Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Mi 31. Dez 2014, 19:47

Preview Folge 5:
Origins


Carnage auf freiem Fuß!

Wir alle kennen Spider-Man, die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft. Doch wir wissen nicht, wie und warum er zu dem wurde, was er heute ist: Ein Held. Mit Netzdüsen und Spinnenkräften stellt er sich beinah täglich Verbrechern und manchmal auch Superschurken. Doch warum riskiert er Tag für Tag sein Leben für die Bürger von New York? Wieso ist er überhaupt mit derartigen Superkräfte gesegnet beziehungsweise verflucht? Was für eine große Auswirkung hat eine gute Tat in der Vergangenheit und sein erster gefangener Verbrecher für die Gegenwart? Und welche Rolle spielt der entflohene Verrückte Cletus Cassidy? Eines ist auf jeden Fall sicher: Danach wird Peter nie mehr derselbe sein.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Sa 31. Jan 2015, 18:49

Folge 5:
Origins


Previously...

Vor 14 Jahren fand ein Mann die Pyramide von Alexander dem Großen, befreit fünf Energieerscheinungen aus fünf Tafeln und wird unter der zusammenfallenden Pyramide begraben. Otto Oktavius, der Chef von Oktatech, benötigt ein vierarmiges Exo-Skelett um sich zu bewegen und einem Computer zum Sprechen. Sein Leben könnte jeden Tag enden, weshalb er Spider-Mans Gene braucht, um zu überleben. Sein Handlanger Harry Osborn, dessen Vater für tot erklärt wurde, soll diesen ausfindig machen, dabei plant er im Verborgenen sich Oktavius' zu entledigen. Captain Stacy gibt Spider-Man die Schuld an dem Tod seiner Tochter, die Harry als grüner Kobold tötete. Cletus Cassidy, ein wahnsinniger Verbrecher, geht im Gefängnis mit einem roten Teil des Symbionten teilweise eine Verbindung ein, zusammen wollen sie Peter psychisch brechen. Peter hatte einen Traum, in dem sein Onkel getötet wird, von einer Person, die er keinem Namen zuordnen kann.
Ben Parker, Peters Onkel und gesetzlicher Vormund, kennt sein Geheimnis und half ihm bereits es vor May Parker, seiner fürsorgenden Tante, zu bewahren. Auch Mary Jane ist eingeweiht und seitdem verstehen die beiden sich prächtig. Jameson brachte aus dem Weltall eine schwarze Masse mit, die bei seinem Kampf mit Peter auf dessen Kostüm überging und die Spinne auf diesem schwarz werden ließen. Es vergiftet seitdem seinen Verstand und macht aus ihm einen sich manchmal nicht kontrollierenden, aggressiven Menschen. Zudem ernährt sich der Symbiont von seinen dunklen Gefühlen. Spider-Man arbeitet des Öfteren mit dem Detective Terri Lee zusammen und sie sind bereits ein recht gutes Team, doch sie misstraut ihm und versucht seine wahre Identität herauszufinden, um ihn stoppen zu können, falls es nötig ist.

Die Nacht war über New York hereingebrochen. Regen prasselte in großen Mengen vom Himmel, es hörte sich wie Kugelhagel an. Manchmal wurden die Geräusche der Wassertropfen durch einen Blitz und den darauf folgenden Donner übertönt. Die Scheibenwischer der Autos machten Überstunden und man könnte meinen, dass sie sich jeden Moment lösen und abheben wollten, so schnell schossen sie hin und her, um dem Fahrer eine möglichst angenehme Sicht zu ermöglichen. Wer den Weg nach Hause nicht rechtzeitig gefunden hatte, traf dort vollkommen durchnässt ein und war definitiv reif für ein heißes Bad und das anschließende Setzen ans Kaminfeuer, womöglich mit einer Tasse warmen Tee.
Solche Probleme besaß Cletus Cassidy nicht. Der verrückte Verbrecher kauerte auf seiner blau-weißen Pritsche, die in dem dreckigen Loch stand, das man seine Zelle schimpfte. Sein orangener Gefängnisdress, bestehend aus einen orangenen T-Shirt mit schwarzer Nummer auf weißem Grund und einer orangenen Hose, die einen schwarzen Bund besaß, den man von außen sah, hing nur noch in Fetzen an ihm. Mit seiner Hand, die zu einer roten Symbiontenklinge geworden war, ritzte er wahllos Buchstaben in den Boden. Das schabende Geräusch blieb nicht unbemerkt und der diensthabende Wärter klopfte kurz darauf gegen Cassidy's Zellenstäbe.
"Halt die Hand still, du Irrer. Das geht mir auf die Nerven", fauchte er den Verbrecher an.
Der Angesprochene schaute kaum auf. Er war die Symbiose erst vor ungefähr zwei Stunden eingegangen, aber das Machtgefühl hatte ihn gepackt und er glaubte bereits alles unter Kontrolle zu haben.
"Tut es das, ja?", erwiderte er provokant.
Der afroamerikanische Wärter krempelte mit einem leichten Lächeln die Ärmel seiner hellblauen Uniform hoch und nahm einen Schlagstock in die Hand. Er kramte seinen Schlüsselbund hervor und steckte den Zellenschlüssel in Schloss. Doch bevor er auch nur versuchen konnte, ihn herumzudrehen und etwas "Spaß" mit dem Insassen zu haben, japste er erschrocken nach Luft. Mit vor Schreck geweiteten Augen schaute er auf die rote Klinge, deren blutgetränkte Spitze seine Luftröhre durchbohrte, herab. Entsetzt starrte er Cassidy an.
"Ab...aber du warst doch gerade noch da drü...", presste er hervor, bis der Verrückte seine Hand noch tiefer in den Mann hereinbohrte und ihn für immer zum Schweigen brachte.
"Nützlich die neuen Kräfte, was?", fragte er den toten Wärter amüsiert.
In dem Moment blitzte es hinter ihm durch die Fenster seiner Zelle und die Umrisse seines riesigen Mauls mit breiten Fangzähnen wurde sichtbar. Ein gruseliger Anblick! Er packte mit der normal gebliebenen Hand an einen der Gitterstäbe. Natürlich hätte er sich auch die Schlüssel aus der Tasche des afroamerikanischen Wärters nehmen können, aber er wollte die Grenzen seiner neuen Kräfte kennenlernen. Die Zellenstäbe waren keine. Ohne sich wirklich anstrengen zu müssen, riss er alle mitsamt Halterung aus der Wand heraus. Kleine und große Zementbrocken fielen, während es ein klirrendes Geräusch gab, zu Boden. Cletus wog das Metall geringschätzend in der Hand und schleuderte es dann, als sei es ein Fußball, zur Seite. Sich nach anderen Wärter auf dem Gang umschauend, fand er seine nächsten Opfer vier Meter vor ihm. Der nicht zu überhörene Lärm hatte sie aufgeschreckt.
Ein blonder Neuling nahm sein Funkgerät vom Gürtel und stellte die Verbindung her: "Hier spricht Toby Myers. Gefangener aus Zelle 1024 entkommen! Ich wiederhole: Gefangener frei und er tötet!"
"Das ist richtig, mein junger Freund", flüsterte Cassidy genüßlich.
Langsam ging er auf die beiden zu. Der Dritte schien nicht älter oder erfahrener zu sein, doch die beiden Neulinge wollten, trotz ihrer großen Angst, die Cassidy gerne in den Gesichtern seiner Opfer sah, niemanden während ihres Dienstes ausbrechen lassen. Ärger mit ihren Vorgesetzten sollte jedoch ihr kleinstes Problem werden. Sie nahmen ihre schwarzen Elektroschockpistolen vom Gürtel und legten die Hand an den Abzug, um so schnell wie möglich die Nadel abschießen zu können. Sie machten sich bereit und warteten auf die Attacke von Cassidy, wollten bereit sein. Aber gegen den neuen Cletus Cassidy, der dank der Symbiose mit Carnage nun Superkräfte hatte, waren sie absolut chancenlos. Die Welt um Cletus wurde langsamer, die beiden Wärter bewegten sich in Zeitlupe. Cassidy verzog sein Maul zu einem grotesken Grinsen. Langsam schritt er auf sie zu und selbst als er vor ihnen stand, hatten sie ihn noch nicht gesehen und waren demnach nicht fähig zu reagieren. Cassidy holte mit seiner Klingenhand aus und schlug in einem Halbkreis zu. Die Köpfe der beiden Wärter wurden säuberlich abgetrennt zu Boden geschleudert, ihre leblosen Körper fielen kerzengerade nach vorne.
"Na, also. Läuft doch prima", begann Cassidy ein Selbstgespräch und so verließ er den Gang, seine Klingenhand ließ er über den Boden kratzen, was ein schleifendes Geräusch ergab. "Diese Superkräfte sind unglaublich. Ich könnte mich ja jetzt auch Carnage nennen, als eine Art Superschurkenname. Ja, das klingt gut: Carnage!"

Der Biss einer radioaktiv verstrahlten Spinne verleiht dem Schüler Peter Parker die proportionale Kraft und Beweglichkeit einer Spinne! Mit seinen selbstgebauten Netzdüsen kämpft Peter als Spider-Man gegen alle möglichen Superschurken… und versucht nebenbei noch etwas wie ein normales Leben zu führen.
WhiteDino präsentiert: The Astonishing Spider-Man!

"Guten Morgen!", wünschte Peter seiner Tante und seinem Onkel, als er die Holztreppe hinabstieg, die direkt in die Küche und damit zum Esstisch führte.
Seine Tante wünschte ihm ebenfalls einen guten Morgen, sein Onkel war zu sehr in seine Zeitung vertieft, um seinen Neffen zu bemerken. Erst als seine Frau ihn darauf hinwies, antwortete er.
"Peter, hast du schon die Schlagzeile gelesen?"
"Nein", erwiderte dieser verwundert und griff nach dem Blatt, das sein Onkel bereits weggelegt hatte.
"Eine schlimme Sache", meinte Tante May besorgt. "Das so etwas überhaupt passieren kann."
Peter dachte sich nichts Schlimmes dabei, doch als er den Titel las, wurde ihm abwechselnd heiß und kalt. Seine Augen weiteten sich ungläubig.
"Serienmörder und Dieb entkommen!", las er laut vor. "Cletus Cassidy. So ein Scheißdreck."
"Wieso? Hast du mit ihm schon einmal zu tun gehabt?", fragte seine Tante mit gerunzelter Stirn.
Peter schaute zu Onkel Ben, der kaum merklich den Kopf schüttelte. "Nein, nein, habe ich nicht."
"Da bin ich aber erleichtert."
Tante May nahm die Pfanne vom Herd und füllte Peters Teller mit Rührei. Im selben Moment schossen die Toasts aus dem Toaster, die sie noch hinzufügte und den Teller Peter vor die Nase setzte.
"Die Butter habe ich auch schon herausgenommen, jetzt ist sie viel leichter zu streichen."
"Danke, Tante May", sagte Peter, während er mit der einen Hand nach seinem Messer griff und mit der anderen seine Frisur richtete.
"Gerne, mein Schatz. Wenn ihr mich sucht, ich werfe unten ein paar Sachen in den Trockner."
Nachdem sie den Raum verlassen hatte, beugte sich Peter nach vorne und flüsterte mit Rührei im Mund: "Du weißt, wer Cassidy ist, ich habe es dir erzählt. Er könnte sich an mir rächen wollen und..."
Er schaute das Bild noch einmal an, unter welchem stand: "Die Polizei warnt eindringlich davor, sich diesem Mann aus dem Weg zu nähern, er gilt als unberechenbar." Wie auf jedem Foto das es von ihm gab waren seine Haare nicht gekämmt und er grinste verrückt.
"...dieses Gesicht würde ich unter tausenden wiedererkennen, dieser Mann war es, der dich in meinem Traum umgebracht hat."
Sein Onkel hatte allerdings sofort die passende Antwort für ihn: "Aber Peter, du bist Spider-Man, da macht man sich Feinde. Dieser Mann kennt aber weder dein wahres Aussehen, noch deinen Namen oder Addresse. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen."
Peter nickte, doch er wusste es besser. Er hatte Cassidy bereits zwei Mal aufgehalten, aber beim ersten Mal trug er keine Maske, beim ersten Mal war er nur Peter Parker gewesen. Er ließ die zweite Scheibe Toast in Lichtgeschwindigkeit im Mund verschwinden und schnappte sich seinen Ranzen.
"Tschüss, Tante May, tschüss Onkel Ben!", rief er mit vollem Mund und öffnete die Haustür.
Er schluckte die Scheibe Toast herunter und begab sich auf dem Weg zur Bushaltestelle. Mary Jane wartete schon vor dem Haus auf ihm.
"Und, bereit für einen neuen Tag voller Langeweile?", fragte sie ihn mit einem Lächeln.
Peter musste ebenfalls lächeln. "Ja, allerdings."
Er betete aber dafür, dass Cletus nicht durch Zufall oder einen Plan seine Addresse hatte herausfinden können. Denn sollte er nicht da sein, um seine Tante und seinen Onkel zu beschützen, dann würde der Verrückte eben sie statt ihm nehmen. Hätte er das erste Mal nur anders gehandelt. Hätte er diesen blöden Brief erst gar nicht gefunden.

Five months ago...

Peter schob seine Brille, die sehr rutschte, mit dem rechten Zeigefinger nach oben. Er verfluchte sich jedes Mal, wenn er das tun musste, was oft am Tag geschah, dafür, dass er zu faul, um einen Optiker aufzusuchen. Nachdem er geklingelt hatte, öffnete ihm Tante May und ließ ihn herein. Überall auf dem Boden standen noch Umzugskartons. Peter war mit seiner Tante May und seinem Onkel Ben vor einer Woche nach Queens gezogen und es lag noch viel Arbeit vor ihnen. Peter hängte erschöpft seine Jacke an den Haken und stellte seinen Ranzen auf den Boden.
Er ließ sich auf dem Küchenstuhl nieder und seufzte. "Den Ranzen nehme ich gleich mit nach oben, nicht aufregen."
"War dein erster Schultag etwa so schlimm, Junge?", fragte die Stimme seines Onkels, die vom Dachboden kam.
"Lass ihn doch erst einmal hereinkommen, Benjamin", widersprach May ihm und stellte Peter einen Suppenteller hin, der bis zum Rand mit Spaghetti Bolognese gefüllt war.
"Nein, ist schon okay, Tante May. Es war wirklich komplett scheiße", begann er zu erzählen, während er sich ein Glas aus einem Schrank nahm und es mit kaltem Wasser aus dem Kühlschrank füllte. Er leerte es in einem Zug und schenkte sich noch einmal nach. "Diese Hitze bringt einen um, dazu kommt die Tatsache, dass alle in der Klasse total unsympathisch und Idioten sind. Außer Max und Gwen."
"Wer ist das denn?", jetzt war seine Tante auch neugierig geworden.
"Maxwell ist ein Wissenschaftsnerd, so ähnlich wie ich und er war mit Gwen der Einzige, der sich meiner angenommen hat und mir gesagt hat, wo alles ist und mich etwas herumgeführt hat. Ihr kennt vielleicht den Vater von Gwen, Captain Stacy."
"Ja, stimmt. Wie schmecken dir die ersten Spaghetti im neuen Haus?"
"Sehr lecker, Tante May, es gibt niemandem, der das besser hinbekommen würde."
"Hey, Peter. Wenn du fertig bist, kannst du mir dann hier oben mal helfen?"
"Klar, Onkel Ben, was soll ich denn machen?"
"Für den Anfang würde es reichen, wenn du ein, zwei Kisten nach oben bringst", sagte er.
"Wird gemacht."

Mit vollem Magen griff Peter zwanzig Minuten später in die dafür vorgesehenden Schlitze am Rand des Kartons und hob ihn mit einem Ächzen hoch. Langsam drehte er sich um setzte ebenso langsam einen Fuß vor dem anderen. Er passierte die zwei Stockwerke und im dritten nahm sein Onkel, der seinen hochroten Kopf gesehen hatte, ihm den Karton ab und verstaute ihn zwischen den anderen Kisten auf dem Speicher.
"Was ist denn in diesen Kisten?", fragte Peter und beugte sich herunter, um die Aufschriften lesen zu können.
"Dies und das. Meistens sind das Sachen, die wir irgendwann einmal geschenkt bekommen haben und nicht mehr brauchen."
Peter fand auf einem Karton, der in der hintersten Ecke des Speichers stand, keine Beschriftung und das machte in neugierig. Vorsichtig öffnete er ihn und war enttäuscht, als er dort drinnen nichts außer ein paar Akten und einem Briefumschlag fand. Doch so schnell gab er nicht auf und nahm den Briefumschlag heraus. Er konnte es nicht fassen. Dieser Umschlag war an ihn, Peter Parker, gerichtet. Die Schrift kannte er allerdings nicht. Aber wieso sollte sein Onkel hier einen Briefumschlag vor ihm verbergen? Vielleicht hatte er nur vergessen, ihn ihm zu geben. Da es aber ganz offensichtlich seiner war, faltete er ihn in der Mitte und spürte dabei etwas Schmales, vermutlich aus Metall. Er steckte ihn in die Hosentasche und klemmte sich die Akten unter den Arm. In seinem Zimmer angekommen öffnete er den Briefumschlag so elegant, wie es ihm möglich war, was bedeutete, dass er wie zerrissen aussah. Er drehte ihn um und ein metallener Schlüssel fiel ebenso wie ein Brief auf den Schreibtisch. Den Schlüssel ließ er außen vor und las in dem Brief. Doch nach dem ersten Mal konnte er noch nicht fassen, was da stand, also las er ihn erneut und murmelte leise vor sich hin: "Hallo Peter, wenn du diesen Zettel liest, bin ich nicht wieder zurückgekehrt und du wirst in deiner Tante und deinem Onkel tolle Ersatzeltern finden. Ich sitze hier und wollte vielleicht etwas über unsere gemeinsame Zeit sagen, die wirklich toll war und ich bedauere es zutiefst, dich viel zu früh verlassen zu müssen. Aber mir fällt nichts ein. Ich könnte jetzt etwas darüber sagen, wie toll es war dir beizubringen, wie man läuft oder mit dir deinen ersten Schneemann zu bauen, die Freude in deinem Gesicht zu sehen, wenn du mich von der Arbeit kommen sahst. Ich bin Wissenschaftler und ich habe bis zuletzt an meinem bislang größten und wichtigsten Projekt gearbeitet: Einer Super-Spinne. Spinnen sind überaus robust und ich will Menschen damit ein besseres Leben ermöglichen. Und falls es gelingt, werde ich das auch bei anderen Tieren anwenden können. Als Beispiel: Einem Mann fehlt ein Arm. Mit Hilfe meiner Mixtur und der DNS von Echsen, kann sein Arm dadurch nachwachsen und er kann ein glückliches Leben führen. Das ist nur eine Möglichkeit, aber entschuldige, ich habe mich wieder dazu hinreißen lassen nur über meine Arbeit zu schreiben. Der Schlüssel, der dem Umschlag beigefügt ist, bringt dich zu einem Schließfach in der New York City Bank. Die Nummer ist eingraviert. Dieser Brief ist bei Toomes Industries, der Firma, die mich beschäftigt, hinterlegt und falls die Expedition scheitert, wird ein Mitarbeiter dir diesen Umschlag schicken. Die Akten dokumentieren meine neue Expedition, meine bisherigen, meine Forschungsergebnisse und Theorien. Ich hoffe sie sind bei dir in guten Händen, vor allem das, was du in dem Bankschliefach finden wirst. Aber ich vertraue dir da, mein Sohn. Du weißt gar nicht wie unglaublich stolz ich auf dich bin, deine Mutter natürlich ebenfalls. In Liebe, Papa."
Peters Augen wurden wässrig und er wischte sich die Tränen schnell an seinem T-Shirt ab. Sein Vater, sein toter Vater, hatte ihm dies hier geschrieben. Der Vater, der ihn mit fünf Jahren verlassen hatte, genau wie seine Mutter. Sie waren beide bei einem Flugzeugabsturz gestorben. Er betrachtete den Metallschlüssel auf dem Tisch. Der Schlüssel war das Bindeglied zwischen ihm und seinen Eltern. Und dazu musste er nur die Bank aufsuchen. Peter nahm den Schlüssel in die Hand und drehte ihn. Die Akten waren für ihn in diesem Moment vollkommen nebensächlich, sie interessierten ihn kein bisschen.
"Onkel Ben?", rief er. "Du musst heute nicht zufällig zur Bank, oder?"

Today...

Dan Feldman blickte in Gedanken versunken auf das offene Meer hinaus. Ihm gehörte ein Dock am Pier von Manhattan und wenn er für einen Moment keine Arbeit hatte, dann betrachtete er immer das Meer. Heute blickte er auf Ryker´s. Es war eine Gefängnisinsel, die schnell zum Staatsgefängnis geworden war. Die Regierung glaubte sich durch die Trennung durch das Meer sicher, aber Dan sah das etwas anders. Er musste zugeben, bisher hatte noch nie jemand den Weg bis an einen der Docks geschafft, aber es war durchaus möglich. Vorsichtig nippte er an seinem dampfenden Kaffe und setzte die Tasse anschließend wieder auf den Tisch. Er wusste, dass er nicht der Einzige war, der so dachte, aber die Regierung ließ keine Zweifel gegen ihr Projekt zu. Bisher hatte es auch funktioniert, bisher. Spider-Man hatte in letzter Zeit viele Gegner, die nicht normal waren, gefasst, sogenannte Superschurken. In den Nachrichten hatte er vermutlich nicht von allen gehört, aber er wusste von einem Werwolf und einem Typ in einer Art Todespanzer, sogar zwei von den Mordmaschinen hatte es gegeben. Und Gerüchten zufolge hatte der Held auch einmal einen Gegner besiegt, der Krähen befehligen konnte. Man musste sich nur einmal vorstellen, was so jemand anstellen könnte. Das Meer würde dann niemanden schützen. Er schrak plötzlich hoch, als er meinte, etwas im Augenwinkel gesehen zu haben. Langsam erhob er sich und bewegte sich auf die Stelle zu, er war sich sicher an einem der zwei Stege eine menschliche Hand gesehen zu haben. Doch er fand nichts, nur leichte Wellen umspielten den Holzsteg. Seltsam. Seine Nerven hatten ihm wohl einen Streich gespielt. Er drehte sich um, in dem Moment jemand packte seinen Fuß und riss ihn nach hinten. Vollkommen überrascht knallte Dan auf das Holz. Während er bewusstlos wurde, stützte sich die Hand auf dem Steg auf. Eine Person zog sich aus dem Wasser, Kristalltropfen glitzerten durch den Sonnenschein auf seiner teilweise roten Haut. Carnage schaute mit seinem langen Grinsen auf den Mann herunter und hob seinen zweiten Arm. Er ließ die Klinge auf den Mann niedersausen, immer und immer wieder. Als der Mann, dessen gebräunte Haut voller Löcher und blutbedeckt war, Cassidy´s superschnellen Fuß in den Magen bekam, flog er in hohem Bogen ins Wasser. Die Leiche schwamm und färbte das Wasser um sie herum blutrot. Cassidy entließ seine lange Zunge aus dem mit Reißzähnen bestückten Maul und leckte das Blut von der Klingenhand. Es schmeckte ihm, da es süßlicher war als das der beiden Wärter. Er leckte sich noch einmal über die Lippen, nachdem die Klinge blitzblank war und ließ er die Zunge wieder in seinem Maul verschwinden.
"Von wegen, diese Insel ist sicher. Aber was soll´s. Hach, schönes Wetter ist auch noch. Da macht das Morden doch gleich mehr Spaß", sagte er vor sich hin, als er in Richtung der Wolkenkratzer ging. "Mal sehen, wen ich töte, um nach Queens zu kommen."

"..und aus diesem Grund fasste Fürst Metternicht 1815 alle 39 deutschen Einzelstaaten zum Deutschen Bund zusammen. Zuvor hatte er jedoch 1814 auf dem Wiener Kongress, nach dem Sieg über Napoleon, die Macht der Fürsten gestärkt. Dabei galten drei, eigentlich sogar vier Grundregeln. Wer kennt sie?"
Der ergraute Lehrer mit Bierbauch ignorierte die heftig mit den Fingern schnippsende Klassenbeste in der ersten Reihe und fokussierte seinen Blick auf den Jungen in der dritten Reihe, der heute irgendwie gar nicht bei der Sache war.
"Peter!"
"Tut mir Leid, Sir. Ich kenne die Antwort nicht, sonst hätte ich aufgezeigt", entgegnete dieser mit einer leichten Gereiztheit in der Stimme.
"Nicht in diesem Tonfall junger Mann, was ist das denn für eine Art", empörte sich der Lehrer.
"Entschuldigen Sie, Mr Grisham."
"Entschuldigen? Früher hätte man ein paar mit dem Stock bekommen und dann wäre die Lektion gelernt gewesen. Aber heutzutage verweichlicht diese unerzogene Jugend."
Peter verzog mit wachsendem Jähzorn das Gesicht und verdrehte die Augen. "Ich wollte Ihnen doch nur sagen, dass..."
"Du hast das Thema ja nicht verstanden, dann musst du Fragen stellen."
Peters Nerven waren bis zum Reißen gespannt und sein Lehrer hatte das Fass gerade zum Überlaufen gebracht. "Müssen Sie mich eigentlich immer unterbrechen? Warten Sie doch erst einmal bis ich den Satz beendet habe, das hält man ja nicht aus. Wenn das in ihrem glorreichen früheren Zeitalter auch so war, dann können Sie mich, aber das können Sie auch so, einfach nur am Arsch lecken."
Mit diesen Worten packte Peter die Träger seines Rucksacks und verließ zu Mary Jane´s Entsetzen den Raum. Die Rothaarige packte ihn am Arm und wollte ihn dadurch zum Bleiben bewegen, doch Peter riss sich los.
"Einen schönen Tag noch!"
Mr Grisham sah ihn verwundert an. Er kannte Peter seit er an dieser Schule war. Er war mehr der Physiker, hatte sich aber dennoch immer mit viel Elan und Wissbegierde auf Geschichte gestürzt. Das, was gerade passiert war, passte nicht zu ihm.
Und das wusste der Held, der die Tür hinter sich mit viel Kraft zuzog und es ordentlich scheppern ließ, ebenfalls. Erneut bemerkte er Veränderungen an sich, die er nicht wollte. Peter atmete tief ein, doch als er die Luft wieder aus seiner Lungen presste, verzog sich sein Mund zu einem arroganten Grinsen. Diesem Lehrer hatte er es gezeigt, er hatte als Einziger die Wahrheit gesagt, aber jeder dachte eigentlich so. Letzenendes drängte die Sorge um seine Familie den Einfluss des Symbionten erneut zurück. Er hatte in der dritten Stunde allen einen schönen Tag gewünscht. Doch auch wenn er das tief bereute, würde es nur beweisen, dass er kein Rückgrat hatte, wenn er zurück kam. Also konnte er das tun, was ihn schon den ganzen Tag beschäftigt und keinen positiven Gedanken gelassen hatte: Cassidy finden und erledigen, nein er sollte ihn besser töten. Nein, das durfte er nicht tun, denn mit großer Kraft kommt große Verantwortung. Und die einzige Person, die ihm jetzt helfen konnte, war jemand, der Zugang zu allen Überwachungskameras hatte. Er musste zu Lee!

Die dunkelhäutige Polizistin schaute kaum von ihrem Computer auf, als Peter ihr Büro über die Scheibe betrat. Der Held im roten Spinnenkostüm wirkte auf sie nervös, hektisch und angespannt.
"Ich will mich nicht lange mit Smalltalk aufhalten, Sie müssen sofort alle Straßen, die von Manhattan ausgehen, sperren und die Docks überwachen. Niemand wird durch die Hand dieses Irren sterben, so wahr ich hier stehe!"
Den letzten Teil des Satzes schrie er hinaus und hieb auf den Tisch. Wüsste Peter, dass er wie eine Marionette gespielt wurde, hätte er mit Sicherheit anders gehandelt. Aber er meinte alles so, wie er es sagte. Niemand, hauptsächlich seine Tante und sein Onkel, würde sterben.
Lee schaute mit gerunzelter Stirn auf. Sie schüttelte dabei leicht den Kopf. "Dir auch einen guten Tag. Das Problem ist nicht mehr Cassidy, sondern das Etwas, in das er sich verwandelt hat. Die Polizei ist nicht dumm und wir haben alles gesperrt, allerdings erst, nachdem wir wussten, dass er den langen Weg zum Festland überwunden hatte."
"Und wie habt ihr das gemerkt? Er wird ja wohl nicht einfach in der Stadt herumgeschrien haben, dass er ein entflohener Verbrecher ist. Wobei... er ist irre."
"Nein, das nicht. Aber wir haben vor zwei Stunden einen toten Mann an den Docks gefunden, dessen Kehle aufgeschlitzt war. Und da Cassidy jetzt einen Klingenarm hat, haben wir alle Brücken und Seewege sperren lassen. Es könnte natürlich auch sein, dass wir uns geirrt haben, aber falls nicht, warten an jeder Straße mindestens ein Dutzend Beamter auf diesen Mistkerl."
Am liebsten würde Peter jetzt einfach aus dem Fenster springen und sich mit seinen Netzen so schnell wie möglich in Richtung Queens zu seiner Tante und seinem Onkel schwingen. Aber er wusste nicht, ob Queens wirklich Cassidy´s Ziel war und falls nicht, würde er, um den Menschen in zum Beispiel Brooklyn zu helfen, zu viel Zeit brauchen.
"Moment mal, ein Klingenarm? Sind Sie sicher, dass Sie genau das Wort meinten?", hakte Peter verwirrt nach.
"Ja, allerdings. Ich habe exakt dieses Wort gemeint. Eigentlich dürfte ich dir das Material nicht zeigen..."
"...wie so vieles andere davor auch nicht..."
"...das stimmt, aber ich muss dich bitten, dass du das wirklich für dich behältst. Ich glaube, darüber haben wir nie gesprochen. Ich kann meinen Job dadurch velieren."
"Einverstanden, Detective."
Detective Lee schob sich mit ihrem Rollstuhl etwas zur Seite, damit der neben ihr stehende Spider-Man sehen konnte, was die Überwachungskameras aufgezeichnet hatten. Zuerst blickte Peter auf einen schwarzen Bildschirm, die nachts immer aktiven Infrarotkameras sahen kein lebendes Wesen. Bis plötzlich zwei Menschen, Peter nahm an, dass es Wärter waren, von der oberen Bildseite ins Bild liefen, sie hielten etwas in der Hand und richteten es auf jemanden oder etwas, der bzw. das noch nicht im Bild zu sehen war.
"Elektroschockpistolen", erklärte der Detective.
Dann ging gemütlich eine dritte Person auf die Wärter zu. Lee hielt das Band an. Peter erstarrte. Lee hatte keine Märchen erzählt, eine Hand hatte sich durch etwas, das selbst Wärme abgab, also zu leben schien, zu einer Klinge geformt und auch andere Teile des Körpers bedeckt. Das riesige Maul stach Peter auch sofort ins Auge.
"Ach du scheiße! Was ist mit dem denn passiert?", stieß Peter hervor.
Lee schüttelte unwissend den Kopf. "Das wissen wir nicht. Aber das war noch nicht alles. Guck es dir weiter an."
Die Polizisten ließ die Aufnahme weiterlaufen. Vier Sekunden passierte nichts, weil Cassidy etwas sagte, aber dann geschah das Unfassbare. Cletus war plötzlich weg und die Köpfe der beiden Wärter lagen neben ihren gefallenen Körpern. Anschließend spulte Lee zurück und ließ den Mord in Zeitlupe ablaufen. Nun konnte Peter deutlich sehen, wie Cassidy auf die beiden zuging, ohne dass sie sich regten und ihnen mit der Klinge die Köpfe abschlug.
"Wie hat er..."
"Das wissen wir nicht. Aber bevor er sich mit erhöhter Geschwindigkeit..."
"Erhöht? Das war superschnell. Auch wenn der Name sehr comichaft klingt, anders kann man das wohl kaum nennen."
"Gut, bevor er superschnell wurde, sagte er noch etwas. Aufgrund irgendeines technischen Problems, können wir die Tonspur nur seperat zeigen und nicht synchron mit dem Bild."
Lee öffnete per Mausklick eine andere Datei und spulte zu der Stelle vor, wo die Polizisten ins Bild kamen. Daraufhin drückte sie auf den pfeilähnlichen Play-Button.
"Hier spricht Toby Myers. Gefangener aus Zelle 1024 entkommen! Ich wiederhole: Gefangener frei und er tötet!"
"Das ist richtig, mein junger Freund."
"Na, also. Läuft doch prima", dazu mischte sich das Kratzen der Klinge auf dem Boden. "Diese Superkräfte sind unglaublich. Ich könnte mich ja jetzt auch Carnage nennen, als eine Art Superschurkenname. Ja, das klingt gut: Carnage!"
"Sind irgendwelche anderen Kräfte bekannt?", erkundigte sich Peter, um seinen Feind kennenzulernen und dann leichter ausschalten zu können.
"Ja, er hat mit einer Hand, das nehmen wir an, weil er mit der anderen schlecht greifen kann, die Zellentür herausgerissen."
Spider-Man schaute Lee mit einem betroffenen Blick an. Man hörte deutlich, dass er schwer schluckte.
"Auf uns kommen schwere Zeiten zu. Überwachen Ihre Männer jegliche Verkehrskamera?"
"Ja, das tun sie. Sollte Cassidy sich auch nur kurz zeigen, haben wir ihn."
Als hätte Cassidy sie gehört, erschien auf dem Bildschirm des Detectives das heranzgezoomte Bild einer Überwachungskamera. Der Kopf war mit einem Quadrat umkreist, daneben standen alle verfügbaren Daten. Obwohl er seine Klinge sehr effektiv versteckt hatte, man sah sie nicht und der Mund ebenfalls nicht mehr in Übergroße vorhanden zu sein schien, war es für die Technik der Polizei ein leichtes gewesen, die Augen einem Namen zuzuordnen.
"Früher als erwartet", sagte Detective Lee und griff sich, während sie sich mit der einen Hand ihren Mantel vom Haken nahm, ihr Handy. Es wählte kurz, dann nahm jemand am anderen Ende der Leitung ab.
"Chloe, beordern sie alle verfügbaren Einheiten zum näheren Umkreis von Cassidy´s Position!"
Peter bekam nicht mehr mit, was die Antwort war, denn er warf sich aus dem Fenster und verschwand, seine Netze schießend, in Richtung Cassidy´s aktuellem Aufenthaltsort. Lee wunderte sich, so kannte sie ihn gar nicht. Irgendetwas verband die beiden. Aber was? Ein Irrer und ein Held, nicht gerade viele Gemeinsamkeiten.

Unterdessen zog Cassidy die Kapuze seiner Jacke noch tiefer, nur um ganz sicher zu gehen, dass keine Kamera ihn filmen konnte. Er war sich sicher, dass ihn niemand entdecken würde, denn der Symbiont hatte ihm neue Möglichkeiten offenbart. Der rote Schleim konnte, falls in einer Situation nötig, die Stellen seines Körpers verlassen, die er gerade nutzte. Somit besaß er momentan keine Klingenhand und kein Maul mehr. Die geballten Fäuste steckten in seiner Jackentasche und er bewegte sich schnell fort, aber nicht so schnell, dass er hastig wirkte oder ein leichtes Ziel für Rempler wurde. Sollte er nämlich einmal erkannt worden sein, dann würde die Polizei wissen, wo er war und er würde die Bedingung seiner Freiheit nicht einhalten können. Das heißt, er würde wieder hinter schwedische Gardinen kommen und das wollte er auf keinen Fall. Es war so kalt und einsam dort gewesen. Er bog auf einen großen Platz ein. Aber hier, auf dem Times Square, gab es bunten Reklametafeln, geschäftige Leuten und das pulsierenden Leben New Yorks, hier war er nicht zu Hause. Und wenn er seinen Auftrag erfüllt hatte, würde er es sich zur Aufgabe machen, dieses Leben langsam erlischen zu lassen. Denn er hasste Leben, er würde alle töten. In Gedanken versunken, stieß er aus Versehen mit einem großgebauten, muskelbepackten Afroamerikaner zusammen. Obwohl dieser, im Gegensatz zu Cassidy, dem die Luft aus der Lunge gepresst wurde, fast nichts davon gemerkt hatte, drehte er sich zu Cletus um. Ein Fehler!
"Hey, Mann, pass doch auf!", rüpelte er.
Cletus biss sich auf die Lippe, er durfte jetzt nicht auffallen, musste so schnell wie möglich nach Queens. Er wusste nicht, dass die Polizei längst auf dem Weg war.
"Tut mir Leid, okay? War keine Absicht", entschuldigte sich Cassidy schnell und wandte sich um, steckte die Hände wieder in die Taschen und ging schnellen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung.
Doch der Afroamerikaner wollte das nicht auf sich beruhen lassen. Trotz des relativ jungen Tages, torkelte er mit einer Flasche Bier in der Hand, auf Cassidy zu und packte ihn an der Schulter. Cassidy hielt inne.
"Tu die Hand da weg! Ich warne dich!"
Der Afroamerikaner lächelte nur süffisant. Er schien die Warnung nicht als solche zu erkennen, es machte ihn nur gereizter.
"Big Joe macht das, was er will."
Cletus lächelte. Er hatte alles versucht. Aber dieser Vollidiot hielt ihn klar von seinem Plan ab. Er drehte sich zu dem Mann um, während der Symbiont über seinen Körper an die Stellen floss, die er auch als Carnage benutzte. Seine Augen glühten kurz rot auf. Als Big Joe das riesige Maul sah, weiteten sich seine Augen entsetzt.
"Ein Monster!", schrie er. Er konnte nicht sagen, ob es an dem Alkohol lag oder an der Angst, aber er rührte sich nicht einen Meter, obwohl jede Faser in seinem Körper das wollte.
"Monster? Ist nicht so meins. Nenn mich lieber Carnage", schlug er vor.
Im selben Moment trennte seine superschnelle Klingenhand den Körper des Mannes am Bauch in zwei Hälfe. Blut spritzte und die Passanten drehten sich erschrocken um. Eine Schlägerei sahen sie jeden Tag. Das war nichts Neues, es gab nun einmal streitlustige Menschen. Aber einen zerteilten Menschen? Einige erkannten nun auch, wer das war. Die, die unsicher waren, schauten zum größten Bildschirm hoch, der Cassidy´s Foto klar und deutlich zeigte, mit der Unterschrift "Gesucht! Sehr gefährlich!". Anschließend liefen sie schreiend in alle Richtungen. Der Lärm schwoll an, bis es lauter als bei einem Rockkonzert war. Ohne, dass er eine Erklärung dafür hatte, durchfuhren Cassidy unbeschreibliche Schmerzen und er sackte auf die Knie. Der Symbiont löste sich langsam von seinem Körper, während er seine Pein hinausschrie. Es war, als würde man ihm die Haut abreißen, da der Symbiont ohne es zu wollen vom Körper gerissen wurde. Er kippte nach vorne und wälzte sich vor Schmerzen auf dem Boden. Im Umkreis von ein paar hundert Metern sah er weder ein verschwommenes Auto, noch einen Menschen. Nur Zeitungen und Essen fanden sich auf dem Boden, die Menschen unachtsam hingeworfen hatten, um ihr Leben zu retten. Cassidy´s Ohr wurde taub und er hörte nur noch einen monotonen Piepston. Als jedoch alle Menschen geflohen waren, schwoll auch der Lärm ab und die Schmerzen hörten sofort auf Cassidy zu peinigen. Etwas benommen, aber dennoch mit einem eiskalten Funkeln in den roten Augen, erhob er sich wieder. Doch er irrte sich, als er dachte, dass er seinen Auftrag jetzt ausführen konnte. Plötzlich hörte er Sirenen aus jeder Himmelsrichtung, aus allen Seitenstraßen und Hauptstraßen schossen Polizeiwagen herbei und umringten ihn. Aus dem Augenwinkel vernahm er auch Spider-Man, der an der Häuserfassade, die direkt hinter ihm war, klebte. Dieses Mal würde er nicht auf diesen Trick hereinfallen. Aufgrund des Lärms wankte Cassidy kurz, doch er fing sich sofort, als die Sirenen ausgeschaltet wurden. Beamte in übermäßiger Zahl entsicherten, hinter ihren Dienstwagen verschanzt, ihre Pistolen und richteten sie auf Cassidy. Dieser jedoch blieb gelassen.
"Bleiben Sie ganz ruhig und nehmen Sie Ihre Hände hoch!", machte ein dunkelhäutige Frau im braunen Mantel ihren Standpunkt mit einem Megaphon, das ihre Stimme blechernd klingen ließ, klar.
Das wird eine Menge Spaß, dachte Cassidy. Endlich kann ich mal meine Grenzen austesten.

