Dies ist ein Extended Cut zu Folge 1: Lycanthrophy.
Folge 2:
Lycanthropy
Peter stand am letzten Tag vor dem Wochenende vor dem Eingang der Midtown High. Und zum ersten Mal in seinem Leben wollte er nicht in die Schule. Früher hatte er Schule immer gemocht, es war immer eine Herausforderung gewesen. Bis auf Naturwissenschaften, das hatte ihm einfach nur Spaß gemacht.
Aber jetzt?
Er war vollkommen alleine in diesem Gebäude. Es würde ihn verschlucken, langsam verdauen und dann gebrochen wieder ausspucken. Hier, genau an diesem Ort hatte das ganze Unheil angefangen. Hier war Gwen entführt worden, was nachher zu ihrem Ableben führte. Gwen, warum?
Hier hatte "dank" Flash Maxwell seinen Unfall gehabt, was ebenfalls zu seinem Tod führte. Sein bester Freund, warum?
Und hier hatte er auch MJ (wobei, durfte er sie noch so nennen?) kennengelernt, das schönste Mädchen der Welt. Aber dank Spider-Mans Pflicht würde sie ihn wahrscheinlich mit dem Arsch nicht angucken. Warum ging alles in seinem Leben kaputt? Peter rollte eine Träne die Wane herunter. Eilig wischte er sie weg. Er war schon Parker der Nerd, Parker der Trottel, Parker der Schwächling (nur Flash glaubte das seit zwei Wochen nicht mehr) und und und, aber Parker die Heulsuse war er nicht.
Während er den Gang entlangschritt um zu seinem Spind zu gelangen, dachte er weiter über Spider-Man nach. Genau genommen, war er alles Schuld, er war es Schuld! Gwen wurde entführt, um ihn herauszulocken, er hatte Maxwell getötet.
Peter hasste es in dem Moment ein Held zu sein. Die Stadt hasste Spider-Man, er hasste sein Kostüm auch, warum brauchte diese Stadt ihn? Wenn er einem kleinen Kind einen Lolli gab, kamen sie schon mit Mistgabeln und...
"Hey", unterbrach ein Junge in etwa Peters Alter seine Gedankengänge. Er war sportlich, hatte hellbraune Haare, die nach oben gegeelt waren und ein spöttisches Grinsen auf den Lippen. Ähnlich dem von Max, aber er hatte ihn getötet, welcher Mensch tut so etwas? Oder war Spider-Man überhaupt noch ein Mensch oder war sein Alter Ego etwas anderes?
Wieder riss sich Peter zusammen und kehrte in die Gegenwart zurück. "Ähem, ja bitte? Was gibt es?"
"Ich suche den Physikraum 2, kannst du mir sagen wo er ist?"
Plötzlich setzten bei Peter starke Kopfschmerzen ein, aber nicht wie normal, sondern so, als würde sein Gehirn sich aus seinem Kopf entfernen wollen. Der Spinnensinn explodierte förmlich, aber weswegen? Der Junge vor ihm war ganz normal, aber er versuchte den sechsten Sinn zu verdrängen. Apropos dieser schaute ihn komisch an, ein schmerzverzerrtes Gesicht, war wohl nicht die Antwort, die er erwartet hatte.
"Kopfschmerzen, habe ich immer wieder, mal. Die Treppe dort drüben nach oben, dann links und sofort wieder rechts. Die zweite Tür auf der linken Seite", erklärte Peter.
"Ja, danke. Wirklich alles okay mit dir?"
"Alles okay, war nur kurz. Alles wieder in Ordnung", beschwichtigte der Teilzeitsuperheld.
"Wenn du meinst, mein Name ist übrigens Harry."
"Peter", die beiden schüttelten sich die Hände, "schön dich kennenzulernen."
Mit einem "Wir sehen uns vielleicht" verabschiedete sich der Neue. Wenn Peter nur in Harrys Gedanken sehen könnte, denn der dachte gerade, was für ein Trottel der Held sei.
Er schaute ihm noch kurz nach. Er war auch mal der Neue gewesen. Am Anfang des Schuljahres und dann hatte es sofort seine langjährige Freundin Gwen erwischt. Warum nur? War er vielleicht einfach das Problem?
Peter schreckte aus seinen Gedanken hoch, als ein Ouuh Konzert ertönte. MJ schritt den Gang entlang, elegant gekleidet, wie immer, wunderschön, wie immer. Er hätte sie als Freundin haben können, als normale Freundin, wie Maxwell, aber nein, er hatte sich von seinen Gefühlen leiten lassen.
"Hey, MJ!", begrüßte Peter sie etwas hoffnungsvoll. Vielleicht war sie ja nicht so nachtragend.
"Habt ihr irgendwas gehört, Mädels?", fragte sie . Diese schüttelten synchron den Kopf.
Peter hätte seinen Kopf am liebsten immer und immer wieder auf den Spind treffen lassen, aber er ließ es bleiben. So sehr wollte er sich nicht blamieren.
Sie war nachtragend, er hatte es vermasselt. Er war vollkommen alleine in der Schule.
Da hörte er Flash im Hintergrund reden.
"Hi, wäre cool, wenn du morgen zu meiner Party kommst. Ab zehn Uhr wird gefeiert, wir haben genug Bier für drei High Schools und meine Eltern sind nicht da."
Er wusste nicht, wen er meinte, aber es war entweder eine Cheerleaderin oder einer seiner Freunde. Warum wurde er nie zu so etwas eingeladen? Aber er wusste die Antwort bereits und begab sich seufzend in den Unterricht.
"Name: Dillon, Maxwell; Codename: Electro; Kräfte:..."
"Peter?", unterbrach Tante May die Aktenanlegung ihres Neffen. "Es geht los!"
"Ja, Tante May!"
War es wirklich schon so spät? Er schaute auf die Uhr. Tatsächlich!
Er eilte aus dem Zimmer und nahm immer fünf Stufen der Treppe gleichzeitig. Schnell klappte er seinen Bildschirm herunter und der Laptop ging in den Stand-By Modus. Diese Akten würden ihm irgendwann mal helfen, das hoffte er zumindest.
Peter warf sich in den roten Sessel im Wohnzimmer und schaute sich das aktuelle Programm im Fernsehen an.
Es war die Landung der Stardust, einer neuartigen Rakete. Ihr Pilot war John Jonah Jameson III, der Sohn des cholerischen Daily Bugle Herausgebers. Auch dieser war vor Ort, sichtlich stolz auf seinen Sohn.
Der junge Held schaute zufällig auf die heutige Bugleausgabe. Der Titel war: "Spiderman ist eine Gefahr!"
Den Titel brachte er schon seit Wochen. "Erstens Jameson Spider-Man mit Bindestrich und zweitens habe ich dich vor diesem Hermann Schulz oder Shocker oder Detleff Günther oder wie er auch heißen mag gerettet. Danke für deine Dankbarkeit", sagte er sarkastisch.
Aber das Foto war interessant. Denn unten am Rand, so klein, dass ältere Menschen eine extrastarke Lupe bräuchten, stand, dass das Bild von Peter Parker war.
"Tante May, Tante May, Onkel Ben, Onkel Ben, die beim Bugle haben mein Bild gedruckt", verkündete er stolz.
"Peter, das war das letzte Bild von diesem Spinner. Er ist gefährlich!"
Vielen Dank, das wollte ich hören!
"Ach May, die Spinne ist ein Held! Gute Arbeit, Peter."
Peter klatschte mit seinem Onkel ab. Tante May machte sich einfach viel zu viele Sorgen, oder? Spider-Man mochte für die anderen keine Gefahr sein, aber vielleicht für ihn, Peter Parker?
John war ein junger Mann Mitte zwanzig und besaß dunkles Haar. Er verlangsamte die Stardust, bis die Jungs von der NASA eingriffen und für ihn die unglaubliche Technologie in der Rakete landeten. John ließ sich im Sitz erleichtert zurücksinken. Auf der Erde war es einfach am schönsten. Sein Co-Pilot Jason Macendale lachte auf. "Wuhuuuu! Wir sind wieder zu Hause!"
Auch John musste grinsen. Die beiden Astronauten öffneten ihre Sitze und frohlockten, als sie nicht mehr herumschwebten, sondern ganz normal Fuß vor Fuß auf die spezielle neue Metalllegierung setzen konnten.
Die Luke öffnete sich und sie traten mit Ringen unter den Augen und vollkommen erschöpft aus ihrem dreimonatigen Zuhause hinaus, nahmen ihre Helme ab und spürten an diesem sonnigen Freitag endlich wieder die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Glücklich kniffen sie die Augen zusammen und winkten. Die ganze Nation saß vermutlich vor dem Fernseher.
Als John aber vorsichtig die ersten Schritte auf der Erde machte, bemerkte er etwas Hartes in seiner Hosentasche, als wollte es ihn daran erinnern, dass das, was er tat, falsch war. Auf dem Mond hatte er nämlich einen roten Kristall gefunden. Es war der einzige weit und breit gewesen. Er selber war auch Forscher und wollte sich die Sache erst einmal ansehen, bevor er ihn der NASA übergab. Auf dem Mond hatte er so ein seltsame Glühen an dem (vermutlichen) Rubin festgestellt.
Und dann bemerkte er seinen Vater in der ersten Reihe. Er schrie "Das ist mein Sohn, das ist mein Sohn!" und machte sogar selbst Fotos für den Bugle. Ach, Dad, dachte John. Ich freue mich auch dich wiederzusehen. Er umarmte seinen Vater und sah erst da, wer neben dem Zeitungsherausgeber stand. Es war Betty Brand, sie hatte sonnengebräunte Haut und schulterlange, dunkle Haare, mit einem zur Seite gerichteten Pony.
"Oh, entschuldigen Sie Ms. Brant. Ich habe sie nicht gesehen." Er küsste ihre Hand. "Vielleicht wollen wir die Tage mal was essen gehen?"
Betty schaute ihn überrumpelt an. "Nur wir beide?", hakte sie nach.
John nickte lächelnd. "Nur wir beide."
Unbemerkt von all den Zuschauern floss (bzw. kroch, denn es schien sich zu bewegen) eine zähe, schwarze Masse aus dem Innenraum und bahnte sich seinen Weg weg von dem Lärm. Es mochte Lärm nicht, er machte es schwach und langsam. Diese Welt war voller Lärm es würde nicht lange überleben, es sei denn, es konnte sich mit jemandem verbinden. Aber es musste jemanden finden, der für diese Symbiose bereit war.
Der Biss einer radioaktiv verstrahlten Spinne verleiht dem Schüler Peter Parker die proportionale Kraft und Beweglichkeit einer Spinne! Mit seinen selbstgebauten Netzdüsen kämpft Peter als Spider-Man gegen alle möglichen Superschurken… und versucht nebenbei noch etwas wie ein normales Leben zu führen.
WhiteDino präsentiert: The Astonishing Spider-Man!
Chamaeleon führte ein weiteres Gespräch mit dem unbekannten AT.
