Ranger L hat geschrieben: ↑Sa 24. Feb 2018, 05:16
Ich bin inzwischen auch mit Sazer-X fertig und ich kann nur sagen, das war eine verdammt starke Serie. Nachdem eher mittelmäßigen Eindruck, den ich nach den ersten zwei Serien hatte, waren meine Erwartungen nicht allzu hoch, aber Sezer-X hat mich tatsächlich ziemlich beeindruckt. Die Serie hatte so eine tolle Balance zwischen Humor und Story wie ich sie bislang eigentlich nur bei Go-Busters gesehen hatte.
Sazer-X ist nicht umsonst in meinen Top 10. Es war für mich auch die beste Chouseishin Serie. Schade allerdings, dass die Serie wohl im Vergleich zu ihren Vorgängern nicht so gut ankam und deshalb gekürzt wurde und es auch keine weitere Chouseishin Serie mehr gab. Das Franchise hatte wirklich Potential.
Ich denke mitunter die größte Stärke der Serie sind die Charaktere. Eigentlich jeder einzelne Charakter war unglaublich stark. Selbst Takutos Großvater ist mir mit der Zeit ans Herz gewachsen. Sie hatten so eine schöne Dynamik, alle waren extrem sympathisch und Blaird ist einfach nur ein absolutes Meisterwerk. Seine Redemtion Arc war vielleicht die Beste, die ich jemals gesehen hab. Soviel Build-Up und Development, von einem hitzköpfigen, semi-intelligenten Schurken, zu einem treuen, mitfühlenden und liebenswerten Charakter und das auch noch ziemlich humorvoll. Das ist verdammt beeindruckend. Locker Top 10 Toku Charaktere.
Man hat auch recht viele Charaktere gehabt. Aber man hatte auch nie den Eindruck, dass irgendjemand zu kurz kommt. Mich hat es auch ziemlich überrascht, dass Blaird zu den Sazern übergelaufen ist, auch wenn sich bei ihm ein Umdenken angebahnt hat. Die ersten Zweifel kamen ihm ja schon, als sich Barder als Maschine herausgestellt hat. Es war aber auch sehr nachvollziehbar bei ihm gemacht.
Auch die bösen fand ich sehr gut. Vor allem die drei Generäle waren sehr unterhaltsam und Neo-Descal war auch nicht schlecht. Das Konzept, dass sie in die Vergangenheit reisen um quasi die Anwesenheit von Sazer-X „auszugleichen“, (vergleichbar mit Timeranger, nur halt anders rum), fand ich ziemlich gut und auch, dass sie immer versucht haben, die Generäle am Leben zu halten war super. Es hat einem das Gefühl gegeben, dass die Bösen halbwegs kompetent sind und es ihnen nicht komplett egal ist, dass sie sich durch ihre Handlungen selbst auslöschen könnten (anders als beispielsweise die Legion of Doom in Legends of Tomorrow).
In den meisten Zeitreisestories geht es ja darum, dass die Guten die Zeitlinie bewahren wollen und die Bösen die Zeitlinie für ihre Zwecke ändern wollen. Hier war es mal genau umgekehrt. Die Zukunft sah nun nicht gerade rosig aus, weshalb man den Guten auch hier einen Eingriff in die Zeitlinie verzeiht. Aber es war trotzdem mal interessant, den Kampf um die Zeitlinie mal anders herum ausfechten zu lassen.
Jakall war find ich ein etwas eindimensionaler Charakter, aber hat bei der Entwicklung von Blaird geholfen, von daher war das schon ok. Er hat seinen Zweck erfüllt, aber ich bin froh, dass man seine Arc nicht zu lange gezogen hat.
Anfangs hatte ich noch geglaubt, es wird über kurz oder lang darauf hinauslaufen, dass man Jackal bekehrt und er für die Sazer kämpft. Dass man ihn dann doch hat sterben lassen, kam recht überraschend. Fand ich persönlich aber auch gut so, denn wenn man ihn bekehrt hätte, wäre das nur eine Wiederholung von Jinnou geworden. So blieb er dann eben ein Midseason Schurke, der aber eben weil er bei der Entwicklung von Blaird geholfen hat, sogar einen Sinn innerhalb der Story hat.
Ich bin auch relativ beeindruckt, wie viel man letztlich noch erklärt bekommen hat. Man ist ein bisschen auf die Cosmo Kapseln eingegangen, was ich nicht unbedingt erwartet hätte, man hat sich sehr gut mit Remys Vergangenheit auseinander gesetzt und sogar erklärt, warum sie keinen Anzug tragen kann, womit ich niemals gerechnet hätte.
Man hat sich auch halbwegs vernünftig mit den Folgen der Zeitreise auseinander gesetzt und mir durchweg das Gefühl gegeben, dass die Charaktere, auch wirklich über das nachdenken, was sie tun und nicht nur die Zeitlinie manipulieren, wie sie grade lustig sind. Das allein ist schon mal sehr viel wert.
Einen größeren Logikfehler gab’s aber dann doch. Und zwar hat man nicht darauf geachtet, dass wenn ein Charakter oder gegebenenfalls eine Charaktergruppe (wie in dem Fall Neo-Descal) durch Veränderungen aus der Zeitlinie gelöscht wird, das auch Auswirkungen auf alles was diese Charaktere getan und beeinflusst haben, haben müsste. Man hat diesen Fehler im Grunde 2-mal gemacht, das erste Mal mit Groza und am Ende nochmal mit dem Verschwinden von Neo-Descal und Shark. Beispielsweise dürfte Remy nie gerettet worden sein, wenn Shark nie existiert hat. Eigentlich hätte die gesamte Sazer-X nie existiert haben dürfen. Und sowas find ich dann halt immer etwas irritierend.