Five months ago...

"Hier entlang, Mr. Parker", sagte ein etwas älterer Herr mit freundlichem Gesicht.
Peter und sein Onkel folgten ihm von der Rezeption, auf der eine Schüssel mit Pistazien stand, wovon Peter sich eine Hand voll nahm, weg und aus der Eingangshalle, die durch die große Glasfront lichtdurchflutet war, hinaus und ging einen langen Gang entlang. Dieser war an den Seiten mit Buchsbäumen verschönt, dennoch wirkte die Bank mit dem ganzen Metall unfreundlich und abweisend. Onkel Ben hatte Peter in seiner Euphorie etwas gebremst und ihm versucht begreiflich zu machen, dass seine Erwartungen getäuscht werden können.
"Sie sagen, ihrem Vater, Richard Parker, hat das Schließfach gehört?", erkundigte sich der Angestellte.
"Ja, das hat es", antwortete Peter, während er gedankenverloren den Schlüssel hochwarf und wieder auffing. Schon in wenigen Augenblicken würde er wieder Kontakt zu seinen Eltern haben, alles was er sich je gwünscht hatte.
"Lass das, Peter, sonst verlierst du ihn vielleicht noch", mahnte Onkel Ben.
Peter nahm den Vorschlag an und vergrub den Schlüssel in seiner Faust. Sie erreichten das Ende des Ganges und betraten einen kleinen Raum, an dessen linker und rechter Wand Schließfächer zu sehen war. Die Decke und die verbleibende Wand waren weiß gestrichen. Der Angestellte hielt Onkel Ben einen Kugelschreiber und ein Klemmbrett hin, das größtenteils von einem oben eingeklemmten Blatt bedeckt wurde.
"Sie, als Erziehungsberechtiger, müssen hier unten unterschreiben, dass sie heute hier waren und das Schließfach geöffnet haben, ihren Ausweis haben Sie mir ja bereits an der Rezeption gezeigt."
Während Peter das Schließfach mit der Nummer 0719 suchte, setzte Benjamin eine krakelige Unterschrift unter das Papier.
"Dankeschön, Mr. Parker", sagte der Bankangestellte und ging wieder zur Rezeption.
"0754, 0785, 0723, 0719. Ich hab´s!", jubelte Peter.
Onkel Ben sah zufrieden das überglückliche Gesicht seines Enkels. Er wirkte wieder wie der kleine Junge, der mit seinem Vater nach dem Thanksgiving Essen bei May auf dem Boden mit Autos spielte. Einfach glücklich. Mit etwas zitternden Händen steckte Peter den im Schein der Lampen leuchtenden Schlüssel hinein und nachdem er einmal tief ein- und wieder ausgeatmet hatte, drehte er ihn im Schloss um. Es gab ein klickendes Geräusch und Peter zog die kleine Tür zur Seite. Mit steigender Nervosität griff er hinein und nahm zuerst eine Figur heraus, dann eine kleine, schwarze Box. Mit gerunzelter Stirn drehte er die Figur zwischen Daumen und Zeigefinger. Es war eine goldene Ballerine, die gerade sprang. Ihr Haar und generell die Kleidung und deren Falten, alles war, für die geringe Größe, sie war nicht größer als ein gewöhnliche Schachfigur, perfekt und wahrscheinlich in mühsamer Handarbeit geschaffen worden. Durch ihren Körper zog sich eine Metallstange, die unten offenblieb. Man konnte die Figur also irgendwo hinein stecken. Interessant.
"Kann ich mal sehen?", fragte Onkel Ben und stellte nach kurzem Betrachten fest: "Eindeutig, es ist exakt die gleiche."
Peter stutzte. Sein Onkel tat es nicht oft, aber wenn er seine Gedankengänge aussprach, kam jemand anderes nicht mit, weil ihm der Zusammenhang fehlte. "Gleich wie welche?"
"Die Ballerine auf der Spieldose deiner Mutter", erklärte Benjamin. "Deine Tante und ich haben sie ihr zur Hochzeit geschenkt, sie hat sich sehr darüber gefreut und bis zu ihrem Tod benutzt. Wir wussten nur nicht, was damit geschehen ist, aber es scheint, als hätte dein Vater sie gehabt. Trotzdem ist das reichlich seltsam. Wieso hinterlässt er dir nur die Ballerina, aber nicht die Spieldose?"
Ahnungslos zuckte Peter mit den Schultern. "Nun zur Box..." Peter schob vorsichtig den Riegel zur Seite und klappte den Deckel nach hinten. Doch sein Onkel klappte sie sofort wieder zu. Peter schaute ihn verwirrt an.
"Hör zu, Peter, dein Vater war nicht gerade das, was man einen Idioten nennt, nein, er war brillant. Du hast mir gesagt, er arbeitete an einer Art Super-Spinne, oder?" Peter nickte. "Deshalb sollte wir den Inhalt dieser Box nicht in aller Öffentlichkeit..." Er deutet auf die Kamera hinter Peter. "...öffnen, wer weiß, was wir darin finden?"
Peter stimmte ihm zu, er hatte etwas überstürzt gehandelt. Er drückte die kleine Tür wieder an das Schließfach und verschloss es. Anschließend steckte er den Schlüssel, ebenso wie die Spielfigur in seine Jackentaschen, Onkel Ben nahm die Box und sie fuhren wieder nach Hause.

Am Abend saß Peter nachdenklich im Schneidersitz auf seiner Bettdecke. In seinen beiden Handflächen ruhte die schwarze Box. Es war merkwürdig. Obwohl er eine innere Neugier empfand, die er einfach befriedigen musste, ging von der Box etwas Mysteriöses, etwas Dunkles aus. Peter ließ sich in sein Kopfkissen fallen und schaute an die Decke. Das tat er immer, wenn er sich in Gedanken Szenarien ausmalte, denn dadurch konnte er seinen Blick besser fokussieren. Es könnte aber auch sein, dass die Spinne bereits gestorben war, dann würde er mit dem Öffnen der Box kein Risiko eingehen. Die Akten seines Vater halfen ihm nicht, dort war alles, ausnahmslos alles festgehalten, nur die Super-Spinne fand er nicht. Wahrscheinlich war sie dafür zu geheim. Was könnte denn noch passieren? Sie könnte einen Erreger haben, der ihn langsam dahin raffen würde. Peter runzelte die Stirn. Nein, das war eher unwahrscheinlich. Dann starrte er die Box einfach nur an, als hätte er Superman´s Röntgenblick. Die Box wurde jedoch nicht plötzlich durchsichtig, also nahm er seine hinter dem Kopf verschränken Arme wieder nach vorne und entriegelte sie. Seinem Onkel hatte er nicht gesagt, dass er die Box mit nach oben genommen hatte, dieser wähnte sie weiterhin in der Umzugskiste. Peter atmete tief durch, von unten hörte er Onkel Ben´s tägliche Nachrichtensendung. Er drehte den Kopf weg und kniff die Augen zusammen, dann hob er den Deckel an. Ohne es zu sehen, kletterte die Spinne heraus. Vollkommen ausgehungert, krabbelte sie auf Peters an. Als dieser vorsichtig seine Augen öffnete, sah er mit Erleichterung die Spinne. Er war weder tot, noch infiziert oder etwas anderes. Doch er konnte nicht ahnen, wie hungrig die Spinne durch ihren Aufenthalt in der metallischen Box war. Sie stieß ihre Zähne in Peters Hand. Der Schüler, überrascht wie er war, schrie vor Schmerz auf und schlug fast schon reflexartig nach ihr. Der Biss, um den sich seine Hand bereits rot färbte, brannte wie Feuer. Plötzlich verschwamm die Welt vor seinen Augen. Etwas angewidert schaute er auf das zerquetschte Tier auf seiner Hand, bis alles schwarz wurde.

Im nächsten Moment stand Peter auf einem sandigen Boden. Mit der rechten Hand hielt er eine Fackel. Er erleuchtete mit ihr den Raum, in dem er stand und stellte beunruhigt fest, dass es eine Pyramide war. Seltsam, warum eine Pyramide? Er ging ein paar Schritte auf den Altar zu, der von oben durch Mondlicht erhellt wurde. Auf ihm lagen fünf Tafeln. Selbst als er mit der Fackel genug Licht hatte, um sie zu erkennen, konnte er sie nicht lesen. Eine alte Schrift. Vielleicht ägyptisch? Nein, die Schriftzeichen kannte er. Griechisch könnte es sein. Peter drehte sich abrupt um, als er ein Schnauben hinter sich hörte. Er konnte nicht glauben, was er da sah. Dort standen vier durchsichtige, unterschiedlich farbige Tiere. Ein graues Nashorn, das erneut schnaubte, eine dunkelgrüne Echse, ein gelber Löwe und ein schwarzer, menschengroßer Skorpion. Jetzt knurrte auch der Löwe. Sein Blick wirkte feindselig und einschüchternd. Da Peter das Gefühl hatte, das diese merkwürdigen Erscheinungen sich im nächsten Moment auf ihn stürzen würden, wich er zurück, hinter den Altar. Er schluckte. Vorsichtig lugte er aus seinem Versteck heraus. Waren das etwa Hologramme? Sie waren plötzlich weg, ohne, dass er etwas gehörte hatte. Erleichtert stützte er seinen Rücken am Altar ab. Doch die Tiere waren vor ihm! Peter schrie auf, als die Pranke des Löwen seinen Kopf nur knapp verfehlte. Panisch kletterte er auf den Altar, sprang herab und lief so schnell es ihm möglich war. Doch natürlich war er viel zu langsam. Er hatte den Ausgang fast erreicht, als ihn das Nashorn einholte. Das Horn des Tieres traf ihn im Kreuz und riss ihn nach vorne. Peter wurde durch den Eingang geschleudert, landete jedoch verhältnismäßig weich in der Sanddüne, die sich vor der Pyramide auftat. Seine Haare und Kleidung waren voller Sand und geekelt spuckte er eine Hand voll Sand aus. Hustend richtete er sich wieder auf und wollte weiter fliehen. Da hatte er die Rechnung jedoch ohne die Echse gemacht. Ihr langer Schwanz wickelte sich um Peters Hals und riss ihn die Düne hinunter. Der Schüler schloss mit dem Leben ab, als das Reptil ihn brutal in die Sanddüne haute und dann herausholte, immer und immer wieder. Der Bewusstlosigkeit nahe, schaute Peter hoh. Der gewaltige Stachel des Skorpion richtete sich bedrohlich wie ein Damoklesschwert auf Peter´s Brust. Er konnte sich irren, aber sah er in dem Stachel etwa sich? Und damit meinte er nicht eine Spiegelung von ihm, auch wenn das ebenso unwahrscheinlich war. Der Peter, von dem er nur den Kopf und einen Teil des Halses sah, war vollkommen anders. Große Teile seines Gesichts und sein Hals waren von einer dunkelgrünen Panzerung, ähnlich der des Skorpion vor ihm, bedeckt. Diese Gedanken kamen ihm, als der Stachel herabschoss und sich tief in den Magen bohrte. Peter schrie auf. Dann trat erneut der Löwe in sein Blickfeld und hob seine Pranke. Dieses Mal, da war sich der vor Schmerzen brüllende Peter sicher, würde er ihn nicht verfehlen. Und er sollte Recht behalten. Die Pranke traf ihn und die langen Krallen durchbohrten seine Augen. Unfähig zu sehen, hörte Peter wie Knochen brachen, bis sein Gehirn durchbohrt hatte. Das laute Schreien hörte sofort auf. Peter´s Kopf kippte zur Seite. Das Blut lief aus seinen Augenhöhlen in den Mund. Dann krabbelte eine rote Spinne, etwas größer als der Skorpion, hinter der Düne hervor. Sie bewegte sich auf Peter zu und als sie über ihm stand, begann sie zu glühen. Peter´s Körper war augenblicklich regeneriert und er erbob sich. Mit arrogantem Blick holte er mit seinem Arm aus. Der Löwe reagierte nicht schnell genug und der Schlag schleuderte ihn zurück, bis er gegen die Pyramide prallte. Die anderen Tiere wichen verängstigt zurück und begaben sich in ehrfürchtige Haltung. Peters Lächeln war ebenso arrogant wie sein Blick. Sie knieten, oder wie man das nennen konnte, was sie gerade taten, vor ihm nieder, er hatte gesiegt!

Peter öffnete langsam die Augen. Was für ein verrückter Traum! Seufzend nahm er zur Kenntnis, dass der Spinnenbiss immer noch wie die Hölle brannte. Verschlafen tastete er nach seinem Handy, das auf dem Nachttisch neben ihm lag. Er erwischte ein paar Kabeln. Erneut seufzend schaltete er die Lampe an und fand sein Handy auf Anhieb. Er entsperrte es.
"7 Uhr also", murmelte Peter vor sich hin. Dann weiteten sich seine Augen schagartig. "Was? 7 Uhr?"
Er konnte doch nicht so lange geschlafen haben, oder? In 10 Minuten kam der Bus. Wenn das noch gut geht, dachte der Schüler, als er ins Bad eilte.
3 Minuten später rannte er mit dem Schulranzen auf der Schulter und abstehenden Haaren nach unten, vorbei an seiner überraschten Tante in die Küche. Dort nahm er sich aus dem Paket vier rohe Toasts, steckte sich die Hälfte des ersten in den Mund und begann schnell an zu kauen. In Windeseile zog er seine Schuhe an, während May ihm erklärte, dass sie und Ben ihn einfach nicht haben aufwecken können. Mit dem Gedanken an den seltsamen Traum wünschte er den beiden noch einen schönen Tag und mit einem Biss in die dritte Scheibe Toast rannte er in Richtung Bushaltestelle. Ihm blieben noch fünf Minuten, das war eigentlich zu wenig Zeit. Aber Peter lief wie ein Besessener. Bäume und Häuser ließ er hinter sich. Völlig außer Atem bog bog er auf die Straße ein, auf der er direkt vor Liz Haus die Bushaltestelle fand. Vollkommen am Ende stieg er in den Bus und suchte sich einen Platz. Und all den Aufwand nur wegen der Schule. Er seufzte. Aus irgendeinem Grund, glaubte er dennoch, dass dieser Tag gut werden würde. Er hatte es einfach im Gefühl und mit einem kleinen Lächeln steckte er sich seine weißen Kopfhörer in die Ohren.

Gwen und Peter gingen den langen Schulflur entlang, um zum Physikraum zu gelangen.
"Was ist eigentlich mit deinen Haaren passiert?", fragte Gwen amüsiert.
Peter verdrehte genervt die Augen. Die Frage, aber meistens spöttisch gemeint, hatte er heute öfters gehört.
"Das ist der Elektro-Style", behauptete Peter mit einem Lächeln. "Das trägt man jetzt so."
Gwen schaute ihn ungläubig an. "Elektro-Style? Niemand würde sich Elektro nennen, geschweige denn einen Trend einführen, der aussieht wie na ja, wie deine Haare eben aussehen."
Beide mussten lachen. "Du, Gwen, könntest du mir vielleicht dein Deutsch-Heft aus dem letzten Jahr geben? Ihr seid nämlich etwas weiter als mein alter Kurs und mir fehlen ein paar Grundlagen für das, was Grisham gestern gemacht hat. Deutsch und Geschichte, furchtbare Kombi."
"Allerdings. Ich bring´dir das Heft entweder die Tage vorbei oder in die Schule mit. Das größte Problem ist, wenn du ihn zwei Stunden hintereinander hast. Er redet so langsam, als würde er dabei seine letzten Atemzüge tun."
"Kann ich mir vorstellen und danke."
Dann kamen sie am Spind von Flash vorbei, um den sich seine Freude versammelt hatten.
"Wen haben wir denn da?", ertönte die Stimme des blonden Sportlers in Peters Rücken.
Dieser schaute kaum sichtbar zu Gwen, die den Kopf schüttelte. Also ging er weiter. Doch so schnell wollte Flash nicht locker lassen.
"Hey, Parker. Ich habe gehört, du bist ein Freund von Dillon."
Jetzt drehte sich Peter doch um. "Problem?", erkundigte er sich.
"Ja, Dillon steht nämlich auf meiner Abschussliste und als sein Freund, bist du geradewegs auf Platz zwei gerutscht."
"Und was sollte mich das interessieren?", fragte Peter und atmete genervt. "Ich muss zum Unterricht. Würdest du bitte zum Ende kommen."
Die Schüler, die sich um die beiden versammelt hatten, um eine Schlägerei zu sehen, konnten nicht glauben, was sie da hörten. Wie sprach denn der Neue mit dem Schulrowdy Flash? Wusste er nicht, was das für Konsequenzen haben konnte? Vereinzelt fing jetzt Gegröle an und ein paar riefen bereits "Auf die Fresse, auf die Fresse!". Dies stachelte Flash nur noch mehr an, er musste schließlich seinem Titel gerecht werden.
"Das heißt, ich werde dir erst einmal zeigen, wie so ein toller Schulschrank von innen aussieht."
Peter verfluchte sich innerlich. Er und seine große Klappe. Zur Sicherheit zog er seine Brille ab und machte eine merkwürdige Entdeckung. Er hatte den ganzen Tag etwas unscharf gesehen, jedoch gedacht, dass es daran lag, dass er sie heute Morgen nicht geputzt hatte. Doch ohne Brille sah er alles schärfer wie nie zuvor. Verwundert nahm er seinen Schulranzen ab und verstaute seine Brille in einem Etui. Dabei drehte er Flash allerdings den Rücken zu und das wollte dieser nicht ungestraft lassen. Plötzlich bekam Peter sonderbare Kopfschmerzen. Sie schmerzten wie Nadelstiche und gleichzeitig hatte er eine Art Intuition. Ohne zu überlegen drehte er sich um und fing mit seiner flachen Hand die herannahende Faust von Flash ab. Es gab ein klatschendes Geräusch und ein Raunen ging durch die Menge. Von sich selbst überrascht, vor allem von dieser Kraft, drückte Peter die Faust nach hinten. Mit einem "Ah" zog Flash seine Faust zurück. Peter stand auf und sofort reagierte Flash mit einem Tritt auf Magenhöhe. Doch erneut warnten diese Kopfschmerzen den Schüler und er wich rechtzeitig aus. Der Tritt ging ins Leere und Peter packte Flash reaktionsschnell am Kragen. Mit einer nie gekannten Kraft drückte er Flash an das Schließfach. Ein schepperndes Geräusch ertönte, Peter hob Flash sogar hoch, seine Füße berührten den Boden nicht mehr.
"Pass mal auf, Flash: Ich bin kein neues Futter für deine Probleme und Dillon ist es auch nicht, verstanden?"
An seiner alten Schule war es so gewesen, dass er immer der Nerd und gleichzeitig auch das Opfer war. Mit dieser neuen Begabung konnte er sich und Max das allerdings ersparen. Flash´s rotes Gesicht wechselte langsam in ein blau, denn der Kragen, an dem Peter ihn über der Erde hielt, drückte ihm die Luft ab. Flash nickte hastig und als Peter ihn wieder herunterließ, japste der Sportler nach Luft. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht durchbrach Peter den Kreis der Schaulustigen, die einen historischen Moment miterlebt hatten und begab sich mit Gwen wieder auf den Weg zum Physikraum.
"Das war klasse, Peter", lobte Gwen mit leichter Bewunderung. "Aber wie hast du das gemacht?"
Wenn er logisch nachdenken sollte, musste es an der Spinne, deren Biss immer noch brannte, liegen, aber das konnte er schlecht sagen. Stattdessen antwortete er: "Keine Ahnung. Aber ich habe gewusst, das heute ein guter Tag wird."

Um fünf Uhr nachittags nahm Peter vorsichtig das neuste Comicheft seiner Lieblingsreihe heraus, Heft Nummer 2 des "Ultimate Flash". Nach dem spannenden, etwas längeren ersten Heft hatte Peter das zweite nicht abwarten können, es hatte jedoch fast ein Jahr gedauert. Die Freude war dementsprechend groß. Auf dem Cover prangte der neue Flash, auf den glühende Karten schossen. Mit einem äußerst glücklichen Lächeln ging Peter zur Kasse, die direkt neben dem Ausgang vorzufinden war. Die freundliche, blonde Verkäuferin nahm sein Heft an, scannte es ein und steckte es in eine durchsichtige Folie. Peter bezahlte und verstaute den Comic in seinem Rucksack. Er wünschte der Verkäuferin noch einen schönen Tag und verließ den Comicbuchladen. Um zur Bushaltestelle zu kommen, musste er an einer Bank vorbei gehen. Er besuchte die Bank nie, da dort weder er noch seine Tante oder sein Onkel Konten hatten. Trotzdem fand er das Logo, ein Globus, der von dem Namen "Metropolis Bank" durchzogen war, sehr interessant, doch dieses Mal schaute er nicht sofort wieder weg. Durch die Scheiben konnte er sehen, dass die in feine Anzüge gekleideten Angestellten und die Besucher auf dem Boden lagen, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
"Ein Überfall!", murmelte Peter und es traf ihn wie ein Schlag.
Er hatte jetzt diese neuen Kräfe, sie waren ein Geschenk, eine Gabe. Er war allerdings kein Held und wollte sich nicht durch eine Kugel töten lassen. Peter beschleunigte seine Schritte, doch natürlich fielen ihm die flehenden Blicke der Leute auf. Er würde einfach, sobald er außer Reichweite war, die Polizei rufen, aber nicht sein eigenes Leben riskieren. Er war ungefähr zehn Meter von der Bank entfernt, als die Türe aufgetreten wurde und der Bankräuber Schüsse in die Luft abgab. Das knallende Geräusch ließ Peter hochschrecken, doch er wollte nicht auffallen und ging noch schneller. Er hörte das keuchende Atmen des Räubers hinter ihm, seine Schritte auf dem Asphalt. Peter wagte es nicht, sich umzudrehen, der Mann war immerhin bewaffnet. Wenn er die Nerven verlor, würden Peter auch die Spinnenkräfte nichts helfen. Der Räuber kam immer näher, der Bürgersteig wurde enger. So eine Scheiße!, dachte Peter. Andererseits, war das fair, was er gerade tat? Die Leute würden alle einen Teil ihres Geld verlieren, er hatte allerdings die Chance den Kriminellen aufzuhalten. Peter konnte den Bankräuber jetzt aus den Augenwinkel her erkennen. Die Muskeln des Schülers spannten sich. Die beiden würden zusammenstoßen, das war sicher. Plötzlich schlug der Spinnensinn Alarm! Jetzt oder nie! Es gab keine Zeit mehr zum Überlegen. Und Peter wählte: Er warf sich mit seinem Körper mit aller Kraft gegen den Bankräuber. Dieser hatte das nicht erwartet und fiel nach hinten. Bei dem Aufprall auf dem Asphalt ließ er den Sack mit der Beute fallen, ein paar Geldbündel verteilten sich auf dem Bürgersteig. Peter drehte sich um. Da klingelte wieder der Spinnensinn. Ohne lange zu Überleben wich Peter zur Seite aus, im nächsten Moment schoss eine Kugel an ihm vorbei. Er hörte die Luft zischen, als sie an seinen Augen vorbei flog und wirkungslos in der Hauswand über ihm einschlug. Zielsicher trat er dem Bankräuber die Pistole aus der Hand und legte ihm seinen Unterarm an die Kehle, um ihn unter Kontrolle zu halten. Die Pistole schlitterte über den Boden, landete auf der Fahrbahn und zersplitterte wie ein Streichholz, als sie unter die Räder eines Autos geriet. Jetzt erst betrachtete er den Mann, der ihn mit seinen braunen Augen finster anfunkelte. Sein rotes Haar stand zu allen Seiten ab, er trug klischeehafte dunkle Kleidung und prophezeite dem Schüler: "Du kleines, mieses Arschloch, das wirst du mir büßen."
Peter atmete tief durch. Sein Körper pumpte weiterhin Adrenalin in seinen Körper. Er fühlte sich einfach toll, was er mit seinen Kräften erreicht hatte, unfassbar. Ein Mitarbeiter der Bank kam heran geeilt, der Schweiß stand auf seiner Stirn und die großen Flecken unter den Achseln seines weißen Hemds bezeugten Peters Eindruck, dieser Mann hatte eine grauenhafte Angst durchlitten. Die Haarspitzen seines blonden Haares waren nass. Er wusste es zwar nicht, aber er glaubte zu erkennen, dass, als der Mitarbeiter ihm die Hand hinhielt, auch von ihm eine Last abzufallen schien. Peter schüttelte lächelnd den Kopf.
"´Tschuldige, geht gerade nicht, ich kann unseren Sonnenschein nicht loslassen."
Der Mitarbeiter lachte kurz. Dieses Lachen wirkte befreiend. "Ich danke dir vielmals, junger Mann, du hast verhindert, dass Menschen ihr Vermögen verlieren. Ich kann dir einfach nur danken. Ach und die Polizei ist auf dem Weg. Der Mann dort unten ist ein alter Bekannter für die. Cletus Cassidy, Bankraub in fast jedem Staat der USA, bevorzugt jedoch New York."
"Das freut mich, also das mit dem Geld."
Peter könnte nicht glücklicher sein. Ihm strömte eine nie gekannte Dankbarkeit entgegen. Einfach nur ein tolles Gefühl.
"Wie heißt du, Junge?", fragte der Mann.
"Peter, Peter Parker."
"Du kommst auf jeden Fall in die Abendnachrichten, mein Freund. Dafür sorge ich, ich habe einen Kumpel bei ManhattanTV."
Nicht übel, musste Peter zugeben, nicht übel. Heldenhaft zu sein hatte ja nur Vorteile.

Zu Hause verschwand Peter sofort auf seinem Zimmer. Er hatte weder Onkel Ben noch Tante May von seinen neuen Fähigkeiten erzählt, er wollte ihnen einfach keine Sorgen bereiten. Natürlich auch nicht von seiner Heldentat, er hoffte insgeheim, dass sein Onkel heute Abend keine Nachrichten gucken wird. Am liebsten würde er testen, wie stark er wirklich war. Aber das war recht schwierig ohne alles kurz und klein zu schlagen. Die Kräfte hatten bei ihm ein Gefühl von Macht, aber auch Bürde ausgelöst. Natürlich durfte er jetzt nicht auffallen. Er war nicht doof und guckte Nachrichten. Wenn er sich ungewöhnlich verhielt, würde die Regierung auftauchen und ihn aus dem Verkehr ziehen. Das hatte sie schon bei vielen Mutanten getan, man hörte es täglich im Radio oder neue Videos wurden auf Youtube hochgeladen, die die gewaltsamen Festnahmen zeigten. Peter schätzte, dass es die Polizisten nicht interessieren werde, dass er streng genommen kein Mutant war. Er holte sein Hausaufgabenheft aus dem Schulranzen und sah, Gott verfluchend, dass Grisham ihnen eine Aufgabe gegeben hatte. Also holte er das Deutschbuch ebenso wie sein Heft hervor und legte sie vor sich auf den Schreibtisch.
"Also, Seite 272", murmelte er vor sich hin und blätterte die Seiten durchn.
Er kam zur Seite 274 und wollte zurück blättern, doch die Seitenecke klebte an seinem Zeigefinger und Daumen. Da hatte wahrscheinlich ein ehemaliger Besitzer Kleber ´drüber gekippt. Aber dann würde das jetzt nicht mehr mit derartiger Kraft kleben. Gehörte das vielleicht auch zu seinen neuen Kräften? Möglich wär´s, einen sechsten Sinn hatte er heute morgen auch noch nicht für möglich gehalten, warum nicht die Haftbarkeit der kleinen Härchen an den Spinnengliedmaßen? Auf jeden Fall musste er das Blatt wieder von seinen Fingern abbekommen. Deshalb wollte er es mit einem Stift zurückhalten, während er seinen Finger wegzog. Gesagt getan, doch als er den Stift ablegen wollte bemerkte er das gleiche Problem. Jetzt hing der Stift an seiner Hand fest. Ein Teufelskreis. Aber es musste einen Ausweg geben, heute morgen hatte er die Härchen auch noch nicht gehabt. Vielleicht konnte er sie mit Gedanken wieder einziehen? Peter konzentrierte sich und nach etwa einer Minute fiel der Stift auf den Tisch zurück. Jetzt musste er nur noch austesten, wie stark die Haftbarkeit war. Er zog seine Socken aus, um zusätzlichen Halt zu haben. Mit etwas Anstrengung schaffte er es seine Spinnenhärchen wieder auszufahren. Vorsichtig setzte er seine linke Hand an die Wand an, die rechte etwas weiter oben versetzt. Dann setzt er immer eine Hand und einen Fuß vor die andere Hand und den anderen Fuß. Peter konnte es nicht fassen. Er hing wortwörtlich an der Decke, seine Haare hingen in Richtung Boden. Dieses Gefühl war einfach unglaublich. Durch seine Begeisterung bemerkte er nicht, dass Gwen geklingelt hatte, um Peter ihr altes Heft Deutscheft zu geben. Tante May hatte ihr freundlich geöffnet und sie in Richtung Peters Zimmer gelotst. Die hübsche Blondine zog ihre Schuhe aus und nahm die Treppen nach oben.
"Peter?", rief seine Tante jetzt erst. "Gwen ist wegen des Deutschhefts da."
"Was?", entfuhr es Peter erschrocken.
Sie könnte jeden Moment herein kommen. Durch die Angst entdeckt zu werden, ruinierte er seine Konzentration. Er wollte die Härchen einfahren, aber sie gehorchten seinen gehetzten Gedanken nicht. Und so kam es, wie es kommen musste, Gwen trat mit ihrem schwarzen Haarreif in Peters Zimmer ein und schrie, als sie Peter an der Decke entdeckte. Der Schüler schaute sie jedoch flehend an und sagte "Psst".
"Was ist denn, Gwen?", fragte Tante May aus der Küche.
Gwen sah zuerst nach oben, dann aus der Tür hinaus und dann wieder nach oben , in Peters Augen. "Nichts, Mrs. Parker. Alles in Ordnung."
Gwen schloss vorsichtshalber die Tür und Peter brachte die Konzentration auf, um seine Härchen wieder einzufahren. Zu seinem Glück stand sein Bett direkt darunter und er landete weich.
"Was bist du?", fragte Gwen entsetzt. "Jetzt erklärt sich auch das, was du in der Schule gemacht hast."
"Bitte, hör mir zu." Peter überlegte kurz, während Gwen ihm ihr Deutschheft auf den Schreibtisch legte. Er musste es ihr sagen, ihr Vater war der Policecaptain. Sie durfte niemandem etwas sagen, davon musste er sie überzeugen. "Mein Vater war ein großer Wissenschaftler und er hat, um Menschen zu helfen, eine Art Superspinne entwickelt. Gestern habe ich eine Box mit der scheinbar letzten noch lebenden gefunden und sie hat mich gebissen", er zeigte ihr seinen roten Fleck. "Seitdem habe ich diese unfassbaren Kräfte. Bitte sag es niemandem!"
Gwen guckte erstaunt. "Wieso sollte ich? Du bist keine Gefahr für die Menschen. Die Kräfte sind dennoch unglaublich. Du kannst damit Großes vollbringen. Mein Vater erzählt mir immer, wenn ich ihn dann mal sehe, wie verkommen diese Stadt ist, an keiner dunklen Gasse kann man vorbei fahren, ohne ein Verbrechen zu sehen. Aber du, du mit deinen Kräften, du kannst das ändern, du kannst viel Gutes tun, du kannst den Menschen helfen. Du kannst ein Held sein, wie Superman."
Peter fiel ein Stein vom Herzen, weil sie ihn nicht melden wollte. Aber Unrecht hatte sie nicht, er hatte es ja eben gesehen, die Leute rauben Banken schon am hellichten Tag aus. Doch er hatte es verhindern können und es hatte sich toll angefühlt. Vielleicht war es das, was sein Vater von ihm gewollt hatte, vielleicht sollte er die Welt verändern. Vielleicht war das das Vermächtnis seines Vaters.
"Ein Held wie Superman sagst du?", sagte Peter lächelnd. "Das klingt klasse."

Today...

Cassidy blickte lächelnd, was sein Gesicht zu einer grotesken Fratze werden ließ, nach oben. Er schaute Peter, der sich mit seinen Händen und Füßen an dem Scheibenglas des Hochhauses über ihm fest hielte, direkt in die Augen.
"Weißt du noch, was ich dir damals versprochen habe? Noch heute werde ich es endlich einhalten", prophezeite er mit seiner irrsten Stimme. Die Stimmlage wechselte unkontrolliert zwischen tief und hoch.
Peter sah seinen Verdacht bestätigt. Er hatte diesen Irren in seinem Traum gesehen, er hat seinen Onkel im Traum getötet und er wird es auch im realen Leben machen wollen. Das durfte er nicht zulassen. Sein Zorn ließ ihn unvorbereitet handeln und alle logischen Angriffe verschwanden aus seinem Kopf.
"Nein!", brüllte Peter und löste sich von der Wand.
Er fiel pfeilschnell herunter, direkt auf Cassidy zu. Spider-Man hielt seine Arme nach vorne und mit einem Druck beider Ringfinger auf die metallische Platte in seiner Handfläche befestigte er zwei elastische Netze an Cassidy´s Körper. Er riss die Arme nach hinten und vollführte einen Netzschwung. Mit noch schnellerer Geschwindigkeit und beiden Füßen, angewinkelt, voran, griff er Carnage an. Diesen schien das nicht im Geringsten zu beeindrucken. Als Peter seine Beine ausstreckte, um Cassidy mit so viel Wucht wie möglich zu treffen, hielt dieser einfach Peter´s Füße fest. Seine Superkraft war enorm und mit dieser wirbelte er Spider-Man herum als wäre er Luft. Cassidy ließ los und Peter prallte mit einer viel zu hohen Geschwindigkeit gegen die Tür eines Polizeiautos. Ein normaler Mensch hätte sich das Genick gebrochen, Peter wurde nicht einmal bewusstlos, ächzte jedoch und blieb in der eingedellten Tür hängen.
"Feuer!", befahl Lee.
Krachend entluden sich die Pistolen auf Cassidy. Staub wurde aufgewirbelt, was eigentlich nicht möglich war, er war schließlich ein Mensch. Nach ein, zwei Schüssen aus jeder Waffe hörten die Polizisten verwirrt auf zu schießen. Sie schossen auf eine Mauer, daher der Staub. Cassidy war weg.
"Verdammt", stöhnte Peter mit brummendem Schädel. Wieso hatte sein Spinnensinn keinen Alarm geschlagen? Wie sollte er den Irren denn jetzt aufhalten?

Dave Falker und Reeve Gear saßen gelangweilt in ihrem Streifenwagen. Dieser stand quer auf der Brücke nach Queens und war ein Teil der Polizeiabriegelung von Manhattan. Man wollte unbedingt verhindern, dass ein derart irres Superwesen weiter mordete. Aber natürlich musste Carnage erst einmal kommen und deshalb guckten die Beamten Löcher in die Luft und hörten auf den Polizeifunk. Plötzlich kam aus diesem eine Meldung: "Detective Lee an alle Einheiten, Cassidy ist uns am Times Square entwicht. Er wird wahrscheinlich versuchen wollen Manhattan zu verlassen. Vorsicht ist geboten, denn das Subjekt ist superschnell und stark."
"Glaubst du das?", brummte Dave. "Ein Übermensch?"
Reeve schüttelte den Kopf. "Das ist Bullshit, die wollen uns doch nur wieder in Panik versetzen und dann war es nur eine Übung. Das hatten wir doch vor ein paar Wochen schon einmal."
"Du meinst bei dem Typ mit dem Exo-Skelett?"
"Ja, genau", Reeve nickte. "Da haben wir diese Brücke von der anderen Seite abgeriegelt, aber kam dieser Typ? Nein, natürlich nicht. Und meine Freunde, die bei Lee dort waren, schweigen sich in diesem Punkt aus. Da stimmt was nicht."
"Aber wieso sollte die Polizei Panik auslösen?", erwiderte Dave zweifelnd. "Ich glaube, dass Spider-Man uns retten wird."
"Pah", stieß Reeve abwertend aus. "Dieser selbsternannte Held? Das ist ein Gesetzesbrecher, man sollte ihn fangen und wegsperren."
Dave deutete mit seinem Finger nach vorne. "Was ist das, Reeve?"
Mit einem weiteren Wagen bildeten sie die zweite Reihe, weshalb sie sehen konnten, wie ein roter, diagonaler Blitz hinter das Auto lief. Als die Person langsamer wurde, erkannten sie einen Mann, der eine Klingenhand besaß. Er packte den Streifenwagen von hinten und warf ihn, ohne die geringste Anstrengung, in den Fluss. Ein Platsch bezeugte den Aufprall und das Auto ging wie ein Stein unter.
"Keine Ahnung, was das ist, aber ich hab da ein ganz mieses Gefühl", sagte Reeve mit Sorgenfalten auf der Stirn.
Ihre Kollegen aus dem zweiten Streifenwagen schlugen ihre Türen dumpf zu und eilten mit entsicherten Waffen und dem Finger am Abzug auf Cassidy zu, der gerade den letzten Beamten aus der ersten Reihe tötete. Sie brüllten, dass er sich ergeben solle, doch Cletus dachte nicht daran. Blitzschnell lief er auf sie zu und während seine Klingenhand den ersten Polizisten durchbohrte, packte er den anderen am Kragen und hob ihn hoch. Die Mütze des Beamten fiel zu Boden, ebenso wie der leblose Körper seines Kollegen. Dave und Reeve rutschte das Herz in die Hose. Sie beteten nur, dass er sie nicht sah. Was dieses Wesen sagte, wussten sie nicht, aber er holte mit der Hand aus und schleuderte den Polizisten auf ihr Auto zu. Sogar Reeve musste sich eingestehen, dass das ganz offensichtlich ein Superwesen war. Der Polizist mit indischen Wurzeln ließ die Heckscheibe bei seinem Aufprall splittern, aber sie ging nicht kaputt. Blut lief an ihr herab und versperrte den beiden Polizisten die Sicht. Im nächsten Moment änderte sich dies jedoch. Sie erschraken, als sie Cassidy´s Antlitz sahen, nachdem er ihren Kollegen weggerissen hatte.
"Ein Monster!", schrie Dave und öffnete die Tür, sein Partner tat es ihm gleich. Die beiden stolperten aus dem Streifenwagen und liefen, was das Zeug hält. Dave schaute sich nicht um, auch nicht, als er die erstickten Laute seines Partners hörte, dem Cassidy die Lungen ohne Mühe herausgerissen hatte. Dann stand Cassidy vor Falker. Der Polizist blieb abrupt stehen, in seinen Augen spiegelte sich die blanke Angst wieder.
"Weil du der Letzte bist, will ich dir eine Chance geben", sagte Cassidy vergnüglich. Er runzelte für einen kurzen Moment die Stirn vor Anstrengung, dann verschwand der Symbiont von seinem Körper. Sein Mund wurde wieder zum dem breiten, irren Grinsen und seine Hand menschlich.
Der Polizist schluckte schwer. Er wusste, dass ihm keine Wahl blieb, aber obwohl die äußerlichen Vorteile nicht mehr vorhanden waren, war er sich sicher, dass diese unmenschliche Stärke geblieben war. Sollte Cassidy also auch nur einen Treffer landen, war es vorbei. Als hätte er die Gedankengänge erraten, sagte Cassidy: "Ich verzichte fairerweise auch auf meine schnellen Beine, ein Faustkampf, Mann gegen Mann."
Die beiden Kontrahenten traten aufeinander zu. Unerfahren machte Cassidy den ersten Schlag. Falker wich zur Seite aus, riss Cassidy´s Arm mit beiden Händen zur Seite und ließ seinen Gegner in sein Knie ´reinlaufen. Taumelnd hielt Cassidy sich die blutende Lippe. Gegen einen Mann mit einer Ausbildung hätte er anders vorgehen sollen. Und das tat er auch, er probierte es mit Tricks. Dave fiel darauf hinein und nahm Cassidy die anhaltende Benommenheit ab. Seine rechte Faust schoss auf Cassidy´s Nase zu. Dieser grinste heimtückisch und duckte sich weg. Entsetzt erkannte der Polizist seinen Fehler. Cassidy holte seinerseits aus und landete einen Treffer. Der Kinnhaken riss Dave Falker von den Beinen, es knackte. Sein Genick brach durch die ungeheure Wucht und ohne jegliches Leben knallte er gegen einen Stützpfeiler der Brücke.
"Der Kampf war fast fair", amüsierte sich Cassidy und der Symbiont floss wieder an die ursprünglichen Stellen zurück. Dann setzte er fröhlich pfeifend seinen Weg nach Queens fort.