"Noch brauchst du ihn nicht angreifen", sagte die etwas brüchige Stimme. "Bald wird einer frei sein und sich an einen der Fünf wenden. Er wird ihn töten wollen, alle von ihnen fühlen sich zu den Fünf hingezogen. Von ihm und einer Person aus dem Leben des Besessenen. Und Spider-Man ist nun einmal die perfekte Zielscheibe. New York wird in Schutt und Asche gelegt werden. Aber als einer der Fünf wird er es in den Griff bekommen. Und wenn er vollkommen ausgelaugt ist, brauche ich ihn. Denn wenn er sich nicht wehrt, ist es einfacher. Mit seinem Blut und seinen Genen werde ich ihn befreien und mit ihm werde ich die absolute Macht haben!"
Dmitri schluckte. Er half einem Irren, einem Gottesfanatiker. Aber er bekam Geld dafür und nur das war es, was man brauchte.
Währenddessen klirrten im teuren New Yorker Restaurant "Manhattan´s" die Weingläser von John und Betty beim leichten Zusammenstoß.
"Auf einen tollen Abend", sagte John und ahnte noch nicht, wie Unrecht er damit hatte.
"Auf einen tollen Abend", stimmte Betty zu.
Da kam auch schon ein Ober. Seine roten Haare waren zu einem sauberen Seitenscheitel gekämmt und er trug eine Anzugshose und ein weißes Hemd auf dem eine rote Fliege prangte.
"Haben Sie sich bereits entschieden, was sie essen möchten?", fragte er in einem feinen Ton.
"Hast du?", fragte John.
"Ja, ähem ich hätte gerne die Gemüsepfanne aber mit Kroketten statt Bratkartoffeln bitte."
"Kein Problem", erwiderte der junge Mann und schrieb sich die Bestellung auf.
"Und ich hätte gerne das Carpaccio mit kleinem Salat."
"Der Herr nimmt das Carpaccio mit kleinem Salat", murmelte der Ober beim Notieren. "Gut." Er nahm die Speisekarten entgegen. "Dankeschön."
Als er weggegangen war, eröffnete Betty wieder das Gespräch: "Es freut mich, dass wir uns schon so früh treffen konnten."
"Die Freude ist ganz meinerseits", entgegnete John charamant.
"Wie ist das da draußen eigentlich, im Weltall?"
"Es ist wie, als würde man Gott sein und auf die Erde blicken. Die Sicht ist atemberaubend und ... dieses Gefühl ist unbeschreiblich."
"Scheint so, als hättest du schon viel erlebt."
John öffnete schon den Mund zum Antworten, als plötzlich etwas in ihm wach wurde. Er hatte eine wichtige Aufgabe, auch wenn er nicht wusste welche. Er musste sie zu Ende bringen. Diese Mission war mehr wert als sein Leben. Und sie musste sofort erledigt werden. John lächelte Betty zu und stand dann auf. Ohne sich zu verabschieden ging er einfach aus dem Lokal und ließ Betty völlig fassungslos sitzen.
"Hallo, John? John!"
Aber John hörte ihr nicht zu und beschleuningte seinen Schritt. Ja, er musste die Mission zu Ende bringen!
Es war bereits Nacht, als John nach Hause kam. Er wohnte in einem schicken Penthouse in Manhattan. Von hier hatte er einen tollen Überblick über die Stadt, die niemals schläft. Den ganzen Tag lang hatte er Hände geschüttelt, Autogramme gegeben und Fragen beantwortet. Die einzigen positiven Nachrichten waren, dass er ein Date mit Betty Brant gehabt hatte, der Betty Brant. Sekretärin seines Vaters und mit Abstand die schönste Frau der Welt. Moment mal, konnte es sein, dass er sie sitzen gelassen hatte? Nein, das würde er nie machen. Aber plötzlich drängte sich wieder seine Aufgabe in seine Gedankengänge. Und dann verstand er die Zusammenhänge. Der Kristall. Den, den John für einen Rubin gehalten hatte, er bedeutete Macht, sehr viel Macht.
Sein Gepäck stellte er achtlos in die Ecke, befreite den Kristall aus seiner Hosentasche und nahm auf seinem Schreibtischstuhl Platz. Aus einer etwas größeren Schublade holte er sein Mikroskop hervor und hob es auf den Tisch. Dann legte er den Kristall vorsichtig unter die Lupe und schaute sich seinen Fund genauer an. Auf Anhieb sah er aus wie ein ganz normaler Rubin, auch beim Heranzoomen konnte er nichts ungewöhnliches feststellen. Bis auf vereinzelte, schwarze Farbflecke. Nein es wirkte mehr wie...Schleim!
In dem Moment wurde es Mitternacht und der Vollmond stand hoch am Himmel. Später würde der Astronaut und Hobbyforscher sich fragen, ob es Zufall oder Schicksal gewesen war. Denn als die reflektierten Lichtstrahlen der Sonne vom Mond den Kristall trafen, leuchtete er wieder. Es tat ihm in den Augen weh und John nahm die Augen geblendet vom Mikroskop. Dieses Leuchten war faszinierend. Es weckte in ihm etwas. Etwas fürchterliches. Der Kristall wollte ihm ein Geschenk machen, so glaubte er, aber er hatte einfach nur Angst. Pure Angst. Doch plötzlich legte sich in ihm ein Schalter um, eine Art Instinkt übernahm die Führung. Der Instinkt von einem Freigelassenen. Der Rubin reflektierte das Mondlicht und warf es auf John. Da wurde etwas in ihm wach, als hätte es sein ganzes Leben nur auf diesen Moment gewartet. Es versprach Macht. Diese war jedoch mit Schmerzen verbunden. John wusste das und wollte all das nicht. Aber ein innerer Drang zwang ihn dazu.
Sein Zahnfleisch riss auf und die Zähne wurden länger und spitzer. Er verwandelte sich in irgendetwas! Schreiend lief John ins Bad und schaute sich im Spiegel an. Sein ganzer rechter Arm war bereits voller Haare. Dann brach ein Knochen, der nächste und der nächste. Aufschreiend sackte der Astronaut zusammen. Sein ganzer Körper verrenkte sich. Er wurde bewusstlos.
Jolina Kyle torkelte die dunklen Straßen von Manhattan entlang. Sie hatte heute Nacht mal wieder richtig einen drauf gemacht. Mit ihren Freundinnen, Kathy und Diana war sie von Bar zu Bar geschunkelt und hatte viel zu viel getrunken. Plötzlich wurde ihr schlecht, richtig schlecht. Sie stützte sich an der Mauer zu ihrer rechten ab und erbrach sich über etwas Unkraut. Angewidert wandte sie sich ab. Dann putzte sie sich den Mund an ihrer teuren Jacke ab, von ihrem Verlobten bekommen und versuchte nach Hause zu kommen.
Doch augenblicklich war sie wieder nüchtern. Ihre Heiterkeit und Freude wich blanker Angst. Ein Knurren, sie hatte mit Sicherheit eins gehört. Panisch drehte sie sich einmal um sich selbst. "Hallo?", rief sie jetzt ganz kleinlaut in die Nacht.
Sie fröstelte, ein Kälteschauer nach dem anderen jagte ihr über den Rücken. Von hinten knurrte es wieder.
"Da-das, ii-iist nicht lustig", stammelte sie verängstigt.
Ein Zähnefletschen, direkt neben ihr. Jolina wollte es nicht, aber sie schaute sich um. Und sie blickte in blutrote Augen, die etwa einen Meter über ihr waren. Dieses Ding war 2,70m!
Schreiend lief sie. Aber dieses Etwas sprang mit einem Satz über sie und ein letzter Schrei war das letzte, was man von Jolina hören sollte.
Peter wurde um sieben Uhr morgens wach. Samstags war eigentlich nie der richtige Zeitpunkt um Auszuschlafen, aber ein bisschen Schlaf mehr, war schon ein Segen. Samstags hatten die Gangster immer Langeweile, im Endeffekt hatte er nur Arbeit.
Er schaltete sein Radio ein. Die Moderatorin berichtete gerade. "Das was letzte Nacht in Manhattan passiert ist, erschüttert die Bürger. Ein Frau wurde vollkommen zerfetzt aufgefunden. Sie konnte noch nicht identifiziert werden. Die Polizei ließ noch keine neuen Informationen verlauten. Aber sie scheint ratlos."
"Ein brutaler Mord. Scheint so, als müsste ich wieder ran."
In nullkommanichts war er in seinen hautengen rot-blauen Anzug gehüllt und setzte sich die Maske auf. Wehmütig schaute er zu dem Nachbarshaus. Eigentlich hatte er MJ heute um Verzeihung bitten wollen, aber Spider-Man machte ihm wieder einen Strich durch die Rechnung. Er sprang von der Fensterkante und schoss ein Netz an die Straßenlaterne. Er schwang sich knapp über dem Boden, ließ an der höchsten Stelle los und schoss ein weiteres Netz an das Haus gegenüber. Spider-Man zu sein hatte auch eine gute Seite. Das Netzschwingen!
Flash war schon länger wach und schaute sich lustige Katzenvideos auf Youtube an. Lachend schaute er aus dem Fenster und sah den Netzschwinger. Seinen großen Held. Er kramte seine Kamera heraus. Was dieser Parker konnte, konnte er schon lange. Aber als er ein Bild schoss, hatte er nur den strahlend blauen Himmel und einen Vogel auf diesem.
"Mist!", fluchte er. Wieder hatte nur er ihn gesehen. Aber er war auch der einzige, der ihn so sah, wie er war. Die Spinne war ein Held, er half, wo er nur konnte. Und trotzdem wurden er gehasst. Das hatte er nicht verdient. Parker schon, dieser mickrige Schwächlich, der hatte das voll krass verdient, aber die Spinne, nein, nein.
Peter hatte den Tatort schnell gefunden. Wenn man Manhattan aus der Vogelperspektive sah, fallen Absperrungen, Polizeiwagen und ein weißes Zelt, um alles vor den Blicken von Schaulustigen zu verbergen sofort auf.
Er landete auf dem rechten Dach, von dem er gut in die Gasse gucken konnte. Aber das Opfer konnte er nicht sehen. Er musste irgendwie näher heran, aber wie? Als Spider-Man würde das nicht klappen, aber als Peter Parker vielleicht schon.
Eine halbe Stunde später stand Peter Parker vor der Absperrung und wollte sie gerade passieren, als ein Muskelberg ihn zurückdrückte.
"Verzieh dich, Kleiner", befahl er drohend. Er besaß eine Glatze und hatte kleine Augen. Das war aber auch schon alles, der Rest war nur Muskeln. Peter dachte, dass ihm gleich die Knöpfe seiner Uniform entgegen springen.
"Ich bin der Praktikant von Detective Lee."
"Ach ja? Und wieso bist du dann hier, obwohl sie gerade den Verlobten befragt?"
"Also wurde sie identifiziert?"
"Ja, Jolina Kyle. Und warum bist du hier, eh?", beantwortete der Muskelberg ohne sein Wissen bereitwillig Peters Frage.
"Weil Detective Lee gesagt hat, ich soll hier mal nach dem Rechten sehen", entgegnete Peter. Der Typ war echt nicht der Hellste.
"Soll ich sie mal anrufen, um das zu überprüfen?"
Er kramte bereits sein Handy aus der Hosentasche, was mit seinen großen Fleischfingern nicht so einfach war.
Peter denk nach! Denk nach!