Trotzdem halte ich der Serie definitiv zugute, dass sie an sehr viele Dinge gedacht hat. Sie haben daran gedacht, das Shark ohne Neo-Descal nicht mehr existieren kann, sie haben daran gedacht, dass er sich auch ohne die Zerstörung der Cosmo Kapseln auflösen muss und auch Kompliment dafür, dass die Sazer und Co. am Ende nicht doch noch auf magische Art und Weise einen Weg gefunden haben, in die Zukunft zurück zu kehren. Es hat sogar Sinn gemacht, dass Remy mit Takuto auf der Erde bleibt, weil sie ja eigentlich immer schon von der Erde stammt. Im Großen und Ganzen kann ich trotz des Logik Fehlers mit dem Ende leben und da das halt auch wirklich buchstäblich mein einziger Kritikpunkt an der Serie ist, hat das auch keine allzu großen Auswirkungen auf meine Bewertung.
Zeitreisestories lassen sich wohl nie ganz ohne Logikfehler erzählen. Die Sazer-X hätten nie existieren dürfen, aber dann hätte man auch gleichzeitig ein Paradoxon ausgelöst. Denn ohne die Sazer-X hätte niemand in die Vergangenheit reisen können und Neo-Descal aufhalten können, wodurch eigentlich wieder die ursprüngliche Zeitlinie hergestellt wäre, wo es dann aber wieder die Sazer gibt. Da ist es vielleicht ganz gut, dass man mit den Cosmo Kapseln noch ein mystisches Element hat, wo man die Logikfehler am Ende noch mit der "Magie" der Cosmo Kapseln erklären könnte. Hat aber der Serie keinen Abbruch getan. Aber ich fand es gut, dass am Ende Shark doch noch verschwunden ist. Das hat nämlich gezeigt, dass auch wenn die Guten nun eine bessere Zukunft geschaffen haben, sie für den Sieg einen hohen Preis zahlen mussten. Es war zwar ein positives Ende, aber mit einem bitteren Beigeschmack. Und weil man auch als Zuschauer eigentlich damit gerechnet hat, dass es ihnen noch irgendwie gelingt, dass Shark nicht verschwindet. Das zeichnet die Serie auch aus. Man rechnet mit vielen Dingen, weil sie den typischen Toku Klischees entsprechen, aber dann kommt alles anders. Sazer-X hat da schon stellenweise das Toku Genre auf den Kopf gestellt.
Zusammengefasst kann man sagen, bis auf einen größeren Logikfehler war die Serie nahezu perfekt. Es ist einerseits Schade, dass sie gekürzt wurde, aber ich hatte jetzt eigentlich auch nicht den Eindruck, dass großartig irgendwas fehlt. Dass man das theoretische Paradoxon am Ende ignoriert, war bei einem derartigen Setting wohl unvermeidbar, aber sonst kann ich der Serie wirklich nichts vorwerfen und wenn man bedenkt, dass sich auch ToQger und Orb in meinen Top 10 befinden, bei denen ich ebenfalls das Ende nicht mochte, muss der Weg für Sazer-X eigentlich eindeutig sein. Unnötig zu sagen, dass es natürlich mit riesigem Abstand die beste Chouseishin Serie ist.
(Btw. echt Schade, dass man nicht so recht zurückverfolgen kann, von wem diese Serien geschrieben wurden, gerade auch wegen dem doch drastischen Qualitätsunterschied zwischen den Staffeln fände ich das echt interessant zu wissen.)
Klar ist es schade, dass die Staffel nicht über die volle Laufzeit gegangen ist, aber vielleicht hat die Kürzung der Staffel auch gut getan. So gab es eigentlich kaum Filler. Die Story wirkte komplett. Ich wüsste jetzt auch nicht, was man mit 12 weiteren Folgen noch alles hätte einbauen können. Es wäre dann zwangsläufig auf mehr Filler hinausgelaufen. Oder man hätte Jackal etwas mehr ausbauen können. Dennoch schade, dass die Serie so unterging, denn ich hätte gerne noch eine vierte Chouseishin Serie gesehen. Gerade nach Sazer-X hatte ich Lust auf eine Fortsetzung. Mittlerweile hätte ich eh wieder Lust auf einen Rewatch der Chouseishin Reihe. Es ist ja auch schon über 10 Jahre her, dass ich die drei Staffeln gesehen hab. Aber es gibt noch so viele Tokus zu gucken, dass ein Rewatch von bereits gesehenen Tokus erst einmal hinten anstehen muss.
Ich hab da leider auch kaum Infos zu den Writern gefunden. Ich weiß auch nicht, wer Main Writer der drei Serien war. Ähnlich ist es auch bei Rescue Force und Rescue Fire, wo es auch kaum Infos zu gibt. Vor allem würde ich gern manche Hintergrundinfos näher erläutert bekommen. Dass z.B. Jackal nur so ein eindimensionaler Charakter war, der auch recht schnell stirbt, war wohl auch nicht so geplant. Ich hatte mal gelesen, dass der Charakter aus der Serie geschrieben wurde, weil herausgekommen ist, dass sein Darsteller in Schwulenpornos mitgespielt hat. Da wüsste ich schon gerne, ob da was dran ist, oder ob das einfach nur irgendjemand in die Welt gesetzt hat, der den Charakter und den Schauspieler nicht mag. Bei so etwas tendiere ich ja eher zu letzterem.