Detective Lee schaute Peter sorgenvoll an. Der kostümierte Held hatte sich wieder aufgerafft und wusste, wie schlecht seine Chancen standen beziehungsweise die seiner Familie. Lee hatte keinen Kontakt zu der "Blockade" der Brücke nach Queens herstellen können. Lediglich ein Rauschen drang aus dem Funkgerät. Aufgrunddessen sprach sie weder zu allen Dienstwagen.
"An alle Einheiten: Sofort nach Queens, Cassidy hat die Blockade durchbrochen. Alle sofort nach Queens."
Peter durfte jetzt keine Zeit verlieren, als Lee sich umdrehte, schoss er in der Luft bereits ein Netz an das nächste Hochhaus. Sein Blick war entschlossen und zielgerichtet. Er war sich sicher, dass er schneller als die Polizei dort sein würde, das heißt, er musste sich diesem roten Monster alleine stellen. Ein Sieg war eigentlich unmöglich. Andererseits hatte Cassidy bei dem Auftauchen der Polizei vor Schmerzen auf dem Boden gelegen, aber warum? Vielleicht wegen den schreienden Mensch? Spider-Man löste sein Netz und schoss mit der anderen Hand eines an einen Pfeiler der Brücke nach Queens. War Lärm der Schwachpunkt Cassidy´s? Dann musste er ihn zur Kirche locken. Aber egal was der Schwachpunkt war, er würde da sein, um ihn zu stoppen.

Five months ago...

Eugene Thompson, von seinen Freunden Flash genannt, ging mit den Händen in den Hosentaschen durch die dunklen Straßen von Manhattan. Er war auf dem Heimweg und bewegte sich zielstrebig auf die Bushaltestelle zu. Sein blondes Haar wirkte im Schein der Straßenlaternen orange, die Farben seiner Footballjacke waren ebenfalls verfälscht. Flash dachte nicht an die Schule, obwohl er einmal mehr nicht für eine wichtige Mathearbeit gelernt hatte, sondern an das Spiel des Fußballteams am Samstag gegen eine Schule aus Brooklyn. Aus dem Team fehlte eigentlich niemand und der Kapitän ging auch nicht davon aus, dass sie jemand krank melden würde. Denn an diesem Tag würde es um alles... Neben Flash quietschten die Reifen eines Vans. Eine Seitentür öffnete sich und ein dunkel gekleideter Mann trat heraus. Der Lauf seiner Waffe blitzte im Licht der Laternen auf. Flash schluckte. Wussten die etwa, dass er gerade bei der Bank gewesen war, um sich neue Fußballschuhe leisten zu können?
"Gib mir all dein Geld, Junge!", brüllte der Mann gedämpft.
Flash´s Hände zitterten, als er sein Portemonaie aus der Jackentasche holte. "Okay, okay."
"Rüberwerfen!", befahl der Mann. Als er sah, dass Flash zögerte, fügte er hinzu: "Sofort!"
Um seine Worte zu untermauern schoss er zwei Kügel in die Luft. Flash zuckte zusammen und warf dem Mann das Geld so schnell wie er konnte zu. Der Mann nahm die Geldscheine heraus, steckte sie in seine eigene Tasche und warf das Portemonaie gleichgültig in eine Pfütze. Im selben Moment hörten alle eine Stimme von dem Hausdach, dass direkt neben dem Van zu finden war: "Anderen ihr Pausengeld zu klauen ist mit Sicherheit nicht das, womit ihr euer Geld verdient, oder Jungs? Doch? Oh, ihr seid aber böse."
Verwirrt drehte sich der vermummte Mann um und sah die Silhouetten eines Menschen. Er zögerte nicht und betätigte den Abzug. Mit dem Vorhaben keine Zeugen zurückzulassen schossen fünf schnell nacheinander abgefeuerte Kugel auf die Person zu. Staunend konnte er sehen, dass die Person den Kugeln auswich, als würden sie in Zeitlupe auf ihn zu fliegen, sodass er genug Zeit hätte um auszuweichen. Als würde er wissen, dass sie kommen und woher sie kommen. Die Kugel flogen wirkungslos an ihm vorbei. Die Person sprang von dem Dach auf das Dach des Vans. Auch hier zögerte der Verbrecher nicht lange und durchlöcherte es ohne zu zögern. Doch wieder traf er nicht einmal. Langsam aber sicher kroch etwas in seinen Geist, Angst. Wahllos schoss er in die Nacht und glaubte ihn so mindestens einmal zu treffen. Das Krachen der Schüsse durchbrach die Nacht, dann hörten sie ruckartig auf. Das Klicken war ein ungutes Zeichen, er hatte seine Munition leergeschossen. Hastig wollte der Verbrecher das Magazin wechseln, doch das neue fiel ihm aus der Hand und landete ebenfalls in einer Pfütze. Plötzlich spürte er ein Tippen auf der Schulter. Schreiend fuhr er herum. Im Licht der Lampen konnte er eine ganz normale Person sehen, sie trug eine Sweatshirtjacke, eine Jeans, aber... aber sie trug eine Maske, sie war rot und große weiße Linsen starrten ihn an.
"Was zum Teufel bist du?", schrie er und hieb nach Peter. Dieser blieb ganz ruhig und fing den Schlag, wie den von Flash, mühelos ab. Die Hand, die in schwarzen Handschuhen stecken, damit man seine Fingerabdrücke nicht finden konnte, blieb ohne jegliche Regung, ganz ruhig hielt er den Druck, den der Kriminelle ausübte stand. Mit dem Ellenbogen des anderen Arms griff er seinerseits an. Er traf den Vermummten an der Schläfe und er sackte kraftlos zusammen. Peter kratzte sich, gekleidet in ein sehr, sehr improvisiertes Kostüm, verlegen am Hinterkopf.
"Die Kraft sollte ich besser dosieren." Er nahm dem Mann die Geldscheine wieder aus der Tasche und hielt sie Flash hin. Dieser war vollkommen perplex. "Hier dein Geld, Flash... ähem Kleiner. Ruf die Polizei, die soll sich um den Typen kümmern."
Peter rannte wieder los. Dabei konzentrierte er sich und fuhr seine Spinnenhärchen an der Hand aus. Er drückte sich vom Boden ab und sprang ohne abzubremsen an die Wand. Dort blieben seine Hände haften und er krabbelte die Wand hoch als sei es nichts. Er wollte schon weiterlaufen und nach weiteren Verbrechen Ausschau halten, als er inne hielt und sich an den Rand des Daches stellte. Dabei flatterte die Sweatshirtjacke, die er nicht mit dem Reißverschluss zu gemacht hatte, im Wind und es wirkte durch das schlechte Licht wie ein Cape. Flash´s Augen glänzten. Er war vielleicht kein großer Comicfan wie dieser Wicht Parker, aber das war abgesehen von der Maske ganz klar Superman, er hatte den Film gesehen. Und der besaß schließlich auch ein Cape.
"Und sag der Polizei, dass Spider-Man das gewesen ist", brüllte Peter zu Flash herunter.
Dieser nickte eifrig und sagte dann: "Aber haben Spinnen nicht immer ein Netz?"
Peter drehte sich um und lief bis zur Kante des Daches, dann sprang er auf das nächste. Im Grunde genommen hatte dieses Ekel Recht, Spinnen haben Netze. Und die würden ihm viele Sachen erleichtern. Er konnte das anstrengende Springen abkürzen, Waffen damit aus Händen reißen und Leute fesseln. Eine echt gute Idee, aber wer konnte ihm dabei helfen. Peter blieb für einen Moment stehen, um zu verschnaufen. Für das ständige Springen und Laufen brauchte man auf jeden Fall mehr Training oder mehr Übung. Dann schoss ihm ein Gedanke in den Kopf, bei dem er Grinsen musste. Er wusste, wer ihm bei seinem Netz helfen konnte: Max! Sein Vater war ein angesehener Wissenschaftler gewesen, er hatte bestimmt einen Lösungsansatz und Max war auf dem Gebiet der Chemie sogar Peter überlegen.

Maxwell Dillon saß ohne Schlafen zu können an seinem Schreibtisch und brütete über einer Theorie seines Vaters. Dieser stellte zu Beginn sofort klar, dass Maxwell das Element nicht mit der angegebenen Formel synthetisieren sollte, es wäre instabil und würde sich sofort auflösen. Aber Max war sich sicher, dass er eine Lösung fand. Und wenn, dann würde er es nach sich und seinem Vater benennen. Das Zusammenhalten der Molekularverbindungen war momentan der knifflige Teil und ihm fiel eigentlich keine gescheite Lösung ein. Aber andererseits sagte ihm eine innere Stimme, dass es machbar war. Müde rieb er sich die Augen. Das hatte er öfters, einerseits könnte er auf der Stelle umfallen andererseits stand er unter Strom. Diese Mischung führte zu vielen schlaflosen Nächte. Als er seine Notizen zu den Arbeiten seines für tot erklärten Vaters legte und die Mappe zuklappte, hörte er, wie jemand gegen sein Fenster klopfte. Ängstlich drehte er sich und damit die Lehne des Stuhls zur Seite, obwohl er nichts lieber wollte, als aus dem Zimmer zu laufen. Dann runzelte er die Stirn. An seiner Scheibe klebte ein Mann oder ein Jugendlicher mit Straßenklamotten und einer Maske mit großen Augen. Vorsichtig trat er an das Fenster heran und schob es nach oben. Die Person, die mittlerweile auf seinem Fensterbrett saß, betrat Max´Zimmer, als wäre es sein eigenes.
"Hallo, Max."
"Ähem hallo? Wer sind Sie?"
"Ich?", Peter spielte den Entrüsteten. "Ich bin der Typ, der die Verbrecher aufhält, man sieht es seit circa einer Woche immer in den Nachrichten."
"Spider-Man?", riet Max.
"Exakt. Aber na ja, weißt du, ich bin eine Spinne ohne Netz."
"Und was willst du von mir, Spider-Man?"
"Ganz einfach, ich habe mir eine Konstruktion ausgedacht, die durch Druck Netze abschießt. Um die Netze oder Fäden mit genug Druck schießen zu können, würde ich eine Kapselform vorschlagen. Und jetzt kommst du, ich muss die Netzte irgendwie herstellen und weil dein Vater ein Genie war und du ihm jetzt schon fast ebenbürtig bist, dachte ich, du könntest mir helfen."
"Woher weißt du, wie ich in der Schule abschneide?", fragte Maxwell misstrauisch.
Peter verfluchte sich. "Superheldengeheimnis."
"Du willst also, dass ich dir helfe etwas zu bauen, dass man leicht zu einer Waffe umfunktionieren kann."
"Netze? Wo sollen das denn Waffen werden?", fragte Peter nach.
"Das weiß ich noch nicht, aber gib dem Militär etwas Zeit, die schaffen das schon."
"Okay, ich verstehe deine Zweifel, aber ich helfe den Menschen", versuchte Peter Maxwell zu überzeugen. Einen kurzen Moment spielte er auch mit dem Gedanken Maxwell die Wahrheit zu sagen, aber das verwarf er sofort wieder.
"Du kannst dich auch als er ausgeben."
"Ich habe an deiner Scheibe geklebt, wer sonst könnte das?"
Maxwell überlegte kurz. "Woher weiß ich denn, dass du deine Heldenzeit nicht nur eine Phase ist und du dich dann gegen uns wendest?"
"Ich kann dir das schlecht irgendwie beweisen, aber du kannst mir vertrauen."
"Irgendetwas an dir ist bekannt und vertrauenswürdig. Ich glaube ich kenne dich irgendwo her. Wie auch immer, ich helfe dir, mein Vater hat etwas ähnliches mal versucht, ich muss nur ein Element ändern, dann haben wir ein elastisches Netz."
Hinter seiner Maske grinste Peter erleichtert. Er hatte Max doch noch überzeugen können, jetzt konnte er Verbrecher noch viel leichter fangen.

Zwei Wochen später schaute sich der Firmenchef von Oktatech, Otto Oktavius, verschiedene Ausschnitte aller Berichte und Videos über den neuen Helden mit Namen Spider-Man an. Seine metallischen Arme bewegten sich so, dass sie seinen Körper drehten und er auf einen von drei großen Bildschirm sehen konnte. Unter dem Berich stand in großen, weißen Buchstaben: Spider-Man retten kleines Kind aus brennendem Haus! In einem darauffolgenden Ausschnitt kletterte Spider-Man, gekleidet in ein rot-blaues Kostüm, eine Wand hoch, um eine Frau aus dem 13. Stock zu retten, die sich nur mit Mühe und Not festhalten konnte.
Interessant, dachte er. Spider-Man ist ein sehr interessantes Phänomen. Er riskiert sein Leben, nur um Menschen zu retten. Innerhalb von drei Wochen ist er von einem Typen mit einer Maske zu einem Helden im Kostüm geworden.
Er befahl seinen Tentakeln in Gedanken den Ausschnitt erneut abzuspielen. Die vordere rechte reagierte und nachdenklich sah sich der körperlich benachteiligte Mann die Szene an, in der Peter das Haus hochkletterte.
Die Bewegungen, sie sind so flüssig, unmöglich für eine Maschine. Vielleicht ein Mutant und damit eine mögliche Rettung für ihn. Er könnte eventuell ein Serum gegen seine Krankeit herstellen, dafür brauchte er jedoch Blut, Knochenmark und generell die DNS dieses Spider-Man. Leicht, fast schon zu leicht, wurde es dadurch, dass er sich öffentlich zeigte. Und er rettete gerne Menschen, dass konnte er nutzen, um ihn anzulocken. Er wusste selbst, tief in ihm drinnen, dass es der Griff eines Verzweifelten und Todkranken nach dem rettenden Strohalm war.
Durch gedankliche Befehle geleitet wählte ein Tentakel eine Nummer, ohne etwas dafür tun zu müssen. Oktavius hatte eine Vorrichtung in die Tentakel eingebaut, die via Bluetooth mit einem System in seinem Büro verbunden waren.
"Ja?", meldete sich eine genervte Stimme am anderen Apparat. Ein weiterer Tentakel stellte eine noch stärkere Verbindung zu Oktavius´ Gehirn her. Dadurch war es ihm möglich seine Gedanken durch eine robotische Stimme laut zu sagen.
"Ich brauche deine Hilfe, Harry und es wird dir sicher gefallen."
"Soll ich in den Exo-Suit? Ich bin gerade in meinem Zimmer, also den könnte ich gleich angelegt haben."
"Ja, sollst du. Es geht um Spider-Man, ich glaube, dass er mir helfen könnte zu überleben, du musst ihn anlocken."
"Okay, nichts leichter als das", prahlte Harry. "Dieser Trottel rettet ja alles was er sieht, aber ich sollte jemand relativ prominenten nehmen."
"Wie wäre es mit der Tochter von Captain Stacy?", schlug die monotone Stimme vor. "Selbst wenn er selbst nichts davon mitbekommt, wird er es über das Fernsehen oder Radio mitbekommen und vielleicht sogar über Polizeifunk, falls er welchen hört."
"Genial, Oktavius. Anlocken und dann gefangen nehmen sind meine leichtesten Übungen. Morgen früh schlage ich zu, in der Schule, dann wird es auf jeden Fall bekannt."
"Gut", schloss Oktavius die Unterhaltung und der Tentakel legte auf.
Es war leicht Harry für eine Sache zu begeistern, man musste nur seine sadistische Ader versorgen. Es war ein Fehler sich öffentlich zu zeigen, Spider-Man. Und bald wirst du die Konsequenzen zu spüren bekommen, dachte Oktavius entschlossen. Ich werde nicht sterben, auf keinen Fall.

Ohne von den bösen Plänen des todkranken Oktavius zu wissen, betraten Peter und Gwen am nächsten Morgen die Schule. Peter hantierte die ganze Zeit an seiner Sweatshirtjacke herum, was ihm von Gwen einen fragenden Blick einfing.
"Was ist denn mit deiner Sweatshirtjacke los, dass du sie zu Tode umherschiebst?"
"Ganz einfach, das Kostüm verträgt sich nicht so gut mit normaler Kleidung, es scheuert und ist unbequem", beschwerte sich Peter.
"Hey, ich habe Nachtschichten geschoben, um dir sowohl die Maske als auch das Kostüm zu nähen, etwas Dankbarkeit wäre angebracht."
"Ich danke dir natürlich, dieses Kostüm ist jetzt schon ein Symbol für Hoffnung, alles läuft perfekt, die Kriminalität ist sogar schon gesunken", erzählte Peter stolz.
"Das ist großartig", stimmte ihm Gwen zu, "aber ich finde du gehst noch zu harmlos mit diesem Pack um. Sie haben es nicht anders verdient, dass du sie so nett behandelst."
"Aber Gwen, ich bin doch kein Schläger, ich will für Hoffnung stehen und nicht für Angst."
"Wenn du meinst", murmelte die Blondine.
Von der Seite lief ein Schüler, etwas jünger als Peter, zu den beiden und klopfte Peter anerkennend auf die Schulter.
"Wofür war das?", fragte Peter verwundert.
"Dafür, dass du Flash gezeigt hast, wo der Hammer hängt, das war so geil!"
"Das ist aber doch schon Wochen her."
"Nicht so bescheiden, du bist ein Held!", sagte der Schüler.
Dann lief der Junge mit den braunen Locken wieder zu seinen Freunden zurück und ließ Peter mit einem dicken Grinsen im Gesicht zurück.
"Bild dir bloß nichts ein, aber du scheinst wirklich ein lokaler Held zu sein", sagte Gwen anerkennend. "Peter Parker und Spider-Man sind beide Helden, mit dir würde ich gerne tauschen."
"Tja, kann halt nicht jeder so klasse sein", erwiderte Peter, woraufhin beide anfingen zu lachen.
Im nächsten Moment sollte Peter das Lachen jedoch gefrieren. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall und die zum Parkplatz zeigende Wand brach zusammen. Die Bombe ließ die zersprengten Ziegel auf den Gang zuschießen. Vom Spinnensinn gewarnt riss Peter Gwen zur Seite. Und keinen Moment zu früh, denn kurz darauf stapelten sich an dem Ort, wo die beiden eben noch gestanden hatten, ein großer Berg aus Zement und Gestein. Gwen atmete erleichtert aus.
"Danke, Pete, vielen Dank."
"Du solltest dich nicht so früh bedanken", ertönte da die Stimme eines Mannes oder Jungen.
Obwohl der Spinnensinn ihn warnte war Peter nicht schnell genug, denn der Typ schoss auf einem Gleiter auf ihn zu. Seine sehr schnelle Faust traf Peter im Gesicht und schleuderte ihn durch die Tür des Klassenraums hinter ihm, dabei zersplitterte das Glas der Scheibe. Stöhnend hielt Peter sich den Kopf. Verschwommen konnte er den Angreifer erkennen. Sein Exoskelett war aus grün lackierten Metall mit lila Akzenten, sein Helm wirkte wie das Gesicht eines Kobolds. Peter musste mit ansehen, wie Gwen hilflos entführt wurde. Der Kobold packte sie am Arm und zerrte sie auf den Gleiter. Dann drehte er mit einer Fußbewegung den Gleiter und verschwand in Richtung Himmel. Peter eilte stolpernd zur Hilfe, doch er war zu spät, der Kobold war weg. Der junge Held gab jedoch nicht so schnell auf. Er wühlte zwischen dem Schutt und Gestein und suchte etwas, egal was, was ihm helfen konnte diesen Typen zu finden. Er war eine ganz neue Art von Gegner, mit so jemandem hatte er es noch nie zu tun gehabt.
"Ja", frohlockte Peter, als er einen Stofffetzen von Gwens Hose fand. Der Gleiter musste sie mit seinen spitzen Klingen, die man vorne fand, aufgeschlitzt haben. Einen rötlicher Staub fand er an diesem Fetzen. Er rieb ihn zwischen den Fingern. Die Konsistenz war der von feinem Sand ähnlich, vielleicht war es kein Staub. Das könnte ihn vielleicht zu Gwen führen. Ein kleiner Teil seines Gedächtnisses sagte Peter, dass das zu einfach war. Wieso sollte jemand, der Wände zersprengt, um die Tochter des Polizeikapitäns zu entführen, eine so offensichtliche Spur legen? Er musste doch wissen, dass das die Polizei anlocken würde. Aber Peter hörte nicht auf diesen Gedanken, er war zu sehr in der Angst um Gwen gefangen.

Peter zögerte keine Sekunde und lief so schnell ihn seine Beine trugen zur Bibliothek. Von der Seite hörte er Fetzen von erschrockenen Schülern, die sich fragten, was passiert sei. Doch dafür blieb ihm keine Zeit. Er schoss um einen Gang herum. Der Spinnensinn warnte ihn und er konnte gerade noch seiner Erkundelehrerin ausweichen, die einen Kaffe in der Hand hielt. Das war knapp, dachte sich Peter und stieß völlig außer Atem die Tür zum Pausenhof auf. Dort bog er nach rechts ab und fand sich vor der Bibliothek wieder. Er verfluchte sich für seine Abneigung gegen Smartphones, da hätte er die Infos sofort haben können und sie beim Schwingen abrufen können. Er setzte sich an einen Stuhl und fuhr den PC hoch. Der Knopf blinkte zuerst grün, dann würde der Bildschirm blau und ein Code lief auf ihm ab. Ungeduldig wibbelte Peter mit seinen Beinen und murmelte "Komm schon, komm schon" vor sich her. Als er endlich den Startbildschirm vor sich hatte, drückte er auf den freien Account mit dem Namen Schüler und fand sich auf dem Desktop wieder, desssen Hintergrundbild einfach blau war. Er öffnete Google Chrome und tippte "Roter Sand New York" ein und begann zu suchen. Seine Augen lasen so schnell sie es vermochten die 2 Millionen Suchergebnisse. Die ersten drei gehörten zu Großhändlern, die "Den feinsten roten Sand aus Dubai" anboten. Er überflog die Ergebnisse, bis er auf Seite drei fand, was er suchte. Peter öffnete einen Artikel.
"2011 wurde ein Firma am Stadtrand von Queens dicht gemacht, das gemahlenen Sand herstellte, aufgrund von einbrechenenden Verkaufszahlen", las Peter leise vor. "Wer kauft auch gemahlenen Sand?"
Er würgte den PC mit dem Drücken des Power Knopfes ab und verließ die Bibliothek in einem Affentempo. Das Ganze war einfach, dachte er, schlecht durchdacht. Dass er in eine Falle laufen konnte, war ihm in diesem Moment nicht bewusst.

10 Minuten später stand er im Kostüm vor der stillgelegten Halle. Durch die Linsen seiner Maske beguchtachtete er die notdürftig mit Brettern verriegelte Tür. Sie machte seinen Superkräften keine Probleme. Er riss die Brettern fast ohne Anstrengung heraus und drückte die Klinke behutsam herunter. Die Tür öffnete sich dennoch nicht.
"Abgeschlossen, pah!"
Er riss die Arme nach hinten und trat die Tür mit dem linke Fuß ein. Es krachte, als sie aus den Angeln riss und Peter schob sie zur Seite. Als er die leergeräumte Halle betrat, gingen plötzlich alle Lampen an. Sie waren hell wie das Scheinwerferlicht im Stadion. Der enorme Kontrast zur tiefen Schwärze zuvor blendete Peter und er hielt sich die Hand vor die Augen, doch sie gewöhnten sich schnell an die neue Helligkeit und so nahm Peter die Hand wieder weg. Er blickte auf eine an einen Holzstuhl gefesselte Gwen.
"Gwen!"
Die Blondine versuchte ihm etwas zu sagen, doch es kamen durch einen Knebel im Mund nur undeutliche Laute heraus. Deshalb schüttelte sie den Kopf, doch Peter beachete dies nicht und löste die Knoten, die Gwens Arme und Beine am Stuhl hielten, in Rekordzeit. Er nahm ihr den Knebel aus dem Mund.
"Achtung!", schrie Gwen.
Der Kobold raste von der Seite heran und packte Peter am Kragen. Er holte mit der Hand, die Peter festhielt, aus und warf Peter gegen die Stahlwand der Fabrik. Der überraschte Held reagierte nicht und fiel nach einem heftigen Zusammenstoß mit der Wand wie ein nasser Sack auf den Boden.
"Bravo!", lobte der Kobold Peter und klatschte provokant in die Hände. "Du Möchtegern-Held warst schneller als ich dachte, 15 Minuten, das ist wohl Rekordzeit. Ist ja auch egal, wie du so schnell warst, du bist in meine Falle getappt. Ich lasse doch keine so offensichtlichen Spuren am Tatort zurück, wenn ich nicht wollte, dass man mich findet."
Peter drückte sich mit beiden Händen ab und brachte sich wieder in eine senkrechte Lage. "Was willst du?", presste er mühsam hervor.
"Ganz einfach, das Geheimnis deiner Kräfte."
"Daraus könnte man Soldaten machen", protestierte Peter. "Niemals!"
"Schade, eigentlich. Aber dann muss ich wohl tun, was ich tun muss."
Peter grinste unter der Maske. "Du kannst es versuchen!"
Er drückte auf seine neuen Maschinen am Handgelenk. Der Netzwerfer aktivierte sich und zwei Netze schossen auf den Entführer zu. Dieser hatte Peter unterschätzt und wurde von ihnen gefesselt. Er versuchte wankend das Gleichgewicht zu halten, fiel aber von dem Gleiter. Unsanft prallte er auf den Boden. Wütend zerriss er die Netzfesseln einfach, indem er die Arme vom Körper wegriss. Er stürmte auf Peter zu. Der Kobold hieb nach seinem Magen, doch Peter sprang über den Arm hingweg und landete neben Harry. Mit einem gezielt Tritt in die Magengrube seines Gegners brachte er diesen erneut zu Boden. Er sah nicht, dass Harry eine Bombe aus seinem Gurt nahm und sie aktivierte. Der Kobold sprang sofort auf und warf die orangene Bombe. Peter sah die Bombe kommen, sie war nicht größer als eine Tomate. Der Spinnensinn warnte ihn rechtzeitig und Peter brachte seinen Körper ebenso wie Neo in Matrix in eine fast waagerechte Lage. Die Bombe flog wirkungslos über Peters Körper hinweg. Zornig schoss Peter ein Netz an die Bombe und schleuderte sie in einem Bogen auf Harry zurück. Aber auch dieser war nicht unvorbereitet. Er nahm eine weitere Bombe von seinem Gürtel und warf sie auf die erste zu. Diesmal hatte er einen sehr kurzen Timer eingestellt. Die zweite Bombe explodierte kurz vor der ersten und somit ging die erste auch hoch. Da Peter diese aber noch nicht so weit geschleudert hatte, stand er fast genau vor der Explosion. Unter der metallischen Maske lächelnd sah Harry auf dem Display die Werte der Explosion. Für Peter wurde alles weiß, sein Körper wurde zurück geschleudert wie eine Puppe und seine Ohren klingelten. Sein Anzug war größenteils zerfetzt und er blutete aus vielen Wunden. Seine Spinnenkräften brachten ihn viel schneller als normale Menschen wieder auf die Beine, doch er musste erneut entsetzt feststellen, dass Harry sich Gwen geschnappt hatte. Er stand wieder auf seinem Gleiter und ließ diesen senkrecht nach oben fliegen. Dabei zerbrach er das Glasdach. Ihm machte das nichts aus, aber Gwen schrie wie am Spieß. Ihre Angst wurde durch die Schmerzen, die die splitternden Scherben ihr zufügten, nur noch verstärkt. Aber Harry war noch lange nicht fertig. Er packte Gwen mit einem Arm am Handgelenk und hielt sie in etwa 30 Metern Höhe neben dem Gleiter.
"Entweder du sagst mir jetzt alles, was ich will, oder...", er ließ Gwen etwas tiefer hängen, wodurch sie noch lauter schrie. "Die Blondine wird ihren nächsten Geburtstag nicht mehr erleben."
Peter schoss ein Netz an eine Ecke des zersplitterten Daches, das Glasdach war nur in der Mitte gewesen, und landete sicher auf dem festen Stahl.
"Okay, okay. Ich sage dir alles, was du willst!", sagte Peter resignierend. Er hatte verloren, er hatte verloren.
"Nein, Peter, tu das nicht!", schrie Gwen.
"Oh, die Blondine ist auch noch lebensmüde. Halt´s Maul, sonst löse ich dein Ticket ins Nirwana ein."
"Tu ihr nichts!", schrie Peter zu Harry hinauf. "Es war eine Spinne, die Spinne meines Vaters."
"Wo ist diese Spinne?"
"Tot, ich habe sie vor Schreck getötet."
"Du lügst!", behauptete Harry.
"Nein, tue ich nicht, sie ist tot, lass sie runter, ich habe dir gesagt, was du wissen wolltest."
"Nein, nein", erwiderte der Kobold im grünen Exoskelett. "Wo ist die Spinne?"
"Ich sagte doch, ich weiß es nicht."
"Na gut, dann ist deine Freundin wertlos. Adios!"
"Nein!", schrie Peter.
Aber Harry ließ sich nicht beirren und ließ Gwens Handgelenk los. Gwen´s Schreie erstarben augenblicklich. Sie schloss die Augen, während sie in den Tod fiel. Ihre blonden Haare wehten nach oben. Doch Spider-Man wollte sie nicht sterben lassen, den Tod seiner besten und einzigen Freundin, würde er nicht zulassen. Ohne groß nachzudenken sprang er vom Dach. Aus seinem Lieblingsfach Physik, wusste er, dass das Trägheitsgesetz Gwens Nacken brechen würde, wenn er sie mit einem Netz auffangen wollte. Er musste ihren Fall abbremsen und ihn seiner Geschwindigkeit anpassen. Er musste nicht einmal daran denken, er führte die Schritte einfach aus. Gwen schoss auf ihn zu, fünf Meter bis zum Boden. Er befestigte im freien Fall ein Netz am Dach und schwang sich in einem Bogen auf Gwen zu. Dadurch erhielt er ungefähr die gleiche Geschwindigkeit. Er packte sie am Arm und schwang mit ihr auf das Dach zurück. Durch die kreisrunde Bahn hatte Peter sie nicht zu schnell abgebremst. Auf knapp über dem Dach löste er das Netz vom Netzwerfer und er prallte wie Gwen auf den Stahl. Sie rollten sich beide ab und blieben ohne große Verletzungen.
"Was?", schrie Harry. "Wie...?"
"Physik", keuchte Peter erleichtert.
Doch jetzt unterschätzte Spider-Man seinen Gegner. Und Harry hatte nicht vor auf ganzer Linie zu versagen. Gwen stand schwer atmend auf und lief auf den erschöpften Peter zu. Auch ihn verließ einmal die Kraft, Superspinne hin oder her. Er hörte surrende Luft, aber er war zu erschöpft, um auf den klingelnden Spinnensinn zu reagieren. Jeder Knochen tat ihm weh. Er drehte mit aller Kraft seinen Kopf und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Die Klingen vorne am Gleiter konnte man abschießen. Und Harry hatte mit beiden Gwen einmal in die Brust und einmal ins Herz geschossen. Das Dach wurde um sie herum rot, eine riesige Blutlache bildete sich. Gwen hielt inne und fiel zu Boden. Aus der Ferne waren Polizeisirenen zu hören. Peter nahm all seine Kraft zusammen. Spider-Man kroch auf Gwen zu. Als er sie erreichte, kniete er vor der Blondine nieder und strich ihr zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht. Ihr weißes T-Shirt war blutrot und ihr brauner Mantel begann auch diese Farbe anzunehmen. Ihre Augen schlossen sich zwar, doch sie öffnete noch einmal den Mund. Dieser war aber komplett mit Blut gefüllt und sie konnte dadurch nichts sagen. Ein Gurgeln war das Einziges, das Peter hörte. Dann verließen sie die Lebensgeister. Gwen starb blutüberströmt in Peter´s Armen. Harry spottete von oben: "Lass dir das eine Lehre sein, du Held!"
Mit diesen Worten verschwand er über den Fluss in Richtung Manhattan. Er wollte nicht ins Fadenkreuz der Polizei geraten. Dann knackte der Lautsprecher kurz und Oktavius meldete sich.
"Du solltest niemanden töten, du Depp! Du solltest Spider-Man nur lebend zu mir bringen!" Harry entgegnete nichts und flog mit zusammengebissenen Zähnen weiter. Peter kümmerte sich darum nicht. Sein Kopf, der von der zerfetzten Maske nur notdürftig verdeckt wurde, ruhte auf Gwens Brust.
"Nein, nein, nein. Gwen, komm zu mir zurück!" Seine Augen füllten sich mit Tränen. "Komm zu mir zurück!", schrie er verzweifelt. "Es tut mir so leid."
Sie hatte ihr Leben gelassen und das nur, weil er dachte, er könne dieser Stadt helfen. Er hatte sich einer Illusion hingegeben. Was hatte er nur getan? Eine Horde Polizeiwagen hielt unten mit quietschenden Reifen. Über Peter flog ein Helicopter, der am anderen Ende des Daches landete. Die Rotoren wurden langsamer und dann hörte ihre Bewegung auf. Captain Stacy eilte aus dem Helicopter und zückte seine Waffe, die er entsichert auf Peter hielt. Sein graues Haar wurde zum Spielball des Winds. Das Blut ließ seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden.
"Weg von meiner Tochter, du Freak, du Mörder", brüllte er weinend.
Peter senkte seinen Kopf, damit man ihn nicht erkannte und entfernte sich gehorsam.
"Ich habe sie nicht getötet, Captain, ich schwöre es Ihnen!"
"Das sagen sie alle", schrie Stacy und feuerte krachend seine Pistole ab. Peter wich den Kugeln wankend aus und rettete sich mit einem Kopfsprung in den direkt neben der Fabrik liegenden Fluss. Stacy verschoss sein ganzes Magazin, doch er traf Peter nicht. Mit Tränen in den Augen nahm er Gwens Leichnam in die Arme. "Ich verspreche dir, dass ich dich rächen werde. Dieser selbsternannte Held wird dafür büßen. Spider-Man wird sterben!"

Today...

Peter schoss ein Netz an die Laterne, die gegenüber seines Zuhauses stand. Das ermöglichte es ihm sein Netz zu spannen und auf die Laterne zuzuschwingen. Anschließend hockte er auf der Laterne und sah beruhigt, dass das Haus keine Spuren gewaltsamen Eindringen zeigte. Also war Cassidy noch nicht hier gewesen. Dies änderte sich, als er einen Luftzug spürte und plötzlich Cassidy vor der Haustür stand. Die rote Klinge schien bereit zu töten. Doch Peter war vor Ort, er war nicht zu spät, wie bei Gwen. Dieses Mal konnte er verhindern, dass jemand starb, dieses Mal würde alles gut werden. Peter wollte seinen rechten Arm nach vorne schnellen lassen, um ein Netz auf Cassidy zu schießen. Dieses würde ihn nach hinten reißen und dann wollte Peter sich um ihn kümmmern. Doch sein Arm gehorchte ihm nicht, auch seine anderen Glieder folgten seinen Befehlen nicht mehr. Er war gefangen in seinem eigenen Körper. Jetzt begann der Plan des Symbionten aufzugehen. Er hatte genug Einfluss bekommen, um Peter´s Körper kurzzeitig zu übernehmen. Zuerst unterschätzte er Peter´s Willen, doch mit seiner gebündelten Kraft folgte Spider-Man´s Körper nun seinen Befehlen. Und er wollte, dass Peter zusah, wie ein geliebter Mensch stirbt. Der junge Held schrie, versuchte Netze zu schießen und wollte seine Familie irgendwie retten. Aber der Symbiont hatte seinen Körper unter Kontrolle. Dies wusste Peter jedoch nicht und verzweifelte, schließlich gab er auf. Mit Tränen in den Augen musste er dabei zusehen, dass Onkel Ben mit einem freundlichen Lächeln die Tür öffnete, wie er es bei jedem tat. Sein Lächeln wich einer Warnung für May und er schlug die Tür zu. Cassidy hielt das nicht auf. Er trat die Tür mit einem Tritt aus den Angeln. Sie fiel jedoch nicht, wie bei Peter, zu Boden, sie flog durch den Flur und verbog sich an der Wand. Superschnell packte er Peter´s Onkel an der Schulter und riss ihn zurück in den Hauseingang. Die Marionette des roten Symbionten hielt ihn an der Kehle hoch und schaute, das große Maul zu einem Grinsen verzogen, zu Peter auf den Mast. Dieser hatte das Gefühl, als wüsste Cassidy von seiner Situation. Der wahnsinnige Verbrecher holte mit seiner roten Klinge aus. Peter schrie und versuchte alles, um sich zu befreien. Die Angst gab ihm zusätzliche Kraft, doch Angst war nicht das Gefühl, dass der Symbiont wollte, also hielt er ihn weiter fest. Peter sah entsetzt, wie die Klinge auf den Brustkorb seines Onkels zuschoss und ihn durchbohrte, als wäre er aus Papier. Die Spitze kam auf der anderen Seite des Körpers wieder heraus. Onkel Ben schaute zu Peter, sein Blick war von tiefer Traurigkeit. Dann schloss er für immer die Augen und Cassidy zog seine Klinge aus Ben´s Körper. Der Stoff des Pullovers saugte das Blut auf wie Wasser und färbte sich dementsprechend. Carnage ließ den Hals seines Opfers los und Ben fiel leblos zu Boden. In Peter veränderte sich etwas, die Angst wich einem Gefühl, dass er in letzter öfters gefühlt hatte. Doch dieses Mal war es mindestens hundertmal so stark. Peter schrie voller Hass auf. Sein Arm schnellte seinem Befehl folgend nach vorn und ein Netz schoss auf Cassidy zu.
"Du Monster!", brüllte Peter und zog sich auf Cassidy zu. Er traf ihn mit beiden Füßen. Cassidy reagierte nicht einmal und wurde durch die Wand des Hauses geschleudert. Sein Kreuz prallte gegen den Herd und er blieb liegen. Als er sich erheben wollte, sah er im Augenwinkel Peter auf ihn zu springen. Durch den Hass und die Wut handelte er unüberlegt und es wäre ein leichtes gewesen, ihn in die Klinge springen zu lassen. Aber Cassidy bemerkte entsetzt, dass der rote Symbiont ihn blockierte. Dadurch konnte er Peter´s Faust nicht abwehren und sie traf mit all seiner Kraft auf seinen Kopf. Durch den Sprung war die Stärke verdoppelt worden, sodass Cassidy´s Kopf zur Seite gerissen wurde. Peter hob ihn am Kragen hoch. Seine Fäuste prasselten unaufhörlich auf Cassidy nieder.
"Er war ein friedfertiger Mann, er hat dir nichts getan!", schrie er und ließ erneut eine Faust auf Cassidy´s Gesicht treffen,
Blut tropfte aus fast jeder Stelle, aber der Symbiont war noch nicht fertig, sein Plan musste perfekt funktionieren. Er hob die Blockade auf. Dadurch konnte Cassidy den Schlag abfangen und Peter mit seiner Superstärke über das Haus auf der anderen Straßenseite werfen. Peter hatte nicht auf den Spinnensinn gehört, er hatte Cassidy einfach nur töten wollen. Stattdessen fing nun eine Baumkrone seinen Sturz ab und er landete auf der asphaltierten Straße, die parallel zu der war, wo er lebte. Der unsafte Aufprall hatte Peter´s Hass nur noch verstärkt. Als Cassidy superschnell auf ihn zulief, beachtete er den Spinnensinn und schickte ihm einen Tritt entgegen. Dieser traf den Verbrecher im Magen und schleuderte ihn zurück. Er schlitterte über die Straße, bis Peter´s Netz ihn am Arm traf. Der wutentbrannte Spider-Man riss am Netz. Er vergass jedoch Cassidy´s übermenschliche Superstärke. Anstatt sich den Arm auszukugeln, wie Peter es vorhatte, drehte Cassidy die Situation und riss Peter zu ihm. Er wartete auf den richtigen Augenblick. Dieser kam, als Peter an ihm vorbeiflog. Er kappte mit der Klingenhand das Netz. Peter flog durch sein voreiliges Handeln durch das bunte Glas des Kirchturms. Bunte Splitter durchschnitten sein Kostüm und Peter knallte unsaft gegen die gegenüberliegende Wand. Cassidy´s Körper wurde wieder von dem Symbionten übernommen. Der wahnsinnige Mörder wusste, dass er durch Lärm seine Kräfte verlor und unsagbare Schmerzen erlitt. Aber der Symbiont ließ seinen Körper trotzdem superschnell zu Peter in den Kirchturm eilen. In der Mitte der Ebene auf der Spider-Man sich wieder aufrappelte war die riesige Kirchenglocke.
"Jetzt stirbst du genauso wie dein erbärmlicher Onkel!", provozierte der Symbiont Peter.
Im Gegensatz zu Peter, war die Verbindung mit dem Symbionten so stark, dass Lärm ihm etwas ausmachte. Da Peter jedoch nie mit Lärm Schwierigkeiten gehabt hatte, entschied er sich seine Theorie zu prüfen. Er schob die Glocke an und ging dann zur Seite. Sie schlug ohrenbetäubend laut. Cassidy fiel vor Schmerzen auf die Knie, er schrie aus Leibeskräften. Peter konnte es jetzt beenden, er wusste, dass er nur jetzt die Möglichkeit dazu bekam. Doch er stoppte sich, das was er im Begriff war zu tun, war falsch. Sein Onkel hatte ihm treffend gesagt: "Aus großer Kraft folgt große Verantwortung!"
Andererseits war sein Onkel tot und dieses Monster vor ihm hatte ihn umgebracht. Das war nur gerecht. Peter packte den sich windenen Cassidy und warf ihn vor Anstrengung schreiend aus dem kaputten Fenster. Dann trat Peter an es heran und schaute zufrieden, wie Cassidy unten aufschlug und verrenkt liegen blieb. Anschließend begann Peter bitterlich zu weinen. Sein Onkel war der Einzige gewesen, mit dem er über alles hatte reden können. Dann traf es ihn wie ein Blitz. Er war es Schuld. Sein Onkel hatte schließlich seine Geheimidentität gekannt. Cletus wusste seinen Namen, er hatte sich an seinem Onkel gerächt. Peter´s Maske wurde von inne durch die Tränen nass. Er war ein Held oder versuchte zumindest einer zu sein, aber seinen Onkel hatte er nicht retten können. Er hatte nicht gehandelt, warum hatte sein Körper nicht reagiert? Wütend schlug Peter ein Stück aus der Steinwand der Kirche. Dieser Blick, in dem Moment als sein Onkel gestorben war, er hatte ihn angeguckt, er war enttäuscht, sein Blick war voll von Enttäuschung. Er hat gedacht, dass Peter ihn hat sterben lassen. Er ist voller Enttäuschung gestorben, dachte Peter. Ich bin kein Held, ich konnte weder Gwen noch meinen Onkel retten, ich bin nur ein Träumer in einem Kostüm. Ich bin eine Enttäuschung.