"Willst du sie wirklich mitten in der Arbeit stören? Das würde sie nur wütend machen. Willst du das? Willst du, dass ich ihr erzähle, dass du mich aufgehalten hast. Ein dümmlicher Gorilla?"
"Nenn mich noch einmal Gorilla und es rappelt."
Dennoch gab er den Weg für Peter frei. Als er weg war, schüttelte er den Kopf.
"Dank mir kommt aber wirklich niemand rein, der nicht rein kommen soll", lobte er sich irrtümlich.
Peter passierte leicht vor Nervosität schwitzend die Ermittler, grüßte alle und alle grüßten zurück.
Dann betrat er das notdürftig aufgebaute Zelt. Auf einer Trage lag ein Mensch, zumindest das, was davon noch übrig war. Peter wurde schlecht und offenbarte einem Mülleimer sein Frühstück.
"Wer bist du denn, Jungchen?", fragte eine junge Afroamerikanerin.
"Ich bin der Praktikant von Detective Lee", erklärte Peter, absichtlich seinen Namen vermeident. "Ich soll sie auf dem Laufenden halten."
"Bist du nicht etwas zu jung um ein Praktikant zu sein?", fragte sie skeptisch.
"Ja, ja das bin ich. Aber ich habe zwei Klassen übersprungen", rettete sich Peter.
"Ich bin die Gerichtsmedizinerin, Mariah Cane. Also, wo fange ich denn an. Sie über den ganzen Körper verteilt Bisswunden, aber keine menschlichen, sondern tierische. Wir wissen nur noch nicht welche."
Peter versuchte sich die Leiche genauer anzuschauen. "Das sind Wolfsbisse! Das hatten wir in der Schule."
"Okay, das macht das ganze weniger merkwürdig. Dankeschön. Ihr fehlen Gliedmaßen, als hätte man sie in Stücke gerissen. Desweiteren ist ihr Oberkörper verstümmelt, scheinbar Spuren von Krallen. Und es konnten immer wieder Hundehaare gefunden werden. Entweder ist das ein psychopathischer Mörder."
"Oder ein Tier", vollendete Peter den Satz.
"Genau, weiteres haben wir noch nicht herausbekommen."
"Ich werde das mal dem Detective melden, gute Arbeit Miss Crane."
"Danke, Mister ...?"
Peter überlegte kurz.
"Lerman, Logan Lerman."
Er musste grinsen, als er das Zelt verließ und sein Handy aus der Jackentasche holte.
"Logan Lerman? Der hat doch bei dieser seltsamen Spider-Man Serie von mir mitgemacht. Astonishing Spider-Man, der Titel ist cool, aber vor allem das Finale lässt zu wünschen übrig. Na ja, das wahre Leben schreibt halt die besseren Geschichten."
Dann wählte er die Nummer von Betty Brant.
"Guten Morgen, Peter."
"Guten Morgen, Miss Brant. Ich habe weitere Spidey Fotos und ich wollte nur fragen, ob Jameson Interesse hätte?"
"Es tut mir Leid, Peter, aber ich arbeite heute nicht. Jameson war zwar sauer, aber du kennst ihn ja mittlerweile."
"Okay, Miss Brant. Dankeschön für die Auskunft, bis dann, tschüss!"
Der Schüler wollte gerade auflegen, als ein Schrei ertönte.
"Miss Brant, hallo?"
"Hilfe!", schrie Jamesons Sekretärin aus Leibeskräften. Dann gab sie eine Addresse durch. "HILFE!"
Peter sprang mit einem Satz auf ein Haus, zog sich in Windeseile um und als Spider-Man schwang er sich, so schnell er konnte.
Er hangelte sich von Wolkenkratzer zu Wolkenkratzer. Bei Bettys Wohnung im 10. Stock angelangt sah er jedoch schon, dass da etwas nicht stimmte. Das Fenster war bis auf ein paar Glasreste am Boden nicht mehr vorhanden, die ganze Wohnung war verwüstet und Betty war nicht mehr da.
"Scheiße!", fluchte Peter.
In der Nähe hörte er jedoch Schüsse. Das könnte vielleicht sein Entführer sein. Er folgte den Geräuschen. Eine riesige Polizeiwagenflotte verfolgte einen weglaufenden Menschen, aber er war ziemlich, ziemlich groß und in seiner linken Pranke hielt er Betty. Peter ging tiefer und landete auf dem Dach eines Polizeiwagens.
Er beugte sich zum Beifahrer herunter. "Und mein Freund und Helfer, wen verfolgt ihr?"
"Spider-Man? Wieso willst du das wissen?"
"Weil ich helfen will!"
"Vergiss es!"
Dann eben nicht, du Vollidiot, dachte Peter und schwang sich vom Polizeiwagen auf das Vieh zu. Es war stark behaart, könnte das der Reißermörder sein?
"Peter", ermahnte er sich. "Das was du versuchen willst ist viel zu riskant."
Er schwang sich vor das Wesen, schoss ein Netz an einen Wolkenkratzer hinter es und schoss mit den Füßen voran auf es zu. Das Wesen hatte leuchtend rote Augen und riesige Reißzähne. Es lief aber wie ein Mensch. Ein Werwolf!
Das war das letzte, woran Spider-Man dachte, bevor er in den Wolf krachte. Der Werwolf war vollkommen überrascht und wurde in Richtung der Polizeiautos geschleudert. Er zerquetschte eines beim Aufprall, aber Betty hatte er losgelassen. Sie flog schreiend durch die Luft. Peter stieß sich von seinem Gegner ab und fing Betty in der Luft auf. Dann schoss er sein Netz an eine Straßenlaterne und ließ sich langsam herabsinken.
"Danke, Spinne", hauchte Betty dankbar und wurde bewusstlos.
Peter übergab sie einem Polizisten. Aber der Werwolf war nicht so leicht kleinzukriegen. Er lief mit allen vieren auf Peter zu. Dieser wich, durch den Spinnensinn alarmiert, aus und klebte das Maul des Wolfes zu. Dann wollte er ihn wegschleudern. Aber sein Gegner zerriss das Netz mit seinen Zähnen und packte ihn mit einer Pranke.
"Sei ein braver Hund", sagte Peter.
Aber der Werwolf dachte gar nicht daran und warf den Superhelden gegen ein Hochhaus. Peter landete auf dem Schreibtisch von einem etwas älteren Mann mit weißen Haaren, die nach hinten gingen. Er trug er eine gelb-orange Sonnebrille auf seiner Nase und unter ihr einen Schnäuzer.
"Entschuldigen Sie", Peter schaute angestrengt auf das Namensschild. Wenn da eins wäre.
"Stan Lee, sehr erfreut."
"Die Freude ist ganz meinerseits. Ich halte noch kurz einen wild gewordenen Werwolf auf und dann können wir uns weiterunterhalten", schlug Peter vor und schwang sich auf die Straßen von New York zurück.
"Mmh Spider-Man, wenn ich ihm Amazing dazuerfinde und seine Geschichten schreibe, könnte ich vielleicht aus diesem Laden heraus. Seit der Sache mit den Mutanten muss ich ja hier versteckt bleiben. Denkt die CIA. Dann bräuchte ich nur noch einen Titel des Verlages. Irgendwas mit Wunder, Marvel! Genauso wird es sein. Oder ich bleibe einfach Präsident. Na ja, morgen ist auch noch ein Tag."
Peter brauchte nicht lange auf seinen Konkurrenten zu warten. Dieser schnüffelte einmal und lief dann sofort auf Peters Versteck in einer Gasse zu. Unser Held wusste, dass er in einer Gasse keine Chance hatte und schwang sich auf die Straßen zurück. Der Werwolf sprang und zerriss Peters Seil mit seiner Klaue. Peter fiel und wurde immer schneller. Er wollte ein Seil schießen, aber die Patrone war leer. Das durfte ja nicht wahr sein! Das typische Parker-Pech, wie es Onkel Ben immer nannte. Mit zitternden Händen drückte er einen Knopf und die Patronen wechselten. Nach einem Fall von 10 Metern und einer grandiosen Auswechslung der Patronen schwang er sich auf den humanoiden Wolf zu. Aber dieser hatte ihn gewittert und das Letzte was Peter sah war eine haarige Hand. Im nächsten Moment lag er zwei Straßen weiter auf dem Boden. Direkt vor seinem Lieblingseisladen. Diesen betrieb ein Typ, der den Kosenamen Mr. Freeze hatte, weil, nun das wusste niemand.
"Ich muss ihn weglocken, weg von all den Menschen."
Denn so wie Peter das sah, folgte er ihm. Er wollte ihn. Aber warum? Erst kämpfen, dann die Fragen.
"Hey, Wölfchen, da oben ist ein Riesen-Knochen", spottete er und schwang sich auf ein Dach.
Der Werwolf sprang, einem inneren Drang folgend, Peter hinterher.
Auf dem abgeflachten Dach wurde er sofort mit einem Schlag erwartet. Peters Faust prallte jedoch an etwas hartem in seiner Brust ab. Ohne es zu wissen, "bewegte" etwas Böses, etwas Manipulierendes von dem Kristall auf sein Kostüm und die Spinne bekam einen dunkleren Ton, fast schon schwarz. Peters Spinnensinn explodierte, aber er schaffte es nicht mehr und die Klauen des Werwolfes zerfetzten den Magenbereich des Kostüms. Peter schrie vor Schmerzen auf, sein Kostüm färbte sich blutrot. Eine Kralle war tiefer eingedrungen, es tat höllisch weh.
"Wolf zerstört Spinne", knurrte der Werwolf.
"Oh, du kannst reden. Was will der Wuffi denn?", spottete Peter mit zusammengebissenen Zähnen.
Vor seinen Augen verschwamm die Umgebung. Er verlor zu viel Blut. Dieses lief ihm bereits wie Wasser über die Haut und tränkte den Anzug in Blut. Dazu auch noch die Anstrengung gegen den Werwolf zu kämpfen. Er hatte sich schlichtweg übernommen. Das Ende der Spinne. Seine Knie gaben nach und er fiel auf den Boden. Dieser Kristall, der jetzt durch das Fell leuchtete, könnte die Lösung sein. Er schoss ein Netz in die Richtung, aber er war zu schwach und konnte nicht mehr gut zielen. Das Netz ging in den Himmel.
"Danke für den Kampf, Man-Wolf!"
Gar kein schlechter Name. Und jetzt würde der Werwolf ihn zerfetzen.
Da wurde die Feuertür aufgestoßen und eine Frau mit dunkler Haut und einem Pferdeschwanz trat auf das Dach. Peter kannte sie aus der Zeitung, es war Detective Lee. Sie trug ein eine lila Jacke, ein weißes T-Shirt und hielt eine entsicherte Waffe auf den Werwolf gerichtet.
"Auf den Kristall", flüsterte Peter schwach.
Sie schoss ohne zu zögern. Krachend entlud sich die Pistole. Das ganze Magazin verschoss die Polizistin, die Kugeln trafen alle, aber am Kristall prallten sie wirkungslos ab. Der Werwolf heulte vor Schmerzen auf und als Detective Lee mit zitternden Händen das Magazin wechselte, verschwand die Bestie über die Häuserdächer.
Peter wälzte sich vor Schmerzen auf dem Dach, eine rote Pfütze bildete sich unter ihm und sie wurde immer größer.
