwischte Rick Jessica endlich. Er hatte mit ihr schon reden wollen, seit das Pazuzu-Gift aus seinem Blutkreislauf verschwunden war, doch nie hatte er sie alleine sprechen können. Er hielt sie am Arm fest und war erleichtert, als die Brünette sich nicht los riss, sondern sich mit hochgezogenen Augenbrauen umdrehte.
"Was ist?", fragte sie mit harschem Ton.
Rick wurde wie immer nervös in ihrer Nähe. Seine Hände begannen zu schwitzen und er wollte seinen Blick abwenden, doch er bemühte sich, es nicht zu tun. Jessica sah wie immer wunderschön aus, für Rick würde es nie eine andere geben. Ihr langes Haar, ihre lebenslustigen Augen, auch wenn sie ihn gerade anfunkelten, und ihr Körper. Perfekt.
"Also...es ist so, dass ich..." Er räusperte sich. Reiß dich zusammen! "Ich habe meine Erinnerungen ab dem Zeitpunkt verloren, als das Gift mich begann auszusaugen. Und ich weiß leider, was ich getan habe, nachdem ich bei dir geklingelt habe."
"Leider beschreibt es nicht annähernd", erwiderte Jessica gereizt.
"Ich weiß, was ich getan habe war unverzeihlich, aber du musst verstehen, dass das nicht ich war. Das Gift hat diese Seite herausgekehrt, ich bin nicht so, du musst mir glauben", sagte Rick mit flehendem Unterton.
"Das habe ich mir seitdem auch versucht einzureden", sagte Jessica nun mit weicherer Stimme. "Immer wieder: Das war nicht Rick, das war er nicht, so etwas würde niemals tun. Und trotzdem sehe ich immer dein mit Adern durchzogenes Gesicht und dein arrogantes Grinsen vor mir."
"Es tut mir unendlich Leid, ich wollte dich nie verletzen. Ich kann nicht mehr ändern, was ich getan habe. Glaub mir, könnte ich es, würde ich es sofort tun. Ich will mich nur entschuldigen."
"Du hast mich aber verletzt, sehr sogar. Es tut mir Leid, aber ob Gift oder nicht, das warst du. Eine Entschuldigung reicht jetzt nicht mehr", beendete Jessica das Gespräch, drehte sich auf dem Absatz um und ließ den blauen Ranger einfach stehen. Dieser wollte noch etwas sagen, ließ es dann aber doch bleiben. Schon bald konnte er sie nicht mehr sehen, die pechschwarze Nacht hatte sie geschluckt. Jessica hatte nicht Unrecht. Er war es gewesen. Rick verfluchte Trent, hätte er nicht dieses Monster erschaffen, wäre zwischen ihm und Jessica noch alles wie früher. Er könnte einen perfekten Moment abpassen, um sie endlich zu küssen. Stattdessen hatte sein ekelhaftes Gift-Ich das längst getan. Wäre er doch nie ein Ranger geworden. Rick atmete tief durch, steckte die Hände in die Jackentasche und ging dann in die entgegengesetzte Richtung von Jessica. Sein Blick war voll von Traurigkeit.
Es war bereits mitten in der Nacht, Tendenz zu frühem Morgen, und sowohl die Rangers als auch Conner waren vor zehn Minuten gegangen bzw. durch ein Portal verschwunden. Kira und Hayley saßen schweigsam nebeneinander und starrten auf die Bildschirme. Ein Thema schwebte wie ein Damoklesschwert über ihnen. Keiner wollte es ansprechen, doch schließlich tat es Kira.
"Hat Conner meinen Morpher aus der Festung bergen können?"
"Ja, du hattest ihn schließlich in der Hosentasche verstaut. Aber wie er aussieht, wird dir nicht gefallen", prophezeite Hayley und öffnete eine Schublade rechts von ihr. Sie umschloss den Morpher mit beiden Händen, zumindest die meisten Teile, die sie fassen konnte und ließ ihn auf den Tisch fallen. Kira schluckte, sie war geschockt. Der Morpher war durchgeschmort, Kabel standen überall ab und kein Stück war mehr da, wo es einst gewesen war. Das Display war nicht einmal mehr an dem Morpher befestigt. Nur noch ein Haufen Schrott, wertloses Metall.
"Ich nehme an, dass er, da er als Verbindung zwischen dir und deiner Power diente, vollkommen durchschmorte, als Trent sich deiner Kräfte bemächtigt hat. Bevor wir wieder darauf zurückkommen, wie hast du Trent erlebt?"
Kira dachte mit Schrecken an die Zeit zurück. Schmerzen, Pein, nichts anderes. Unendliche Qualen. Das spöttische Lachen von Trent hallte in ihrem Hinterkopf wieder. Er war komplett irre, er hatte sie wirklich geopfert, wenn Conner nicht gewesen wäre. Dabei hatten sie sogar eine Hochzeit geplant. Wie hatte er nur so etwas tun können.
"Ich möchte nicht darüber reden", antwortete sie Hayley. Diese nickte verständnisvoll. Die Rothaarige konnte selbst noch gar nicht fassen, dass Trent am Leben und so wahnsinnig war, dass er die Liebe seines Lebens, die Einzige, die zu ihm hatte durchdringen können, als er von dem bösen Dinojuwel besessen war, getötet hätte. Kira hatte so etwas nicht verdient.