Nachdem Peter seinen Platz am Fenster des Krichturms verlassen hatte, blieb ein schwarzer Van am Tatort stehen. Die Polizei war noch nicht erschienen, aber man hörte bereits die Sirenen. Schnell wurde die Seitentür aufgestoßen und fünf Leute sprangen heraus. Die ersten vier packten Cassidy´s leblosen Körper und hievten ihn in den Wagen. Mit seinem Wirten war auch der Symbiont gestorben, sodass Cassidy immer noch aussah wie Carnage. Der gleiche Mund, die gleiche Klinge. Der fünfte trug eine Brille und suchte mit seinen Augen den Boden ab. Er trug eine hellgrüne Winterjacke und Jeans. Seine Miene hellte sich auf, er hatte gefunden, was er suchte. Er nahm eine Nadel und einen Glasbecher mit Deckel aus seiner Jackentasche. Er öffnete den Glasbecher und setzte die Nadel an einem dunkelroten Fleck auf der Straße an. Mit ihr kratzte er das Blut vom Boden. So viel wie möglich kratzte er ab und ließ die Nadel dann in den Glasbecher fallen. Anschließend verschloss der dunkelhaarige Wissenschaftler den Becher, damit kein äußerer Einfluss seine Probe verschmutzen konnte. Er betrat den Van als Letzter und stellte den Becher vorsichtig in eine extra dafür eingebaute Halterung. Geld spielte für seinen Arbeitgeber keine Rolle. Anschließend nahm er sein Handy aus der Tasche und schob das Display nach oben. Daraufhin wählte er eine Nummer und wartete auf die Annahme des Gesprächs. Es knackte kurz, als die Person am anderen Ende annahm.
"Sir, wir haben die Blutprobe von Peter Parker, dem Symbionten und dem Wirt... Ich verstehe, sie werden das Blut im Labor auswerten. Das Spinnenexperiment läuft vielversprechend, oder? Es war clever von ihnen, den Umzugskarton mit den Anweisungen in den Umzugswagen zu schmuggeln. Peter hat alles so gemacht, wie vorgesehen. Er ist ein tolles Versuchsobjekt. Wenn nichts Unerwartetes mehr passiert, können wir bald mit der Massenproduktion anfangen...Verstanden. Sie sind ein Genie, Mr. Parker."
Der Van verschwand mit quietschenden Reifen in Richtung Manhattan, auf der geschlossenen Seitentür prangte der Schriftzug: Toomes Industries.

Es schneite, dicke Flocken fielen vom Himmel, als wollten sie der Erde die Unschuld wiedergeben. Sie verfingen sich den Haaren der anwesenden Personen und schmolzen dort schlussendlich. Einer nach dem anderen nahm eine Hand voll Erde und streute es über den Sarg von Ben Parker. Zuletzt waren nur noch Tante May und Peter übrig. Peter´s Tante wischte ihre Tränen mit einem Tuch weg. Sie nahm ebenfalls eine Hand voll Erde. Langsam ging sie neben Ben´s Grab.
"Ich liebe dich, das werde ich immer tun", flüsterte sie und streute die Erde langsam auf den Sarg. Mary Jane sah Peter´s gequälten Blick, als sich alle entfernten. Die Rothaarige trug ebenso wie May einen schwarzen Mantel. Sie wollte ihm helfen, wusste aber nicht wie. Er gab sich die Schuld, sie musste ihn irgendwie vom Gegenteil überzeugen. Aber sie wusste nicht wie, deshalb drehte sie sich um folgte mit May den anderen. Peter vergrub sein Gesicht in den Händen, er weinte und weinte. Der junge Held fiel vor Ben´s Grab auf die Knie, ihm war egal, das er damit sein Anzugshose dreckig und nass machte. Es war ihm alles egal.
"Er war immer für uns da", las Peter den Grabstein vor.
Das stimmte, sein Onkel war die einzige Person gewesen, der er immer alles erzählt hatte. Er wusste noch genau, wie Onkel Ben vor fünf Monaten eines Abends zu ihm kam. Er hatte sich auf sein Bett gesetzt und ihm eine einfache Frage gestellt: "Bist du Spider-Man?" Zuerst war Peter schockiert gewesen, wo er sich doch so viel Mühe gegeben hatte sein zweites Leben zu verbergen. Aber natürlich wusste sein Onkel es. Sie hatten May nichts von der Spinne erzählt, um sie nicht zu beunruhigen. Doch Ben wusste von der Box und der Spinne. Er war so verständnisvoll gewesen, hatte ihn nie von seinem Weg abzubringen versucht. Er hatte ihn unterstützt, wo er nur konnte. Und jetzt? Jetzt war er tot. Warum starben alle um ihn herum? Erst Gwen, jetzt Onkel Ben. Es war unfair. Gwen hatte ihm zwar geholfen Spider-Man zu sein, aber sein Onkel hatte ihm geholfen ein Held zu sein. Nachdem Gwen gestorben war, hatte Peter sich Vorwürfe gemacht und das Kostüm im Schrank gelassen. Doch sein Onkel kam herein und gab ihm einen Zettel. Er gab zu, dass er ihn Peter zu spät gab, gab zu, den richtigen Augenblick verpasst zu haben. Mit zitternden Händen hatte er den Brief geöffnet und einen Zettel herausgezogen. Die Schrift war so ordentlich gewesen, dass er nur von Gwen geschrieben worden sein konnte. In diesem schrieb sie, dass sie stolz ist, ihn gekannt zu haben und dass sie voll Freude ist, dass sie zusammen mit Peter etwas bewirkt hatte. Sie schrieb auch, dass Peter Recht gehabt hatte, Spider-Man war kein Schläger, er solle für Hoffnung stehen. Peter´s Tränen hatten das Ende des Papiers durchgeweicht, aber es war für ihn nicht von Bedeutung. Er hatte Ben angeguckt und dieser hatte ihm zugenickt. Das Nicken hatte für ihn mehr ausgesagt als tausend Worte. "Gwen hat Recht, weißt du, Peter. Spider-Man steht für die Hoffnung. Du darfst ihn nicht in der Versenkung verschwinden lassen, die Menschen zählen auf dich."
"Aber ich habe sie sterben lassen", hatte er protestiert.
"Peter, du bist nicht Gott, du kannst nicht jeden retten. Aber in jedem Menschen, den du rettest, kannst du Gwen sehen, sie ist der Traum, den ihr beide hattet."
Damals hatte er seinem Onkel Recht geben müssen und das tat er heute auch noch, aber er war am Tod der beiden Schuld. Es ging immer nur um Spider-Man oder ihn. Wäre er nie Spider-Man geworden, würden Gwen und sein Onkel noch leben. Er hätte nie den Verbrecher aufgehalten, der seinen Onkel getötet hat, er wäre nie ins Fadenkreuz des grünen Kobolds gelangt. Der Verbrecher hätte seinem Onkel nie etwas getan, wenn er Cassidy nur teilnahmslos an sich vorbei laufen lassen hätte. Die Bank hatte schließlich nicht sein Geld, es hätte ihm egal sein müssen. Peters Tränen gefroren auf dem hölzernen Sarg, während er aus der Tasche seiner schwarzen Winterjacke die Ballerina nahm. Er stellte die Spieldosenfigur vorsichtig auf Onkel Ben´s Grab.
"Das Erbe meines Vaters hat Menschen nur das Leben gekostet. Deshalb sollst du die Ballerina verwahren."
Peter erhob sich und nahm etwas Erde in die Hand. Schluchzend ließ er sie auf den Sarg rieseln.
"Es tut mir so Leid, Onkel Ben, es tut mir so leid."
Sein Onkel hatte Recht gehabt, mit seinem Sprichwort. Und während er weinend vor dem Grab seinen Onkels stand, die Haare waren schneeweiß, ging es ihm wieder durch den Kopf. Er hatte sich gegen Cassidy von seinem Hass leiten lassen, das würde nie wieder passieren. Er wollte der Held werden, den sein Onkel immer in ihm gesehen hatte. Er wollte von nun an, um sein Andenken zu ehren, nach seiner Lehre handeln: "Aus großer Kraft folgt große Verantwortung."
Zuletzt geändert von WhiteDino am Fr 27. Feb 2015, 20:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Sa 7. Feb 2015, 21:39

Preview Folge 6:
Felicia


Freundin oder Feindin?

Peter leidet unter dem Verlust seines Onkels, er gibt sich die Schuld, weil er ihn nicht retten konnte. In dieser schweren Zeit braucht er jemanden, mit dem er reden kann. Und diesen jemand findet er in Felicia Hardy, die er kennengelernt hat. Doch die verständnisvolle Teenagerin ist im Geheimen eine Diebin. Ihr letzter Raub bringt sie jedoch in große Gefahr, denn die gestohlene Kette weckt verborgene Rachegelüste. Sie rächt sich an Leuten, die ihr einst Unrecht taten. Peter ermittelt als Spider-Man gegen sie, ein Konflikt scheint unausweichlich.
Wird Peter das Geheimnis von Felicia erfahren? Wie wird er handeln? Und welche Kräfte kann die Kette noch freisetzen?
Zuletzt geändert von WhiteDino am Mi 25. Mär 2015, 21:27, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Di 10. Feb 2015, 20:56

Cast Update

Felicia Hardy/Black Cat (gespielt von Elisha Cuthbert)

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von Chris » So 15. Feb 2015, 18:03

So, Akt 4 hab ich jetzt endlich auch gelesen.
Hab mich im Vorfeld ziemlich drauf gefreut und war im Ganzen auch sehr unterhaltsam.
Die Vogelscheuche als Gegner war enttäuschend, aber im positiven Sinne. Hat mir ganz gut gefallen, zur Abwechslung mal einen absoluten Umfaller auf Parker anzusetzen, der eigentlich überhaupt nichts kann und, ZACK, mit einem einzigen, herzhaften Schlag auf die Bretter geschickt wird. Nur die Geschichte mit der gespaltenen Persönlichkeit passte nicht zum Rest und störte, weil sie auch völlig überflüssig war.
Die Frau Detective hat mich überrascht, da sie heimlich und trotz der Zusammenarbeit noch gegen Spiderman ermittelt. Eine ziemlich gute Idee, da sie dadurch mehr ist als einfach nur das Gesicht der Polizei.
Und dass MJ bereits jetzt das Geheimnis des Peter Parkers kennt überzeugt auch, dadurch kann sich die Geschichte in eine eigene Richtung entwickeln und folgt nicht dem abgegriffenen Faden, den man aus dem Original kennt.

Negativ aufgefallen ist mir diesmal einer der parallelen Handlungsbögen. Die Geschichte mit dem Symbionten läuft noch ganz gut, gefällt mir, dass es praktisch nur die B-Handlung ist, die untergeordnet stattfindet, aber die Harryhandlung will mir nicht so richtig gefallen und könnte meinetwegen auch getrost weggekürzt werden.
Beim Schreibstil gab's auch wieder den ein oder anderen Stolperer. Das Opfer zu Beginn wird total zerstückelt und zerhackt, überlebt allerdings, aber später, als Peter an den Fall zurückdenkt, ist plötzlich von einer Leiche die Rede. Das Gespenst in Peters Alptraum ist größer als ein Haus mit einer entsprechenden Waffe, schießt dem Onkel aber mit einer entsprechend großen Kugel aber trotzdem zielgenau ins Herz. Der ersten Actionsequenz im Zirkuszelt konnte ich nicht wirklich folgen, das war mir zu wirr geschrieben, und du musst nicht in einem kompletten Absatz beschreiben, wie Peter seine Sachen zusammenpackt und in die Mensa geht, inklusive Wegbeschreibung.

Fand's aber wie gesagt ganz gelungen und spassig. Mal sehen, wann ich zur nächsten Episode komme.
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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » So 15. Feb 2015, 18:25

Danke für das Feedback. Zugegeben mir gefällt die Harry-Story und was noch kommen wird, vielleicht kann ich dich doch noch überzeugen. Im Traum manifestiert der Symbiont Peter's Angst und deshalb ist diese Traum so extrem und surreal gehalten, es ist ein Traum, da ist alles möglich. Wer hatte denn eine gespaltene Persönlichkeit? Falls du Laughton meinst, der ist einfach irre, er hat keine zweigespaltene Persönlichkeit.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von Spidey16 » Di 24. Feb 2015, 22:09

Endlich ist es mir gelungen Folge 4 zu lesen.
zum einen Fand ich sie etwas zu langarmtig aber die länge ist deine Entscheidung.

jetzt zu meinen kurzen Feedback für eine lange Folge:

Die Folge war gut und spannend geschrieben.

Der Recap ist eine nette Idee, aber vieleicht solltest du in zukumpft nur reinschreiben was für die Folge wichtig ist

Kleiner Schönheitsfehler: warum reagiert der Spinnensinn auf ein Plastikskellet? Sollte er Peter nicht nur vor Gefahren warnen? Ich fände es komisch wenn er bei jeder "Überraschung" losgehen?
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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Mi 25. Feb 2015, 07:47

Das mit der Länge ist so eine Sache. Ich schreibe die Folge, die ich will, was dieses Mal wohl etwas zu viel war. Ich achte da nicht explizit 'drauf. Das Recap war nur für diese Folge, ab nächste Folge kommt dann immer "Previously...", da es sonst auf Dauer ermüdend wäre, da habe ich schon mitgedacht. xD Schön, dass es dir gefallen hat. Bei mir reagiert der Spinnensinn auf alles Überraschendes, aber nur im Moment, das hat seinen Hintergrund.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von Spidey16 » Fr 27. Feb 2015, 21:52

Folge 5 gelesen.

Wie immer war sie gut und unterhaltsam geschrieben. Und ich hab übrigens keine Ahnung was da mit der Pyramide und Tomes Industries abgeht. Was gut ist.

ein paar kleine Kritikpunkte:

Zum einen waren es zwei Folgen in einen. Das Origin und das mit Carnage. Sie passten zwar thematisch zusammen, doch war es schon etwas Overkill das die Folge zweimHaupthandlungen hatte besonders da zwei Todesfälle in einer Folge waren.

Ich bin immer noch der meinung das die Phase wo Peter erst geld vedienen will wichtig ist uns das etwas fehlt wenn er gleich Held sein will.

Dann zu Carnage: Er ist die Extreme Version von Venom. Das er zuerst vorkommt finde ich seltsam.

Zu letzt: das Peter Cletus tötet geht gar nicht. Spider-Man sollte nicht töten, selbst wenn er versucht ist sollte er sich selbst stoppen bevor sein feind getötet wird.
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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Sa 28. Feb 2015, 21:34

Ich kann deine Kritikpunkte ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Wenn jemand die Person getötet hätte, die dir alles bedeutet oder zumindest sehr viel, würdest du diese Gefühle auch haben. Und wer verstärkt sie bzw. lässt Peter immer weiter zu jemandem werden, der er nicht ist? Tada, da hast du die Begründung. Es war im Grunde nicht Peter. Das mit Carnage ist natürlich deine Meinung, ich fand ihn sowohl passender als auch logischer. Und ich finde ganz ehrlich, dass die Geld-verdienen-Phase nicht sooooo wichtig ist, aber natürlich ist das deine Meinung.

Edit: Was mir gerade wieder einfällt, darfst du dich nicht so vorschnell von dem, was zu sein scheint, überzeugen lassen. Denn ich sehe die Sache mit dem Töten ähnlich. Ich würde sagen, da kannst du dich noch auf etwas freuen. Denn wie du sagtest, Carnage ist extremer als Venom, aber so extrem war er noch nicht, oder?

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von Basti » Mi 25. Mär 2015, 20:43

Ich habe vor kurzem Folge 5 gelesen. Seitdem überlege ich schon, wie ich das Review schreiben soll. Ich bin offen gesagt sehr hin un her gerissen von der Folge. Ich habe auch schon überlegt, ob ich keine Review schreiben soll. Aber das wollte ich auch nicht. Aber ich schaffe es auch nicht wirklich etwas schlechtes zu schreiben. Natürlich könnte jetzt einen ganzen Roman schreiben, soviel wie in der Folge passiert ist. Aber dazu fehlt mir die Zeit und die Lust. Also werde ich versuchen mich so kurz wie möglich zu fassen:

Mir gefiel eigenlich fast alles aus der Vergangenheit. Die Entstehungsgeschichte von Peter und wie er ausnahmsweise mal Glücklich ist. Er liebt es ein Superheld zu sein. Er hat Freunde und Gwen kennt sein Geheimnis. Eben eine schöne Bunte Welt. So hätte es bleiben sollen. Gefiel mir richtig gut. Wenn die ganze serie so wäre, das wäre toll. Doch dann stirbt Gwen und alles geht den Bach runter.

Der rest der Folge war mir zu Brutal. Und auch sehr Makaber. Blut soweit das Auge reichte. Und wie du das bis ins detail geschrieben hast. Ich hab mich geekelt. Es hat mich depressiv und traurig gemacht.

Schreibmässig finde ich bist du allerdings schon ein Profi. Ich lese so nebenbei einen Roman von Stephen King und ich finde das ist jetzt nicht besser geschrieben als bei dir. Hut ab. Du kannst dein Hobby zum Beruf machen. Zumindest wenn man mich fragen würde.
In übrigen scheinst du genauso Detail verliebt zu sein wie Stephen King.

Was deinen Spider-Man betrifft. Folge 6 möchte ich noch gerne lesen. Auf die freue ich mich schon, wegen Black Cat. Aber ansonsten ist der Stil nicht so meins. Vielleicht ist das in Folge 6 schon wieder anders. Kann ja sein das es hauptsächlich an Carnage lag, das diese Folge so Brutal und Blutig war.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Mi 25. Mär 2015, 21:14

Okay, wie das bereits Spidey16 geschrieben hat, war die Folge eindeutig zu brutal. Da ich das bei den kommenden Folgen nicht so geplant habe, hoffe ich, dass ich durch die Folge nicht alle Leser verliere. In Zukuft hatte ich auch nicht vor diese Richtung weiter einzuschlagen. Es war ein Experiment und das ist nun einmal nicht besonders gut angekommen. Daraus kann ich lernen.
Also vielen Dank für die ehrlichen Kritiken.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von Chris » Sa 18. Apr 2015, 21:35

Endlich Akt 5 gelesen. Die erste Hälfte schon vor zwei Wochen. Die andere vor einer. Hab also die Hälfte schon wieder vergessen.

Hat mir aber sehr gut gefallen. Las sich ohne Probleme, in einem Rutsch. Grade die Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart waren gut gesetzt und wirkten nie störend. Die Vergangenheit war vielleicht etwas vollgepacht, da passierte ziemlich viel und man hätte vielleicht später noch eine weitere Rückblendenepisode schreiben können, in der dann auch Gwens Flugversuch stattfindet. Gestört hat's aber auch nicht und die so entstandenen, parallelen Tode waren ein sehr gutes Stilmittel, um Vergangenheit und Gegenwart zu verbinden. War eine ziemlich gute Idee. Oder etwa nur zufällig so geschrieben?

Carnages Ableben find ich schade. War ein guter Feind, weil "Zick, zack, Arme ab". Nicht so ein Langweiler wie der Krähenmann. Aber Hauptschleim Venom wird früher oder später wohl auch noch nicht nur passiv, sondern aktiv aktiv werden.

Gut gefällt mir übrigens dein Schreibstil, wenn' an die NPCs geht. Wie diesmal der Kollege am Hafen oder die beiden Polizisten. Die sind nicht einfach nur gesichtslose Ohngesichter, die man nur schnell einbaut, um jemanden umzubringen, sondern bekommen ein paar Sätze und etwas Charakter spendiert. In der Form ist es sehr gut. Sie bleiben nicht völlig blass, genausowenig braucht es aber auch eine ewig lange Beschreibung, da sie eh gleich über die Klinge springen. Ist in der Form ziemlich gelungen.
Basti hat geschrieben:Aber ich schaffe es auch nicht wirklich etwas schlechtes zu schreiben.
Keine Sorge, dafür bin ja ich da. Wann schreibt eigentlich DU wieder mal was?

Ganz schlimm fand ich die Geschichte mit der Spinne. Die liegt seit Jahren im Banktresor, ohne Futter und wahrscheinlich auch ohne Luft, aber spaziert dann munter raus, kaum, dass die Box aufgemacht wurde? Ob jetzt genmanipuliert oder nicht, das war ziemilch an den Haaren herbeigezogen.

Fand's auch seltsam dass Gwen sofort auf die Heldennummer kommt. Gut, sind halt noch halbe Kiddies, die denken wohl teilweise auch nicht so weit, erstmal zum örtlichen Medizinmann zu gehen, sondern eher in Richtung von "Oooh, wundersame Geheimkräfte! Supergeilomatiko!", aber ein bisschen überraschter und verstörter hätte sie schon reagieren können. Passiert ja auch nicht alle Tage, dass jemand anfängt, die Wände hochzugehen.

Und die Sterbeszene vom Onkel hätte man auch etwas emotionaler schreiben können. Die kann man ja fast schon als nüchtern beschreiben. Peter sagt nix, Peter denkt nix, liest sich fast so, als ob er einfach nur dasitzen und zugucken würde. Klar, der Symbiont blockiert ihn und deshalb kann er vielleicht auch nicht mehr sprechen, da hätte man aber auf seine Gedanken ausweichen können. In der Form kommen einfach keine Gefühle rüber.

Und das Versteck vom Kobold anhand der Staubpartikel am Stofffetzen ausfindig zu machen, und dafür auch nur zehn Minuten zu brauchen, dass war viel zu hanebüchern. Das nehm ich dir nicht ab. Da hätte der gute Peter schon von Anfang an wie eine blitzgescheite Ami Mizuno dargestellt werden müssen, damit das glaubhaft wirkt. Der Abschnitt war leider ganz daneben, so richtiger Mary Sue-Stil :mrgreen:

Mehr fällt mir nicht ein, wie gesagt, die Folge hat mir sehr gut unterhalten, war bislang auch die beste. Fand die auch nicht übertrieben brutal und blutig, war halt jetzt ein Psycho, der die Leute gern aufschlitzt, darunter sogar Tobey Maguire. Wäre eher unglaubwürdig, wenn der seine Gegner nur KO schlägt. Solche Kollegen gibt es auch, der Basti soll sich nicht so anstellen :mrgreen:
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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Sa 18. Apr 2015, 22:28

Vielen Dank für deine Kritik. Leider kommen meine Folgen immer mit großen Abstand, aber mir fehlt die Zeit, leider. Dann will ich mal auf die Kritikpunkte eingehen:
Zum Thema Gwen kommt noch etwas, die Geschichte ist noch nicht auserzählt. Die Gefühle kamen nicht hoch, weil der Symbiont ihn zu diesem Zeitpunkt komplett unter Kontrolle hatte, das habe ich dann bei der Beerdigung eingebaut, da der Smybiont noch zu schwach ist und Peter wieder frei ist. Carnage ist nicht so tot wie man vielleicht denkt. Es freut mich, dass dir meine (meiner Meinung nach realitätsnahe, einem Psychopathen von Carnge entsprechende) Gewalt nicht negativ auffiel. Leider kann ich nicht versprechen, dass Folge 6 so bald kommt, aber ich versuche es. Ich habe die Abwechslung von Vergangenheit und Gegenwart absichtlich so gewählt.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Fr 6. Nov 2015, 18:22

Folge 6:
Felicia


Previously...

Vor 14 Jahren fand ein Mann die Pyramide von Alexander dem Großen, befreit fünf Energieerscheinungen aus fünf Tafeln und wird unter der zusammenfallenden Pyramide begraben. Peter hatte einen merkwürdigen Traum, indem er mit einer durchsichtigen Spinne gegen vier andere Tiere kämpfte. Er starb, doch die Spinne belebte ihn wieder und die anderen Tiere knieten vor ihm nieder. Otto Oktavius, der Chef von Oktatech, benötigt ein vierarmiges Exo-Skelett um sich zu bewegen und einen Computer zum Sprechen. Sein Leben könnte jeden Tag enden, weshalb er Spider-Mans Gene braucht, um zu überleben. Sein Handlanger Harry Osborn, dessen Vater für tot erklärt wurde, soll diesen ausfindig machen, dabei plant er im Verborgenen sich Oktavius' zu entledigen. Um seinen Auftrag auszuführen, ging er an die High School und versucht seitdem Peter als Freund zu gewinnen. Durch eine Falle konnte Harry beweisen, dass Peter und Spider-Man ein und dieselbe Person sind. Nun will er ihm das Leben zur Hölle machen. Cletus Cassidy, ein wahnsinniger Verbrecher, tötete von einem Symbionten gelenkt Peter's Onkel in dessen Beisein. Der Symbiont erreichte sein Ziel. Voller Schuld und Hass tötete Peter Cassidy in einem Kampf, bei dem er auch das Haus der Parkers zerstörte. Man fand die Leiche des Irren nicht mehr, da ein Van von Toomes Industries ihn abgeholt hat. Eine Person mit Namen Parker benutzt Peter für ein Experiment, er ist ein Testlauf. Die Person wollte, dass er die Spinne fand, die ihn zu Spider-Man machte.
John Jonah Jameson III., ein Astronaut, brachte aus dem Weltall einen Rubin mit, der ihn in einen Werwolf verwandelte. Er ist einer von mehreren Bestien und will nichts mehr als Spider-Man vernichten. Doch AT deutete an, dass er noch nicht zu den stärksten Bestien gehörte. Peter entriss ihm in einem harten Kampf den Kristall, der von zwei Polizisten zu einem Spezialisten gebracht werden sollte. Dmitri Kravinoff, ein von dem mysteriösen AT angeheuerter Auftragskiller, tötete sie allerdings und stahl ihn. Der Rubin ist der Teil eines Kompasses. Jameson brachte auch einen schwarzen Symbionten mit, der bei seinem Kampf mit Peter auf dessen Kostüm überging und die Spinne auf diesem schwarz werden ließen. Es vergiftet seitdem seinen Verstand und macht aus ihm einen sich manchmal nicht kontrollierenden, aggressiven Menschen. Zudem ernährt sich der Symbiont von seinen dunklen Gefühlen. Spider-Man arbeitet des Öfteren mit dem Detective Terri Lee zusammen und sie sind bereits ein recht gutes Team, doch sie misstraut ihm und versucht seine wahre Identität herauszufinden, um ihn stoppen zu können, falls es nötig ist.

Es war eine ruhige Nacht, der Vollmond schien durch das große Dachfenster und erhellte ein paar Vitrinen mit teilweise unbezahlbaren Zeugnissen vergangener Geschichte. Davon verstand Reeve McLee jedoch recht wenig. Er war ein einfacher Wachmann, der in seiner beleuchteten Kabine auf das Ende seiner Schicht wartete. Dabei fielen seine Augen immer wieder zu, er hatte nicht genug Schlaf gehabt. Entspannt saß er auf seinem Stuhl. In der linken Hand hielt er einen von seiner Frau selbstgemachten Donut, von dem bereits ein paar Stücke abgebissen worden waren. Nach einem weiteren Biss verschwand er gänzlich in seinem Mund. Mit einem Schluck Wasser befreite er dann einen zwischen den Zähnen festklebenden Rest. Seine Frau war eine gute Bäckerin und es war ihre liebste Freizeitbeschäftigung. Seit er sie geheiratet hatte, hatte sich bereits ein kleiner Bauch gebildet, aber er konnte ihrem Gebäck einfach nicht widerstehen. Und es war das einzige Gute an seinen Nachtschichten. Er hasste und verachtete diesen Job zutiefst, aber sie erwartete ein Kind, da war die Frage wie man an das Geld kam zweitrangig. Gelangweilt ließ er seinen Blick über die Ausstellung schweifen. Er wusste nicht einmal was er hier bewachte, am Eingang meinte er irgendwas über "Schätze vergangener Völker" gelesen zu haben, aber sicher war er nicht. Nach all den langweiligen Nächten überraschte es ihn, als die Bildschirme auf dem Tisch vor ihm, die die Aufzeichnungen der Überwachungskameras abbildeten, nur noch Schnee zeigten. Sofort war er hellwach. Er nahm seine Füße vom Tisch und prüfte zuerst alle Schalter hinter den Bildschirmen, es war nämlich schon einmal passiert, dass einfach nur Stecker nicht richtig drin gesteckt hatte. Doch nachdem er jeden Stecker erneut reingedrückt hatte, schneite es immer noch auf den Bildschirmen. Also musste er den Alarm auslösen. Seine Hand bewegte sich in Richtung des roten Knopfes zu seiner rechten. Doch als seine Hand bereits über diesem thronte, hörte er ein Geräusch über sich. Er packte instinktiv den Schlagstock auf der linken Seite seines Gürtels, allerdings schalt er sich bereits im selben Moment einen Narren. Oben verliefen nur enge Luftschächte, es war also vermutlich nur ein Tier gewesen oder etwas dergleichen. Dennoch war er beunruhigt und drückte auf den Knopf. Normalerweise begann dieser nun zu blinken und das Museum wurde lichterloh erhellt, aber nichts passierte. Erneut hörte er über sich ein Geräusch, doch es war schon zu spät für ihn, als er sich umdrehte. Ein Fuß traf ihn mit voller Wucht an der Schläfe und knockte ihn aus. Während er bewusstlos zu Boden fiel, landete eine schlanke Frau elegant auf dem Boden. Sie war in eine schwarze, enge Lederhose und Lederjacke mit weißem Fell im Halsbereich gehüllt, deren Reißverschluss bis zur Mitte heruntergelassen war und zeigte, dass sie unter ihr nichts trug. Ihr hübsches Gesicht war etgegen des ungeschriebenen Diebesgesetzes nicht von einer schwarzen Maske bedeckt, lediglich über ihren Augen befand sich eine. Ihr langes blondes Haar reichte bis zum Ende des Brustkorbs. Ihren Mund umspielte ein Lächeln, als sie seelenruhig die Kabine des Wachmanns verließ und auf eine Vitrine an der Wand auf der anderen Seite zuging. Dort angekommen betrachtete die Diebin das Objekt. Sie schaute etwas enttäuscht. Als ein Mann, der sich selbst als Chamäleon vorstellte, sie im Namen einer von ihm nur AT genannten Person kontaktierte und versprach, sie für den Raub einer Kette aus dem Museum fürstlich zu entlohnen, hatte sie etwas Pompöses und Bedeutendes erwartet. Aber man heuerte sie an, um diesen wertlosen Müll zu stehlen? Doch Geld ist Geld, sagte die hübsche Blondine sich und schlug die Vitrine mit ihrem Ellenbogen ein. Um die restlichen Wachmänner oder die Alarmanlage brauchte sie sich keine Sorgen machen. Die Wachmänner, die rund um das Museum positioniert worden waren, hatte sie, in den Mantel der Dunkelheit gehüllt, nacheinander ausgeschaltet, die Alarmanlage von außen abgeschaltet und war dann durch den Lüftungsschacht hereingekommen. Behutsam packte sie die Halskette vor ihr mit ihren behandschuhten Händen, in deren Mitte ein großer, aber farbloser Kristall saß, hüllte sie in ein Tuch und verstaute sie in einem kleinen Rucksack, den sie auf dem Rücken trug. Er war manchmal etwas sperrig, aber wo sonst sollte sie ihr Diebesgut verstauen? Zwischen ihre Kleidung und ihren Körper passte kaum Luft. Auf dem Weg zum Ausgang ließ sie ihre Blicke über die Vitrinen schweifen und mit interessiertem Blick blieb sie vor der Hauptattraktion stehen. Zwei Armreife aus reinem Vibranium, ein sehr seltener Stoff. Man ging davon aus, dass die Ureinwohner eines alten, afrikanischen Stammes mit ihnen ihrem König huldigen wollten. Auch diese Vitrine zersplitterte und Felicia verstaute sie ebenso wie die Kette in dem schwarzen Rucksack.
"Die werden mir eine hübsche Stange Geld bringen", sagte sie und verließ das Museum dreist über die Eingangstür, die Gitter, die normalerweise zwischen Türen, Fenster und dem Ausstellungssaal stehen, waren beim Abschalten der Alarmanlage automatisch hochgefahren. Dann war sie ebenso schnell wie sie aufgetaucht war in der Nacht verschwunden. Nicht umsonst hatte sich Felicia Hardy den Ruf als die Beste erworben. Als Meisterdiebin Black Cat!

Der Biss einer radioaktiv verstrahlten Spinne verleiht dem Schüler Peter Parker die proportionale Kraft und Beweglichkeit einer Spinne! Mit seinen selbstgebauten Netzdüsen kämpft Peter als Spider-Man gegen alle möglichen Superschurken… und versucht nebenbei noch etwas wie ein normales Leben zu führen.
WhiteDino präsentiert: The Astonishing Spider-Man!

Am nächsten Morgen kam Peter vollkommen übermüdet die Treppe ins Erdgeschoss herunter. Unter seinen Augen zeichneten sich Augenringe ab, die er in der Größe nicht einmal kannte. Es fiel ihm schwer zu schlafen, die Bürde seiner Maske lastete zu schwer auf ihm. Woher nahm er das Recht über Leben und Tod zu entscheiden? Und warum hatte er den Verbrecher aufgehalten? Diese Frage beschäftigte ihn Tag und Nacht. Was hatte ihn da geritten? Es war zwar das Richtige gewesen einen Bankräuber auszuschalten, doch es war nicht seine Angelegenheit. Er hätte sich nicht darum kümmern müssen. Könnte er alles rückgängig machen, würde er den Verbrecher vorbeilaufen lassen. Dann wäre Onkel Ben noch am Leben und Carnage nicht einmal eine Erinnerung. Der Mann, den er getötet hatte, war zwar eine Bestie gewesen, aber es war nicht seine Schuld gewesen. Das rote Zeug hatte ihn manipuliert, besessen, verändert. Und Peter hatte sein Leben ausgelöscht. Was für ein Held tut so etwas? Spider-Man war nichts weiter als ein gewöhnlicher Mörder, sein Handeln war seinem Zorn und nicht der Gerechtigkeit entsprungen. Zwei Menschen tot, wa...
"Peter, willst du auf der Treppe festwachsen?", begrüßte Tante May ihn.
"Morgen, Tante May. Ich war nur in Gedanken versunken."
"Wie dein Vater früher, etwas, womit ihn dein Onkel immer aufgezogen hatte", sagte sie mit brüchiger Stimme.
Peter wusste ihren Versuch zu schätzen, tapfer zu sein, aber man konnte deutlich sehen, dass sie geweint hatte. Doch sofort wand er wieder seinen Blick von den geröteten Augen seiner Tante. Er konnte ihr nicht einmal mehr ins Gesicht sehen. Wie sollte er auch? Er hatte ihren Ehemann auf dem Gewissen. Nur eine kaltblütige Person könnte das, aber so Peter war nicht. Der Schüler nahm am Esstisch Platz, wo bereits zwei Scheiben Brot auf ihn warteten. Obwohl er wie jeden Morgen sich das Brot strich und Tante May wie jeden Morgen ihren Kaffee trank, so war doch alles anders. Onkel Ben fehlte, es war als hätte man die Mitte eines Bildes herausgeschnitten. Die Tageszeitung lag unberührt auf dem Küchentisch, normalerweise hatte sein Onkel sie fast zu Ende gelesen, wenn Peter herunter kam. Ein aufmunternder Kommentar, seine fröhliche Art, er fehlte Peter einfach sehr. Er würde nie sehen können, was aus ihm wird, wie er seinen Abschluss macht. Seine Hochzeit wird er verpassen, Peters Kinder werden ihn nur aus Geschichten kennen. Sein Onkel hatte aus ihm den Menschen gemacht, der er heute war und er würde die Früchte davon niemals sehen können. Bei diesem Gedanken füllten sich Peter´s Augen mit Tränen. Schnell drehte er sich weg, damit Tante May sie nicht sah. Es war für sie schon schlimm genug. Er wischte sich zwar schnell die Tränen ab, aber damit kämpfen tat er trotzdem. Und dann zeigte sich die gleiche Situation wie an jedem Tag seit Peter´s Onkel nicht mehr da war. Schweigen herrschte, das ganze Haus war mucksmäuschenstill. Tante May und Peter redeten kaum miteinander, jeder hing seinen Erinnerungen nach. Dieses Schweigen blieb, bis Peter ging und May ihm einen schönen Tag in der Schule wünschte. Peter erwiderte, wie er es immer getan hatte, dass er dafür die Schule wechseln müsse und schlug die Tür hinter sich zu. Doch bereits während er den Vorgarten in Richtung Bürgersteig durchquerte, sah er durch die Scheibe, die in die obere Hälfte der Tür eingearbeitet worden war, wie May sich die Hände vor das Gesicht hielt und anfing zu weinen. Wie gern würde Peter ihr helfen, wie gern würde er ihren Schmerz lindern. Aber wie sollte er anderen helfen, wenn er sich selbst nicht helfen konnte?