"Du brauchst einen Krankenwagen", stellte Lee überflüssig fest.
"Nein, brauche ich nicht!", wiedersprach Peter schwach.
"Aber du hast zu viel Blut verloren..."
"Danke für ihre Hilfe, aber ich weiß was ich tue", entgegnete Peter schroff und stand mit wackligen Beinen auf.
Dann schoss er ein Netz den gegenüberliegenden Wolkenkratzer und Detective Lee schüttelte nur mit dem Kopf.
"War mir eine Freude mit dir zu arbeiten, Spidey", murmelte sie und steckte ihre Pistole in den Halfter.
Peter schwang sich durch sein geöffnetes Fenster und krachte vollkommen am Ende auf den harten Holzboden. Die unschöne Begegnung presste ihm die Luft aus den Lungen. Zum Glück konnte Tante May ihn nicht hören. Ihr Zimmer lag am anderen Ende des Flurs und sie guckte immer sehr laut fern. Und im Moment lief ihre Lieblingsschnulzensendung. Ihre Ohren waren auch nicht mehr die Jüngsten. Peter stolperte zur Tür und hielt sich an der Klinke fest. Er musste die Wunden verarzten.
Theoretisch könnte er auch ins Krankenhaus, aber da gäbe es dann unangenehme Fragen, woher er denn die Verletzungen hätte. Sollte er dann sagen "Ist ein blöder Unfall gewesen. Nein, Quatsch ich bin Spider-Man und ein Werwolf hat mich fast in Stücke gerissen."? Er schlurfte den Flur entlang und war froh, als er das Geländer zu fassen bekam. An diesem tastete er in das Wohnzimmer, übersah jedoch die letzte Stufe. Es gab einen ordentlich Krach, als Peter in einem zerfetzten Spider-Man Kostüm auf den Boden knallte. Hatte seine Tante ihn gehört? Sein ganzer Körper war schweißnass. Alles brannte, als würde sein Körper auseinander fallen. Die Küche tanzte vor seinen Augen. Dennoch erhob er sich noch einmal und machte Tante May´s Medizinschrank auf. Er sah alles nur verschwommen, aber den Verband erkannte er. Früher hatte Tante May ihm oft seine Spielwunden mit einer "Heilsalbe" bestrichen. Das war eine kleine Tube gewesen, eine grünge. Davon gab es in dem Wandschrank sogar drei, aber als Peter die rechte und die mittige nehmen wollte, fasste er ins Leere. Also gab es doch nur eine. Seufzend packte Peter die linke und die Verbandrolle und schleppte sich keuchend die Treppe hoch. Jeder Schritt war anstrengend, jede Bewegung schmerzte höllisch. So musste das Fegefeuer sein, vielleicht sogar etwas weniger schlimm.
Er sah, dass er eine kleine Blutspur zog, aber dafür konnte er eine Ausrede erfinden. Rote Farbe für Kunst, erledigt. In seinem Zimmer drückte er die Tür schwach ins Schloss und schloss ab. Am liebsten würde er ja ins Bad gehen, aber da könnte Tante May Verdacht schöpfen. Dann fiel er aufs Bett. Schwach öffnete er die Tube und presste den Inhalt auf den Verband, den er bereits ausgerollt hatte. Dann band er sich den Verband um die große Wunde am Bauch. Zuerst brannte die Salbe ein wenig und Peter biss die Zähne noch stärker zusammen. Daraufhin entaltete sie jedoch ihre angenehme Wirkung. An seiner Wunde wurde es schön kühl und sie bekämpfte den Schmerz. Aber dennoch war dieser sehr stark und Peters verschwitzte Haare fielen ihm ins Gesicht. Plötzlich standen zwei Leute neben seinem Bett und lächelten ihm zu. Der eine besaß ergrautes Haar und ein verschmitztes Grinsen, die andere war nur undeutlich zu erkennen. Peter machte seine Augen zu schmalen Schlitzen, ja den Mann kannte er. Das war sein... Vater?
"Dad? Bist du es wirklich?", fragte er.
"Aber sicher mein Sohn, wir sind immer bei dir. Du bist stark, du schaffst das. Du...", Richard Parker unterbrach sich mitten im Satz und verschwamm vor Peters Augen.
"Dad! Dad!"
Aber die Halluzination war weg und die Schmerzen, die er für einen kurzen Moment ausgeblendet hatte, waren wieder zurück. Gepeinigt schloss Peter die Augen, als plötzlich etwas in ihm sich an etwas erinnerte.
Flash machte doch eine Party! Er hätte daran nie gedacht, also eigentlich, aber scheinbar doch. Das würde ihm helfen, die Schmerzen zu vergessen, eine High School Party mit viel Alkohol. Hatte er das gerade wirklich gedacht? Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Trotzdem war es ein guter Gedanke. Er kramte ein paar normale Klamotten aus seinen Schränken und vergass seine Spider-Man Fetzen auszuziehen. Stattdessen zog er sich nur die Maske und die Handschuhe aus und "versteckte" sie unter seiner Bettdecke.
"Dann lass uns mal eine Party feiern", presste er stöhnend aus seinem Mund und sprang aus seinem Fenster auf die Straße, wobei er erst einmal in die Knie ging, sich dann aber wieder aufrappelte.
Bereits beim Einbiegen in die Straße, wo Flash wohnte, hörte er die laute Musik. Sie dröhnte durch die ganze Nachbarschaft und eine alte Dame von nebenan schrie sich die Seele aus dem Leib vor Ärger. Und es war gerade einmal 12 Uhr mittags!
Peter grinste, da würde es genug Alkohol geben, um seine Schmerzen wegzutrinken.
So schnell er konnte, lief er die Straßen entlang und bog in Flashs Einfahrt ein. Dort feierte bereits die gesamte Stufe lautstark, sie tanzten über den Rasen, manche jetzt schon ziemlich beschwipst. Peter ging in die Knie und atmete tief ein und aus. Diese Schmerzen...sie waren so stark. Als würde man ihm die Eingeweide ´rausreißen, warte, stimmt, das hatte der Werwolf ja fast gemacht. Es kümmerte zum Gück niemanden, das er sich hier vor Schmerzen krümmte. Er war immerhin Peter Parker, ein Nichts, manchmal war das aber auch ein Vorteil. Peter betrat schwankend das Haus und schaute sich um. Der Lärm war so laut, dass es in den Ohren wehtat. Eine Diskokugel hing schief von Decke, das Sofa lag auf der Rückenlehne und überall tanzten Teenager in Peters Alter. Es war kein Tanzen sie sprangen einfach nur auf und ab und bewegten ihre Arme. Fast jeder hatte ein Bier in der Hand, aber man wusste aufpassen, dass man nicht auf eine leere Flasche trat. Als eine Schülerin aus Peters Klasse ihn sah, buhte sie ihn aus. Drei Mitschüler taten es ihr nach. Peter winkte ab. An anderen Tagen würde ihn das ärgern, aber jetzt wollte er nur Alkohol. Andererseits, er fühlte eine Wut in sich, er wollte diesen Idioten zeigen, was er drauf hatte. Doch er unterdrückte diese Gedanken, was war nur los mit ihm? Er griff sich in der Küche eine Flasche Bier und öffnete sie. Dann nahm er einen langen Schluck und musste sich schütteln. Das war wirklich einfach nur eklig.
"Was soll´s, entweder das Zeug oder Schmerzen", murmelte er und nahm einen weiteren Schluck.
Wenn er es sich genau überlegte, so schlimm war es gar nicht.
John wachte auf. Verwirrt stand er auf und schaute sich um. Es war eine sehr schmutzige Umgebung. Eine Gasse, voller Abfall, man konnte ihn sogar schmecken. Der Astronaut rümpfte geekelt die Nase. Das war unter seiner Würde.
"Wie komme ich hier hin?"
Da bemerkte er die Halskette, ein roter Kristall. Er hatte stark geleuchtet und dann war er hier aufgewacht. Aber als er ihn abnehmen wollte, hinderte etwas in seinem Kopf ihn daran. Es war wie... wie ein Instinkt, er musste diese Kette anbehalten. John ging sich durch die Haare. Was war passiert?
"Du guckst verwirrt", sagte da eine alte Stimme in seinem Rücken.
"Sagt wer?"
Ein alter Mann mit zotteligem Bart, einer löchrigen Mütze und alten, verdreckten Klamotten saß hinter einem Müllcontainer, über dem mehr Fliegen kreisten, als John jemals gesehen hatte.
"Der alte Eddie", sagte der Penner und entblößte eine Reihe schwarzer Zähne. Er hielt John ein verdrecktes Brot hin. "Willste was?"
Der Angesprochene schluckte angewiedert. "Nein, danke. Wissen Sie zufällig wie ich hier hinkam?"
"Nein. Ich war den ganzen Tag unterwegs und hab in Mülleimern gewühlt."
So riechst du auch, dachte der Astronaut.
"Sie können mir also nicht helfen?", fasste John die Situation zusammen.
"Ja, der alte Eddie gibt dir aber noch ´nen Rat: Besorg dir was zum Anziehen!"
"Was...", John blickte an sich herab. Er war splitterfasernackt. Errötend bedeckte er sein wertvollstes Teil. Dann sagte er: "Danke, werde ich mir zu Herzen nehmen."
Der alte Penner grinste erneut und John schaute weg. Da schien dem Mann etwas einzufallen. Er stand auf und ging zu einer anderen Mülltonne auf der entgegengesetzen Seite. Er streckte seine Hand aus und kramte hinter der Mülltone. Dann zog er ein Sweatshirt und eine bis zu den Knien zerissene Jeans.
"Hab ich mal gefunden. Passt mir nicht, ist mir zu viel zu klein. Eventuell passen sie dir."
Er übergab die Klamotten John, der sie entgegen nahm und sich hinter der Mülltonne umzog. Sie passten wie angegossen. Auch wenn das kein Unterschied machte, den niemand würde ihn bei den Gestank angucken, aber das oder nackt.
"Dankeschön. Vielen Dank."
"Gar kein Problem. Der alte Eddie hat für jeden was."
Jetzt musste er nur noch nach Hause, er hatte noch etwas zu erledigen.
Die Mission!
Peter schnappte sich die nächste Flasche. Es waren bereits ein paar Stunden vergangen, aber wer guckte schon auf die Uhr?
Er war Spider-Man, hatte eine Vorbildfunktion und, da drängten sich wieder diese ihm fremden Gedanken in seine. Er brauchte den verdammten Alkohol, er spürte die Schmerzen immer noch.
Torkelnd, dieses Mal, weil er schon zu viel getrunken hatte, stolperte er über eine Ecke des Sofas und fiel. Erschrocken ließ er die Flasche fallen, die auf dem Fußboden zersprang. Zeitgleich fiel er in die Arme einer Mitschülerin. Sie besaß lange brünette Haare mit blonden Spitzen und trug nur noch ihren BH und Schlips. Peter wusste schon wer es war, bevor er ihr in die Augen blickte. Es war Liz Allan.
Dann bekam er einen Gedanken, der er sofort verfluchte, das waren doch nicht etwa seine Gedanken, oder?