"Ich sag dir, wie es ist...", begann Hayley, doch Kira unterbrach sie.
"Es wird keinen roten Ranger geben?"
"Deine Rangerenergie wurde komplett abgesaugt. Ich kann sie nicht wiederherstellen. Also nein, es wird niemals einen roten Dino Legacy Ranger geben."
Kiras Blick spiegelte Unglauben wieder. Sie hatte die Antwort zwar insgeheim gewusst, aber sie laut ausgesprochen zu hören, war noch einmal etwas anderes, es ließ den Gedanken Realität werden. Sollte ihre Mission schon zu Ende sein?
Kat fuhr erschrocken zusammen, als Kyria ihren Namen durch die gesamte S.P.D. Kommandozentrale, die voller Monitore und hochmodernen technischen Geräten war, brüllte. Das katzenartige Alien drehte sich mit einem Kloß im Hals um. Sie hatte gewusst, dass die Gehörnte kommen würde, um ihr Versagen zu bestrafen. Hoffentlich blieb der Leiterin der S.P.D. noch genug Zeit sich zu erklären. Mit wütenden Schritten stampfte die in ihre Rüstung gehüllte Kyria auf Kat zu. Ihr kunstvoll verziertes Schwert steckte in der Scheide. Kat schluckte schwer bei dem Anblick. Die Klinge konnte selbst Knochen ohne Probleme durchschneiden.
"Mittagspause!", rief Kat und schnell verließen ihre Mitarbeiter die Kommandozentrale, einer schneller als der andere. Kyria hatte sich einen Ruf als grausame Killerin und Sadistin erworben und niemand wollte länger als nötig in ihrer Nähe sein. Blitzschnell schnellte Kyrias Hand an Kats Hals und sie drückte zu.
"Warum ist der rote Ranger noch am Leben? Die Second-Genesis-Krankheit sollte sie vom Erdboden tilgen!", brüllte sie mit einer kleinen Prise Furcht in der Stimme. Das Zittern blieb Kat nicht verborgen. Kyria unterstand dem Meister und der duldete keine Versagen, weshalb Kat ihr Problem war, da sie in Kyrias Auftrag gehandelt hatte. Um eine Antwort hören zu können, ließ die Gehörnte Kat los, die zu Boden fiel und japsend nach Luft rang. "Hast du Conner geholfen, Kat? Und lüg´ mich nicht an, du weißt, dass ich das erkenne!"
"Nicht wirklich, ich habe es für einen guten Plan gehalten. Es ist wahr, dass ich McKnight zu Silf geschickt habe, aber nur weil ich gedacht habe, dass das alte Wrack ihm auf keinen Fall helfen wird."
"McKnight war also recht überzeugend. Was hast du dir von so einem Handeln erhofft, das gegen die Pläne des Meisters arbeitete?"
"Nun ja, ich wollte dem schwarzen Ranger einen Strohhalm geben, um kein Misstrauen zu erwecken. Später durfte kein Verdacht auf mich fallen, dass ich sie hätte retten können, was Conner zweifellos herum erzählt hätte und andere hätten gewusst, dass wir längst die Technik dazu haben und ihm das verraten. Ich wollte ihm seine ganze Zuversicht nehmen, sodass wir ihn leichter manipulieren und auf unsere Seite ziehen können. Doch als ich sah, dass Silf seine Pennertage hinter sich gelassen hatte, habe ich reagiert, um die Vision des Meisters doch noch Wirklichkeit werden zu lassen. Bitte, töte mich nicht, ich schwöre das ist die Wahrheit", flehte das Katzenalien.
Kyria rümpfte verächtlich die Nase. "Das ist ja erbärmlich. Steh auf!" Kat kam dem Befehl vor Angst zitternd nach. Sie hing an ihrem Leben und sie hatte nicht alles riskiert, ihre Stellung, ihr Leben, ihr Geld, damit sie sich dem Herrscher anschließen konnte, nur um von seiner linken Hand umgebracht zu werden. Dafür hatte sie zu lange und hart gearbeitet. "Dein Plan war perfide, der Morpher hätte Kiras Leben voller Pein enden lassen. Doch irgendwie hat sie es überlebt und nicht einmal der Herrscher weiß, wie das hatte passieren können."
"Ich mir auch nicht, wir haben nur eine ausgebrannte Leiche neben ihr gefunden."
"Ausgebrannte Leiche. Mmmh, ja das könnte helfen. Aber das änderte nicht die Tatsache, dass sie dem Herrscher jetzt zwei Fehlschläge würde melden müssen", zischte Kyria. "Trents Plan, die Pazuzu-Biene, die in seiner Dimension bereits nicht mehr existiert, aus einer anderen Dimension zu einem Monster zu verwandeln, hat trotz seines genialen Ansatzes nicht funktioniert, doch auch hier ist es knapp gewesen. Die Rangers werden nicht stärker, aber wir können noch bessere Monster und Kämpfer auf sie schicken, sie haben also eigentlich nicht die geringste Chance, zu überleben. Und auf lange Sicht hat Trents Plan doch noch etwas Gutes erreicht. Große Probleme kommen auf die Rangers zu. Es wird ein böses Erwachen geben."