In den vollen Schulfluren traf er nach dem Ende der letzten Stunde an seinem Spind auf Harry. Der Tag war an ihm vorbeigezogen, als sei es eine Minute gewesen. Den Unterricht hatte er komplett verpasst, seine Gedanken hatten immer nur um seinen Onkel gekreist. Immer wieder diese eine Frage: Warum habe ich seinen Tod nicht verhindert? Es war einfach unlogisch, doch er konnte es sich nicht erklären. Er hatte ihn nicht absichtlich sterben lassen. Aber wieso hatte er kein Netz geschossen, wieso hatte er nur zugesehen? Peter gab gerade die Kombination ein, als Harry ihn begrüßte, denn sie hatten sich heute noch nicht gesehen. Der junge Held grüßte halbherzig zurück und griff sich sein Chemiebuch. Er knallte seinen Spind zu, schulterte seinen Rucksack und war im Begriff zu gehen, als Harry ihn an der Schulter packte.
"Du siehst grauenhaft aus, Peter. Sicher, dass du meine Hilfe nicht brauchst?", fragte der Osborn Spross mit verständnisvoller Stimme.
"Zum tausendsten Mal, nein, Harry", entgegnete Peter gereizt und riss sich los.
"Wenn du irgendetwas brauchst, sag mir nur Bescheid", bot er seine Hilfe erneut an, während er sich neben Peter begab.
"Danke, aber nein. Versteh mich nicht falsch Harry, ich bin dir viel schuldig. Du hast die Beerdigung bezahlt und unser Haus reparieren lassen, dafür werde ich immer in deiner Schuld stehen. Ohne dich würde Tante May vor einem Schuldenberg stehen. Aber diese Sache muss ich mit mir alleine ausmachen."
"Genau da liegt aber dein Denkfehler, denn du frisst es in dich hinein und damit es niemandem geholfen. Ich will nicht wie eine Psychodoc klingen, aber du musst mit jemandem reden."
"Und dieser jemand bist du?", erwiderte Peter.
"Nein, also, wenn du willst schon, aber wie wäre es mit deiner Tante? Sie macht das Gleiche durch wie du, sie würde es verstehen."
"Nein, würde sie nicht. Niemand kann das", murmelte Peter.
Sie gingen mit einer Masse an Schülern die Stufen der kleinen, zur Eingangstür führenden Treppe herunter, als Liz von der Seite an Peter herantrat. Ihre blonden Haare waren zerzaust und ihre Augen wirkten glasig und abwesend. Teilnahmslos schlurfte sie auf ihn zu. Sie war immer recht hübsch gewesen, aber das Wrack vor ihm hatte jedes Quäntchen Schönheit scheinbar den Drogen überlassen. Da es auf Peter den Eindruck hatte, als hätte sie etwas genommen, war er nicht sehr erpirscht auf ein Gespräch. Sollte sie sich doch zerstören, es war nicht sein Problem.
"Petey, alter Freund. Ich habe das von deinem Onkel gehört und ich hätte da was, mit dem du ihn wiedersehen könntest. Es funktioniert auf jeden Fall, ein wahres Wunder. Es ist ganz einfach", fing sie an und nun war Peter sich sicher, dass sie high war. Während sie sprach schaute sie dauernd nach rechts und links, als fürchte sie entdeckt zu werden.
"Wenn es irgendetwas mit deinen Drogen zu tun hat, dann ist es mir egal, Liz", antwortete Peter hart und beschleunigte seine Schritte.
"Nein, Petey wirklich. Damit hat es rein gar nichts zu tun, ich schwöre es. Willst du deinen Onkel nicht wiedersehen?"
Aber Peter verdrehte nur die Augen, doch bevor er seine Mitschülerin stehen lassen konnte, hielt ihn Harry erneut am Arm fest.
"Ich bitte dich, Peter, geh mit ihr mit", flüsterte ihm ins Ohr. "Liz hatte immer einen offenen Umgang mit Drogen, aber selbst für sie waren die letzten Wochen extrem. Ich weiß, du hast mit Sicherheit andere Sorgen, aber du kannst sie ihr Leben doch nicht einfach so wegwerfen lassen."
Er hatte vollkommen Recht, erkannte Peter bereits während Harry den Satz noch gar nicht beendet hatte. Was tat er hier eigentlich? Er konnte einem Menschen helfen und sofern etwas derartiges in seiner Verantwortung lag, musste er dieser auch gerecht werden. Peter verlangsamte seine Schritte wieder und ließ Liz so aufschließen. Diese schaute immer noch gehetzt hin und her, wahrscheinlich eine Nebenwirkung der Droge.
"Alles klar, Liz, dann bring mich bitte zu meinem Onkel."

Der Bitte seines Freundes Harry folgend war Peter seiner Mitschülerin, deren paranoide Nebenwirkungen noch weiter zugenommen hatten, in eine dunkle Ecke des Schulgartens gefolgt. Dort wuchs keine Pflanze mehr, der Boden bestand nur aus leicht feuchter Erde und Unkraut und man stand fast an der Wand, die die Schule von der tiefer liegenden Autobahn abgrenzte. Die Geräusche der Automotoren waren also allgegenwärtig. Nervös schaute Liz auf die Uhr. Der Dealer schien zu spät zu kommen.
"Liz, ich bin sehr dankbar für deine... ähem... nennen wir es Hilfe, aber ich verstehe nicht, warum du eine derartige Droge nehmen solltest", versuchte Peter endlich aus ihr die Hintergründe herauszubekommen.
"Mein Vater, es gibt mir meinen Vater wieder. Es ist, als wäre er noch da und hätte mich und meine Mutter nicht im Stich gelassen. Ich kann mit ihm reden und lachen. Es ist das größte Geschenk, dass man mir machen konnte", erwiderte Liz voller Begeisterung. Sie schien wirklich komplett auszublenden, was die Droge in Wahrheit tat und vor allem ihr antat.
"Aber du musst doch wissen, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Es sind nur Halluzinationen, die aus deinen Erinnerungen eine subjektive Version deines Vaters erschaffen und somit das perfekte Bild von ihm erfüllen, das du hast. Eine Illusion nichts weiter ist das. Und es zerstört dich, Liz, das musst du doch sehen."
Peter wusste nicht, ob die Konfrontation eines Junkie´s mit der Realität wirklich die beste Lösung war, doch zu seinem Erstaunen reagierte Liz ehrlich.
"Ich weiß das und doch ist es mir egal. Ich würde alles dafür tun mehr mit meinem Dad zu verbringen. Ich habe ihn kaum gekannt, also ist es die Nebenwirkungen wert."
Auf diesem Weg erreichte er nicht viel.
"Und warum weihst du mich dann in dein Geheimnis ein?"
"Ich weiß, wie es ist einen Menschen zu verlieren. Jahrelang hab ich mit Zweifeln und einer großen Leere, die Party´s nicht füllten, gekämpft. Wieso hat er mich verlassen? Lag es an mir? Habe ich was falsch gemacht? Ich weiß nicht, was es bei dir..."
"Und wie sollen mir da Drogen helfen? Das ist doch kein Weg, nur eine Flucht vor der Realität."
"Was war es bei dir?"
Peter atmete tief durch. Es war schwer das laut auszusprechen. "Schuld, ich konnte ihn nicht retten."
"Siehst du. Und es hat mir geholfen meinen Vater zu sehen, aber bis ich dieses Wundermittel gefunden hatte, war ich innerlich bereits gebrochen, also wollte ich dir dein Leid ersparen."
Wahrscheinlich hatte sie die Droge morgens eingeworfen, denn ihre Antworten waren kein Kauderwelsch, wie Peter es heute im Biounterricht erlebt hatte. Trotzdem hatte sie ihre Hemmungen verloren. Fast musste Peter lachen. Das Partygirl öffnet sich ihrem beinahe One-Night-Stand in einer der entlegensten Ecken des Schulhofes. Doch ihre Antwort trieb auch den Zorn in ihm hoch.
"Wie kannst du von Leid sprechen, Liz!", brüllte er sie an. "Das Leid ist nicht der Weggang deines Vaters, sondern diese beschissenen Drogen. Sie zerstören dich, nicht deine Trauer! Du musst endlich aufwachen. Du musst doch merken, wie daneben dein Leben momentan ist. Es geht den Bach ´runter!"
Liz' glasige Augen blieben vollkommen unberührt. "Es ist mir egal, was du oder die anderen denken. Mein Vater ist das Einzige, was ich brauche", entgegnete sie teilnahmslos.
"Und deine Mutter? Du entfremdest dich von ihr. Ich weiß nicht, warum dein Vater gegangen ist, aber das hätte er bestimmt nicht gewollt!"
Jetzt begannen sich Emotionen in ihrem Gesicht zu zeigen. "Wie willst du zur Hölle wissen, was mein Vater gewollt hätte? Was bildest du dir ein über ihn zu urteilen?", keifte sie Peter an.
Und erneut der falsche Weg, dachte Peter. Neben ihnen begann es zu rascheln und Liz´ Gesicht hellte sich sofort auf, als sie einen ausgemergelten Mann mit zerlumpten und dreckigen Klamotten und einer Mütze auf dem Kopf erblickte. Die Taschen seiner mit Dreck und Abfällen bedeckten Jacke waren prall gefüllt. Wie ein kleines Kind an Weihnachten leuchteten Liz' Augen. Wenn das keine Sucht war, dann wusste Peter auch nicht mehr weiter.
"Das ist er, Peteyboy", jubelte sie und zerrte den Schüler mit sich.
Als Peter sich dem Dealer näherte, stieg der Geruch des selbigen in seine Nase und er glaubte sich übergeben zu müssen.
"Wie immer?", fragte der Dealer mit rauchiger Stimme.
Liz nickte eifrig. "Wie immer, 50 Dollar für ein Gespräch mit meinem Vater."
Mit zitternden Händen, Peter tippte auf eine weitere Nebenwirkung, griff sie in ihre Jackentasche und holte zweihundert Dollar heraus. Der Dealer gab ihr dafür vier Spritzen, die mit einer merkwürdigen, grünen Flüssigkeit gefüllt waren. Zweihundert Dollar! Und ihrem Zustand nach zu urteilen, waren bereits Unmengen an Geld in diese Scheiße gesteckt worden. Seinen Onkel hatte er enttäuscht und seine Verantwortung vernachlässigt, aber dieses Mal nicht. Ehe Liz, die die Spritze bereits angesetzt hatte, sich die Droge injizieren konnte, schlug er sie ihr aus der Hand. Liz war vollkommen perplex und das nutzte Peter, um ihr die restlichen Spritzen aus der Jackentasche zu ziehen und sie auf den Boden zu verwerfen. Nach einem gezielten Tritt zersplitterten sie und die Flüssigkeit lief aus.
"Und nun zu dir, Freundchen", sagte Peter bedrohlich und ging auf den Dealer zu. Dieser hob abwehrend die Hände.
"Ist doch alles okay, Bruder, ich helf der Kleinen doch nur."
Peter sah rot. Seine rechte Faust krachte in das Gesicht des Dealers. Er legte all seinen Frust und Zorn hinein. Vollkommen orientierungslos torkelte sein Kontrahent umher und ein Kinnhaken hob ihn von den Füßen. Peter stürzte sich auf ihn und verpasste ihm Schlag um Schlag. Erst als er das blutüberströmte Gesicht des Dealers sah, ließ der Schüler von ihm ab. Seine Augen waren geschwollen, seine Lippe aufgeplatzt. Peter packte den heruntergekommenen Mann am Kragen und hob ihn hoch. Der Schüler war größer und deshalb baumelte der Dealer in der Luft.
"Du bist eine widerwärtige Kreatur, ein Monster", schrie er und ließ seine Faust in den Magen des Mannes krachen. Der Schlag presste dem Dealer jegliche Luft aus der Lunge heraus und aufgrund der nicht so sorgfältigen Platzierung brach Peter ihm eine Rippe. Und er war noch nicht fertig. Doch von hinten stürzte sich die kreischende Liz auf ihn. Sie sprang auf seinen Rücken und brachte Peter so aus dem Gleichgewicht. Unkontrolliert fielen sie nach hinten und landeten unsanft auf dem Boden. Sofort rappelte sich Peter wieder auf.
"Was tust du da?", brüllte er Liz an, die weiterhin im Dreck lag.
"Ihn retten. Ich brauche ihn, ohne ihn kann ich meinen Vater nicht sehen."
"Bist du noch ganz dicht? Er nimmt dich aus, er ist ein Haufen Dreck."
Er hörte den Spinnensinn klingeln, doch Peter reagierte nicht schnell genug und nun wurde er von der Faust des Dealers getroffen. Benommen wankte der Jugendliche zu Boden, fiel jedoch nur auf die Knie und konnte sich mit den Händen abstützen. Sein Gegner war bei dem Schlag selbst gefallen und schien keine Anstalten zu machen so bald aufzustehen. Doch Peters Priorität war Liz. Und das Bild, das sich ihm bot war mehr als erbärmlich. Liz kroch auf dem Boden herum und an den Stellen, an denen die Droge von der Erde aufgesaugt worden war, versuchte sie die letzten flüssigen Reste aufzusaugen.
"Dad, ich will dich bei mir haben. Dad, bitte." Doch sie bemerkte auch, dass es nicht wirkte, ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie begann bitterlich zu weinen. "Ich brauch dich. Bitte, Dad, verlass mich nicht!", schluchzte sie.
Peter eilte zu ihr und hob sie, obwohl sie sich so schwer wie möglich machte, wieder auf die Beine.
"Ich muss ihn sehen, bitte Petey, lass mich ihn sehen."
Als Peter in ihre gebrochenen Augen sah, wurde ihm bewusst, dass Liz ganz unten angekommen war. Die Drogen waren alles für sie. Ihre Herstellung oder zumindest ihre Verbreitung mussten unbedingt gestoppt werden. Doch in seiner Sorge um Liz hatte er den Dealer aus den Augen verloren. Und dieser stach ihm mit aller verbliebenen Kraft die letzte Spritze, die anderen waren bei den Stürzen zerbrochen, in Peter Hals und drückte die Flüssigkeit in seinen Körper. Peter wurde sofort schwindelig und die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Mit aufkommender Verzweiflung tastete er an seinem Hals entlang, bis er die Spritze zu fassen bekam und herauszog. Während der Dealer schwer verletzt das Weite suchte, hielt Peter sich die Spritze vor die Augen und konnte deshalb sehen, dass der Verbrecher ihm nur eine geringe Dosis gespritzt hatte, denn sie war noch zu drei Viertel voll. Der Schüler zertrümmerte sie auf dem Boden und fiel dann seitlich zu Boden. Für zwei Minuten lag er einfach nur da, stumm, ohne einen Muskel zu bewegen, dann, ganz plötzlich fiel die Schwäche von ihm ab und er konnte wieder ohne Probleme aufstehen. Zwar schwankte Peter ein wenig, doch er hatte einen relativ sicheren Stand. Die Welt um ihn herum war komplett schwarz geworden, Liz, die Mauer, die Autogeräusche, das Gestrüpp, alles war weg, als hätten sie nie existiert. Plötzlich trat eine Gestalt in sein Blickfeld, jemanden, den er nur allzu gut kannte. Er trug den braunen Pullover, den er von Tante May zu Weihnachten bekommen hatte und zu seinem Liebling geworden war. Sein Lächeln war verschmitzt, wie es schon immer gewesen war, seit Peter ihn kannte. Benjamin Parker stand leibhaftig und lebendig vor ihm.
"Onkel Ben", rief Peter aufgeregt und umarmte die Halluzination.
Sein Onkel tat das gleiche und in diesem Moment waren Worte überflüssig. Dann löste Peter sich.
"Sieh nur, zu was für einem guten Mann du geworden bist, Peter", sagte Onkel Ben lächelnd und dabei kamen ihm die Tränen. "Es tut mir Leid, dass ich deinen Abschlussball und deine Hochzeit, vielleicht auch sogar Hochzeiten, verpassen werde. Und Spider-Mans Heldentaten werde ich wohl auch nicht mehr mit dir genießen können."
Peter war sprachlos. In seinem Hinterkopf meldete sich zwar eine schwache Stimme, die ihn daran erinnerte, dass dies alles nicht real war, doch Peter ignorierte sie.
"Nein, Onkel Ben, du irrst dich. Das, was ich mit diesem Mann gerade getan habe, war sicherlich nicht das, was du von mir erwartet hast. Ich enttäusche dich unentwegt", erwiderte Peter und wandte den Blick ab.
"Du weißt, ich spüre so was und ich bin mir sicher, dass es nicht um diesen Verbrecher geht."
"Ich habe dich sterben lassen, verdammt nochmal, ich bin verdammt nochmal Schuld an allem, ich habe versagt", schluchzte Peter und Tränen liefen ihm dabei die Wangen herunter.
"Aber Peter, es war nicht deine Schuld. Es war niemandes Schuld, du hast alles richtig gemacht, du hast versucht mich zu retten. Wie immer warst du der Held", sprach Onkel Ben mit beruhigender Stimme auf Peter ein.
"Nein, nein, nein", entgegnete Peter mit schwacher Stimme, obwohl es genau das war, was er hören wollte. "Ich habe dich nicht gerettet, ich saß einfach nur da. Und den Mann habe ich umgebracht, ich habe den Verlust zweier Menschenleben zu verantworten."
"Du irrst dich und das weißt du auch. Carnage war ein Verbrecher, ein geisteskranker Serienmörder. Er hatte den Tod verdient. Du hast richtig gehandelt. Es gibt nichts, was du dir vorwerfen könntest." Peter sank in die Arme seines Onkels und konnte sein Aftershave riechen. Selbst etwas so unbedeutendes brachte den Schüler seinem verstorbenen Onkel näher. "Es wird alles wieder gut, Peter. Du bist jetzt in Sicherheit."
"Danke, Onkel Ben", flüsterte Peter, als noch im selben Moment seine Arme plötzlich nur Luft umschlungen und er rückhaltlos nach vorne fiel. Die Welt um ihn herum wurde wieder hell und einzelne Konturen und Umrisse wurden zu einer immer noch weinenden, ihren Kopf in den Händen vergrabenden Liz und einer der trostlosesten Umgebungen, die Peter je gesehen hatte. Die Autogeräusche drangen nervtötend wieder in sein Ohr. Sein Kiefer schmerzte ein wenig und er war ziemlich wackelig auf den Beinen, doch seine Augen strahlten überglücklich. Er half Liz auf die Beine und sie stützten sich gegenseitig. Onkel Ben hatte vor ihm gestanden, er hatte mit ihm geredet, ihn gesehen und wahrgenommen. All das, was er sich seit dem kalten Dezembertag gewünscht hatte, an dem ein Mann seine Welt mit einer Klinge zerrissen hatte. Und an einem Ort konnte er ihm fast genauso nahe sein. Er hatte ihn seit dem verschneiten Morgen der Beerdigung nicht mehr betreten, seine Schuldgefühle waren immer zu stark gewesen. Der Mörder besucht nicht das Grab des Ermordeten. Doch heute würde Peter die letzte Ruhestätte seines Onkels besuchen.

Harry Osborn betrat das Büro des im Sterben liegenden Otto Oktavius. Der Raum wirkte wie immer makellos sauber und zu Harry´s Leidwesen befand sich in ihm immer noch kein Mobiliar, da Otto dieses nicht brauchte. Dieser befahl über einen Gedankenbefehl seinen Armen sich umzudrehen, wodurch er seinen Blick auf Harry richten konnte, welcher aufgrund eines fehlenden Stuhls an der Wand lehnte.
"Hast du Neuigkeiten für mich?", fragte eine Roboterstimme.
"Allerdings", entgegnete Harry und lächelte arrogant. Das war fast schon ein Markenzeichen von ihm geworden. "Da du dein Büro bedauerlicher Weise kaum verlassen kannst, heul, heul, musste ich ja diese Drecksschule besuchen. Und tada, es hat tatsächlich etwas gebracht. Ich bin mir fast hundertprozentig sicher, dass Mary Jane Watson Parker´s Geheimnis kennt."
"Woran machst du diese Vermutung fest?", kam es monoton zurück.
"Man erkennt es an ihrem Verhalten. Ihre Art mit Peter umzugehen. Und ebenso wie er mit ihr umgeht. Wenn ich mit ihm rede, wirkt es immer so, als würde er jedes Wort bedenken, um sich nicht zu verraten und das tut er bei so ziemlich jedem auf der Schule, nur bei ihr nicht. Bei ihr wirkt er immer frei."
"Wegen eines derart wackligen Verdachts verschwendest du meine Zeit?"
"Das würde bedrohlicher klingen, wenn der Computer so etwas wie Zorn ausdrücken konnte. Aber so wirkt es eher niedlich..."
Ein Tentakel schoss blitzschnell auf Harry zu, umschlang seinen Hals und drückte ihm die Luft ab. Dabei hob er ihn hoch.
"Du wagst es mit mir in diesem Ton zu sprechen!"
Einen Gedanken später lockerte sich der Griff des Tentakels und Harry fiel unsanft mit dem Rücken voran auf den Boden. Er röchelte und japste nach Luft. Sofort erhob er sich jedoch wieder, um sich keine Blöße zu geben.
"Ich denke, wir sind hier fertig. Ich kann nicht mehr machen, als dir Informationen zu geben und diese hier stimmt", sagte Harry mit kontrollierter Stimme, doch es war offensichtlich, dass er sich schwer tat den Zorn zurückzuhalten.
Der zum Schülerdasein gezwungene Jugendliche wand sich bereits zum Gehen, als der Computer erneut in Ottos Namen sprach.
"Und seit wann interessierst du dich für Dates?"
Harry blieb wie erstarrt stehen. Woher wusste er von ihr? Doch er tat so, als hätte er nichts gehört und drückte die Türklinke herunter.
"Klingelt da nichts? Liz Allan, letzten Dienstag?"
"Wenn du Liz meinst, das hat sich erledigt, sie ist nicht aufgetaucht", antwortete Harry betont gleichgültig.
"Aber sie ist dir nicht egal. Also pass auf, dass sie dich nicht von deiner Arbeit abhält oder deine Entscheidungen beeinflusst. Denn ebenso schnell wie du der wurdest, der du jetzt bist, kann ich dir all das auch wieder nehmen."
"Das macht dir Spaß, oder?"
"Wissen war schon immer Macht und ich kontrolliere nun einmal fast alle Überwachungskameras der Stadt. Wie konntest du glauben, ich würde das nicht herausfinden. Ich kontrolliere sie eben so wie dich."
"Dieses Gespräch ist beendet", sagte Harry angepisst und knallte die Tür hinter sich zu, nachdem er das Büro wieder verlassen hatte. Wart es nur ab, dachte er, ich werde über dich triumphieren.

Schweigsam stand Peter vor dem Grab seines Onkels. Ein einfacher Grabstein war alles, was von seinem Onkel geblieben war. Auf der bepflanzten Fläche über seinem Sarg stand ein großer Strauß Blumen und eine bereits erloschene Kerze. Er war sofort zum Friedhof geschwungen, nachdem er Liz nach Hause gebracht hatte. Das Kostüm lag selbstverständlich immer noch zu Hause, seine Netzdüsen hatte er von seinen Handgelenken abgestreift und in den Taschen seiner blauen Jacke verstaut. Aber so sehr er sich auch beeilt hatte, er war viel zu spät dran. Seine Tante war fast jeden Tag hier gewesen, seit er verstorben war. Und er hatte sich aus Angst gedrückt, Angst davor, dass ihm dieser Ort noch mehr Fehler aufzeigt, als er sich ohnehin schon vorwarf.
"Hallo, Onkel Ben", begann er mit leiser Stimme. "Ich... wir, Tante May und ich, wir vermissen dich an jedem Tag. Du fehlst uns so sehr, dass man es nicht in Worte fassen kann." Er stockte, weil sich seine Augen mit Tränen füllten. "Doch du lebst in mir weiter. Du hast mich zu dem gemacht, der ich bin und genau deshalb konnte ich so lange nicht vor dein Grab treten. Ich trete es mit Füßen, alles was du mir beigebracht hast. Mein Herz wird verzehrt von Zorn und den habe ich nur selten unter Kontrolle. Ich lasse ihn all diejenigen spüren, die es verdient haben, aber auch die, die mir am Herzen liegen. Du hast gesagt, dass mit großer Macht große Verantwortung käme, doch das ist leichter gesagt als getan, weißt du? Nicht, dass du Unrecht hast, aber... es ist so schwierig." Als ihm eine Erinnerung in den Sinn kam, zauberte dies ein kleines Lächeln auf Peter's Gesicht. "Wir hatten schon einmal eine ähnliche Konversation. Deine Antwort war, dass das Leben nicht lebenswert wäre, wenn es einfach wäre. Es wäre langweilig, wenn einem alles in den Schoss fallen würde. Und, dass das Leben nicht mehr verlangt als wir schaffen können. Aber ich bin nicht wie du. Du musst mich leiten, mir mit Rat und Tat beiseite stehen, wie früher eben." Peters Blick wurde entschlossen, er hatte sich lange genug überlegt, ob dieser Entschluss wirklich im Sinne seines Onkels war. Die Antwort war, dass er keine Antwort hatte. Er wusste es nicht, doch auch wenn es egoistisch war, Ben war für Peter und seine Tante wichtig. Er ballte seine Hände zu Fäusten und drückte sie so fest zusammen, dass die Knochen weiß wurden. "Ich verspreche es dir, Onkel Ben, ich werde dich nicht aufgeben. Und wenn es mich alles kostet, sogar mein Leben, ich werde dich retten. Was auch notwendig ist, ich werde meine Schuld begleichen und dich wieder in meine Arme schließen."
Von der Seite hörte er die Schritte einer anderen Person, die näher kamen. Der Kies, den man zum Bilden des Weges genutzt hatte, unterbrach die friedliche Stille des Friedhofs deutlich. Sein Spinnensinn blieb vollkommen ruhig. Ich werde schon paranoid, dachte Peter.
"Um das zu schaffen, müsstest du schon Spider-Man sein", erklang da eine weibliche Stimme neben ihm.
Peter schaute verwirrt in die Richtung aus der sie kam und sah eine hübsche Jugendliche ungefähr in seinem Alter. Im Moment trug Felicia Hardy zwar weder Lederklamotten noch Maske, dennoch machten sie normale Klamotten nicht unattraktiver. Als sie merkte, dass Peter nicht reagierte, sagte sie schnell: "War nur ein Witz. Ich bin Felicia Hardy."
"Peter Parker und ich lache innerlich", entgegnete der Schüler kühl und ignorierte die Hand, die die Blondine zur Begrüßung hingehalten hatte.
"Es tut mir Leid, ich wollte nicht unangemessen sein. Aber ich habe das Grab meiner Mutter besucht und zufällig dein Gespräch mitangehört. Ich komme oft hierher, um nachzudenken und mir über das Chaos in meinem Leben klar zu werden."
"Du hast gelauscht", fiel Peter ihr ins Wort.
"Vielleicht ein kleines bisschen, aber ich denke, ich kenne dich besser, als du glaubst. Wir sind beide verlorene Seelen, nicht wahr?", fragte sie und nun sah Peter es in ihrem Blick. Er sah in ihre Augen und sah das, was der Spiegel ihm jeden Morgen zeigte. Schmerz und Verlust.
"Über dich kann ich nicht urteilen und mein Onkel geht dich gar nichts an", antwortete Peter abweisend.
"Bei dem, was du gesagt hast, war es nicht schwer, das zu beurteilen. Und ich verstehe deine Situation. Das tue ich wirklich. Ich war wie du und habe niemanden in dieser Zeit gehabt, ich war allein und hilflos. Es war grauenhaft. Und die Narben sind immer noch nicht verheilt."
"Das haben Narben so an sich", sagte Peter und wandte sich ab. Er wollte nicht unhöflich erscheinen, aber das war schon die zweite Person, die ihm helfen wollte, obwohl er sie nicht kannte. Mit Liz hatte er nie mehr als ein paar Sätze gewechselt und diese bezogen sich nur auf das Desaster bei ihrer Party. Und seine Mitschülerin hatte ihn zu einem Dealer geführt.
"Das Royal Café, am Nachmittag."
"Du bist eine Wildfremde für mich, ich lehne dankend ab."
"Ich kenne den Panzer, den man um sich aufbaut, um sich davor zu schützen noch mehr verletzt zu werden und noch mehr Leid zu erfahren oder sich selbst eingestehen zu müssen, dass man schwach und verloren ist. Komm zu dem Café, wenn du willst, ich werde dort sein. Du kannst dich allerdings auch weiter verkriechen und den Problemen davonlaufen. Sagen wir gegen vier?"
"Aber ich..."
"Gegen vier also. Sei bloß nicht zu spät", sagte die Blondine und ließ einen überrumpelten Peter zurück. Der Schüler musste unwillkürlich lächeln. Eigentlich kannte er sie nicht, aber ihm gefiel ihre symphatische und offene Art, er mochte sie. Der Panzer, als sie davon erzählt hatte, hatte es ihn wie einen Schlag getroffen. Das hatte ihn davon überzeugt, dass sie ganz genau wusste, was er durchmachte. Sie hatte das gleiche erlebt wie er, das konnte Liz nicht verstehen und mit Drogen schon gar nicht beseitigt werden. Es war nicht ihre Schuld, aber das konnte man erst, wenn man wirklich jemanden an den Tod verloren. Und Unrecht hatte Felicia auch nicht. Er stellte sich nicht seinen Problemen, sondern versteckte sich vor ihnen. Auch wenn er es nicht wollte, Peter merkte, wie sich alle, die er gerne hatte, von ihm distanzierten, weil er sich von ihnen abschottete. So konnte das nicht weitergehen, ein Leben nur um der Existenz Willen hätte sein Onkel nicht gewollt. Er wandte sich wieder Benjamin Parker´s Grab zu. "Ich werde nie vergessen, was ich dir versprochen habe und ich werde es wahr machen lassen. Selbst wenn ich dafür einen Pakt mit dem Teufel schließen muss. Ich werde dich bald wieder besuchen kommen, Onkel Ben. Mach es gut und... ich hab dich lieb."

Um kurz vor vier machte sich der Schüler mit dem Doppelleben als Spider-Man auf den Weg zum Royal Café. Erst als er die Tür des Hauses schloss und sich in Richtung Bürgersteig bewegte, fiel ihm der "Witz" im Namen des neu eröffneten Café´s auf. Royal war an den Namen des Stadtteils, in dem es sich befand, angelehnt, nämlich an Queens. Von ihm aus waren es maximal 15 Minuten, also würde er vielleicht ein wenig zu spät sein, aber wenn er sein T-Shirt und die Hose nicht beim unbedachten Trinken von Wasser vollkommen durchnässt hätte, wäre er pünktlich gewesen, aber was sollte man auch vom Parker Pech anderes erwarten? Sein in aller Hektik gewechseltes Outfit war genauso schlicht wie das erste. Auf eine Jeans folgte ein graues T-Shirt und darüber hatte er sich seine blaue Jacke gezogen. Doch seine nach Wochen wieder einigermaßen gute Laune wurde getrübt, als er sah, dass Mary Jane ihr Haus ebenfalls verließ und sich auf den Weg in seine Richtung machte. Sie mussten sich also auf halber Strecke treffen, aber er hatte keine Lust sich wieder eine Standardfloskel wie "Wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag Bescheid" oder "Du kannst immer mit mir reden" anhören zu müssen. Mary Jane hatte ihn aber natürlich bereits gesehen, weshalb es zwecklos war die Straßenseite zu wechseln. Sie kam auf ihn zu und begrüßte ihn beiläufig, sodass Peter dachte, er könnte sie leicht abwimmeln. Aber da irrte er sich. Als sie vor ihm stand, sah er bereits das angriffslustige Funkeln in ihren Augen.
"Das ist ein Zufall, ich wollte dich auch gerade besuchen."
"Ich wollte dich gar nicht besuchen."
"Nein? Auf jeden Fall wollte ich zu dir, um meinen Freund zu sprechen, der aber leider vergessen zu haben scheint, dass wir Freunde sind."
"Ich weiß nicht, was du..."
"Wieso musste ich erst von Tante Anna erfahren, wie es dir geht? Du hättest dich zumindest mal bei mir melden können, oder bin ich dir dafür nicht gut genug?"
"Ich kann verstehen, dass du sauer bist, MJ, aber ich muss jetzt weg. Wir klären das wann anders, okay?"
"So leicht kommst du mir nicht davon, Mr. Parker", sagte MJ mit ruhiger Stimme, doch ihr Unterton versicherte Peter, dass sie ganz und gar nicht ruhig war. "Nach Tagen, in denen du es nicht für nötig hielst mit mir zu sprechen, triffst du mich hier und willst mich abwimmeln? Das sieht dir gar nicht ähnlich. Wie gehts es dir?"
"Das war ein nettes Gespräch, aber ich muss jetzt wirklich los. Felicia wartet bestimmt schon auf mich", sagte Peter mit wachsender Ungeduld, die seine schlechte Laune wieder befeuerte sich durchzusetzen.
"Ein Mädchen also? Du ziehst ein Date mir vor?", fragte sie eifersüchtig.
"Es ist nicht so, wie du denkst, sie hilft mir nur."
"Da bin ich mir sicher. Nach einem Kuss ist deine Trauer wie weggeblasen, oder? Und Spider-Man scheinst du dabei auch komplett vergessen zu haben. Seit dem Tod deines Onkels ist er nicht mehr gesehen worden. Wo ist er?"
Jetzt hatte MJ einen wunden Punkt getroffen und ließ Peter innerlich kochen. "Du weißt gar nichts über mich, aber urteilst als würdest du mich in und auswendig kennen. Du unterstellst mir meinen Onkel zu vergessen, den Einzigen, der mich wirklich verstanden hat, ist es nicht so?", brüllte Peter. "Du gehörst mit deinen blöden Fragen zu dem Haufen Leute, die immer nur fragen und fragen, aber niemals helfen. Ich brauche keinen Fragebogen, sondern einen Weg aus diesem Tunnel ´raus."
"Peter, ich wollte nicht..."
"Wie gehts es dir, Peter?", äffte er die Rothaarige nach. "Ich kann es dir sagen, wenn du das so gerne wissen willst. Zwei der wichtigsten Menschen in meinem Leben sind meinetwegen tot! Tot und ich bin schuld, verstehst du? Nein, wie könntest du auch. Du wahrst nur den Anschein als würde ich dir am Herzen liegen. Meine Wut hat mein Zimmer in einen einzelnen Trümmerhaufen verwandelt, meiner Tante kann ich nicht einmal mehr in die Augen sehen und in meinen Albträumen erlebe ich seinen Tod immer und immer wieder. Es verfolgt und quält mich. Ich hasse mich selbst, für das was ich getan habe."
Bei den letzten Worten war Peter wieder ganz ruhig geworden. Mary Jane´s Gesicht spiegelte wieder, dass sie das nicht gewusst hatte und es überraschend für sie gekommen war. Sie sah auch ein, dass sie sich falsch verhalten hatte.
"Ich...Peter, das tut mir Leid. Ich wusste das nicht, ich meinte es nicht so. Ich war nur so wütend, weil du mich ins Abseits geschoben hast, aber das hätte ich nicht sagen sollen. Ich weiß, wie viel dir dein Onkel bedeutet hat, aber", entgegnete sie mit sanfter Stimme und schaute ihm dabei tief in die Augen, "in einer Sache liegst du falsch. Ich würde dir immer helfen, doch du bist blind für deine Umwelt und lässt dir nicht helfen."
"Verzichte", presste Peter unter zusammengebissenen Zähnen hervor und ging an Mary Jane vorbei. Eine tolle Freundin hatte er da, dachte der ehemalige Held, während er seinen Schritt verägert beschleunigte, um nicht komplett zu spät zu Felicia zu kommen. Was er jedoch nicht sah, war der verletzte Gesichtsausdruck in MJ`s Gesicht. Während er die Straße, in der er wohnte entlanglief, verflog seine Wut. Das alles hatte schon lange in ihm gebrodelt und Mary Jane hatte es jetzt abbekommen. Es war gut, all das mal laut auszusprechen, doch absolut nicht fair ihr gegenüber. Er hatte sich wie der egoistischste Arsch der Welt aufgeführt. Doch er wollte nicht umdrehen, um es nicht noch schlimmer zu machen, aber eine Entschuldigung war er ihr auf jeden Fall schuldig. Wieder jemanden, den er vor den Kopf gestoßen hatte. Peter tat das nicht mit Absicht, es war schließlich nicht so, dass er ihre Hilfe nicht zu würdigen wüsste, aber er war nie ein derart offener Mensch gewesen. Für Peter waren Probleme nie so schwer, dass er sie nicht mit sich ausmachen konnte. Und dennoch traf er sich mit Felicia. Warum mit ihr und nicht mit Mary Jane? Weil sie es verstand, wie es niemand sonst verstehen könnte.