Nicht Liz. Wenn er rational denken würde, würde er das gerade Gedachte nicht einmal ansatzweise denken. Liz war die mit Abstand größte B**** in der ganzen Stufe, jeder war mal mit ihr zusammen gewesen, mal abgesehen von den Strebern. Hatte er das gerade etwa wirklich gedacht? Aber seine Gehirnzellen hatten nichts mehr zu melden und so setzten sich seine Hormone durch. Sternhagelvoll küsste er Liz. Diese schaute ihn entsetzt an, lächelte aber dann.
"Du gehst ja ´ran, Petey!", lallte sie noch betrunkener als Peter.
Dann küsste sie ihn ebenfalls und grub ihre Finger in seine Haare. Sie drückte den Superhelden an die Wand und knutschte sein gesamtes Gesicht ab. Peter grinste, der Alkohol ließ wirklich alles besser werden. Er packte Liz am Rücken und gab ihr einen weiteren Kuss, darauf folgten mindestens zwanzig weitere.
Liz biss sich verführerisch auf die Unterlippe. "Lass uns doch ins Schlafzimmer gehen", flüsterte sie ihm ins Ohr und zerrte ihn mit sich.
Tante May öffnete die Herdplatte und nahm einen Nudelauflauf aus diesem. Die heiße Form stellte sie auf den Herd. Sie öffnete ein Fach und holte zwei Teller heraus.
"Essen, Peter!", rief sie nach oben.
Mithilfe eines Löffels füllte sie die Teller mit zwei etwa gleichgroßen Stücken.
"Peter!"
Wieder keine Antwort. Was war denn heute los? Sonst brauchte sie nur einmal zu rufen und Peter war sofort unten.
"Peter!"
Sie öffnete die Schublade und holte Besteck für sie beide hervor.
"Peter!"
Wieder nichts. Das gab es doch nicht! Mit stampfenden Schritten erreichte sie den ersten Stock und betrat Peters Zimmer. Alles schien normal zu sein. Aber die Bettdecke, die lag so unordentlich da. Und das konnte die Rentnerin gar nicht gut leiden, Unordnung duldete sie in ihren Haus nicht. Bis auf Peters Schreibtisch, den hatte er mit Betteln zu einem souveränen Einzelstaat gemacht. May fasste die Decke an den unteren Ecken und schüttelte sie aus. Sie erschrak. Das ganze Bettlaken war rot, war das Blut? Auf der linken Seite gab es einen Rumms. Tante May ging der Sache auf den Grund und fand eine leicht zerfetzte Maske und Handschuhe und zwar die von Spider-Man! War ihr Neffe, ihr Peter, war er etwa Spider-Man?
Draußen hörte sie ein Auto die Einfahrt hochfahren. Das musste Ben sein. Diese Neuigkeit musste sie ihm unbedingt erzählen.
John erreichte den Wolkenkratzer, in dem er wohnte. Nur hatte er keinen Schlüssel. Deshalb drückte er die Freisprechanlage. Der junge Telefonist und Pförtner antworte sogleich: "Hier ist ..."
"Ich weiß wer da ist. Hören Sie zu, folgendes Problem. Ich habe meinen Schlüssel in meinem Zimmer liegengelassen. Könnten Sie mich bitte hereinlassen und mir den Ersatzschlüssel überreichen?"
"Zimmernummer, Mister...?"
"Jameson, Zimmer 66."
Es surrte und John betrat das Hochhaus.
Die Mission!
Der Pförtner übergab ihm mit einem freundlichen Lächeln den Schlüssel und wünschte ihm einen schönen Abend. Aber John reagierte nicht, er musste es zu bringen. Den Blick stur gerade ausgerichtet ging er in Richtung Aufzug und drückte nach seinem Fahrstuhl.
Die Mission!
"Die Reichen werden auch immer unfreundlicher", brummte der junge Mann hinter der Rezeption und wendete sich wieder seinen "spannenden" Beschwerden der Bewohner dieser Wohnanlage zu.
"Meine Katze braucht eine Katzenklappe", las er leise vor. "Wo sind wir denn hier, Miss Hardy? Also wirklich. Wünsche haben die alle hier."
John begab sich mit dem Fahrstul auf das richtige Stockwerk und öffnete mit dem Ersatzschlüssel die Tür. Es machte klick, er trat ein.
Die Mission!
Der Anhänger fing wieder an zu leuchten, John schaute entsetzt auf seine linke Hand. Jeder Knochen in dieser brach und sie standen unnatürlich ab. Einen spontanen Würgreiz unterdrückte er und eilte ins Band. Mit seinen nun gelb leuchtenden Augen, betrachtete er sich im Spiegel.
"Was ist nur mit mir los?"
Er schrie auf, wie auch schon in der letzten Nacht brach jeder Knochen. Als die Transformation beendet war, stand der behaarte Man-Wolf in seinem Bad. Er heulte. Er musste die Aufmerksamkeit der Spinne wieder bekommen. Werwolf musste Spinne töten. Als er die Tür passieren wollte, riss er die Wand mit ein.
Liz warf Peter aufs Bett und während die beiden sich innig küssten, zog sie ihm das T-Shirt aus. Darunter kamen die Reste des Spider-Man Kostüms zum Vorschein.
"Was ist das?", flüsterte sie und zog es ihm ebenfalls aus.
"Nur ein Kostüm", winkte Peter ab und ging nun seinerseits in die Offensive. Mit seiner zusätzlichen Kraft drehte er sich mit Gwen, Gwen? Nein, Liz, die Person die fast nackt vor ihm lag war Liz Allan.
Diese betrachtete überrascht seine Spinnenmuskeln. "Oh, du bist aber durchtrainiert."
"Danke, dein Körper ist aber auch nicht von schlechten Eltern", erwiderte er und fing an sie vom Hals abwärts zu küssen. Sie stöhnte auf und er tastete nach dem Beschluss ihres BHs.
"Ja, Pete, lass uns alles geben!", ermutigte sie ihn flüsternd und es machte klick.
In dem Moment wurde die Tür zum Schlafzimmer geöffnet. Peter lies überrascht von Liz ab, die sich die Decke vor die Brust hielt. Es war dunkel in dem Zimmer, aber auch betrunken konnte Peter die Silhouette deutlich zuordnen.
"MJ?", fragte er nervös.
Die Person schaltete das Licht ein und tatsächlich stand das rothaarige Mädchen im Zimmer.
"Ähem...also...das ist nicht das wonach es aussieht", probierte Peter den ältesten Spruch der Menschheitsgeschichte.
Mary Jane hielt sich die Hände vor dem Mund, ihre Augen traten fast aus ihren Hüllen.
"Das ist ein Scherz, oder?"
Liz erkannte so dicht wie sie war die Situation nicht einmal und antwortete: "Siehst du nicht, dass Peter und ich gerade..."
"Ja, das sehe ich", unterbrach MJ sie schluchzend und verließ den Raum. Peter wurde sofort nüchtern. Was war nur mit ihm los?
Er drehte sich zu Liz um: "Musste das sein?"
Diese antworte gar nicht erst und Peter zog sich schnell sein T-Shirt an. Mit leicht unsicheren Schritten holte er zu MJ aus, die sich die Seele aus dem Leib weinte. Typisch Frauen, dürfen selbst machen, was sie wollen...Das waren doch nicht seine Gedanken!
Vor der Haustür bekam er MJs Schulter zu fassen. Der Rotschopf schlug sie jedoch weg.
"Fass mich nicht an", schrie sie weinend.
"Aber MJ", Peters Gedanken waren wieder völlig klar, "lass es mich doch erklären!"
"Nein, Peter. Ich habe dich vollkommen falsch eingeschätzt. Du bist nicht besser als alle anderen!"
Mit den Händen vor den verweinten Augen verließ sie Flashs Party. Den letzten Satz hatte sie schon einmal gesagt, oder? Das war aber nicht wichtig. Die Schmerzen mussten ihn vollkommen wahnsinnig gemacht haben. Nur deshalb hatte er zu solch drastischen Methoden gegriffen. Als hätte er fast komplett neben sich gestanden. Aber war es das wirklich? Irgendetwas in ihm, ein neuer, fremder Teil, schien es zu genießen.
"Was habe ich nur getan?", murmelte Peter. "Ich habe die einzige Frau verletzt", obwohl sie ja eigentlich nichts von mir wissen wollte, "die mir etwas bedeutet."
Daran war auch der Alkohol Schuld. Und an diesem Abend schwor er sich, nie wieder etwas Derartiges zu konsumieren, was er jedoch noch brechen sollte.
Und plötzlich kam ihm ein weiterer, schrecklicher Gedanke: Liz! Sie hatte sein Spidey Kostüm gesehen und musste nur noch eins und eins zusammenzählen. Es sei denn, sie würde es vergessen. Schnell lief Peter wieder zurück und wisch einem am Boden sabbernden Flash aus. Im Schlafzimmer suchte er schnell sein "Kostümoberteil" und klemmte es sich unter dem Arm. Und um Liz brauchte er sich wohl keine Sorgen zu machen. Die schlief bereits tief und fest.
Ben Parker drehte den Schlüssel im Schloss um und ließ den Motor erlischen. Er war sechs Stunden lang gefahren, in seinem Alter auch kein Zuckerschlecken mehr. Aber es war schön bei seiner Schwester gewesen. Sie fühlte sich einsam, seit ihre Tochter nicht mehr in dem Haus lebte. Sie war auf eine Schule für junge Begabte gegangen. Was das war, hatte sie Ben aber nicht verraten. Klar, war ihr Mann noch da, aber der lebendige Part, den den Katherine immer ausgefüllt hatte, der fehlte ihr. Sie vermisste sie sogar so sehr, dass sie ihr immer Briefe schrieb. Aber als Ben gekommen war, hatte sie sich sehr gefreut und zusammen hatten sie in Fotoalben und Erinnerungen geschwelgt.
Ben seufzte, leider war es nur ein Wochenende gewesen. Mit einem Lächeln öffnete er die Tür und stieg aus. Seine Frau hatte bereits die Tür geöffnet und lief aufgeregt auf ihn zu.
"Ben, Ben! Gut, dass du da bist", brachte sie atemlos heraus.
"Du glaubst nicht, was ich bei Peter im Zimmer gefunden habe."
Doch, das weiß ich, dachte er. Mann, Peter, warum bringst du dich immer wieder in solche Lagen?
"Und was?", fragte er, weil seine Frau fast platzte. Diese beugte sich vor.
"Peter ist Spiderman!", flüsterte sie Ben ins Ohr.
"Woher willst du das wissen? Hat er es dir gesagt?"
"Nein, aber ich hab in seinem Zimmer die Maske und die Handschuhe gefunden", bitte lass sie sie nicht ausprobiert haben, "aber sie funktionieren nicht."
Da hatte Peter Glück gehabt, dass er das Nachfüllen der Patronen vergessen hatte. Hatte er das Parker-Pech besiegt? "Und wieso glaubst du dann, er wäre Spider-Man?", hakte er nach, denn er wusste, dass das nicht das Einzige war.
"Weil sein Laken blutrot war und es auf der ganzen Treppe eine Spur gab, vermutlich Blut."
Das Finden des Lakens war kein Zufall, das Parker Pech hatte wieder zugeschlagen, dachte Ben. Er überlegte kurz. Eine Ausrede, die Peter einfallen würde. Aha!