Das "Royal", was man unschwer an den großen Lettern über der Eingangstür, die sich zwischen zwei Glasfronten befand, durch die so viel Sonnenlicht drang, dass eine Beleuchtung im Inneren tagsüber nicht nötig war, ablesen konnte, erreichte Peter nach gut 10 Minuten. Als er hereintrat, konnte er zuallerst eine kreisrunde Bar an der rechten Wand erkennen, an denen Hocker in rotem Leder standen. Um die Bar hatte man links, rechts und an der gegenüberliegenden Seite, die ebenfalls eine Glasfront war, Tische aufgestellt und um diese Bänke mit rotem Lederüberzug und hohen Rückenflächen. Peter war angenehm überrascht. Seine Augen suchten den Raum nach einer Blondine ab, bis Felicia ihm die Arbeit ersparte und aus der hintersten Ecke winkte. Lächelnd kam er herüber und hielt ihr zur Begrüßung die Hand hin.
"Soll ich deine Hand jetzt auch ausschlagen, damit wir quitt sind?", fragte Felicia mit einem Grinsen.
"Das habe ich wohl verdient", sagte Peter und setzte sich der Blondine gegenüber. Sie trug ein schwarzes, schulterloses T-Shirt, bei dem sie die langen Ärmel hochgekrempelt hatte und eine Jeans.
"Es freut mich, dass du dich doch entschieden hast zu kommen. Was hat deine 180-Grad-Drehung ausgelöst?", erkundigte die Diebin sich.
"Das, was du gesagt hast. Du hattest vollkommen Recht und wenn jemand mir helfen kann, warum sollte ich eine derartige Chance verpassen?"
Im nächsten Moment kam ein Kellner, gekleidet in ein weißes Hemd und eine schwarze Hose, an ihren Tisch herangetreten.
"Wie ich sehe ist ihre Begleitung eingetroffen, wisst ihr schon was ihr wollt?", erkundigte er sich mit einem künstlich wirkenden Lächeln und gab den Blick auf die Getränke frei, die über dem Tresen aufgelistet waren, indem er einen Schritt zur Seite trat. Peter bestellte einen schwarzen Kaffee und Felicia einen Latte Macchiato und innerhalb weniger Minuten standen ihre Heißgetränke auf dem Tisch.
"Also Felicia, erzähl mir mal mehr von dir, es sei denn es gibt nicht mehr als belauscht gerne andere und hilft Fremden."
"Zu meiner Verteidigung, du hast relativ laut gesprochen. Also: Ich würde nicht sagen, dass meine Familie der Norm entspricht. Mein Vater war selbstständig", als Meisterdieb, fügte Felicia im Kopf hinzu, "und meine Mutter Hausfrau."
"Klingt sehr normal", unterbrach Peter sie.
"Ja, war es auch anfangs, bis ich ungefähr fünf Jahre alt war. Mein Vater hatte sich mit den falschen Leuten angelegt", ihnen Sachen gestohlen, die unersetzbar waren, "und sie wollten sich dafür rächen. Durch Kontakte fanden sie einen Assistenten meines Vaters", eher seinen Komplize, "und nach einer langen Folter sagte er ihnen, wo wir lebten. Es war grauenhaft, sie zeigten keine Gnade. Das Einzige, was ich sah war, wie sie die Tür auftraten und sofort ihre Waffen sprechen ließen. Ihre Maschinengewehre durchlöcherten die gesamte Wohnung und auch meine Mutter, die gerade das Abendessen vorbereitete. Zwar hatte ich mich versteckt, doch ich fühlte mich, als sei ich ebenfalls gestorben. Es war so fürchterlich." Felicia hielt kurz inne.
"Wenn die Erinnerungen zu schmerzhaft sind, ist das nicht schlimm", sagte Peter.
"Wie soll ich von dir erwarten, dass du dich öffnest, wenn ich das selbst nicht tue?", erwiderte die Blondine. "Kurz danach verschwand mein Vater und ich kam ins Jugendheim. Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört, er könnte tot sein. Die Leuten, die hinter ihm her waren, verstanden ihr Handwerk, aber ich glaube, er ist noch da draußen. Das Heim war wie die Hölle, doch vor ein paar Jahren wurde ich dann adoptiert und ja, das ist die Geschichte von Felicia Hardy."
"Und wo wohnst du jetzt?"
"In Manhattan, relativ zentral, im "NY"."
Das kannte Peter von einem seiner alten Fälle als Spider-Man. Jameson hatte dort gewohnt, bevor er sich mit seinem Werwolf-Alter Ego im Gefängnis hat einrichten müssen. "Das ist ziemlich teuer. Wie könnt ihr euch sowas leisten?"
"Lange Geschichte", sagte Felicia und nahm einen großen Schluck ihres Kaffee´s. "Aber die interessantere Frage ist: Wer ist Peter Parker?"
"Was hättest du gemacht, wenn ich ein psychopathischer Axtmörder wäre?"
"Ich schätze, ich würde dich auf der Stelle K.O. schlagen und gehen."
"Und mich mit der Rechnung hier lassen?", fragte Peter gespielt erbost. Beide mussten lachen. "Viel gibt es über mich nicht zu wissen. Ein ganz normaler Schüler, der bei seiner Tante und seinem Onkel wohnt. Und ich denke, wenn ich nicht so ein Glück gehabt hätte, wäre ich nach dem Tod meiner Eltern wahrscheinlich auch im Heim gelandet. Wie man deinem Ton anmerken konnte, war das nicht zwingend ein Ort, wo man gerne sein Leben verbringt. Was noch? Ich habe einen guten Freund, Harry Osborn, vielleicht schon mal gehört und eine gute Freundin. Klingt gar nicht so übel, oder? Bis auf die Tatsache, dass der Tod mir zu folgen scheint. Mein bester Freund starb bei einer Explosion, meine beste Freundin wurde ermordet und mein Onkel ebenso."
"Aber diese Tode verfolgen dich nicht mehr, warum also der deines Onkels?", hakte Felicia nach.
"Weil bei all den Tragödien in meinem Leben immer mein Onkel da war, um mich wieder aufzubauen und mir half, mein Leben weiterzuleben. Er war die Stütze, auf die ich mich immer verlassen konnte. Aber jetzt ist er weg und ich ganz allein."
"Nicht ganz allein, du hast doch zwei Freunde und deine Tante."
"Das ist was anderes."
"Und mit ihnen kannst du nicht offen reden?"
"Nein", erwiderte Peter in nachdenklichem Ton. "Ich kann meiner Tante nicht einmal in die Augen sehen. Wie kann ich dann erwarten, dass sie mir hilft?"
"Das ist der Punkt, den du übersiehst. Du trägst die ganze Last auf dir, ausgelöst durch die Schuld, die du glaubst auf dich geladen zu haben und machst dich selbst fertig. Aber wenn du deine Last mit anderen teilst, wird es dir viel besser gehen."
"Nein, Felicia, da irrst du. Wenn du die genauen Hintergründe kennen würdest, würdest du anders reden. Ich habe den Tod meines Onkels zu verantworten! Wie soll ich das jemandem sagen, vor allem meiner Tante?"
"Du hast Recht, ich kenne die genauen Hintergründe nicht, aber das muss ich nicht. Ich hatte die anderen Heimkinder, die weitesgehend das gleiche erlebt hatten, aber wenn du mit niemandem redest, verzehrt dich das von innen."
"Ich kann das nicht tun."
"Du kannst also deiner Tante nicht sagen, dass du Schuld am Tod deines Onkels bist, aber wieso sollte es deine Schuld sein? Hast du ihn getötet?"
"Nein, natürlich nicht."
"Also wie kannst du dir die Schuld dafür geben? Es lag nicht in deiner Macht."
"Doch, wenn ich schneller gewesen wäre und gehandelt hätte, dann wäre er noch am Leben. Ich hätte ihn retten können und... und ich habe versagt."
"Peter, du bist nicht Gott, du bist nicht der Herr über Leben und Tod."
Das war das gleiche, was Onkel Ben zu ihm gesagt hatte, nachdem Gwen gestorben war. Auch damals hatte Peter sich die Schuld gegeben.
"Ich habe sie sterben lassen", hatte er protestiert.
"Peter, du bist nicht Gott, du kannst nicht jeden retten. Aber in jedem Menschen, den du rettest, kannst du Gwen sehen, sie ist der Traum, den ihr beide hattet", hatte sein Onkel geantwortet.
Und auf einmal machte es klick bei Peter. Er erkannte wie simpel die Wahrheit war. Seine Schuld hatte so schwer auf seinen Schultern gelegen, dass er sich nicht hatte besser fühlen wollen, er wollte sich selbst für sein Versagen bestrafen. Anstatt sich und seine Umgebung jedoch weiterhin unglücklich zu machen, konnte er an einer Zukunft arbeiten und sich nicht weiter von der Vergangenheit quälen zu lassen. Der Schüler hatte sich selbst bemitleidet. Er konnte es besser machen und Ben und Gwen´s Vertrauen gerecht werden. Sie beiden waren fest davon überzeugt gewesen, dass er ein Held war, ein Symbol für Gerechtigkeit und Sicherheit. Doch Peter hatte das Kostüm im Schrank verrotten lassen. Er war Spider-Man und er musste es sein, um ihren Tod zu würdigen. Er musste verhindern, dass noch mehr Familien ihre Angehörigen verlieren. Felicia und Liz hatten versucht ihm zu helfen, aber er war in der Lage viel mehr Menschen zu helfen, ihnen Leid zu ersparen.
Felicia lächelte, als sie den Ausdruck auf Peters Gesicht sah. "Du hast es verstanden."
"Woher weißt du das? "
"Ich kenne den Gesichtsausdruck, jahrelang habe ich gedacht, dass ich meiner Mutter hätte helfen können, doch ich lag falsch. Ich war ein kleines Kind, ich wäre wie meine Mutter gestorben und das hätte sie nicht gewollt. Es ist befreiend den Schleier aus Trauer, Wut und Schuld zu durchdringen, oder?"
"Ja, es ist, als würde alles von mir abfallen. Woher weißt du das alles?", fragte Peter mit einem ungläubigen Blick. "Harry hat mich vor einem Psychodoc gewarnt."
Felicia lachte. "Das bin ich gewiss nicht. Ich sagte es dir bereits auf dem Friedhof, wir sind beide verlorene Seelen. Ich habe all das, was du durchgemacht hast, schon überstanden."
"Ich danke dir vielmals", er nahm einen Schluck seines Kaffee´s. "Und mein Kaffee ist kalt. Grandios."
"Du warst ziemlich lange in Gedanken versunken", sagte Felicia.
"Ich mein´s wirklich ernst, Felicia. Ich schulde dir was. Es war schön mit dir zu sprechen, du bist die Erste, die mich nicht in Watte packt. Danke, es war befreiend."
"Das habe ich doch gerne gemacht und du...", begann Felicia als sie von dem Klingelton ihres Handy´s unterbrochen wurde. Auf dem Display leuchtete eine Nummer auf, die die Meisterdiebin noch nie zuvor gesehen hatte. Sie drehte ihren Kopf zur Seite, strich sich ihre Haare hinters Ohr und nahm ab.
"Hallo?"
"Mein Name ist Chamäleon", entgegnete eine dunkle Stimme am anderen Ende.
"Woher haben Sie diese Nummer?", fragte sie mit selbstsicherer Stimme.
"Mein Boss ist mächtiger, als Sie es sich überhaupt erträumen lassen könnten. Eine Handynummer zu bekommen ist da kein Kunststück."
"Ich habe ihre Kette."
"Gut, sehr gut. Und wir haben das Geld. In einer Stunde an den Docks und keine Sekunde später."
Im nächsten Moment ertönte bereits das Signal dafür, dass ihr Gesprächspartner aufgelegt hatte. Peter hatte in der Zeit mit leicht verzogener Miene seinen Kaffee ausgetrunken. Felicia packte ihren Mantel, der rechts von ihr lag und stand auf.
"Ist etwas passiert?", fragte Peter.
"Nein, alles in Ordnung. Ich habe nur einen wichtigen Termin vergessen", sagte sie und zog sich den Mantel an. Dann griff sie sich aus diesem einen Stift und notierte auf der Peter´s Serviette ihre Nummer. "Um in Kontakt zu bleiben. Noch einen schönen Abend, Peter."
Sie zwinkerte ihm zu und verließ das Kaffee eiligen Schrittes. "Wünsche ich dir auch, Felicia. Es war mir eine Freude." Und das war ihm ernst gemeint. Sie hatte ihm die Augen geöffnet und dafür würde er ihr ewig dankbar sein. Peter faltete die Serviette und verstaute sie in seiner Jackentasche, während er auf den Kellner wartete. Als dieser kam, bezahlte er die zwei Getränke und verließ mit neuer Zuversicht das Café. Es war jetzt alles so klar. Spider-Man war das Vermächtnis, das Gwen und Onkel Ben ihm hinterlassen hatte. Er zu sein, war das, was sie gewollt hätten. Die Zeit des Verkriechens war vorbei. Es war Zeit das Kostüm wieder aus dem Schrank zu holen! Spider-Man war wieder da!

"Eine Stunde. Keine Sekunde zu spät", begrüßte Black Cat einen großen Mann Mitte 30 mit etwas längeren Haaren und Drei-Tage-Bart.
"Mein Boss wird deine Pünktlichkeit mit Sicherheit zu schätzen wissen", entgegnete der Mann mit einer dunklen, rauen Stimme. Sein blauer Anzug, unter dem er ein weißes Hemd trug, wirkte sehr teuer und passte in seiner vornehmen Weise nicht zu dem eher ungepflegten Gesicht.
Felicia hatte sich wieder in ihre schwarzen Lederklamotten inklusive Maske gehüllt und trug ihren Rucksack auf den Schultern. Der Mann, den sie als Chamäleon kannte, hielt in der rechten Hand einen großen, grauen Koffer. Das Meer umspielte mit seichten Wellen die Docks und die Sonne ließ die Wasserperlen glitzern. Chamäleon stand im Schatten eines Lagerhauses. Weit und breit war niemand zu sehen. Kein schlechter Ort für einen Austausch von geraubter Ware.
"Wieso nennst du dich Chamäleon?", fragte die Blondine. Obwohl sie die Antwort auf diese Frage in keinster Weise interessierte, wollte sie durch sie zeigen, dass sie kein verängstigtes Mädchen war, sondern jemand, dem man auf Augenhöhe begegnen musste, jemand, der sich nicht versteckte.
"Das ist ganz einfach", antwortete Chamäleon und verwandelte sich in einen blonden Schönling mit nach hinten gegeelten Haaren. Dann wurde sein Gesicht weiß, komplett konturlos, ohne Nase, Mund oder Augen und war im nächsten Moment wieder das ungepflegte vom Anfang. "Weil ich anpassungsfähig wie ein Chamäleon bin."
Felicia öffnete den Reißverschluss des Rucksacks und nahm mit ihren behandschuhten Händen die in ein Tuch gehüllte Kette heraus. Felicia wollte sie aus dem Tuch wickeln, doch mit den Handschuhen bekam sie den dünnen Stoff nicht zu fassen. Nachdem sie den linken Handschuhe ausgezogen hatte, war das kein Problem mehr und sie nahm die Kette mit der linken Hand vorsichtig heraus und hielt sie Chamäleon hin. Dieser hielt seinerseits seinen Koffer hin.
"100.000 Dollar. Wie abgemacht."
"Ich weiß immer noch nicht, wieso man so viel Geld für so einen Mist ausgeben sollte", sagte Felicia, als der farblose Kristall in der Mitte der Kette plötzlich anfing hell aufzuleuchten. Das weiße Licht erleuchtete den Bereich zwischen fünf Lagerhäusern und Felicia schloss ebenso wie Chamäleon, der Handlanger des mysteriösen AT, geblendet die Augen. Als es langsam abklang und Chamäleon seine Augen wieder öffnete, lag die Kette an Felicias Hals. Und auch sie hatte sich verändert. An ihren Fingern saßen statt Fingernägel nun spitze Krallen, die ihren rechten Handschuh durchbohrt hatten und ihre Augen waren wie die einer Katze. Gelb, mit schmalen Schlitzen als Pupillen. Bevor der Verbrecher reagieren konnte, machte die animalische Jugendliche einen großen Satz auf ihn zu und sprang ihn an. Überrascht verlor er das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Felicia hob ihre Krallen, ihre Enden blitzten im Licht der Sonne auf. Dann zog sie die der linken Hand schnell und unbarmherzig durch sein Gesicht. Chamäleon schrie unter den Schmerzen auf. Die Krallen waren tief in seine Haut eingedrungen und das Blut floss ihm bereits das Gesicht herunter. Felicia runzelte verwirrt die Stirn und ihre Augen wechselten jetzt zwischen menschlich und tierisch. Sie fasste sich an den Kopf und fiel seitwärts von Chamäleon. Die Diebin wälzte sich dem Boden und stieß immer wieder schmerzerfüllte Schreie aus, als würden zwei Geister in ihr kämpfen. Schlussendlich wurden ihre Augen wieder vollständig gelb und sie richtete sich wieder auf.
"Miau", schnurrte sie und sprang mit einem Riesensatz auf das Lagerhaus hinter ihr. Während Chamäleon sich langsam aufrichtete, verschwand sie über die Dächer. Mit einem Ächzen griff er in die Innentasche seiner Jacke und holte ein Handy hervor. Der Schmerz würde nachlassen und dank seiner schnellen Selbstheilung sollte bald fast nichts mehr zu sehen sein. Die Priorität galt aber nicht seiner Verletzung, sondern seinem Auftrag. Er wählte eine Nummer und wartete, bis am anderen Ende eine kränklich wirkende Stimme antwortete.
"Mr. T? Hier spricht Chamäleon. Es gibt eine kleine Planänderung. Die Diebin ist die Auserwählte. Der zweite Kristall wurde entfesselt."
"Das erspart uns die Arbeit nach einem geeigneten Menschen zu suchen", erwiderte die Stimme und fing dabei an zu husten.
"Das weiß ich. Soll ich eingreifen?"
"Nein, du Narr. Warte, bis der Träger der Spinne die im Kristall wohnende Bestie besiegt hat und bring mir den Kristall anschließend. Erst wenn einer der Fünf sie besiegt, ist der Kristall von Nutzen für mich. Nicht umsonst wurde er mit einem Wächter geschützt. Die Fünf wurden auserwählt, nur sie sollten die größte Macht des Universums nutzen können."
"Ich habe verstanden", bestätigte Dmitri Kravinoff und beendete das Gespräch. Sollte Spider-Man sich mit der Black Cat herumschlagen, Chamäleon würde nur die Früchte seiner Arbeit ernten oder seinen Leichnam einsammeln.

Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere für John Marshall. Tag ein, Tag aus stand er am Schalter der "Manhattan Bank", nahm Beschwerden entgegen, löste Schecks ein und beriet Kunden. Verstohlen schaute er auf die große Uhr, die über dem Eingang hing. Halb sechs, also noch eine halbe Stunde, dann hatte er sich für heute genug die Beine in den Bauch gestanden. Zuhause erwartete ihn bereits ein bequemes Sofa, Junkfood und die neuste Staffel von "Power Rangers Dino Legacy". Die Serie war längst nicht mehr für Kinder und doch wurde er meist verspottet, wenn er davon berichtete. Aber er würde weiterhin ein Fan bleiben. Seine Pläne sollten sich im nächsten Moment drastisch ändern. Um 17.33 Uhr trat ein Mann in die Bank, zuerst konnte John nichts außer einer schwarzen, breit gebauten Person sehen, da er die Sonne im Rücken hatte, doch als er in die Bank kam, überlief es John eiskalt. In seiner linken Hand erblickte er eine Maschinenpistole, sein Gesicht war von einer einfacher Skihaube bedeckt. Er richtete den Lauf der Waffe in Richtung Decke und feuerte drei Mal. Der ohrenbetäubende Knall verschreckte alle in der Bank anwesenden Kunden. Sofort warfen sich die meisten ohne Aufforderung auf den Boden und schrien sich die Seele aus dem Leib vor Angst. Der Räuber schoss noch ein viertes Mal.
"Schnauze, das gilt für euch alle! Und auf den Boden!"
John hatte nicht viel in seinem Leben erreicht auf das er stolz sein konnte. Und genau deshalb wollte er das heute ändern. Jetzt konnte er der Held sein. Langsam wanderte sein rechter Zeigefinger unter den Tresen und drückte den Knopf, der die Polizei alarmierte. Doch in genau diesem Moment wandte der Räuber seinen Blick herum und starrte mit seinen Augen direkt in Johns. Das war´s, dachte John. Er sah, wie der Verbrecher den Lauf der Maschinenpistole auf seinen Körper richtete. Ein Schuss zerriss die Scheibe vor John, verfehlte ihn jedoch und während die Kugel wirkungslos in der Wand einschlug, zuckte seine Kollegin neben ihm verängstigt zusammen und warf sich kreischend auf den Boden. Der Verbrecher, in dunkle Klamotten gekleidet, ging auf Johns Schalter zu und hielt ihm den Lauf, was nur wegen der fehlenden Scheibe möglich war, direkt zwischen die Augen.
"Keine Sorge", sagte der vermummte Mann mit einer Stimme, als würde er sich nach den Lottozahlen erkundigen. "Sie dürfen leben, so lange Sie alles Geld in Säcke füllen und mir übergeben. Und zwar schnell!"
Dann drehte er sich wieder zu den anderen Mitarbeitern und Kunden. Ihre Blicke spiegelten blanke Panik und Angst wieder. "Ihr seid jetzt meine Geiseln und sollte einer auch nur daran denken den Helden zu spielen, wird es hier sehr ungemütlich."
Fünf Meter vor ihm saß ein kleines Mädchen mit blonden Locken, von ihrer Mutter eng umschlungen. Fies grinsend ging er auf es zu, während John hektisch die Beutel, die der Verbrecher ihm gegeben hatte, mit dem Geld aus dem Tresor füllte und betrachtete höhnisch die Plüschfigur in ihrer Hand, die sie fest umkrallte. Sie stellte Spider-Man mit übergroßem Kopf dar und brachte den Verbrecher fast zum Lachen. Dieser Mann hatte die Bürger in Sicherheit gewiegt, doch eines Tages ist er verschwunden und die kalte Realität hatte zurückgeschlagen. Wie Weihnachten für Gangster und Räuber.
"Ich will dir deinen Glauben nicht kaputt machen, Kleine, aber dein Held wird heute nicht auftauchen. Genau wie er in den letzten Wochen nicht aufgetaucht ist. Er hat diese Stadt im Stich gelassen und jetzt schlägt die Stunde der Kriminellen!"

Gleichzeitig kam Peter nach Hause und fand May, wie jeden Tag um diese Uhrzeit, vor dem Fernseher vor, da ihre Lieblingssoap lief. Der größte Schund, den Peter jemals gesehen hatte. Jede Folge neue Paare, Affären und Intrigen. Einfach nur lächerlich.
"Und wie war´s?", fragte May, als sie die Tür ins Schloss fallen hörte.
"Augen öffnend beschreibt´s glaub ich am besten", erwiderte Peter und überlegte, wie er den ersten Schritt auf seine Tante zu machen konnte. Denn genau das war nicht passiert, niemand tat den ersten Schritt, was in endlosem Schweigen mündete. Aber wenn er das jetzt nicht tat, wann dann? Das ging jetzt schon viel zu lange so. "Hey, Tante May, ich muss dir was sagen."
"Was ist denn, Schatz?"
"Du weißt, dass uns beide Onkel Ben´s Tod hart getroffen hat, aber ich habe dich auch noch im Stich gelassen. Ich weiß nicht, wie man das nennen soll, aber ich habe wohl geglaubt, dass die Welt deswegen stehen bleibt. Ich war zu egozentrisch und habe alles und jeden um mich herum ausgeschlossen und mich in meiner Trauer verkrochen und mit meiner Wut ziemlich viele vor den Kopf gestoßen, was einfach nicht fair gewesen ist. Aber mir ist klar geworden, dass dieser Egoismus niemandem nützt und uns beiden schon gar nicht. Es treibt uns auseinander, dabei müssten wir doch jetzt erst Recht zusammenhalten. Und ich werde mich in dieser Beziehung ändern, versprochen. Onkel Ben hätte das, was wir im Moment machen, bestimmt nicht gewollt."
"Oh Peter, ich habe doch nichts anderes getan", sagte Tante May mit reumütiger Stimme. "Du bist noch ein Kind, ich eine Erwachsene, ich hätte besser mit der Situation umgehen müssen. Wir sind schon zwei ganz schöne Sturköpfe, was?"
"Ja, ich schätze das sind wir", stimmte Peter mit einem kleinen Lächeln zu und umarmte seine Tante. "Und ohne Onkel Ben als Puffer mit Sicherheit noch schlimmer als früher."
Die Umarmung wirkte mindestens genauso befreiend wie seine Erkenntnis durch Felicia. Tante May war ihm immer sehr wichtig gewesen und sie war nun die einzige nähere Familie, die er hatte. Er hatte sie verloren, obwohl sie die ganze Zeit bei ihm gewesen war. Aber das würde sich ab sofort ändern.
"Ich könnte uns einen Tee machen und gerade läuft "Liebe in Queens"."
Okay, vielleicht war er ein kleiner Fan der TV-Schnulze. Aber er schaute sie nicht regelmäßig, das wäre ja absurd. Doch während Peter sich noch vor sich selbst rechtfertigte, wechselte das Bild der Sendung und zeigte nun die Helikopter-Aufnahme einer Bank. Der Vorderausgang war umstellt von Polizeiatuos und Polizisten, die mit entsicherten Waffen warteten. Sirenen heulten und Blaulichter färbten die Wände der Bank. Mehr konnte man aus dieser Perspektive nicht sehen, einen Einblick in das, was innen vorging auch nicht.
"Wir unterbrechen Ihre Sendung für einen Sonderbericht", sagte eine weibliche Stimme. "In dieser Filiale der "Manhatten Bank" in der Innenstadt spielt sich gerade ein Geiseldrama ab. Laut aktueller Aussage der Polizei verschanzt sich ein maskierter Bankräuber mit mehr als einem Dutzend Geiseln in der Bank. Er ist bewaffnet. Die Lage ist kritisch und die Polizisten haben kein freies Schussfeld. Captain Stacy ist ebenfalls vor Ort und versucht momentan Verhandlungen mit dem Geiselnehmer aufzunehmen. Über neue Entwicklungen halten wir Sie selbstverständlich auf dem Laufenden."
Peter zögerte, als er die Bilder sah, nur einen Moment, löste sich dann von seiner Tante und sprintete die Treppen hoch. Das war ein Fall für ihn!
"Der Tee muss warten, Tante May", rief er von oben herunter und schloss seine Zimmertür hinter sich.
May schaute kurz verwirrt, zuckte dann jedoch mit den Achseln, da sie von Peter ein derartiges Verhalten gewöhnt war und versank wieder in der schnulzigen Soap. Währenddessen nahm Peter den doppelten Boden seiner Schublade ab und blickte vorfreudig auf sein rot-blaues Kostüm mit der großen Spinne auf der Brust (schwarz nicht zu vergessen, was Peter jedoch nicht weiß). Hastig schlüpfte er in sein enges Kostüm und schaute zufrieden durch die großen Linsen seiner Maske. Das Kostüm erfüllte ihm mit neuem Selbstvertrauen. Er war Spider-Man und das war die perfekte Situation, um wieder auf dem Plan zu erscheinen. Er verriegelte von innen die Tür seines Zimmers und setzte sich auf sein Fensterbrett, nachdem er das Fenster geöffnet hatte. Es war keine besonders große Höhe, verglichen mit den letzten Etagen der Wolkenkratzern, an denen er schon vorbei geschwungen war und doch konnte er es wieder fühlen. Eine Spannung, die seinen ganzen Körper durchströmte. Er spannte seine Muskeln, jede Faser in seinem Körper und fokussierte seine Gedanken. Ein sofortiger Absturz würde sich als Comeback wohl kaum gut verkaufen lassen. Nur Jameson hätte seine Freude daran. Dann sprang er ab und schoss ein Netz an die Laterne vor seinem Haus. Er schwang sich um sie herum und löste dann das Netz.
"Whohohouuu!", jubelte er und sauste im freien Flug an Mary Jane´s Haus vorbei. Dann landete das nächste Netz an der Straßenlanterne sechs Häuser weiter. Wie er das Netzschwingen vermisst hatte!

10 Minuten später hetzte der maskierte Räuber durch die Seitenstraßen von New York. Sein Atem war ein Keuchen und er schwitzte unter seinen schwarzen Klamotten, da die Sonne ihm keinen Gefallen tat. Er war vollkommen außer Atem und verschanzte sich in einem Häusereingang, als an der Querstraße ein Polizeiauto vorbei fuhr. Er machte sich ganz schmal und atmete erleichtert wieder aus, als das Auto seinen Sichtbereich verließ. Das Gewicht des Geldes, das John ihm brav in die Beutel gefüllt hatte, lastete schwer auf seinen Schultern, jedoch dachte er niemals daran, es zurückzulassen. Jetzt saß er erstmal hier fest, Polizeiautos patrouillierten durch den ganzen Bezirk. Sein Plan hatte an einigen Stellen nicht funktioniert, es hatte einfach zu lange gedauert. Der Verbrecher stützte seine Hände auf die Knie und saugte gierig die Luft ein. Der Plan war ein Reinfall gewesen, er war nicht schnell genug am Hinterausgang angelangt. Die Polizei hatte dort schon auf ihn gewartet. Er hatte zwei Autos und zwei Kugeln ausweichen müssen, letztere hätten ihn um ein Haar erwischt. Und jetzt saß er in dieser Sackgasse fest, mitsamt einem Penner, der an einer Mülltonne lehnte, und in dessen zotteligen Haaren bereits Ratten saßen und unachtsam hingeworfenen und gammlig riechenden Abfällen. Aber solange er außer Atem war und ihm die Kehle zu vertrocknen drohte, blieb ihm keine andere Wahl als dort auszuharren. Da bemerkte er ein Tippen an seiner Schulter. Langsam drehte er seinen Kopf, Schlimmes ahnend.
"Hey, ich bin´s", begrüßte ihn Peter und der Verbrecher stolperte aufschreiend zurück. "Haben die Leute echt so viel Angst vor mir? Oder war es die gruselige Atmosphäre? Nein, ich denke, es ist etwas anderes. Riechst du das auch? Das ist ja widerlich. Wie auch immer, ich fürchte du hast da was, das dir nicht gehört."
"Du bist wieder da?", fragte der Verbrecher verwirrt. "Aber man hat mir versichert, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt für einen Überfall sei."
"Das sind aber ganz miese Quellen. Glaub mir, unter uns, Kriminellen sollte man nicht trauen. Die hintergehen sich alle gegenseitig, besser als eine Soap. Und sooo toll durchdacht scheint dein Überfall auch nicht gewesen zu sein. Aus der Amateur Liga wirst du wohl nie rauskommen", frotzelte Spider-Man.
"Doch und zwar, wenn ich Spider-Man töte!", schrie der Mann und nutzte seinen letzten Ausweg, seine Maschinenpistole. Schuss um Schuss verließ krachend den Lauf und schoss unaufhaltsam auf Peter zu. Der Verbrecher traute jedoch seinen Augen kaum, als die Kugeln wirkungslos in der Hauswand vor ihm einschlugen und Spider-Man ohne den geringsten Kratzer über ihnen an der Wand klebte.
"Du bist einer von diesen Mutanten, oder?", fragte der Mann mit vor Angst aufgerissenen Augen. Er sah ein, dass er hier nicht mehr glimpflich herauskam. Und in den Knast wollte er auf gar keinen Fall. Also tat er das einzig Sinnvolle: Der Verbrecher nahm die Beine in die Hand und rannte so schnell er konnte! Doch er kam nicht weit, denn nach drei Schritten schien es, als wäre er paralysiert. So sehr er auch versuchte, seine Beine nach vorne zu bewegen, er blieb an dem Fleck, auf dem er gerade stand. Als er an sich herunterschaute, erkannte er auch auf den ersten Blick warum. Sein Körper war hüftabwärts komplett von einem Netz eingehüllt. Die zähe Masse ließ keine Bewegung mehr zu. Spider-Man sprang von der Wand ab und landete vor dem Bankräuber.
"Wehe, du erzählst das Mutanten-Gerücht weiter. Bei schlechter PR verstehe ich nämlich gar keinen Spaß", amüsierte Peter sich und erspähte im Augenwinkel einen Polizeiwagen, der vor der Gasse hielt. Die Sirene heulte immer noch. Ein Polizist sprang heraus und entsicherte klickend seine Pistole. Peter´s Spinnensinn klingelte.
"Das sind mit Sicherheit Sie, oder Stacy?", riet Peter und drehte sich um.
"Hände hoch, du Mörder!", brüllte der ergraute Police Captain und richtete seine Dienstwaffe auf Peter´s Brust.
"Sie unterliegen immer noch einem Irrtum, Captain. Ihre Tochter wurde von einem Irren im Kobold-Kostüm getötet. Aber das sage ich Ihnen ja schon seit fast einem Jahr. Darüber hinaus habe ich ihre Arbeit gemacht und das soll der Dank sein? Sie können das Freund aus "Freund und Helfer" streichen", erwiderte Peter, schoss ein Netz an das Dach des Gebäudes zu seiner Linken und schwang sich auf es. Er winkte Stacy noch einmal zu und schoss dann an den Hochhäuserfassaden entlang. Schon nach einem Netzschwung hatte Stacy ihn aus den Augen verloren.
"Wenn ich diesen aufgeblasenen Angeber eines Tages erwische, ...", drohte Stacy und ging sich erschöpft durch sein kurzes Haar.

Die animalische Bestie, in die sich Felicia teilweise verwandelt hatte, stand vor einem recht großen Haus am Rande von Queens. Und auch wenn vor der Haustür kein Schild mehr mit der Aufschrift "Waisenhaus" stand, so war sie sich doch ganz sicher, dass sie hier richtig war. Felicia´s Erinnerungen hatten die Bestie hier her geführt. Sie ernährte sich von Felicia´s Hass und gewann Stärke aus ihrer Unsicherheit und Rachsucht. Dieses Waisenhaus war mit so viel Hass und so vielen schmerzhaften Erinnerungen verbunden. Jeder Schlag der Leiterin, jede Demütigung und jeder Ruf nach Hilfe, sie alle trieben die Bestie an. Felicia wehrte sich nicht, sie ließ es geschehen. Eine Gefangene in ihrem eigenen Körper mochte sie sein, dennoch hatte es dieses widerwärtige Monstrum, das sich Heimleiterin geschimpft hatte, verdient von der Kreatur aus dem Kristall zerfetzt zu werden. Sie bekam jede einzelne Sekunde bewusst mit und blieb stumm. Die Tür konnte ihrer Kraft nicht stand halten. Nach einem Schlag zerbarst sie und die Holzsplitter verteilten sich im ganzen Flur. Kleine Wunden, die die Splitter verursacht hatten, heilten sofort und nach zwei Sekunden war nichts mehr davon zu sehen. Ungehindert trat die Bestie durch die noch in den Angeln hängenden Türreste. Felicia war verwirrt, als sie in das Haus blickte. Die dreckigen und schimmligen Wände waren einem sauberen Anstrich gewichen, die verdreckte Küche, in der sich Bierkasten über Bierkasten aufstapelten, war sauber und sah sehr gepflegt aus. Die flackernde Glühbirne war durch eine vernünftige Lampe ersetzt worden und es lag nicht dieser widerliche Geruch in der Luft, der einen sofort zum Kotzen brachte. Das Horrorhaus war zu einer Traumimmobilie geworden. Die Bestie setzte ihren Weg jedoch unbeirrt fort. Erst jetzt fiel der Blondine die schmale Frau auf, die am Herd stand. Sie drehte sich um und blickte direkt in die animalischen Augen der Kreatur aus dem Kristall. Und anstatt der widerwärtigen Alten konnte Felicia eine Rothaarige Mitte 40 sehen, die sich eine rot-weiß karierte Schürze umgebunden hatte. Die Frau begann zu kreischen und lief den Flur entlang, um sich durch eine Tür am Ende zu retten, die vermutlich in den Garten führte. Die Bestie nahm die Verfolgung auf und ließ sich dafür auf alle Viere nieder. Eigentlich eine langsame Fortbewegungsart für Menschen, doch die Bestie preschte in einem Wahnsinnstempo voran. Sie drückte sich mit gestreckten Armen vom Boden ab, riss diese dann in einer Ruderbewegung wieder nach vorne und drückte sich dann wieder ab. Die Beine blieben dabei unbenutzt. Auf halber Strecke hatte sie die Frau eingeholt. Als die Rothaarige sich umdrehte, sah sie wie eine in schwarz gekleidete Jugendliche mit ihren Pranken voran auf sie zuschoss. Die Bestie riss sie um und die Frau knallte unsanft mit dem Kopf auf den Boden. Schreiend wehrte sie sich mit Händen und Füßen, als die katzenartige Jugendliche ihre krallenbesetzten Finger um ihre Kehle schloss und zudrückte.
"Nein!", schrie Felicia. Sie hatte also den Kelhkopf und das Sprachzentrum unter Kontrolle. "Das ist nicht die Frau, die uns... ich meine mich gequält hat. Sie ist nicht die Leiterin des Heims! Sie ist nur eine einfache Frau, die das Haus gekauft hat! Hör' sofort auf damit!"
Felicia´s Augen wurden wieder menschlich und sie bekam ein Stück weit Kontrolle über ihren Körper und löste sofort den Würgegriff. Aufstehen und sich selbst davor zu bewahren jemanden zu verletzen, konnte sie nicht. Die Bestie hielt zu sehr dagegen. Die Rothaarige krabbelte nach Luft japsend auf allen Vieren weg und als sie außer Reichweite von Felicia´s Pranken war, erhob sie sich und verließ stolpernd das Haus. Die Bestie stieß einen unmenschlichen Schrei aus. Langsam übernahm sie wieder die Kontrolle. Da vernahm Felicia im Hintergrund das Trippeln von kleinen Füßen auf der Holztreppe. Deshalb war die Frau nicht nach oben geflüchtet, sie hatte ihr Kind beschützen wollen.
"Hallo, wer sind Sie?", fragte ein kleiner Junge, vier Jahre alt, verängstigt und schaute in glühende, gelbe Augen, als die Bestie sich umdrehte. Er wich nicht zurück, sondern blieb starr vor Angst auf einer Stufe ungefähr in der Mitte der Treppe stehen. Die Bestie kam jedoch immer näher. Felicia versuchte alles, doch der Hass in ihr war stärker als alles andere. Sie hatte zu viel Leid erfahren müssen, zu viele Leute verloren. Im Grunde genommen war sie, obwohl sie Peter etwas anderes erzählt hatte, ein Festmahl für diese Kristallbestie. Sie war sich selbst der größte Feind, von Hass innerlich aufgezehrt. Seit ihre Mutter gestorben war, hatte sich nichts anderes als Hass aufgestaut, sie hatte keine Liebe oder Zuneigung mehr erfahren. Das Kind kreischte laut und schrill, als die Bestie die Hand hob und die Krallen auf das Kind zuschossen. Sie würden das Holzgeländer durchbrechen wie einen Zahnstocher und das Kind ebenfalls. Aber Felicia durfte sich nicht von ihrem Zorn führen lassen, sie musste den Ratschlag befolgen, den sie Peter gegeben hatte. Noch während dieses Gedankens hielt die Bestie mitten in der Bewegung inne. Die Krallen hatten weder das Geländer noch das kleine Kind erreicht, dass sich die Arme schützend vor die geschlossenen Augen gehalten hatte.
"Peter Parker", knurrte die Jugendliche mit einer verzerrten Stimme, die nichts Menschliches an sich hatte. Furcht einflößend und hasserfüllt. "Spinne... Fünf... Jagen!"

Davon ahnte Peter noch nichts. Der Held stand im Spider-Man Kostüm auf dem Vorsprung des Daches eines recht hohen Wolkenkratzers, von dem aus er die Stadt gut im Blick hatte. Kein Verbrecher würde ihm heute entgehen, er musste schließlich seinen, nun etwas zweifelhaft gewordenen Ruf aufpolieren. Gleichzeitig schwitzte er jedoch ungemein unter der Maske und dem Kostüm, der Schüler konnte sich nicht vorstellen, wieso Superhelden in Comics nie derartige Probleme hatten. Die Sonne ging bereits unter, doch kalt war es deshalb gewiss nicht. Der Himmel färbte sich bereits leicht dunkel und in den Straßen unter ihm schalteten sich die ersten Lichter an. Bald würde New York wieder eine bunte Nachtlebenstadt sein, aber bis dahin hoffte Peter zu Hause im Bett zu liegen. Vom einen auf den anderen Moment explodierte sein Spinnensinn und Peter glaubte sogar kurz ohnmächtig zu werden. Mit der Sonne griff ihn ein schwarzer Schemen an. Mit nach vorne gestreckten Händen sprang er auf Spider-Man zu. Dieser stand mit dem Rücken zur Gefahr und erkannte sie zu spät, als er sich umdrehte. Ein Paar krallenbesetzter Hände packten seinen Hals und die andere holte zum Schlag aus. An den Händen konnte Peter bei der in eine Art Lederkostüm gehüllte Person Haare erkennen und zwischen ihren langen Haaren ragten zwei katzenähnliche Ohren heraus. Man-Wolf?, fragte sich Peter, während er seinerseits ausholte und der Person vor sich einen Kinnhaken gab. Der Druck um den Hals wurde sofort schwächer und mit einem Tritt in den Magen schickte er den Angreifer in die Mitte des Daches. Den Aufprall auf diesem bekam ihm recht gut und sofort stand er wieder. Da die Sonne Peter immer noch kaum Konturen erkennen ließ, sah er nicht, wer ihn angriff, aber er war sich sicher, dass Man-Wolf nicht einen weiblichen Körper gehabt hatte. Wobei, er war ein Superheld, da gab es doch lauter solcher Sachen, oder? Die Frau vor ihm fletschte bedrohlich die Zähne und begab sich auf alle viere. Peter sah, dass sie jeden Muskel spannte und zum Angriff bereit war.
"Katzenlady, ich weiß nicht, was Ihr Problem ist, aber ich bin sicher, wir finden eine Lösung", sagte Peter, doch das Gesagte stieß auf taube Ohren.
Die Teenagerin schoss im nächsten Moment pfeilartig auf Spider-Man zu. Trotz des Spinnensinns und des Sichtkontaktes unterschätze Peter die Geschwindigkeit seiner neuen Bekanntschaft. Die Arme konnte er nicht mehr schnell genug hochreißen und erneut wurde ihm die Luft abgedrückt. Diesmal jedoch mit beiden Händen. Peter röchelte bereits, als Felicia ihm ihr Knie in die Rippen rammte. Die ganze restliche Luft entwich ruckartig aus seinem Körper. Die animalische Bestie, die Felicia beherrschte, lockerte den Griff, sodass Peter japsend nach Luft ringen konnte. Der ungesunde Blauton wich einem kreideähnlichen weiß. Mit dem wehrlos hängenden Peter trat die aus dem Kristall entlassene Bestie an den Rand des Daches. Peter hörte unter sich die Autogeräusche, die durch den Kessel, die die Hochhäuser bildete unfassbar laut war und zu einem Orchester anschwoll, als die Katzenfrau den Helden über die Straße hielt. Er wagte es nicht hinunterzusehen, hinunter in eine dicht befahrene Schlucht. Und dann löste die Angreiferin den Griff. Peters Augen wurden vor Schreck riesengroß, während die Etagen des Hochhauses an ihm vorbei schossen. Starker Wind fauchte um seine Ohren und ließ jegliches andere Geräusch verblassen. Bis auf eines. Als er die Bestie beobachtete, schien sie Schmerzen zu haben. Animalische Schreie hallten durch die Häuserschlucht. Sie fasste sich an den Kopf und sackte zusammen, während Peters Kräfte langsam zurückkamen. Diese Frau war stark, sie hatte ihn ordentlich erwischt. Durch die kurzzeitig fehlende Luftzufuhr war er wie gelähmt gewesen. Aber so schnell gab er nicht auf. 20 Etagen trennten ihn noch ungefähr vom Boden. Im Kopf des Schülers überschlugen sich die Gedanken. Ein Netz würde ihm, obwohl es ihm das Verwandeln in Mousse ersparen würde, den Arm zumindest auskugeln, wenn nicht sogar brechen. Aber er hatte keine großen Alternativen. Dieser Gedanke kam ihm, während er an den Büro´s im fünften Stock vorbeirauschte. Die aufsteigende Panik rang Peter nieder. So etwas konnte er sich nicht erlauben, dies war keine Serie. Er würde nicht plötzlich fliegen lernen oder von einem Gott, der dank eines Hammers fliegen kann, gerettet werden. Peter musste sich alleine helfen. Seinen Körper brachte er in eine waagerechte Position, das Gesicht in Richtung schnell herannahenden Boden gerichtet. Alle Gedanken und Geräusche um ihn herum schaltete er aus. Sein Fokus lag auf dem Gebäude, das dem, von dem er gefallen war, gegenüber lag. Jetzt durfte nichts schiefgehen. Er streckte seinen Arm aus und richtete ihn auf eine Häuserecke, die die dem Gebäude, von dem Peter fiel, gegenüberliegende Seite mit der, die anschließend nach rechts der Straße folgte vereinte. Im selben Atemzug drückte Peter auf den Netzwerfer. Das Netz schoss auf die etwas niedriger angepeilte Stelle. Peter zog an dem Netz und schoss mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zur Seite. Die Füße winkelte er an, sodass sie nicht den Boden berührten. Sein Po tat dies jedoch beinahe, so eng schoss er über den Asphalt hinweg. Dann löste er das Netz wieder und wurde in den strahlend blauen, wenn auch bereits leicht dunklen Himmel katapultiert. Der Angstschweiß stand ihm auf der Stirn, sein Herz pochte, als wollte es aus seiner Brust springen und sein Körper überflutete ihn mit Adrenalin, weshalb er begann zu zittern. Aber er war am Leben. Mit drei Netzschwüngen schwang er auf das Dach zurück. Von der katzenartigen Frau oder Mädchen keine Spur. Nur ein kleiner Stofffetzen von Peters Kostüm erinnerte noch an den Kampf. Merkwürdig war ihr Verhalten gewesen. Aus irgendeinem Grund hatte sie ihn angegriffen und in dem Moment hatte sie ihn besiegt, warum sollte sie sich erart aufführen? Persönlichkeitsstörung? War möglich. Aber in diesem Fall brauchte er die Hilfe einer Freundin, nämlich Lee. Und bei dem Detective des NYPD war auch eine Entschuldigung nötig. Peter seufzte.

"Erzählen Sie uns doch bitte, was passiert ist", bat Detective Lee die junge Rothaarige, die Felicia attackiert hatte. Die beiden standen vor dem ehemaligen Kinderheim und die Afroamerikanerin hielt einen Notizblock und einen Kugelschreiber bereit. Dieser Fall war verrückt, mal wieder. Spider-Man schien derartige Probleme magisch anzuziehen. Im Hintergrund hörte man das schreiende Kind der Frau, das sich immer noch nicht beruhigt hatte. Man konnte es ihm kaum verübeln, immerhin hatte es einer gruseligen Katzenfrau, die es töten wollte, gegenüber gestanden. Peter stand links hinter Lee und hatte diese vor etwa einer halben Stunde in ihrem Büro gesucht. Selbstverständlich war die Polizistin nicht allzu gut auf ihn zu sprechen, doch als er ihr seine Situation so gut wie möglich erklärte, ohne etwas über sich zu verraten (sie war immerhin Polizistin und seine Identität sollte geheim bleiben), zeigte sie Verständnis und hörte Peter´s Bericht über den Angriff der Katzenfrau. Doch zum Erstaunen von Peter zeigte sie gar keine Reaktion, als wäre für sie das nichts Neues. Nachdem er geendet hatte, erzählte Lee von dem Anruf einer Frau, die von einer Katzenbestie sprach, die sie zu Hause attackiert hatte. Also hatten sie sich auf den Weg gemacht und hier standen sie nun. Als Team. Peter war ebenso interessiert wie besorgt. Diese Frau schien ebenfalls auf seine Angreiferin gestoßen zu sein und trotz fehlender Superkräfte war sie noch am Leben. Also was wollte die Kreatur? Welche Beziehung hatte sie zu Peter und der Frau? Und wie konnte Peter sie aufhalten? Eine Idee war Peter bereits zu letzterer Frage eingefallen, doch er war sich nicht sicher und die Angreiferin hatte nicht den Eindruck erweckt, als würde sie ihm die Chance für einen zweiten Versuch geben. Zuerst richtete er aber seine Gedanken auf die junge Frau vor sich. Als Verdächtige schloss er sie aus, da die Haare der Frau klar blond gewesen waren.
"Es war grauenhaft. Ich habe das Essen gekocht und plötzlich erschien diese Kreatur in unserem Flur und fing an mich zu attackieren."
"Wie sah die Kreatur? Können Sie uns ein ungefähres Bild geben?", unterbrach Lee die Mutter, da sie von Peter nicht viele Infos bekommen konnte.
"Ja, ich denke schon. Blondes Haar, Krallen an den Fingern, unglaublich schnell, ziemlich jung, schlanke Figur, im Teenageralter etwa."
"Verzeihung, sagten sie Teenageralter?"
"Ja, 16 oder 17 ungefähr", sagte die Frau.
"Und was geschah dann?", fragte Peter ungeduldig. Mit einem derart geschickten, starken und undurchsichtigen Feind hatte er es auch nicht alle Tage zu tun. Bei Carnage war es klar gewesen. Ein Irrer, der sich an ihm wegen eines verpatzten Überfalls rächen wollte, aber was trieb diese Teenagerin an?
"Sie hielt mich für die Heimleiterin. Beschuldigte mich sie gequält zu haben. Sie müssen wissen, Detective, hier stand einst ein Waisenhaus. Die Leiterin wurde wegen unmenschlicher Bedingungen festgenommen und sitzt im Gefängnis. Mein Mann und ich renovierten das Haus dann und zogen ein. Dann erhielt sie plötzlich eine menschliche Stimme, diese wirkte vertrauenerweckend und nett. Sie sagte, dass ich nicht die sei, die die Kreatur scheinbar suchte. Dann floh sie, nachdem sie beinahe meinen Jungen und mich getötet hätte", endete sie und musste beim letzten Satz anfangen zu weinen und verfiel in ein hysterisches Schluchzen.
Also eine Persönlichkeitsstörung. Er hatte also doch recht gehabt. Gleichzeitig lief es dem Helden auch eiskalt den Rücken herunter. So wie die Frau die Kreatur beschrieben und das Gesagte wiedergegeben hatte und wie er sie trotz der Sonne gesehen hatte, ergab sich für ihn eine Person daraus, die er lieber nicht verdächtigen würde. Felicia!, schoss es ihm durch den Kopf. Aber wieso sollte sie so etwas tun? Vielleicht hing das mit ihrer Vergangenheit zusammen und daraus resultierte eine zweigeteilte Persönlichkeit. Dr. Jekyll und Mr. Hide oder eher die Schöne und das Biest. Fakt war aber, dass er es sich nicht hatte eingestehen wollen, Felicia gesehen zu haben, aber er war sich sicher, dass sie ihn angegriffen hatte. Und was immer mit ihr los war, er konnte sie nicht hängen lassen, das schuldete er ihr. Jetzt musste sie gerettet werden!
Lee schaute zwei Sekunden später von ihrem Block auf und bedankte sich bei der jungen Rothaarigen, die ihre Tränen mit einem Taschentuch trocknete. "Das scheint die gleiche Kreatur zu sein, nicht wahr, Spider..." Lee beendete den Satz abrupt, als sie neben sich keinen Helden in rot-blau (und schwarz) fand. Dann drehte sie sich um die eigene Achse. Das durfte doch nicht wahr sein. Spider-Man war weg, wie in Luft aufgelöst. Wie machte er das nur immer?

Kurze Zeit später betrat Peter als Spider-Man verkleidet durch große Glastüren den gigantischen Eingangssaal des "NY". Und erneut stellte er sich die Frage, wie Felicia und ihre Adoptiveltern oder Mutter oder Vater sich das leisten konnten. Er war vollkommen überwältigt. Links und rechts fanden sich zwei großzügige Sofaecken, in deren Mitte ein großer Glastisch stand und an beiden Wänden hing jeweils ein mit Sicherheit sündhaft teurer Plasmafernseher. Rundherum war alles mit kleinen, in cremefarbenen Töpfen gesteckten Bäumen dekoriert und in der Mitte des Eingangsbereich begrüßte Peter ein Brunnen. Das Licht wirkte trotz der nun draußen herrschenden Dunkelheit sehr natürlich und schaffte eine sehr positive Atmosphäre. Der Boden war mit weißen Fliesen ausgelegt und wirkte so sauber als könne man davon essen. Was sollte man von einem Fünf-Sterne-Hotel in der Preisklasse auch anders erwarten? Mit großen Augen erreichte Peter den Empfang, hinter dem ein schnöselig wirkender Portier, gekleidet wie ein typischer Butler, mit peinlich akkurat zur Seite gekämmten und mit zu viel Gel fixierten Haaren und einem französischen Bart, wartete.
"Was kann ich für Sie tun, Mr.?", sprach er mit einem Unterton, der ungefähr "Ich bin gebildeter und vornehmer als alle anderen" ausdrückte. Das ein Kostümierter vor ihm stand, schien ihn wenig zu beeindrucken.
"Ja, sehr gerne. Wissen Sie zufällig die Zimmernummer von Felicia Hardy? Sie ähm nun ja, sie ist eine Verdächtige in einem aktuellen Fall", sagte Peter schweren Herzens.
"Das tut mir Leid, Herr Spider-Man, aber da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen."
"Aber Sie wissen, wer ich bin, oder? Einer von den Guten, der die Stadt ein paar Mal vor einem Haufen Irrer gerettet hat."
"Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst und schätze Ihre Arbeit sehr, doch Sie müssen mir verzeihen, denn Diskretion ist der Grund, warum sich hier seit Jahren Stars und Sternchen und alles, was Rang und Namen hat einquartiert", erklärte er höflich.
"Von mir aus können Sie das auch mit der Polizei ausdiskutieren. Ich arbeite mit dem NYPD zusammen und die laufende Ermittlung ist sehr wichtig. Also bitte, lassen Sie mich zu Felicia Hardy!"
"Nein, Sir, dies ist mir nicht gestattet."
"Sie haben nicht zufällig ein Telefon, oder?", fragte der Held, da eine Diskussion zu nichts führte.
Der Portier nickte und drückte Peter ein federmäppchengroßes Telefon in die Hand. Peter rief leicht verärgert Lee´s Handy an (die Nummer hatte sie ihm einmal zur Aufklärung einer Entführung gegeben). Diese meldete sich prompt.
"Hey, Detective. Hier ist Spider-Man. Ich bin einer heißen Spur nachgegangen und könnte Ihre Hilfe gebrauchen. Oder zumindest die polizeiliche Autorität. Wo ich bin? Im "NY". Zehn Minuten? Gut. Ich werde hier warten und mich auf die nach mir förmlich rufenden Sofas werfen. Bis gleich", beendete Peter das Gespräch und gab es dem Portier wieder. Jetzt hatte er Felicia´s Verwicklung, wenn nicht sogar Schuld, in bzw. an der Tat offen gelegt. Hoffentlich irrte er sich und sie war in Sicherheit und wohlauf, ohne eine Katzenbestie. Doch so einfach war es bekanntlich nie.

20 Minuten später klickte das Schloss der Tür, auf der in aus Silber gegossenen Buchstaben 42 stand, und sie schwang auf. Spider-Man trat zuerst in das dunkle Appartement. Die einzige Lichtquelle kam von den Lichtern der Hochhäuser und dem schwachen Mondlicht.
"Sie sind praktisch ein menschlicher Türöffner. Im Ernst, danke für Ihre Hilfe, Detective", sagte Spider-Man, während er in das geräumige Wohnzimmer trat. Peter tastete an der rechten Wand nach einem Lichtschalter. Einen Moment später machte es klick und das Wohnzimmer erhellte sich schlagartig. Es war stilvoll eingerichtet, im Grunde genommen wie ein normales Wohnzimmer, nur alles in größeren Dimensionen. Sowohl die Couch, der Fernseher als auch der Ausblick auf Manhattan waren deutlich besser als das, was Peter kannte. Auf der rechten Seite führte eine Treppe gerade nach oben, wo sich das Esszimmer und Bad befand. Und dennoch erschrak Peter.
"Das ist doch kein Akt, wir sind ein Team, was wir näturlich eher wären, wenn du mich mehr einbeziehen würdest", sagte Lee, als auch sie um die Ecke bog und die vor Kälte wimmernde Felicia in der Mitte des Raumes liegen sah. Sie war vollkommen nackt, hatte jedoch ihre Beine angezogen und die Arme darum geschlungen, um sich warm zu halten. Die Kette lag am anderen Ende des Raums, so als hätte sie sie weggeworfen.
"Felicia, was ist passiert?", fragte Peter, als er zu der Blondine, die kalkweiß im Gesicht war und am ganzen Leib zitterte, eilte.
"Dieses Monster, ich habe...ich wollte nicht...ich kann es nicht kontrollieren", stammelte Felicia mit klappernden Zähnen.
Peters Augen fanden die Tür zum Schlafzimmer und er betrat es, um Felicia etwas zum Anziehen zu besorgen. Sich wundernd, wo ihre Adoptivfamilie war, ging er an dem großen Bett, auf dem Samtbettwäsche zu finden war, vorbei und öffnete den Schrank an der Wand. Er zog die Kleiderbügel zur Seite, bis er einen weißen Bademantel gefunden hatte. Auch dieser war aus feinstem Stoff, doch das war nicht so interessant, wie das Kleidungsstück, was Peter daneben fand. Eine schwarze Lederjacke, deren Brustbereich mit weißem Fell geschmückt war. Die schwarze Katze! Das erklärte Vieles. Felicia war gar nicht adoptiert worden. Durch die Millionen, die sie raubte, konnte sie sich diesen Lebensstil locker leisten. Warum konnte er kein normales Mädchen kennen lernen? Aber das war momentan unwichtig, dachte Peter und schob diese Gedanken beseite und griff sich den Bademantel. Als er zurückging, bemerkte er eine braune Katze, die in aller Seelenruhe Milch aus ihrem Napf leckte. Lee hatte unterdessen versucht die Teenagerin zu beruhigen, doch sie war nervlich vollkommen am Ende. Peter reichte ihr den Bademantel und guckte weg, während sie sich ihn umwarf.
"Was habe ich nur getan?", flüsterte sie fassungslos.
"Das wollten wir von Ihnen wissen, Ms. Hardy", sagte Detective Lee. "Können Sie uns vielleicht sagen, was passiert ist?"
"Ich ähem kam mit einer Kette in Berührung..."
"Die da hinten?", unterbrach Spider-Man sie. Felicia nickte.
"Und plötzlich hatte ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Wie fremdgesteuert. Langsam habe ich mich in einen Tiermenschen verwandelt und das...ähem...Ding, was im Kristall gefangen war, sprach zu mir. Es sagte, es ernähre sich von meinem Hass und werde dadurch stärker und von ihm geleitet. Ich habe diese arme Frau angegriffen. Es tut mir so Leid, das wollte ich nicht, ich wollte das alles nicht", schilderte sie mit zittriger Stimme.
"Was wollten Sie denn von der Frau?"
"Nichts, Detective. Ich...der Hass, der mich seit Jahren quält, hat die Bestie an den Ursprung von ihm geführt, das Kinderheim, in dem ich teilweise aufgewachsen bin. Die Leiterin war grausam und ich bin deshalb irgendwann geflohen. Ich habe an einen Freund von mir gedacht, dem ich hatte helfen wollen."
"Welcher Freund?", hakte Lee nach.
"Ist doch egal, fahren Sie bitte fort, Felicia", kam Peter der Blondine hastig zuvor.
"Und dann hat sich die Bestie daran gemacht eine Spinne zu jagen, zuerst wusste ich nicht, wen sie meinte..."
"Bis du mich angegriffen hast. Du hättest mich beinahe getötet!", warf Peter ihr mit einem nicht beabsichtigten anklagenden Unterton vor.
"Ja, aber das wollte ich nicht...das war nicht ich. Ich versuchte mich gegen dieses Ding in mir zu wehren und schaffte es auch. Es brachte mich noch hierhin zurück, dann kontrollierte wieder ich meinen Körper. Ich warf die Kette weg und fühlte noch im gleichen Moment eine Lähmung, als wäre ich süchtig."
"Nehmen Sie denn Drogen, Ms. Hardy?"
"Nein, Detective. Es war diese Kette, sie rief mich und ich hatte das Gefühl sie zu brauchen. Mein Körper wollte dorthin ans Fenster gehen und sie wieder anlegen, doch ich kämpfte dagegen an und dann kamen Sie beiden."
"Also hat sich diese Bestie an denen gerächt, die Ihnen einst Unrecht taten?"
"Ja, ich denke schon", antwortete Felicia.
"Sollte das wieder passieren, müssen wir wissen, wen Sie so sehr hassen, dass diese Menschen zum Opfer des Dings aus der Kette werden könnten."
Felicia nannte ein paar Namen (in chronologischer Reihenfolge), die sich Lee notierte und versprach sich deren Verbindungsdaten geben zu lassen, sodass die Polizei im Notfall schnell vor Ort sein und Felicia davon abhalten konnte etwas zu tun, was sie später bereuen könnte. Spider-Man ging die Sache etwas anders an. Während Lee, die immer noch vor Angst zitternde Felicia ins Schlafzimmer und ins Bett brachte und dann die Tür schloss, schoss er ein Netz an die Kette, die in seine flog.
"Was tust du denn da?", schrie Lee aufgebracht. "Das sind Beweise und zufällig auch die einzige Sache, die Ms. Hardy in eine Bestie verwandelt."
"Das weiß ich", erwiderte Peter.
"Gut, dann gib sie mir, damit die Polizei die Kette rund um die Uhr bewachen kann."
Peter betrachtete die Kette in seiner Hand. Sie war zu gefährlich. "Nein", sagte er energisch. "Ich werde es nicht der polizeilichen Obhut überlassen. Weil dann immer alles schief geht. Zum Beispiel Cassidy. Er wurde auch von der Polizei überwacht und was hat es gebracht? Viele Unschuldige starben. Nie wieder lege ich derartige Verantwortung in ihre Hände. Tut mir Leid, Detective."
Mit diesem Satz verschwand der Held durch die geöffnete Balkontür. Lee schaute ihm beunruhigt hinterher, während Spider-Man sich von Hochhaus zu Hochhaus hangelte. Was tat er denn da? Und woher kam diese bissige Bemerkung von Carnage? Was Spider-Man tat war gefährlich. Lee war sich nun sicher: Sie konnte ihm nicht trauen, er war ein enormes Sicherheitsrisiko. Er widersetzte sich ihr, der Polizei und dem Gesetz. Viele solcher Nummern konnte sie ihm nicht mehr durchgehen lassen. Bald würde sie gegen ihn handeln müssen.
"Hoffentlich kommt es niemals so weit", murmelte Lee und wandte ihren Blick von der sternenklaren Nacht ab.

Obwohl Peter nach der Konfrontation mit Lee sofort nach Hause zurückkehrte und kurze Zeit später erschöpft einschlief, war es doch ein unruhiger Schlaf. Seine Gedanken kreisten sich um zwei Themen. Felicia und die Kette und Lee. Das tödliche Schmuckstück hatte er in dem doppelten Boden seiner Schublade versteckt, aber seine Sorge galt seiner neuen Freundin. Er hatte gegen sie gekämpft und sie zumindest teilweise gesehen. Da war nichts Menschliches mehr an ihr gewesen, ein Tier, mehr war sie nicht gewesen. Und die Sucht gegenüber der Kette, von der die Blondine gesprochen hatte, machte ihm auch Angst. Was, wenn sie wieder das Tier wurde? Was, wenn er sie nicht retten konnte? Würde er dann die Grenze überschreiten? Er musste sie dann töten, aber das war falsch und nicht der richtige Weg. Aber obwohl er seine Tat an Cassidy mehr als nur bereute und von Schuldgefühlen bombardiert wurde, so war die Entscheidung, wenn er ehrlich zu sich selbst war, vertretbar gewesen. Ein Monster musste sterben, um das Leben vieler Unschuldiger zu retten. Aber das war nicht seine Art, es war nicht der Weg, den sein Onkel ihm gezeigt hatte. Eher würde er sterben, als noch jemandem das Leben zu nehmen. Das Motiv der Tat war aber das Widerlichste gewesen. Er war in diesem Moment kein nobler Ritter gewesen, der den Drachen erlegt, um das Dorf zu schützen, nein, er war Richter und Henker in einem gewesen, voller Wut und von seinem Hass geblendet. Niemals mehr wollte er derartige Gefühle spüren, nie wieder Schicksal spielen. Er war kein Gott, da hatte Felicia Recht. Nur ein Mensch, der seinen Onkel nicht retten konnte und dann das von ihm Gelehrte sofort verwarf. Lee war ein weiteres Problem, die ganze Polizei generell. Er hatte gesehen, wie inkompetent sie waren, hatte gesehen, wie unorganisiert und dumm sie reagierten. Sein Onkel hatte deshalb sterben müssen, nicht nur ihn traf Schuld. Aber er konnte nicht auch noch ihren Job übernehmen. Oder doch? Vielleicht war eine Überwachung durch ihn das einzige Mittel, vielleicht musste er ein überlegender Spider-Man werden. Doch das würde ihn das letzte Vertrauen seiner Freunde und Partner kosten. Das Misstrauen Lee´s wuchs, das hatte Peter gemerkt. Sie würde sich eines Tages gegen ihn wenden und der Held wusste nicht, wie er reagieren und was er tun würde.
Währenddessen bekamen die schwarzen Stellen des Anzugs tentakelartige Glieder und wucherten auf andere Stellen in der totalen Dunkelheit der Schublade. Dort flachten sie ab und überdeckten die Stellen. Alles blau des Anzugs hatte sich nun in tiefes schwarz verwandelt. Der Symbiont übernahm immer mehr die Kontrolle. Der Tod von Peters Onkel hatte ihn genährt, wie kein anderes Ereignis. Sein sorgfältig geplanter Mord an ihm hatte seinen Plan um Monate angekurbelt. Bald würde er Spider-Man sein. Und dieser dämliche Mensch merkte es nicht einmal. Sicher, er war nicht farbenblind, aber der Symbiont manipulierte seine Wahrnehmung, sodass der nun rot-schwarze Anzug für jeden Menschen in genau den Farben erschien, nur für Peter sah er immer noch rot-blau aus. Peters Zorn auf Cassidy, hervorgerufen durch die vollständige Lahmlegung der Impulse an Peters Körper durch den Symbionten, was Peter zu einem untätigen Zuschauer beim Mord machte, und seine Schuld, sein Selbsthass, all das hatte seinen Radius erweitert. Er hatte bald die totale Kontrolle!

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, warme Sonnenstrahlen fielen durch die zu Schlitzen geöffneten Rolladen, als Felicia langsam ihre Augen öffnete. Müde ging sie sich mit den flachen Händen übers Gesicht. Ein kurzer Blick auf ihren Wecker zeigte ihr, dass es bereits 17 Uhr waren. Kurz fielen ihre Augen wieder zu, bis das soeben Gesehene ihr Gehirn wirklich erreichte und sie ihre Augen augenblicklich aufriss. 17 Uhr? Ins Bett gegangen war sie maximal um 12 oder halb 1. Wie hatte sie 17 Stunden schlafen können? Verwirrt richtete sich die in ein langes T-Shirt gehüllte Blondine in ihrem warmen Bett auf und ging sich durchs lange Haar. Und warum war sie nach 17 Stunden immer noch so müde? Sie schlug ihre Seidendecke zur Seite und setzte sich auf die Bettkante, den Kopf in die Hände gestützt. Am liebsten hätte sie sich einfach wieder hingelegt, aber etwas in ihr kämpfte dagegen an. Sie hatte eine Aufgabe, es war wie ein Jucken im Hinterkopf, an dem sie sich nicht kratzen konnte. Felicia wusste, dass sie etwas zu tun hatte, aber was entzog sich ihrem Wissensstand. Darüber leicht verärgert stand sie auf und wollte sich auf den Weg in ihr wohnzimmergroßes Bad machen, als sie vor dem Schrankspiegel stehen blieb und beinahe laut aufgeschrien hätte. Ihr Zimmer war ordentlich wie immer, nur ein Kleidungsstück lag auf dem Boden herum. Ihre Augen waren gerötet und tiefe Augenringe untermalten dies. Ihr Gesicht war leichenblass und wirkte eingefallen. Generell wirkte sie eher wie ein Toter als ein Lebender. Aber das schockierte sie nicht, sondern als sie sich ein fehlgeleitetes Haar aus dem Gesicht strich, sah sie eine weiße Strähne. Weiß? Mit einem mulmigen Gefühl trat sie näher an den Spiegel heran. Sie rieb sich einmal kurz die Augen, vielleicht war sie einfach nur komplett übermüdet. Doch von nahem war es noch schlimmer. Ihr komplettes Haar war von weißen Strähnen durchsetzt.
"Oh Gott!", brachte sie nur hervor. Wie hatte ihr das nur passieren können? Und obwohl sie sich diese Frage stellte, war die Antwort eigentlich klar und lag auf der Hand. Die Kette! Sie hatte irgendetwas mit ihr gemacht. Irgendwie ihr Leben ausgesaugt. Und tatsächlich lag die blonde Teenagerin gar nicht einmal so weit daneben. Die Kette zog Kraft aus ihrem Hass, ihrer Unsicherheit und gab ihr so die Fähigkeiten, die Felicia letzte Nacht im Automodus erlebt hatte. Doch gleichzeitig brauchte sie Energie, um sich zu nähren, brauchte Energie, um die Manipulation aufrecht zu erhalten. Und diese nahm sie Felicia weg. Sie stahl ihr nach und nach ihr Leben. Nur mit der Kette ging es ihr gut. Und zugleich lüftete sich ein Nebel, eine Barrikade, ein Damm brach und Felicia´s Gedanken drehten sich nur noch um ein Thema. Wo ist die Kette? Alles für den heutigen Tag Geplante war verschwunden, aus ihrem Gedächtnis gelöscht und nur noch auf die Kette fokussiert. Felicia fühlte sie irgendwie, sie fühlte wo sie war. Es war schwer zu erklären, wie ein biologischer Kompass. Sie musste sie sofort finden, um jeden Preis. Nur sie konnte jetzt noch helfen. Sie vergaß alle Routinen, verzichtete beispielsweise auf Kämmen und Zähne putzen und wechselte ihre bequemen Schlafklamotten in Windeseile zu normalen Straßenklamotten, also Jeans und T-Shirt gewechselt. Ihr Diebinnenoutfit zu zeigen war zu riskant, man könnte sie sehen und mit der Meisterdiebin Black Cat in Verbindung bringen und das war das letzte, was sie im Moment gebrauchen konnte. Während des Streits zwischen Spider-Man und der Polizistin hatte sie es in ihrem Safe hinter dem Schrank versteckt, der durch ein 32-stelliges Passwort gesichert und nachträglich in die Wand eingebaut worden war. Dort lagerte ein Großteil ihrer erbeuteten Ware und des Geldes, das sie für bereits verkauftes Diebesgut bekommen hatte. Ihre Haare ließ sie wild sie waren und wollte das Schlafzimmer gerade über die Tür verlassen, als sie wie zu Stein erstarrt inne hielt. Von außen hatte sie ein Geräusch gehört, eine Stimme vielleicht und war definitiv in ihrem Appartement entstanden. Auf leisen Sohlen schlich sie sich an die Tür und lauschte.
"Wann kommt unsere Ablöse?", fragte eine dunkle Männerstimme.
Es enstand eine kurze Pause, in der sein Gegenüber wohl auf die Uhr schaute. "In einer halben Stunde. Dann sind einer der zwei langweiligsten Stunden meines Lebens herum. Die Kleine schläft immer noch und tut auch niemandem was, warum lässt Lee uns sie überhaupt beschatten?", erwiderte ein anderer Mann.
Polizei!, schoss es Felicia durch den Kopf. Das war alles andere als gut. Polizei machte immer nur Ärger. Und war korrupter als die Senatoren New Yorks.
"Ich wäre da vorsichtig, auf dem Revier habe ich die merkwürdigsten Dinge über sie gehört. Angeblich soll sie sich in eine Art Werkatze verwandelt haben, aber eher Panther statt nette kleine Mieze."
Jetzt lachte der Fragesteller. "Das ist doch dummes Gewäsch, was du wiedergibst. Auf dem Revier gibt es immer solche Gerüchte. Das ist der einzige Spaß, den wir Polizisten am Tag haben. Auch wenn das etwas traurig ist, aber das weißt du genauso gut wie ich."
Im nächsten Moment hielten die beiden Polizisten nun ihrerseits inne. Ein lautstarkes Poltern kam aus dem Zimmer der Teenagerin. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Der eine, ein rothaariger Hüne, nickte dem anderen, ein eher schmalschultriger Blonder, zu und dieser zurück. Sie griffen beinahe gleichzeitig nach den Griffen ihrer Pistolen, die in ihren Holstern an der rechten Seite der Hüfte ruhten. Ihre Kleidung war mehr freizeitlich als dienstlich, da Lee damit hatte verhindern wollen, dass sich Felicia bedroht oder eingesperrt fühlte. Das bedeutete Jeans und ein kurzärmliges Hemd. Ein Klicken signalisierte das Entsichern der Waffen. In leicht gebückter Position eilten sie auf die Tür zu und der Schmale umfasste die Klinke. Er wartete ein erneutes Nicken seines Partners ab, dann drückte er die metallen in der Sonne glänzende Klinge der hellbraunen Holztür zum Schlafzimmer herunter und schwang sie auf. Es empfing sie eine Dunkelheit, die nur durch schwache Lichtkegel durchstoßen wurde. Die Sicht war dementsprechend gleich null. Es zeichneten sich nur die klaren Strukturen des Betts und des Schrankes ab. Ratlos schaute der Hüne seinen Kollegen an. Plötzlich gab es ein dumpfes Geräusch und die Welt vor den Augen der Beamten verschwamm. Mit einem ungeheuren Druck von hinten wurden sie nach vorne geschleudert und fielen ohne sich abzustützen, somit ungebremst und mit voller Wucht auf den harten Boden. Sie verloren sofort das Bewusstsein. Verantwortlich war dafür eine circa 1,50m lange Metallstange, die in Felicias Kleiderschrank als Querbalken und somit als Platz zum Anbringen von Bügeln gedient hatte und für einen harten Schlag auf den Hinterkopf zweckentfremdet worden war. Völlig unberührt ließ die hinter den flach ausgestreckten Körpern der Polizisten stehende Felicia die Stange klirrend zu Boden fallen. Vollkommen ruhig öffnete sie die Schlafzimmertür und betrat das Wohnzimmer mit einem Gedanken: Sie musste die Kette in die Finger zu bekommen!

Gleichzeitig hing Peter bei den Docks an der Decke eines Lagerhauses und beobachtete im schwarz-roten (Verzeihung, blau-roten) Dress das Geschehen unter sich. Draußen kreischten die Möwen und flache Wellen brandeten an den Kais. Die Infos, die er nach ein wenig Überzeugungsarbeit von ein paar Kleinkriminellen und Dealern bekommen hatte, stimmten mit dem, was unter ihm ablief überein. Überzeugungsarbeit war vielleicht etwas sehr positiv ausgedrückt, es gehörten auch Knochenbrüche, fehlende Luft und bei einem sogar große Höhen dazu, aber schließlich war er hier. Und das war wichtig, vor allem für Liz' Leben. Er erspähte vier Männer mit Maschinengewehren, die aufgepumpt und durchtrainiert aussahen. Sie hielten sich im Hintergrund und waren an Ein- und Ausgängen positioniert. Die Hauptakteure waren zwei Männer, die sich in der ungefähren Mitte der Halle befanden. Der rechte, unter anderem auch der Auftraggeber der Muskelprotze, war Mitte fünfzig und hatte langes, getönt dunkles Haar, dass er sich schmierig zurückgegeelt hatte. Sein Name war für den Schüler im Heldenkostüm unaussprechlich, denn er kam aus Russland. Der linke war Amerikaner. Robert Slott, kurze Stoppeln gingen nahtlos in einen Dreitagebart über, was seine eiskalten, blauen Augen besser zur Kenntnis brachte. Ein bekannter Mafiosi, seine Bodyguards sicherten das Gebiet rund um das Lagerhaus, was jedoch kein Problem für die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft dargestellt hatte. Doch das Allerwichtigste war nicht zu übersehen und stapelte sich meterweise in der großräumigen Halle. Kisten, mindestens 1,20m hoch und 1m breit. Und diese beinhalteten das Teufelszeug, das Liz Peter hatte geben wollen, um ihn zu trösten. Doch Peter hatte stattdessen gesehen, was es mit Liz angestellt hatte und keine gefälschte Einbildung oder ein Gespräch waren einen derart hohen Preis wert, von allem nicht das komplette Verlieren der Kontrolle über sein Leben, weil sich alles um diese Sucht nach Halluzinogenen drehte. Er würde die Flut der neuartigen Droge stoppen und das war wohl die neuste Lieferung. Und wenn er sich mal umsah, würde diese für Monate reichen. Und den Nutzern so viel Leid bringen. Das musste, nein würde er verhindern. Gerade als Slott den Deal mit dem Russen per Handschlag besiegeln wollte, löste Spider-Man seine Härchen von der Wand und ließ sich zwischen die beide fallen. Amüsiert sah er in die verdutzten Gesichter.
"Hi, warum wurde ich nicht geladen?"
Für einen Augenblick herrschte Totenstille. Da holte Slott Luft, um seinen Männern, die draußen eigentlich für keine Störungen sorgen sollten, den Befehl zum Angriff zu geben, aber der junge Held fiel ihm ins Wort: "Das würde nichts bringen, Mr. Supermafiosi. Ihre lieben kleinen Spielkameraden machen gerade eine Mittagspause. Da haben Sie mich wohl grob unterschätzt", spottete Spider-Man.
Während der Russe seinen Wachen zurief, dass sie jetzt für ihr Geld was tun müssten, packte Slott die kalte Wut. Unüberlegt hieb er nach Peter und legte seinen ganzen Körper in den Angriff. Peter lächelte unter der Maske. Vom Spinnensinn gewarnt trat er einfach einen Schritt zur Seite und beobachtete mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, um ihn weiter zu verhöhnen, wie der Mafiosi ohne eine Möglichkeit zu stoppen gegen eine Kiste fiel und sofort Sternchen sah. Anschließend empfing den reichen Drogenboss eine angenehme Dunkelheit.
"Du hast deinen taktischen Vorteil für einen besseren Auftritt aufgegeben?", wundert der Russe sich verwirrt, während aus vier Richtungen Maschinengewehre entsichert und bereits auf Peter gerichtet wurden.
"Was tut man nicht alles dafür, dass dem Gegner eine coole Erinnerung für die kalten Knasttage bleibt", witzelte Peter und sprang über den Lieferanten. Er landete genau hinter ihm und umschlang den Hals des Russen mit seinem rechten Unterarm. Er hatte nun zwei Bodyguards zu seiner rechten und zwei zu seiner linken. Ihr Boss, den Peter als menschlichen Schild nutzte, würde verhindern, dass er von Kugel durchsiebt wurde.
"Ich würde euch das mit dem Schießen noch ein klein wenig überlegen."
Unschlüssig zögerten die Wachen und starrten ihren Boss fragend an. Sie schwitzten vor Adrenalin und ein klein wenig Angst. Denn gegen das, was man sich in der Unterwelt über Spider-Man erzählte, war das was man sich auf dem Polizeirevier über Felicia gerüchtweise streute, mehr als nur harmlos. Peter reagierte instinktiv und schneller als ein Blitz. Er beschoss jeden mit einem Netzschuss. Wie geplant trafen die weißen Netze genau das Gesicht der muskelbepackten Männer und nahmen ihnen somit komplett die Sicht. Das Netz erstreckte sich vom Stirnansatz bis zum Nasenende. Während die bewaffneten Bodyguards versuchten sich das zähe Netz vom Gesicht zu reißen, traf Peter den Russen so mit dem Ellenbogen an der Schläfe, dass er sofort erschlaffte und Peter ihn ohne Gegenwehr zu Boden fallen lassen konnte, da er wie Slott auf dem Weg ins Land der Träume war. Dann stellte Peter sein Standbein nach hinten und sprintete im nächsten Moment los. So schnell er konnte erreichte er die erste Zweiergruppe auf der Ostseite der Halle. Sein rot-schwarzes Bein traf die Schienbeine der Gegner seitlich und riss sie von den Füßen. Diese sahen natürlich nichts und fielen ohne jegliche Orientierung zu Boden. Während sie noch über den heftigen Aufprall auf dem unbequemen Steinboden stöhnten, spann Peter bereits ein Netz. Das Endprodukt waren zwei sushiartige Kokons, aus denen zwei Köpfe heraus ragten, damit die Muskelpakete nicht erstickten. Den dritten erledigte er auf die gleiche Weise. Nur der vierte machte da eine Ausnahme. Denn in der Zeit, in der sich Peter um seine Kollegen gekümmert hatte, hatte er sich von seinem Netz befreit und hob seine Fäuste, da er seine Waffe fallen gelassen hatte und er es für zu riskant ansah, sich im Kampf zu bücken. Sein schwarzes Unterhemd drohte von seinen Brust- und Bauchmuskeln zum Platzen gebracht zu werden, zumindest wirkte es auf Peter so, seine Adern traten am durchtrainierten Bizeps stark hervor und eine riesige Schlange war auf seinem rechten Oberarm tätowiert und erstreckte sich bis Handgelenkt, wo sich dann der Schwanz fand. Peter stellte sich auf einen kurzen Kampf ein. Nahkämpfe waren nie ein Problem. Sein Spinnensinn warnte ihn, somit war es seine einzige Aufgabe auszuweichen. Doch er irrte sich, dieses Mal würde es nicht so einfach gehen. Der Muskelprotz ließ seine Fingerknochen bedrohlich knacken und legte mit dem Knacken seines Halses noch einen drauf. Peter hingegen fokussierte sich auf seinen Spinnensinn. Er musste perfekt reagieren, nur das würde einen schnellen Sieg bringen. Jede Faser in seinem Körper war bis zum Reißen gespannt. Die Luft schien vor Spannung zu knistern. Peter wartete ab, einen Angriff zu wagen, war zu riskant. Der Typ sah aus, als könnte er ihm jeden Knochen mit einem Hieb brechen. Schlussendlich griff der Muskelprotz an. Sein linker Arm schoss auf Peter zu. Dieser, natürlich gewarnt durch den Spinnensinn, wich zur Seite aus und der Schläger hieb ins Leere. Dann schoss er ein Netz an seinen Oberkörper und riss ihn in vollem Lauf nach hinten. Er hob den Typen vollkommen von den Füßen und schleuderte ihn mit einem Ruck nach hinten. Unsanft knallte der Typ mit seinem Schädel auf den dreckigen Boden. Er sah Sterne und war vollkommen orientierungslos. Das nutzte Peter, sprang auf ihn und knockte ihm mit einem gezielten Schlag auf den Nasenrücken aus. Das würde ein hübsche Krümmung geben, dachte Peter. Vielleicht hatte er die Gefahr etwas dramatisiert. Die Hauptsache war jedoch, dass er diese beschissene Droge konfisziert hatte. Jetzt musste er nur noch die Polizei rufen und die Sache wäre vom Tisch. Dennoch stand er unschlüssig vor einem Karton. Dieses Zeug, so schlimm es auch wahr, hatte ihm seinen Onkel wiedergegeben. Er war real gewesen, hatte als Mensch aus Fleisch und Blut vor ihm gestanden. Peter kaute nervös von innen an seiner Wange. Er würde alles geben, um den Mann, den er ins Grab gebracht, aber mehr als jeden anderen geliebt hatte, wiederzusehen. Wirklich alles? Auch seine Rationalität und Kontrolle über sein Leben? Für Peter waren das nur rhetorische Fragen. Onkel Ben war alles wert.