"Er hat mir am Freitag gesagt, dass er ein Projekt für Kunst machen muss. Er soll zwei Teile eines zerfetzten Spider-Man Kostüms so darstellen, als wären sie in Blut getränkt."
May schaute ihren Mann mit hochgehobenen Augenbrauen an. "Na, wenn das so ist", sagte sie und klang wenig überzeugt. "Es gibt Nudelauflauf, zu dem unser feiner Herr nicht erschienen ist."
Bens Lächeln verschwand. Peters Kostüm war zerfetzt, aber das war auch nach dem Kampf mit dem Kobold damals so gewesen, aber er trug es nicht. Das heißt, er steckte in irgendwelchen anderen Schwierigkeiten. Morgen früh würde er wahrscheinlich ganz normal am Frühstückstisch sitzen, sein Müsli kauen und mit ihm Lobreden über Spider-Man sprechen, ein inoffizieller Code der beiden, wenn Ben ihn für eine Heldentat lobte. Oder mit seinem Neffen war etwas los, gleich morgen früh würde er sich der Sache annehmen.
Die Nacht war klar und die Sterne strahlten wunderschön am Himmel. Ein verliebtes Pärchen schlenderte Händchen haltend eine schlecht beleuchtete Straße entlang. Die Läden um sie herum hatten schon lange geschlossen, nur ein rotes Leuchtschild für einen Dönerimbiss erhellte die Straße etwas, die Straßenlampen leuchteten nur schwach. Ein scharfer Wind wehte und der jungen Brünette fröstelte es ein wenig. Der pigmentierte Mann an ihrer Seite, trug einen Afroschnitt, bemerkte dies und zog seinen schwarzen Mantel aus. Dankbar nahm die Brünette ihn entgegen und als sie ihn anzog, wurde es gleich wärmer.
"Danke, du bist ein wahrer Gentleman", sagte die Moderatorin einer Morgensendung, Gina Parril.
Der Mann antwortete nicht und blieb stehen.
"Merkst du es nicht auch?", fragte er.
"Mach mir keine Angst, Bill, hier draußen ist außer uns niemand."
Ein Schatten huschte durch eine Gasse. Schnell deutete Bill Soern dort hin. "Da war es wieder. Spürst du diese Blicke im Rücken nicht, sie verfolgen uns, seid wir hier auf dieser Straße sind."
Ein Vogel landete auf einer Regentonne, was ein dumpfes Geräusch von sich gab. Gina japste auf. Denn im nächsten Moment war da kein Vogel mehr, nur noch ein paar herabregnende Federn erinnerten an ihn. Von etwas weiter weg hörte man ein genüßliches Schmatzen.
"Bill, Bill. Hier ist wirklich etwas, ich hab panische Angst", sagte sie mit einem unterschwelligen Angstton.
"Psst, sei nicht zu laut. Wir werden uns jetzt ganz langsam hier wegbewegen, okay?"
In der Schwärze der Nacht nahm Bill ein leichtes Nicken wahr. Langsam setzten sie einen Schritt vor den anderen, wohlwissend, dass er ihr letzter sein könnte. Sie hatten panische Angst und schwitzend dementsprechend. Die Blicke fühlten sie immer noch, aber es attackierte sie niemand. Aber dann gab ausgerechnet der beste Freund des Menschen den Ausschlag. Denn in die schreckliche Stille ertönte Bills Klingelton, Highway to Hell. Sofort lief es ihm siedend heiß den Nacken herunter. Mit zitternden Händen fischte er sein Handy heraus und schaltete es ab. Aber es war wie verhext. Die Taste des roten Hörers funktionierte nicht.
"Lauf!", befahl Bill. "Lauf, Gina!"
In der ironischen Atmosphäre von Highway to Hell eilten die beiden den Bürgersteig entlang. Doch Ginas Absätze gaben nach und sie fiel schreiend zu Boden. Bill liebte sie wirklich, aber sein Leben war ihm wichtiger. Egoistisch ignorierte er die Hilferufe seiner umgeknickten Freundin und wurde schneller, er würde es hier heraus schaffen. Da packte ihn doch das schlechte Gewissen und er verfluchte sich, als er zurücksprintete. Ein Fehler, denn von seiner Freundin war nicht mehr viel übrig. Nur noch etwas Haut und die Knochen. Ein Tier! Aber er kannte kein solch großes Tier. Was sollte das sein? Ein Werhund vielleicht. Von oben hörte er ein Knurren, ein bösartiges, lautes Knurren. Das war kein normaler Hund, das war ein Wolf. Er hatte genug Horrorfilme gesehen, um zu wissen, dass die Opfer immer nacheinander abgeschlachtet wurden und wenn man in die Richtung des Täters blickte, automatisch verloren hatte. Doch eine innere Neugierde zwang ihn zum Hochgucken. Das Letzte, was Bill sehen sollte, waren auf ihn zuspringende glühend gelbe Augen und ein geöffnetes Maul mit riesigen Zähnen. Der Werwolf riss ihm den Kopf ab und Blut spritzte auf die Scheiben eines Kiosk. Er verschluckte ihn, ohne zu kauen. Von seinen Reißerzähnen tropfte Blut auf das Opfer, als er sie tief in das Fleisch bohrte und anfing zu essen.
Müde und mit kleinen Augen trottete Peter zum Frühstückstisch, an dem sein Onkel und seine Tante bereits saßen. Seine Wunde schmerzte immer noch ein kleines bisschen, aber durch den Spinnenbiss heilten seine Wunden schneller.
"Morgen", murmelte er. Zum Glück hatte er durch seine schnelle Regeneration keinen Kater.
"Guten Morgen, Peter!", begrüßte ihn sein Onkel.
Aber seine Tante antwortete nicht. Sie tat so, als hätte sie ihn nicht gehört und schmierte sich weiter ihr Brötchen. Verwirrt schaute er seinen Onkel an.
"Was ist los?", fragte er lautlos. Das gegenseitige Lippenlesen hatten sie bereits früh erkannt.
Sein Onkel tippte auf seine Armbanduhr. "Wo warst du gestern?", antwortete er ebenfalls ohne einen Laut von sich zu geben.
"Tante May?", fragte er nun wieder mit Ton. "Kannst du mir mal bitte die Salami geben?"
Aber stattdessen schaute sie hoch, man sah ihr an, dass sie bis vor kurzem noch geweint hatte. "Peter, wo warst du gestern? Ich habe mir solche Sorgen gemacht, hatte eine Heidenangst um dich."
Oh nein, schon wieder einen Menschen, den ich verletzt habe.
"Ich...ich war in der Bibliothek für meinen Biologieaufsatz und hab die Bahn verpasst. Deshalb musste ich eine Stunde warten und konnte deshalb nicht rechtzeitig zum Essen sein", redete sich Peter heraus.
"Dein Onkel fand meinen Nudelauflauf sehr lecker", entgegnete May schnippig. "Und was bedeuten diese Kostümfetzen in deinem Zimmer?"
Mist, Mist, Mist. Seine Schmerzen hatten ihn vollkommen unbedacht handeln lassen. Aber moment... sie hatte das gleiche bestimmt auch schon seinen Onkel gefragt und der hatte sich eine Ausrede einfallen lassen, die auch ihm in so einem Fall einfallen würde.
"Das war für ... Kunst, ja für Kunst. Unsere Lehrerin dachte wohl, sie wäre kreativ, wenn sie uns eine solche Aufgabe gibt."
"Und was war die Aufgabe?", hakte Tante May nach.
"Wenn ein Superheld verliert, wie dann sein Kostüm aussieht, am besten zwei Kleidungsstücke, aber ich habe drei genommen."
"Und diese blöden roten Tropfen auf dem Boden und im Bett? Im Bettlaken waren sie nicht so schlimm, aber das Wegschrubben von der Treppe war eine Heidenarbeit."
"Oh, das tut mir sehr leid. Da muss ein Loch in der Farbdose gewesen sein."
"Und wo ist sie?"
"Weggeworfen."
"Und warum hast du uns nicht ange..."
"May", unterbrach Ben seine Frau sanft, "das ist wie ein Kreuzverhör. Der Junge hat dir doch all deine Fragen beantwortet. Lass es gut sein."
"Du hast ja Recht, Ben. Also Peter, eine Scheibe Salami wolltest du?"
Peter grinste seinem Onkel zu. "Danke", formte er mit seinem Mund. Und laut sagte er: "Ja, bitte Tante May."
In der Schule hetzte er durch die Gänge, auch hier musste er hinter seiner ersten und (hoffentlich) letzten Party aufräumen. Liz hatte sein Spider-Man Kostüm gesehen und selbst sie konnte eins und eins zusammenzählen. Er fand sie vor ihrem Spind. Obwohl sie wirklich mit jedem etwas hatte, musste man ihr lassen, dass sie gut aussah.
Er tippte sie von hinten an. "Ähem Liz?"
Mit ihrem verführerischen Lächeln drehte sie sich um, aber dann sah sie Peter und ihre Miene erstarrte.
"Was willst du von mir?"
So heimlich wie möglich fragen!
"Das sah aber gestern etwas anders aus", erwiderte er grinsend.
"Letze Party? Die habe ich voll verpasst, keine Ahnung mehr, was da passiert ist und vor allem mit wem. Ich kann mich nur noch an einen BeinaheSex erinnern, aber irgendwie wurde das unterbrochen. Wie gesagt, zu viel gesoffen. Ich kann dir nicht helfen und tschüss!"
Eigentlich sollte er etwas deprimiert sein, dass Liz sich nicht mehr an das mit ihm erinnerte, aber er war einfach nur glücklich. Zwei Mal an diesem Tag hatte er bereits seine Geheimidentität gerettet, das müsste man feiern oder besser nicht.
"Scheint ja noch sehr toll für euch geworden zu sein", kam es da von der Seite.
Peter drehte sich um und erkannte Mary Jane. "MJ, es war nicht so, wie du denkst, wie es war", versuchte er es erneut.
"Doch genauso war es. Aber ich hoffe ihr werdet glücklich", entgegnete sie gekränkt und wollte bereits gehen, aber Peter hielt sie zurück.
"Es ist alles so kompliziert. Ich kann es dir nicht erklären, aber es war auf jeden Fall nicht das, wonach es aussah!"
"Weißt du warum ich auf der Party war?", fragte sie und fuhr fort, als Peter den Kopf schüttelte, "Weil ich dir helfen wollte. Gestern Mittag saß ich nämlich in meinem Zimmer und machte meine Physikhausaufgaben. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte und überlegte dich zu fragen."
"Und warum hast du es nicht gemacht, ich hätte gerne geholfen!"
"Lass mich ausreden."
"Ja, ´tschuldige. Mach weiter!"
"Immer noch mit mir ringend, weil wir uns ja nicht im Guten verabschiedet hatten..."
"Aber ich habe dir Blumen gebracht!", protestierte Peter.
"Die aber auch von jemand anders sein könnten, weil du nicht da warst und dich persönlich hast blicken lassen."
Tut mir Leid, ein irrer Superschurke hat fast Flash und seine Freunde gegrillt, dachte Peter.
"Aber das ist nicht der Punkt. Also schaute ich zu deinem Fenster und sah mit an, wie du aus dem ersten Stock ohne dich zu verletzen auf die Einfahrt sprangst."
Hoffentlich kommt ihr das nicht komisch vor.
"Aber du hast gewankt und sahst fürcherlich aus, als hättest du große Schmerzen. Ich beobachtete dich auf der Party, um dir notfalls zu helfen, denn du hast mir echt Sorgen bereitet. Aber die waren vollkommen unbegründet, wie ich dann feststellen musste. Warum habe ich eigentlich mit dir darüber geredet?"
Und mit diesen Worten ging sie dann wirklich.
"Korrigiere, zwei von den drei Problemen gelöst", murmelte er. Und MJ sah nicht so aus, als würden sie ihn das in nächster Zeit erklären lassen. Sollte er ihr einfach zeigen, wer er war und ihr auf der Grundlage alles erzählen? Nein, er würde sie nur in Gefahr bringen. Das kam einfach gar nicht in Frage.
Da packte ihn auch schon eine Pranke von hinten. Genervt drehte Peter sich um.
"Eugene, alter Freund", sagte er spöttisch.
"Nenn mich nie, nie wieder so, sonst knallt es. Und halt dich von Liz fern, die gehört mir, weil ich der Quarterback bin."
"Ein Satz mit zwei Nebensätzen, ist dir noch nicht schwindelig, Eugene? Und wenn ich du wäre, würde ich eine bessere Begründung auffahren."
Flash hob mit bereits hochrotem Kopf die Faust und packte Peter am Kragen, der das Ganze eher lässig sah, denn er lächelte spöttisch, was eigentlich gar nicht seine Art war.
"Weißt du noch, wie das das letzte Mal geendet ist?", fragte er Flash.
Dieser schluckte nervös und nahm die Faust wieder herunter.
"Wenn du es irgendwann nicht erwartest, Parker", sagte er.
"Vielleicht sollten wir mal deine alten Traditionen aufgreifen, Eugene. Mal sehen, wie du dich in einem Spind machst."
Die umstehenden Schüler schauten ihn verwundert an und Peter fragte sich erneut, was nur mit ihm los sei.
Am Ende des Schultages fuhr er wie ein ganz normaler Junge nach Hause, ass ganz normal zu Mittag und ging auch ganz normal in sein Zimmer. Aber in diesem tat er etwas, was andere Jungs in seinem Alter eher nicht tun würden. Er schnappte sich Nadel und Faden und schloss die Krallenspur im Bauchbereich. Das konnte sogar er relativ zügig. Innerhalb von einer guten Stunde war er fertig. Aber etwas irritierte ihn an seinem Kostüm. Er trug es ja jetzt fast jeden Tag und trotzdem war irgendwie anders. Die Spinne! Genau die Spinne auf seiner Brust wirkte viel, viel dunkler. Ob es dafür einen Grund gab? Wahrscheinlich war die Lichteinstrahlung daran Schuld. Schon bald würde er merken, wie falsch das war.
Danach begab er sich an den zweiten Punkt auf der Tagesordnung. Er kramte sein Kleingeld aus der Tasche. Damit würde er diesem behaarten Biest beikommen.
"Tante May?", rief er. "Könnte ich mal bitte den Kochtopf benutzen?"
Nachdem auch dies erledigt war, fuhr er den Laptop hoch und schaute sich die neusten Nachrichten an. Hammer Industries wächst immer mehr, er klickte weiter, Flash ist die beliebteste Comicreihe in den Vereinigten Staaten, auch wenn es ihn interessierte, klickte er weiter und dann traf er auf eine Nachricht.
"Pärchen tot aufgefunden, nur noch Knochen übrig", murmelte Peter. Das war wohl ein Fall für die Spinne!
Terri Lee, der beste Detective der Stadt, saß stirnrunzelnd auf ihrem Stuhl und ging die Fakten durch. Aber so oft sie das auch tat, es gab einfach keinen Hinweis auf den Täter. Vorsichtig nippte sie an ihrem Kakao und dachte genau über alles nach.
Seufzend murmelte sie: "Es hilft alles nichts, also noch einmal."
In der Nacht vom Freitag auf den Samstag war der erste Mord geschehen, eine junge Frau war zerfetzt worden, scheinbar durch einen Wolf. Dann war ein Tag Ruhe gewesen, aber vom Sonntag auf den Montag hatte es zwei Morde gegeben. Dieses Mal hatte man nur die Knochen der Opfer gefunden. Unklar war aber noch, ob die beiden Ereignisse in Verbindung miteinander standen oder nicht, aber das NYPD ging von dem gleichen Täter aus.
"Wie soll ich den nur fassen?"
"Mit meiner Hilfe natürlich", sagte da eine bekannte, gedämpfte Stimme neben ihr.
Sie erschrak erst, grinste aber dann wie ein Kind an Weihnachten. "Spider-Man?"
"Der einzig Wahre. Egal ob erstaunlich, sensationell, ultimativ, spektakulär oder verblüffend, sie können sich eins aussuchen, oder bleiben bei Spidey."
"Wie bist du hier reingekommen?"
"Sagen wir es mal so, es ist nicht besonders schwierig."
"Aha, aber du hast Recht, ich könnte wirklich deine Hilfe brauchen", sagte sie und deutete auf die Tatort Fotos. "Bei den neuen Morden haben wir nichts gefunden, keinen einzigen Abdruck. Bis auf eine Bissspur am abgetrennten Kopf des ersten Opfers. Aufgrund der Anatomie konnten wir feststellen, dass es ein Mann und eine Frau waren."
"Wann war der Zeitpunkt ihres Todes."
"Und da liegt das Problem", gab Lee zu, "Miss Cane hatte keine Anhaltspunkte..."
"Weil nur noch Knochen übrig sind, schon klar. Aber sie gehen davon aus, dass es abends bis nachts geschehen ist?", fragte Peter und deutete auf die Zeitleiste auf der weißen Tafel.
"Ja, das stimmt. Deshalb können wir mit einer Chance von 60% sagen, dass die beiden ein Pärchen waren."
"Bis das der Tod uns scheidet wie?", scherzte Peter und fing sich von Detective Lee einen tadelnden Blick ein. "Okay, das war unangebracht. Aber wirklich keinen einzigen Hinweis?"
Terri schüttelte den Kopf und nahm einen größeren Schluck ihres dampfenden Getränks. "Es ist wie verhext, als sei es nicht von dieser Welt."
"Einen Moment", murmelte Peter und seine grauen Zellen arbeiteten auf Hochtouren. "Das ist es! Sie haben den Fall gelöst."
Verwirrt schaute die Polizistin ihn an. "Ich habe doch gar nichts gesagt."
"Doch, doch. Die Morden fanden alle ab Freitagnacht an, oder?"
"Ja, wie bereits auf dem Board notiert."
"Also die Morde von etwas, das nicht von der Erde zu sein stammt, fingen zufällig nach der Landung einer Weltraumrakete an, die zufällig auf dem Mond gewesen ist. Wir haben unseren Täter."
"Aber sowohl Jason als auch John waren die Insassen."
"Das mag sein, aber sie lassen einen weiteren Beweis außer Acht", sagte Peter und schaffte somit wieder einen verwirrten Gesichtsausdruck. "Also ich meine folgendes: Betty Brant, die Sekretärin von Johns Vater, hat eine Verbindung zu John. Mein Freund Peter Parker bringt beim Bugle des öfteren Bilder für Jamesons Lügen gegen mich. Und erhat mir gesagt, dass John immer heftig mit Jamesons Sekretärin flirtet. Deshalb hat der Werwolf auch sie gepackt, das war kein Zufall."
"Aber das sind keine Beweise, eine logische Schlussfolgerung ja, aber wir haben keine Beweise."
"Das stimmt schon", gab Peter zu.
"Als Polizistin kann ich dagegen nicht vorgehen. Mir sind also die Hände gebunden. Tut mir Leid."
"Ist gar kein Problem, denn ich bin kein Polizist. Ich brauche nur die Addresse. Und dann werde ich mir John mal vorknöpfen. Es sei denn, er ist im Werwolfmodus, dann lasse ich es wohl besser und versuche ihn aufzuhalten."
"Die Addresse", murmelte Lee und ließ den Computer in polizeilischen Akten suchen. "Ich hab sie. Es ist..."
"Hab sie mir schon gemerkt", unterbrach Peter sie und öffnete das Fenster. "Vielen Dank für ihre Hilfe. Ich denke, wir werden in Zukunft öfter zusammenarbeiten."
Dann sprang er und schoss ein Netz an den nächstgelegenen Wolkenkratzer. Über Detective Lee´s Gesicht huschte ein Lächeln. Er war ein guter Partner, er konnte Sachen aufklären, die sie nicht durfte oder erkannte und seinen messerscharfen Verstand hatte er gerade bewiesen.
Peter klebte an der gläsernen Fassade des Wolkenkratzers und wartete auf John. Er musste irgendwann zurückkommen oder aus dem Haus gehen. Und als ob der Astronaut seine Gedankengänge gehört hatte, öffnete er die Tür und trat in das New York, wie wir es kennen. Turbulent, laut und bunt. War das wirklich Zufall? Sollte das alles Zufall sein? Aber Peter verdrängte die Gedanken und seilte sich ab. Dabei hing er kopfüber und hatte seine Beine an das Netz gepresst, sodass sie jeweils ein Dreieck bildeten.
"John, richtig? Ich darf sie doch so nennen, oder? Die Sache ist, sie haben große Schwierigkeiten am Hals."
John schrie vor Schmerzen auf.
"Sonst habe ich eine andere Wirkung auf meine Mitmenschen."
Der Astronaut fiel vor ihm auf die Knie und Peter sah die Kette mit dem Rubin. Er strahlte hell.
"Das ist der... Kristall", erkannte Peter schockiert, er hatte also Recht gehabt. Nur wünschte er in diesem Moment, dass er es nicht gehabt hätte.
Johns Knochen brachen mit lauten Knacksen und Peter schaute angeekelt auf den vollkommen grotesken Körper von Jamesons Sohn. Dann wuchsen seine Muskeln an, er wurde größer, aus seinem Zahnfleisch drückten sich die Raubtierzähne und sein Gesicht wurde schmaler und mehr in die Länge gezogen.
"Wolf tötet Käfer!", sagte der Man-Wolf mit tiefer Stimme.
"Nun eigentlich sind Spinnen keine Käfer, da sie a...", begann Peter, aber der Werwolf packte ihn am Hals drückte ihm den Kelhkopf zu.
Peter rang nach Luft. Das wurde ganz eng.
AT meldete sich wieder bei Dmitri. "Ich gehe Recht in der Annahme, dass Sie es bereits in die Vereinigten Staaten geschafft haben?", fragte er.
"Ja, ich bin im Moment in Manhattan, weil Sie davon ausgehen, dass Spider-Man hier am ehesten zu finden ist."
"Genau darum geht es auch. Gucken sie keine Nachrichten?"
"Nein, ich lese nur Zeitung."
"Also gut, in der Innenstadt kämpft die Spinne gegen einen wild gewordenen Wolf."
"Und ich soll Spider-Man umbringen? Schon so gut wie erledigt!"
"Nein, nein", hielt ihn die Stimme ab. "In der Brust des Werwolfs steckt ein roter Kristall, der eine hohe Energiesignatur aufweist. In der Ausrüstung, die ich ihnen zukommen gelassen habe, finden sie ein Gerät um ihn zu orten. Das hat oberste Priorität. Verstanden!"
Dmitri nickte. "Absolut."
Zum Glück bekam Peter sein linkes Handgelenk frei und schoss seinem Gegner ein Netz auf die Augen. Orientierungslos ließ der Man-Wolf von ihm ab und riss sich das Netz vom Kopf.
"Eigentlich dachte ich, dass ich die nicht einsetzen muss, aber es geht wohl nicht anders", murmelte Peter.
Da sprang der Spinnensinn an und Peter sprang über einen Prankenhieb hinweg. In der Luft öffnte er seine Netzwerfer und füllte sie mit gräulichen Behältern nach. Ohne sich zu verletzen landete er wieder auf beiden Füßen und sah dem auf ihn zu stampfenden Werwolf entgegen.
"Dann mal los!", sprach er sich selbst Mut zu und schoss.
Ein graues Netz traf auf den Man-Wolf und spinnte seinen Oberkörper ein. Er heulte auf vor Schmerz, lief aber nur etwas langsamer auf Peter zu. Dieser schoss Netz und Netz, traf ein ums andere Mal. Die Kreatur, die mal ein Mensch gewesen, wurde immer langsamer, bis sie zwei Meter vor Peter wankte. Der sah seine Chance gekommen. Nur mit diesen Netzen konnte er diesen Superschurken besiegen. Ein graues Netz wurde abgeschossen und sauste auf die Brust des Werwolfs zu. Der Werwolf litt sowieso schon stark unter den neuen Netzen, also war er geschwächt. So geschwächt, dass Peter den Kristall "locker" aus der Brust des Werwolfs reißen konnte. Er flog in hohem Boden durch die Luft, bis ein Beamter, die sich in einem Halbkreis um die beiden kämpfenden versammelt hatten, auffing.
"Ich habe ihn Spider-Man, vielen Dank für deine Hilfe!"
"Will keiner wissen, wie ich das gemacht habe?", fragte Peter mit gespielt beleidigtem Unterton.
Währenddessen brachen erneut alle Knochen des Man-Wolfs und er wurde langsam kleiner, bis er fast nackt, nur noch mit den Fetzen seiner Hose bedeckt, auf dem Bürgersteig lag. Ein Polizeibeamter gab ihm etwas zum Anziehen.
"Also, ich habe ein paar Geldmünzen so heiß gemacht, dass sie flüssig waren, was wirklich nicht einfach war. Dann habe ich diese Flüssigkeit mit einem Verhältnis von 90 zu 10, ein bisschen Netzflüssigkeit für die Dehnbarkeit, gemischt und schon hatte ich Silbernetze. Und wie jeder weiß, schadet das einem Werwolf. Clever, was?", lobte Peter sich selbst, aber niemand hörte ihm zu.
Alle Augen waren auf den Mann gerichtet, der mit gesenktem Blick abgeführt wurde. John hatte alles verloren, nur weil er zu neugierig gewesen war.
Am Abend fiel Peter glücklich ins Bett. Das war sein dritter Superschurke und er hatte zwei davon geschlagen, nur mit der besten Waffe. Seinem Gehirn.
Aber die Man-Wolf Sache hatte einem Mann sein ganzes Leben gekostet, obwohl er für seine Taten nichts konnte. Dieser Kristall hatte ihn fremdgesteuert und zu diesem Wesen mutieren lassen. Aber scheinbar hatte es nur ihn gewollt. Wieso, war nur die Frage. Er war zwar ein Superheld oder zumindest würde er das bald sein, wenn die Leute das "Held" im Namen mal akzeptieren würden, John hatte jedoch keine typischen Merkmale gehabt. Er hatte kein Verbrechen zu Johns Missgunsten verhindert. Im Umkehrschluss würde es jedoch auch bedeuten, dass die drei Menschen nur gestorben waren, um ihn aufmerksam zu machen. Sinnlos gestorben! Bei dem Grübeln über der Frage des Warums schlief er letzlich doch ein.
Die beiden Polizisten waren den ganzen verbliebenden Tag, also 5 Stunden, durchgefahren. Sie hatten von ihrem Vorgesetzten eine wichtige Mission erhalten. Den Kristall, den man beim Kampf von Spider-Man und dem Werwolf geborgen hatte, sollte zu einem Spezialisten gebracht werden. Die Geheimniss des Rubins würden also bald aufgedeckt sein. Die beiden waren recht unterschiedlich und zwar in fast allen Belangen. Benjamin Hartford war ein etwas älterer Mann, der nur noch vereinzelt Haare auf dem Kopf hatte und ein sicherer, zuverlässiger Polizist war, nach 35 Jahren im Dienst. Der andere war Sam Falker, ein junger Polizist mit einer Lockenpracht auf dem Kopf, frisch von der Akademie.
Sam stieß den erfahrenen Fahrer an. "Benjamin, könntest du an der Tankstelle, die gleich kommt, mal kurz anhalten? Ich würde gerne die Toilette aufsuchen."
"Kein Problem", antwortete Benjamin brummend. Das Brummen war nicht "böse" gemeint, es war eher ein wohlwollendes Brummen.
An der Ausfahrt zur nächsten Haltestelle bremste Benjamin ab und lenkte das Polizeiauto auf den Parkplatz. Er drehte den Zündschlüssel um und der Motor erlosch.
Sofort riss Sam die Tür auf und eilte so schnell er konnte in das Restaurant/WC/Kiosk. Benjamin wartete. Und wartete. Nach 20 Minuten war er immer noch nicht da. War irgendetwas passiert? Nein, er machte sich bestimmt unnötig Sorgen. Als der Polizist sich gerade erheben und seinen Kollegen suchen wollte, sah er diesen winkend zurücklaufen. Beruhigt entriegelte er die Tür und sein Kollege besetzte den Sitz neben ihm.
"Was war denn da los?", fragte Benjamin neugierig.
"Nichts. Und wenn, würde dich das auch nichts angehen", gab Sam schroff zurück.
Benjamin arbeitete jetzt schon ein halbes Jahr mit ihm zusammen, aber so kannte er ihn nicht. Sam war immer nett, zuvorkommend und gab immer vernünftige Antworten auf Fragen. Langsam griff Benjamin zum Waffenhalfter und packte den Lauf seiner Waffe.
Da lachte Sam auf. "Eine Pistole? Ehrlich? Gegen einen Partner?"
"Du bist nicht mein Partner", stellte Benjamin fest und hielt Sam die entsicherte Waffe vor das Gesicht. "Was hast du mit ihm gemacht?"
Sams Mund verzog sich zu einem Grinsen. Er packte die Pistole und entriss sie dem Polizisten ohne große Mühe.
"Bist wohl etwas eingerostet, Opa", spottete er und verwandelte sich zurück. Dmitri saß neben Benjamin und drückte ab. Der Lauf entleerte sich donnernd und die Kugel trat am Kopfende des Mannes wieder aus. Die Scheibe hinter Benjamin wurde mit Blutspritzern beschmiert. Zufrieden schaute Dmitri auf den speziellen Behälter auf dem Rücksitz. Dann zückte er sein Handy und rief AT an. Dieser besaß ein nicht zurückverfolgbarer Pre-Paid Handy.
"Ich habe den Kristall gefunden."
"Gab es Schwierigkeiten?"
"Nein, zwei tote Polizisten. Einer auf der Toilette und einer im Auto."
"Dann schnapp dir den Kristall und weg da!"
"Ich hoffe, ich werde gut entlohnt", sagte der Russe.
"Aber sicher, denn ein Teil des Kompasses ist mir viel Geld wert", krächzte die Stimme des Unbekannten aus dem Handy.
Peters Kostüm lag wie er es wollte in seiner Schublade. Der Schüler hatte die fast schwarze Spinne auf das Licht geschoben. Aber auf der Spinne war etwas gewesen, etwas Bösartiges. Es war in dieser geringen Menge schwach und unbedeutsam. Dieser Mensch besaß jedoch alles was er brauchte, um schnell stärker zu werden, er lebte mit so vielen Gefühlen. Hass, Zorn und Leid, all das würde ihm helfen stärker zu werden. Er knabberte praktisch an seinem Wirten. Das Lebewesen, von Menschen erschaffen, auf Peters Kostüm lebte ein Symbiont!
Am Freitagabend darauf schüttete es aus Eimern. Die arbeitslose Janice Lincoln, nur mit der Kleidung, die sie anhatte, ausgestattet, stolperte durch den Regen. Sie war eine junge Frau mit etwa schulterlange Haare. Ihr war kalt, ihre Kleidung war durchnässt (sowohl Hose, als auch die Jacke und ihr Sweatshirt, die Schuhe, einfach alles) und sie fror.
Bis vor zwei Wochen hatte sie noch bei FiskIndustries gearbeitet. Sie hatte alles auf diesen Job gesetzt. Sie und ihre Mutter waren nie reich gewesen und mit dem Geld kamen die beiden gerade über die Runden. Aber dieser fette Idiot gab seine Gelder diesem aufstrebenden Genie, Alistair Smythe. Er hatte bessere Ergebnisse als sie und er schien besser zu sein. Also hatte er alle Zuschüsse bekommen. Sie fluchte. Janice suchte nur einen Unterschlupf.
Und tatsächlich, dort hinten stand ein riesiges Haus. Sie lief, so schnell es ihre wundgelaufenen Füße zuließen, auf das große Tor, das von einer Mauer umgeben war zu. Sie wollte klopfen, klingeln oder irgendetwas, aber es gab nichts. Vor Frust trat sie gegen das Tor und zu ihrer Überraschung schwang es quietschend auf.
"Ich habe also auch einmal Glück", schniefte sie durch ihre erkältete Nase.
Das Haus schien etwas marode zu sein, als hätte schon seit den 60zigern niemand mehr dort drin gelebt. Auch die Haustür, bestehend aus einem harten Holz, ließ sich ohne Probleme öffnen. Janice trat in das große Gebäude ein. Die Technikerin warf sich in einen großen Sessel. So gut hatte sie schon lange nicht mehr gesessen. Dann sah sie, es mochte ein Zufall sein, ein Blinken im Kamin. Ein metallenes Blinken. Neugierig ging sie auf den Kamin zu. In diesem lag Asche und so sah die Kleidung von Janice auch aus, als sie auf das Blinken zu bückte.
"Was ist das denn?", fragte sie sich und drückte mit ihrem rechten Arm einen metallenen Knopf und plötzlich schien eine uralte Maschinerie anzulaufen. Der Kamin wurde automatisch zur Seite geschoben und eine Halterung kam zum Vorschein. In dieser war ein Kostüm. Und nicht irgendein Kostüm. Sondern das des genialen Meisterdiebes "Der Käfer". Es war ein Exoskelett aus einem Stoff, den man noch nicht nachbilden konnte. Es war damals eine technische Meisterleistung gewesen und auch nach Oktacorps Exoskeletten, war dieses dennoch etwas besonderes. Und sie hatte es gefunden.
"Ein Haus und ein legendäres Exoskelett."
Mit etwas Geld könnte sie es ausbauen und verbessern. Dann würden Fisk und Smythe sehen, wie begabt sie war.
"Nimm dich in Acht, Fisk, vor dem Beetle!"