Für Lee war der Arbeitstag nicht anders als der vorherige oder als jemals einer. Und dennoch beschäftigte den Detective noch etwas anderes als endlos wirkender Papierkram. Spider-Man wurde langsam zu einem Problem. Er mochte Gutes tun, aber er ging die Sachen falsch an. Er jonglierte auf einem schmalen Grad zwischen Gesetz und Vigilant. Sie war sich sicher, dass sie ihm eines Tages begegnen würde, aber auf der anderen Seite. Und Lee wusste nicht ob sie diesen letzten Showdown überleben würde. Er war einfach zu emotional, zu sehr in die Sache verstrickt. Egal, was er ihr erzählen wollte, er kannte dieses Mädchen und er hatte die Kette mitgenommen, um sie zu schützen. Sie hatte die Zeit bis zu ihrer Mittagspause damit verbracht die von Felicia genannten Namen zu überprüfen und ihnen Wohnorte und Telefonnummern zuzuweisen. Felicia hatte die Liste so genannt, dass die Person, die sie am meisten hasste als erstes stand. Die erste Person, die Heimleiterin, saß im Gefängnis und Felicia hatte ihre Spur nicht, wusste nicht wo und in welcher Zelle sie saß. Aber die zweite wohnte schon seit ihrer Pensionierung am gleichen Ort, seit 8 Jahren. Ein Polizist im Ruhestand und obwohl sich Lee die Verbindung nicht zusammenreimen konnte, hoffte sie, dass Spider-Man die Kette gut verwahrt hatte, denn beim nächsten Mal würde sie eine geladene Waffe auf Felicia richten müssen. Ihre Gedanken würden jäh vom Klingeln ihres Telephons unterbrochen. Es war ein nerviges, mal lauter, mal leiseres Klingeln, dass sie dazu brachte sofort dranzugehen. In ihren Gedanken betete sie, dass das nicht der Held von New York war.
"Hey, Detective", begrüßte sie da eine bekannte Stimme.
Scheiße! "Du wilst mir doch nicht das sagen, was ich denke, was du sagen willst, oder, Spider-Man?"
"Es könnte unter Umständen passiert sein, dass jemand, ich tippe stark auf Felicia, die Kette geklaut hat", beichtete der Superheld von einer Telefonzelle aus.
"Was?", schrie Lee aufgebracht. "Ich habe dir doch gesagt, dass die Polizei die Sache im Griff hätte! Aber du musstest ja so egozentrisch sein!"
"Das hat damit nichts zu tun, sondern mit meinem mangelnden Vertrauen in die Polizei. Doch die Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter. Ich brauch die Adresse der ersten Person!"
"Scott Pert, ein pensionierter Polizist. Queens, Raimistreet 23. Wir treffen uns dort, du Held", antwortete Lee bissig.
Als Antwort bekam sie den monotonen Auflegeton vorgespielt und drückte verärgert auf den roten Hörer. Das war abzusehen gewesen, er dachte einfach zu wenig über die Konsequenzen nach. Die durfte sie wieder tragen. Sie packte ihre Schlüssel und ihren Mantel und rannte so schnell sie konnte aus dem Büro heraus. Hoffentlich kam sie nicht zu spät. Hoffentlich musste niemand die Konsequenzen tragen. Weder sie, noch Spider-Man und vor allem nicht das unschuldige Mädchen.

Scott Perts Haus unterschied sich nicht sonderlich von den anderen in Queens. Es war genauso lang wie die anderen, hatte einen gepflegten Vorgarten, eine angebaute Garage und wirkte idyllisch. Es war in roten Ziegeln gebaut worden, das Dach war mit schwarzen Kacheln bedeckt. Ein roter Briefkasten wartete neben der kleinen Gartentür auf Post und der Rasensprenger lief im hinteren Garten. Für all diese Sachen hatte die rohe Bestie keinen Sinn, die schwer atmend auf das Haus zustapfte. Es begann die Straßenlaterne zu leuchten, als Felicia, besessen von dem Kristall, durch den kleinen Holzzaun trat, als gäbe es ihn gar nicht. Metallsplitter flogen durch die Luft, doch die katzenartige Bestie interessierte das nicht. Unbeirrt setze sie ihren Weg fort. Diese törichte Blondine, die sie besetzt hatte, hatte sich etwas vorgemacht. Der Wunsch nach Rache brodelte in ihr seit Ewigkeiten. Sie hatte sich vielleicht eingeredet, dass sie darüber hinweg gekommen war, aber dem war nicht so. Deshalb hatte die Kette eine solche Sucht auf Felicia ausüben können, die sie dazu gebracht hatte bei Peter einzubrechen und sie sich zurückzuholen. Denn auch wenn die Blondine, deren blonde Haare mittlerweile sehr rar waren und aufgrund der verlorenen Lebensenergie durch weiße ersetzt worden waren, kein schlechter Mensch war, so wollte sie dieses Schwein doch bezahlen lassen. Und sie hatte gewusst, dass nur die Bestie ihr helfen kann. Diese hatte inzwischen die Tür erreicht, als sich die anbrechende Nacht plötzlich lichterloh erhellte. Verwirrt drehte sie sich um. Ein gleißend helles Licht, von dem Scheinwerfer auf einem Polizeiwagen ausgehend, blendete sie und die Bestie jaulte auf. Als ihre Augen sich langsam an das Licht gewöhnt hatten, erkannte die Kristallbestie eine weibliche Person bzw. ihre Silhouette, die auf sie zuschritt. Eine handliche Pistole war auf den Hybriden gerichtet.
"Lee", fauchte sie.
"Wir können das friedlich klären, niemand muss verletzt werden", versuchte der afroamerikanische Detective, in ihren üblichen Trenchcoat gehüllt, Felicia zu beruhigen. Ein verzerrtes, unmenschliches Lachen hallte durch die in das rötliche Licht des Sonnenuntergangs getauchte Straße.
"Dann sagen Sie dass doch mal dem heuchlerischen Arschloch, dass darin seine Rente genießt und meine Eltern ungerächt ließ!", schrie nun Felicia mit ihrer eigenen Stimme. "Er wurde bestochen als leitender Ermittler den Fall abzuschließen und seine Männer standen hinter ihm und deckten seinen Betrug. Dieser bierbäuchige, kalte Wichser verdient das Leben nicht!"
Der Hass, der Lee förmlich entgegenkam, erstaunte sie. Das passierte wohl, wenn man niemanden an sich ran lässt und alles mit sich selbst ausmacht. Es verbittert einen und lässt den Hass auf seine Umwelt steigen.
"Das was er getan hat, war bestimmt mehr als nur falsch. Aber deshalb müssen sie nicht auf sein Niveau herabsinken. Seien sie besser als er. Lassen sie das Monster nicht ihre Entscheidungen fällen!"
Felicia hatte die Kontrolle über ihren Körper wieder der nach Blut lechzenden Bestie entrissen und stand als normaler Mensch vor Lee.
"Das ist etwas, dass ich nie verstanden habe. In Filmen lassen sich die Antagonisten so oft von ihrem Weg abbringen. Aber sie scheinen nicht das Problem verstanden zu haben. Ich will nicht besser sein, ich will ihn nur tot sehen für das, was er meinen Eltern angetan hat. Und sie werden mich nicht daran hindern", forderte sie den Detective heraus.
Diese nahm ihre gesenkte Waffe wieder hoch und richtete sie direkt auf Felicias Brust. "Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen."
Erneut hallte ein verzerrtes Lachen durch Queens. Felicia gab bewusst langsam die Kontrolle wieder ab. "So viel zum friedlichen Weg. Wie auch immer, sie sollten sich der Wahrheit stellen: Das ist Gerechtigkeit! Ich bin sein Richter und er hat nichts anderes als den Tod verdient."
Anschließend folgte ein dröhnender Schrei der Bestie, die sich wieder vollkommen dem Körper der Weißhaarigen bemächtigt hatte. Sie rümpfte kurz ihre Nase und sprang dann auf Lee zu. Diese zögerte nicht einen Bruchteil einer Sekunde und drückte ab. Krachend entlud sich ein Schuss. Die Kugel traf genau in Felicias Schulter und schleuderte ihren Körper zur Seite. Vor Schmerz brüllend landete sie in dem kurz gemähten Rasen. Blut floss aus der Wunde und tauchte ihr T-Shirt in ein dunkles rot. Lee stand über ihr und richtete die Waffe auf die Teenagerin.
"Keine Bewegung, Ms. Hardy!", brüllte sie autoritär. Doch Lee verkannte die Situation. Nicht Felicia sondern die Bestie blickte in den Lauf der Waffe und verletzte Tiere reagieren immer aggressiv und gewalttätig, wenn sie in die Ecke getrieben werden. Die Bestie dachte nicht rational. Ihre Gedanken waren erfüllt von den Schmerzen, die in Wellen durch ihren Körper rollte. Und so reagierte sie auch. Blitzschnell und ohne jegliche Chance für Lee sich zu bewegen packte sie die Knöchel des Detectives und riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Während Lee schmerzhaft die Bekanntschaft mit der harten Erde machte und dabei ihre Pistole losließ, die an den Rand des Grundstücks flog und vor dem Zaun liegen blieb, rappelte sich die Bestie keuchend wieder auf und torkelte vor Schmerzen halb besinnungslos weg von der Szenerie, weg von dem hell erleuchteten Hauseingang, weg von Lee und ihrer Pistole. Blut tropfte in regelmäßigen Abständen auf den Asphalt und Felicias Körper wankte heftig. Es wirkte, als würde sie im nächsten Moment hinfallen. Doch das Amulett verlieh ihr außergewöhnliche Kräfte. Felicia gewann wegen all den Schmerzen wieder die Oberhand und war vollkommen fertig. Ihre Gedanken waren das reinste Chaos. Das hatte sie alles nicht gewollt. Lee hatte ihr nie etwas getan und wollte nur helfen. Nur Scott war ihr Ziel gewesen, er hatte es verdient. Doch mit Lee hatte sie erneut einen Unschuldigen verletzt und so konnte das nicht weitergehen. Das musste aufhören. Felicia biss heftig die Zähne zusammen, um vor Schmerzen nicht laut los zu schreien. Sie hatte viel Blut verloren und schwitzte heftig. Ihr Blick war jedoch eisern nach vorne gerichtet. Sie brauchte einen Ort zum Nachdenken und immer wenn ihr Leben komplizierter war, als es eigentlich sein dürfte, besuchte sie ihre Eltern. Und das würde sie auch jetzt tun. Wohl wissend dass die Bestie in ihr lauerte und nur darauf wartete wieder an die Oberfläche zu kommen.

Eine halbe Minute später löste Peter ein chemisches Netz von seinem Netzwerfer und landete sicher neben dem immer noch einen breiten Lichtkegel werfenden Scheinwerfer. Mit einer schnellen Handbewegung erlosch das Licht. Der junge Held setzte den afroamerikanischen Detective auf und lehnte Lee gegen die Tür des Polizeiwagens. Ihr Gesicht war bedeckt von Erdflecken und ein schmalen Schnitt zierte die rechte Wange. Er tätschelte ihre Wange. Lee wirkte wie in einer Art Dämmerzustand. Weder bewusstlos noch richtig wach. Zuerst begann sich ihre linke Hand zu rühren. Dann drückten sie ihre Lider heftig zusammen und öffnete die Augen.
"Lee, ist alles in Ordnung mit Ihnen?", fragte Spider-Man besorgt. Das war seine Schuld. Er hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Deshalb musste er es auch beenden, aber dafür musste er wissen wo Felicia war und wie er sie überhaupt aufhalten konnte.
"Ja", presste Lee hervor und hustete heftig. "Sie hat mich ordentlich erwischt."
"Wo wollte sie hin?"
"Keine Ahnung, aber meine Männer sind an allen Wohnorten der Personen auf Felicias Abschussliste positioniert."
"Das wird die Kristallbestie wohl kaum abhalten", murmelte er vor sich hin. Laut erwiderte er: "Können Sie mir sonst etwas sagen, ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?"
"Nicht wirklich, außer, dass sie sehr verwirrt wirkte. Sie und dieses Ding in ihr scheinen auf keinen gemeinsamen Nenner zu kommen und das merkt man auch. Es war als würde in ihrem Kopf das reinste Chaos herrschen."
"Danke", sagte Peter hastig und lief bereits los. "Sie haben mir sehr geholfen!"
Dann schoss er ein Netz an den Querbalken der nächstgelegenen Laterne und schwang sich davon. Der Wind brachte sein imaginäres Cape zum Flattern, er spürte sofort die Kälte, die von ihm ausging. Aber zumindest hatte er jetzt ein Ziel: Der Friedhof. Denn das von Lee Gesagte hatte ihn an etwas erinnert, dass ihm Felicia bei ihrer ersten Begegnung gesagt hatte.
"Aber ich habe das Grab meiner Mutter besucht und zufällig dein Gespräch mitangehört. Ich komme oft hierher, um nachzudenken und mir über das Chaos in meinem Leben klar zu werden", hatte sie ihm erklärt. Bestie hin oder her, dieser Ort war immer noch besonders für sie und dort würde er sie finden, da war der schwarz-rote Held sich sicher. Diesmal würde er nicht zu spät kommen, diesmal würde er eine ihm nahe stehende Person retten. Sein Versagen würde sich nicht wiederholen. Ich rette dich Felicia!

Peter hatte Recht behalten. Felicia kniete, trotz mehrmaliger Versuche des Abnehmens die Kette mit dem glühenden Kristall tragend, vor dem Grab ihrer Mutter. Die Erde war weich von dem Regen in der Nacht von gestern auf heute. Moira Queen stand auf einem gräulichen Grabstein, darunter ihre Lebensdaten und der Schriftzug "Geliebte Ehefrau, Mutter und Schwester". Felicia fielen die schneeweißen Haare ins Gesicht, sie
hatte ihr Gesicht in ihren menschlichen Fingern vergraben und weinte.
"Es tut mir Leid, Mom. Ich werde dich immer nur enttäuschen. Ich habe diese Menschen verletzt, ich habe Unschuldigen weh getan, dabei sollte es nur den Mitschuldigen an deinem Tod treffen. Wie kann ich das nur je wieder gut machen?"
Da legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Erschrocken drehte Felicia sich um und blickte in die ausdruckslose Maske von Spider-Man.
"Du!", zischte sie.
"Ich wusste doch, dass ich dich hier finde", sagte Peter mit beruhigender Stimme. Beschwichtigend hob er die Hände als Felicia aufstand und sich in Sicherheit brachte. "Nichts liegt mir ferner als dir etwas zu tun. Vertrau mir, Felicia."
"Du hast mich den Cops auf dem Silbertablett präsentiert und mir diese Kette abgenommen, was mich sie wie eine Süchtige suchen und klauen ließ und die mich, sofern ich sie nicht trug, langsam getötet hat. Nennst du das etwas nichts tun?", dann hielt sie plötzlich inne. Ihre Augen vergrößerten sich vor Unglaube. "Nur zwei Leute wussten von diesem Ort. Ich und..."
"Ich", unterbrach Peter seine Freundin und zog seine schwarz-rote Maske mit den großen weißen Linsen vom Gesicht. Felicias Augen wurden noch größer und Peter glaubte sie würden aus ihren Höhlen treten. Der Held ging sich kurz durch das von der Maske zerzauste Haar.
"Du bist Spider-Man", stellte die ehemalige Blondine fest.
"Ja, das bin ich und ich wollte dir immer nur helfen."
"Peter, ich habe versucht dir zu helfen, aber ich kann mir nicht einmal selbst helfen. Dieses Wesen in mir wird angetrieben von meinem Hass und davon habe ich zu viel", erklärte Felicia niedergeschlagen. "Und diese Kette kann ich nicht abnehmen, es geht einfach nicht. Dieses Mistding wird mich bald wieder kontrollieren und dann werden wieder Menschen sterben. Oh Gott, Peter, ich habe das alles nicht gewollt."
"Ich weiß Felicia", versuchte der junge Held sie zu beruhigen und nahm sie in den Arm. Ihre leicht sonnengebräunten Armen umschlangen ihn sofort und sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Sein Kostüm war an einer Schulter bereits voller But. Tränen flossen ihr wie kleine Bäche die Wangen herunter. Peter strich ihr sanft durch das lange Haar, um sie zu beruhigen.
"Alles wird gut, Felicia. Ich werde dir helfen, wir schaffen das."
Felicia löste sich aus der Umarmung und schaute Peter mit Augen voll unendlicher Traurigkeit an. "Nein, das werden wir nicht. Ich bin ein Monster. Ein Drache, du bist der Ritter. Du weißt, dass ich trotz aller Bemühungen wieder morden werde, ob es nun gegen meinen Willen passiert oder nicht. Ich bin eine verlorene Seele. Bitte, Peter."
"Felicia, was redest du da? Ich werde...", Peter beendete den Satz abrupt, als ein Auto vor dem Friedhofseingang hielt. Ein blau-weißer Polizeiwagen. Schnell setzte er sich wieder die Maske auf sein Gesicht. Bereits von Weitem erkannte er den Trenchcoat von Lee, die mit gezückter Waffe auf das Eingangstor zu lief. Felicia sah sie ebenfalls und als Peter sich umdrehte, um ihr zusagen, dass sie laufen solle, schaute er direkt in ein böses Funkeln. Ihre Ohren wurden wieder länglich und ein wenig schmaler, ihre Finger zu Krallen und ihre Pupillen zu schmalen Schlitzen.
"Du hast mich verraten!" schrie die verzerrte Stimme der Bestie, packte Peter, der trotz Spinnensinn nicht reagieren konnte und schleuderte ihn in hohem Bogen davon. Peter krachte gegen einen Grabstein, schrie auf und brach ihn in zwei. Anschließend blieb er kurz liegen. Nur kleinere Schmerzen schossen durch seinen Rücken. Als er stöhnend aufstand, sah er, wie die Bestie fauchend Lee gegenüberstand und diese ihre Waffe unbeirrt auf sie gerichtet ließ.
"Ganz ruhig, wir können das auf andere Weise klären", brüllte Lee.
"Du hast auf mich geschossen" dröhnte die Kristallbestie und ging auf alle viere runter. Im nächsten Moment schon preschte der besessene Körper von Felicia los. Peter sah verzweifelt, wie Lee begann den Abzug herunterzudrücken. Felicia war noch etwa 10 Meter entfernt, Lee hatte den silbernen Abzug beinahe durchgedrückt. Er musste sich nun innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde entscheiden. Und er entschied sich für Felicia. Nachdem er zwei Mal kurz den Netzwerfer beättigte, schossen zwei Netze auf Lee zu. Während das erste sie erreichte und wie geplant den Lauf der Pistole verdeckte, schoss Peter ein langes Netz auf Felicia zu. Lee traf das zwei Netzbündel an den Augen und verbreitete sich beim Aufprall auf der ganzen Stirn bis zum Nasenansatz. Vollkommen panisch begann Lee in Todesangst vor Felicia mit ihren Fingern an dem Netz zu kratzen und versuchte daran zu reißen. Doch die zähe Masse blieb dort wo sie ist. Gleichzeitig zog Peter an dem Netz, was an Felicias Knöchel kleben geblieben war. Der Druck aus einer komplett anderen Richtung riss Felicia unkontrolliert zur Seite. Wie von einer unsichtbaren Macht getroffen krachte sie schmerzhaft in einen an eine Gräberreihe angrenzenden Baumstamm. Dieser bekam leichte Risse, doch die Bestie stand als wäre nichts gewesen und brüllte ihre Schmerzen heraus. Ihre gelb glühenden Augen starrten Peter erbittert an. Er wusste auch ohne Spinnensinn, was das heißt: Attacke! Sofort verfiel Felicia wieder in den animalischen Lauf und rannte auf Peter zu. Dieser wartete ab. Als der Spinnensinn klingelte, war Felicia etwa 2 Meter entfernt und setzt zu einem Sprung an. Peter hechtete instinktiv zur Seite, obwohl seine Strategie "Netz auf die Augen und Tritt in die Magengrube" gewesen war, doch da hatte er sich verrechnet. Er kam nicht mehr zum Abrollen auf der Grasfläche, denn die Bestie streckte ihre Arme aus und riss ihn mit. Beide landeten unsanft auf dem Rasen und rutschten ein wenig, bis sie zum Stillstand kamen. Die Bestie hatte den Aufprall besser als Spider-Man verarbeitet, der keuchend auf dem Gras lag, denn sie stand über ihm und hob ihre geballte Faust.
"Das ist dein Ende, Verräter", sagte die Bestie und im nächsten Augenblick raste die Faust mit einer unfassbar hohen, unmenschlichen Geschwindigkeit auf Peters Kopf zu. Dieser riss seinen Kopf im letzten Moment zur Seite und die Faust prallte ungebremst auf die harte Erde. Auf die Schmerzen reagierte die Kristallbestie gar nicht, doch Peter sah seine Chance gekommen. Er ließ seinen Fuß in ihre Seite krachen und rappelte sich schnell auf, als die Bestie zur Seite geschleudert wurde. Die Bestie stand schneller als sie gefallen war und ihr Blick spiegelte nicht gerade Freundlichkeit wieder. Ein Plan musste her! Schnell! Der Schweiß trat, teilweise aus Anstrengung teilweise aus Furcht, aus allen Poren. Da kam ihm die rettende Idee. Spider-Man machte auf dem Absatz kehrt und rannte von der Bestie weg, einen Hang hinab. Das Felicia kontrollierende Wesen reagierte jedoch genauso schnell und preschte ihm hinterher. Die Szenerie hatte sich leicht geändert. Peter stand nun vor einem rauschenden Fluss, der nahtlos an die etwas tiefer liegenden Gräber grenzte (natürlich mit Abgrenzung). Der Boden bestand immer noch größenteils aus harter Erde, vereinzelt Gras und Unkraut. Und auf ihm standen die beiden Kontrahenten sich gegenüber. Die Bestie mit einer klaffenden Schulterwunde, die immer noch blutete, aber dennoch aufrecht stehend und auf der anderen Seite Peter, dessen Seite aufgerissen war und stark blutete, und der sich nur noch dank purer Willenskraft wankend auf den Beinen hielt. Doch dem ächzenden Peter war keine Verschnaufpause gegönnt. Sofort ging die Bestie wieder zum Angriff über und lief auf Peter zu. Trotz seiner Schmerzen musste der Schüler unter der Maske grinsen. Das lief doch nach Plan. Die Bestie erreichte ihn und setzte zum Schlag an. Peter duckte sich schnell genug, sodass die Pranke über ihn hinweg schoss. Mit letzter Kraft packte er Felicia an der Hüfte, drehte sich und schleuderte sie mit einem lauten Aufschrei in Richtung Fluss. Seine Muskeln brannten, er schwitzte stark und während er erschöpft auf die Knie fiel, schoss Felicia ohne eine Möglichkeit das zu ändern auf den kalten Fluss zu. Und zum ersten Mal las Peter etwas in den Augen der Bestie, das ihm wie Angst vorkam. Ihrem Aufprall folgte eine große Fontäne. Und Peter bekam die erwartete Reaktion. Felicia´s Augen wurden gelber, das Glühen schwoll an. Erst als ihre Augen wie Scheinwerfer glühten, versiegte das Licht augenblicklich. Felicias Augen nahmen eine normale Farbe an, ihre tierischen Ausprägungen bildeten sich langsam zurück. Doch sie trieb nun bewusstlos auf dem Meer und tauchte bereits im nächsten Moment ohne sich zu rühren unter. Das war nicht Teil des Plans gewesen. Vollkommen fertig rappelte sich Peter noch einmal auf, holte tief Luft und sprang seiner Freundin hinterher. Die Luftblasen, die aus ihrem Mund entwichen, wurden immer kleiner, als Peter sie erreichte. Er umschlang ihre Hüfte und zog sie mit seinen allerletzten Reserven nach oben. Er schaute nicht nach rechts und links, nur auf das schwache Licht der untergehenden Sonne auf der Wasseroberfläche. Nach Luft japsend tauchte er wieder auf und schwamm mit der bewusstlosen Felicia aufs Festland zurück. Dort legte er sich erschöpft neben die ehemalige Blondine auf das schmale, steinige Ufer. Er beugte sich über die Blondine und riss ihr die Kette mit einem Ruck vom Hals. Anschließend fiel er wieder auf seinen Rücken zurück. Also war er dieses Mistding auch los. Das Gefühl in Armen und Beinen hatte er größenteils verloren, die Eiseskälte des Flusses hatte ihm auch nicht dabei geholfen. Gierig sog er die Luft ein. Für den improvisierten Plan musste er sich selbst auf die Schultern klopfen. Wobei die Lösung eigentlich die ganze Zeit förmlich darauf gewartet hatte von ihm erkannt zu werden. Katzen waren wasserscheu und deshalb hatte die Bestie bzw. der Kristall die Kontrolle über Felicia verloren. Das zweite Monster, was er nun schon besiegt hatte. Wie viele mochten noch kommen? Mit Schaudern dachte der junge Held an den immensen Schaden, die diese Wesen anrichten konnten. Ein weiteres sehnte er nicht gerade herbei. Doch auch dieser Gefahr würde er sich stellen. Wenn sie sich nur nicht immer Menschen als Wirten aussuchen würden, wäre die Sache auch einfacher. Das Wichtigste im Moment war jedoch, dass Felicia in Sicherheit war. Er hatte sie gerettet, er hatte nicht versagt. Es hatte nicht wieder jemand sterben müssen.

Am selben Abend noch führte Peter ein Gespräch mit Felicia und seiner Tante. Sie standen vor dem Esstisch, die Lampe über diesem erhellte die Küche und das Wohnzimmer, da es draußen bereits stockduster war. Peter trug selbstverständlich nicht mehr den hautengen Dress und Felicia hatte sich ebenfalls umgezogen, da ihre Sachen voller Dreck und total durchnässt gewesen waren. In der spärlichsten und knappesten Auskunft, die Peter über Felicia geben konnte, ohne sie mit einer Bestie, der Black Cat oder Spider-Man in Verbindung zu bringen, hatte er sie seiner Tante vorgestellt. Seine Tante schien leicht ergriffen von dem Schicksal des Waisenkindes.
"Und das war die Kurzbeschreibung von ihr. Ich wollte dich fragen oder vielleicht eher bitten, dass sie hier schlafen kann. Ich meine, dass Gästezimmer steht seit Ewigkeiten leer. Sie ist eine tolle Zuhörerin, hat mir mit Onkel Ben geholfen und na ja, sie hat im Moment kein Dach über dem Kopf", sagte Peter.
Ehe May antworten konnte, fügte Peter scherzhaft noch hinzu: "Du wirst sie gar nicht merken, sie ist wie eine Katze."
"Hey!", unterbrach ihn Felicia mit gespielter Entrüstung.
"War ja nur ein Scherz", beschwichtigte Peter sie. "Werd jetzt bloß nicht zur Bestie."
Spaßeshalber boxte Felicia ihn leicht. "Ich lache innerlich." Dann wandte sie sich Tante May zu: "Und es ist auch nicht für immer. Sobald ich meinen Dad gefunden habe, sind Sie mich los."
May schaute sie mit gütigem Blick an. Sie sah, wie sie Peter aus seiner Trauer und seinem Panzer lockte. Sie tat ihm gut und genau so jemanden brauchte diese zerrüttete Familie im Moment. Das Einzige, was sie noch etwas verwunderte, waren die weißen Haare, aber wer wusste, was es damit auf sich hatte. "Das ist schon in Ordnung. Eine Freundin von Peter ist hier jederzeit gerne willkommen. Du kannst so lange bleiben, wie du möchtest."
Felicias Gesichtsausdruck sprach Bände, sie war vollkommen baff. In diesem Haus strömte einem so viel Liebe gegenüber, ganz anders als die Kälte und Ablehnung, die sie ihr Leben lang hatte ertragen müssen. "Wow, Mrs. Parker. Vielen Dank. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagte sie mit wässrigen Augen.
"Nichts", erwiderte Tante May. "Das ist selbstverständlich." Dann verließ sie den Raum, um aus dem Schlafzimmer Bettzeug zu holen und das Bett des Gästezimmers vorzubereiten. Felicia fiel Peter dankbar um den Hals. Er umarmte sie auch.
"Vielleicht können deine Wunden hier heilen", sagte er lächelnd. Felicia lächelte glücklich. Vielleicht konnten sie das, vielleicht konnte sie hier endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen.

Am frühen Morgen des nächsten Tages stand Peter an den Kais, die fernab der Lagerhäuser lagen und schaute auf den Fluss, der wie jeden Tag hier entlang floss. Um hierhin zu fahren, hatte er seine zwei Freistunden genutzt. Sein braunes Haar wehte leicht im Wind, seine Hände hatte er in dunkelblauen Jackentaschen vergraben. Mit der linken Hand umschloss er den farblosen Kristall, der einstmals in der Kette gesteckt hatte. Mit letzterer hatte er kurzen Prozess gemacht. Mitder Hilfe von Felicia hatte er herausgefunden, dass der Kristall wie der des Man-Wolf war, aber die Kette löste als eine Art Resonanzkörper die Sucht aus. Aus diesem Grund hatte Peter sie im Chemielabor von einem Bunsenbrenner verflüssigen lassen und dann entsorgt. Der Kristall war unzerstörbar, egal was er probiert hatte, das Ding hatte nicht einmal einen Kratzer. Was er auch noch festgestellt hatte war, dass die Kristalle andere Gefühle verstärkten. Der von Jameson hatte seine Gelüste, sein Verlangen verstärkt, der von Felicia ihre Rachsucht und ihren Hass. Doch eines hatten sie gemeinsam, wenn sie Peter sahen, gingen sie auf ihn los, mit der Intention ihn zu töten. Die größeren Zusammenhänge waren ihnen beiden unbekannt. Aber es war auch egal. Leicht frierend zog er seine Hand aus der Tasche und schaute sich den Kristall noch einmal an. Er sah perfekt geschliffen aus und hatte eine makellose Oberfläche. Aber der Schüler ließ sich von der Schönheit nicht beirren. Er holte weit aus und schleuderte den Kristall in einem hohen Bogen fort, wobei er sich wie Clark Kent fühlte. Er sah wie er 40 Meter entfernt ins Wasser eintauchte und auf den Meeresboden sank. Zufrieden steckte er seine Hände wieder in die Jackentasche und machte sich auf den Weg zur nächsten Bushaltestelle. Was er allerdings nicht mitbekam, war das Paar Augen, zu dem auch weiße lange Haare gehörten, die ihn aus dem Schatten eines Krans beobachtet hatten.

In der Mittagspause, zu der Peter aufgrund von Ausfällen und Freistunden erst kommen musste, bestieg er gerade den kurzen Treppenabschnitt, der ins Gebäude führte, als eine weibliche Stimme seinen Namen rief. Er drehte sich um und sah Liz, die auf ihn zu rannte, den Rucksack geschultert. Voller Verwunderung sah er Liz an, als sie näher kam. Ihr Haar war gewaschen und ordentlich gekämmt, ihre Augen wirkten lebendig und fröhlich. Grinsend grüßte er zurück.
"Hey, Liz. Du siehst aber erholt heute aus."
Verlegen kratzte sich die blonde Schülerin am Hinterkopf. "Na ja, anders auszusehen, als dieses vor sich hin vegetierende Etwas, das ich auf Memoria war, ist recht leicht. Natürlich sehe ich immer noch fertig aus und das wird auch nicht so schnell weggehen, bis mein Körper das ganze Gift abgebaut hat, dauert es mit Sicherheit noch, aber ich denke Pflege ist der erste Schritt."
Peter war vollkommen überrascht. "Das ist toll, wirklich! Freut mich, dass es dir wieder besser geht."
"Und das verdanke ich dir. Was du vorgestern getan und gesagt hast, hat mich wachgerüttelt. Du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt, um mich zu beschützen und ich dumme Kuh versuch das Zeug von der Erde aufzuschlürfen. Ich war so unverantwortlich. Die Partys werden ab sofort aufhören, ich werde mich um die Schule kümmern und darüber hinaus denken. Danke, dass du verhindert hast, dass ich mein Leben weggeworfen habe."
Peter ging sich geschmeichelt durchs Haar und entgegnete: "Du hast deinen Vater wiedersehen wollen. Wieso? Wer war er?"
"Ist. Er lebt noch. Er ist gegangen, als ich noch klein war. Meine Erinnerungen an ihn sind rar gezählt und mit dieser Droge konnte ich mein Gedächtnis ankurbeln und ihn so sehen, wie er damals war. Bei uns ist das ein Tabuthema. Meine Mutter redet nie über ihn. Sein Vorname ist Curtis, das ist das Einzige, was ich weiß. Und auch das habe ich nur durch Zufall erfahren, denn vor drei oder vier Jahren habe ich meine Mutter beim Weinen erwischt. Sie hat immer wieder gesagt: `Warum, Curtis? Warum hast du deine Familie gegen deine Forschung eingetauscht?` Aber keine Sorge, ich habe meine Lektion gelernt. Keine Drogen. Keine verpfuschte Erinnerung war ein so hohes gesundheitliches Risiko wert. Doch dafür musste mir erst einmal jemand die Augen öffnen." Sie beugte sich vor und küsste Peter auf die Wange. "Du hast etwas gut bei mir, Peter."
Sie ging in den Flur des Schulgebäudes, in das auch Peter eine Minute später trat. Sein Lächeln, seine Freude darüber, dass er Liz´ Leben zum Besseren gewendet hatte war verflogen. "Das Risoko nicht wert?", wiederholte Peter das von Liz Gesagte. "Du hast keine Ahnung wovon du redest."
Mit grimmigen Gesicht sah er , dass MJ auf ihn zu ging. Ihr roter Haarschopf war unter Tausenden zu erkennen. Sie blieben voreinander stehen und wirkten beide unschlüssig über das, was sie sagen sollten.
"Gut, dass ich dich gefunden habe", begann die Rothaarige dann. " Ich muss mich bei dir entschuldigen. Mir hat der nötige Feinsinn gefehlt, es tut mir Leid, dass ich dich derart beleidigt habe."
Das zauberte Peter, wie es die Schülerin oft tat, erneut ein Grinsen aufs Gesicht. "Du entschuldigst dich bei mir? Ich muss mich entschuldigen, aber du doch nicht. Ich habe mich wie der letzte Arsch benommen und das tut mir Leid. Ich habe vor vier Tagen jemanden getroffen, der im Grunde genommen genauso voller Zorn gewesen ist wie ich, voller Hass. Praktisch mein Spiegel. Was aus mir werden wird, wenn ich weiter alleine bleibe und alles in mich hineinfresse. Aber das ist nicht der Punkt. Denn ihr Fall hat mir gezeigt, dass das Verweilen in der Vergangenheit mich innerlich verzehrt, bis ich mich komplett isoliert und abgekapselt habe. Ich würde verbittert und einsam enden und das kann in keinem Interesse sein."
"Da hast du absolut Recht", sagte Mary Jane verständnisvoll.
"Und ich habe meine Lektion gelernt. Selbst wenn ich meine Rolle in der Welt als Spider-Man akzeptiere, so habe ich dennoch zu viele sterben lassen."
"Peter..."
"Nein, Mary Jane, genauso ist es gewesen", unterbrach der junge Held sie. "Ich habe Held gespielt, die Sachen auf die leichte Schulter genommen und nicht über die Konsequenzen nachgedacht. Doch Fakt ist, dass jede Tat Konsequenzen hat. Das habe ich endlich verstanden . Und mit diesem Wissen will ich nun versuchen der Held zu werden, den mein Onkel und Gwen längst in mir gesehen haben."
MJ nickte, auch sie lächelte jetzt. "Ich habe gehofft, dass du dich wieder besinnst. Denn du bist ein Held und solltest immer bleiben. Kleiner Themenwechsel. Ich war auf dem Weg zur Cafeteria. Willst du mitkommen?", fragte sie Peter.
Peter überlegte nicht lange und stimmte zu. Tante May hatte ihn bereits bis zum Platzen genährt und dennoch hatte er eine Chance mit MJ zusammen zu sein und mit ihr zu reden. Auf dem Weg dorthin, begann zu erzählen: "Du kennst doch Felicia, oder? Die Blondine, die bei uns eingezogen ist?"
"Ja, natürlich. Du meinst die mit den weißen Haaren?"
"Genau, das ist Felicia. Sie wird ab nächste Woche auch auf die Midtown High gehen."
Mary Janes Gesicht wirkte als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Ihr stieß das leicht auf. Sie hatte das Mädchen gesehen. Sie war sehr hübsch. Und wohnte auch noch bei ihm. "Du weißt wirklich, was du wann sagen musst, Peter", erwiderte sie leicht beleidigt.
Peter runzelte unwissend die Stirn. "Habe ich was Falsches gesagt?"
"Du magst sie wirklich, oder?", fragte Mary Jane leise.
Jetzt verstand Peter. Sie war eifersüchtig. Also empfand sie doch immer noch etwas mehr für ihn. Er antwortete: "Sie ist nur eine Freundin. Sie ist ... sie ist keine Mary Jane Watson."
Die Rothaarige strahlte über das ganze Gesicht, was Peter jedoch nicht sehen konnte, da er geradeaus schaute, damit MJ nicht sah, dass er rot wurde. Geschmeichelt setzte MJ mit Peter den Gang zum Mittagessen fort. Damit war er die schwerste und letzte Entschuldigung durch und zum Glück hatten ihm jeder verziehen.

"Was für Konsequenzen wird es für Felicia geben?", fragte Spider-Man im schwarz-roten Kostüm Detective Lee. Sie befanden sich im Büro der afroamerikanischen Polizisten, das Peter natürlich über das Fenster betreten hatte.
"Ich versuche zu erwirken, dass sie straffrei bleibt und sonst nichts fürchten muss", antwortete Lee und ließ Peter damit einen Stein vom Herzen fallen. "Denn es war nicht ihre Schuld und im Gegensatz zu Jameson hat sie keine Karriere als Serienkiller angefangen. Ich habe mich für eine Entlastung ausgesprochen. Sie ist frei zu tun, was immer ihr beliebt."
"Ich bin Ihnen zu tiefstem Dank verpflichtet, Detective."
"Keine Ursache, aber dennoch müssen wir uns unterhalten, denn deine Egoaktionen gehen so nicht. Wenn du meine Dienstmarke nicht gebraucht hättest, wüsste ich immer noch nichts von Felicia. Nur wenn sie jemanden umgebracht hätte. Und, Spider-Man: Nimm mir noch einmal die Sicht und ich lasse dich wegen Behinderung der Justiz einsperren. Selbst für Superhelden gibt es Regeln."
Spider-Man nickte zwar, war jedoch kein bisschen einsichtig. Er hatte Felicia beschützt. Vor dem Kristall und der Polizei. Er würde nie mehr die Leben anderer in die Hände der Polizei geben. Carnage hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. So viel Inkompetenz hatte er selten erlebt. Spider-Man wollte den nüchtern und zweckmäßig eingerichteten Raum gerade verlassen, als er sich schmunzelnd noch einmal umdrehte.
"Aber wir sind alles in allem kein schlechtes Team, was?"
Lee drehte sich mitsamt dem Drehstuhl um, doch anstelle von Peter blickte sie auf ihre Scheibe und hörte nur noch das Fauchen der Luft, die durch das offene Fenster kam. Als es klopfte fuhr sie wieder herum und ein Detective ihrer Einheit trat ein. Er trug Hemd und Jeans, seine Marke baumelte an einer Kette hängend an seinem Hals herunter. Seine Glatze glänzte im künstlichen Licht der Deckenlampe.
"Haben Sie mit jemandem geredet? Störe ich?"
Lee winkte ab und ging sich müde über die Augen. "Unwichtig. Was haben Sie für mich, Roy?"
"Sie haben mich doch gebeten eine Bestandsliste zu machen. So, folgendes Problem: Wenn wir der einheitlichen Aussage der Dealer glauben, dann fehlt eine Kiste mit der Memoria Droge aus dem Lagerraum."
"Irgendwelche Hinweise?"
"Nein, es waren ja alle bewusstlos. Der einzige Verdächtige wäre Spider-Man..."
"Das ist komplett abwegig!", fuhr im Lee dazwischen. "Das würde er niemals tun."
Der Detective würden den Helden New Yorks nicht derart überzeugt verteidigen, wenn sie wüsste, dass in Peters Schrank, versteckt unter den gestapelten Hosen und Pullover eine Kiste mit der Aufschrift Memoria stand in der sich Ampullen mit grünlicher Substanz befanden.

Der Mond stand am Himmel und beleuchtete wie bereits beim ersten Mal, wobei es da die Sonne gewesen war, die Stelle an den Kais, an der sich Felicia und Chamaeleon getroffen hatten. Und auch in dieser Nacht trat die Diebin in Leder in das Licht und ein paar Minuten später tat ein Mann es ihr gleich. Er trug eine Winterjacke, die Nächte waren obwohl es bereits Frühling war noch recht kalt (der Mann übertrieb jedoch) und eine schwarze Mütze. Seine Frisur hatte sich erneut geändert und war dieses Mal kurz und rothaarig. Sein Gesichtszüge wirkten auch weicher, dennoch erkannte Felicia ihn sofort wieder, da die Krallen Narben hinterlassen hatte. Dies hatte sein Immunsystem und seinen Metabolismus verändert, da sich ein Teil seines Körpers nicht mehr beliebig ändern kann, weshalb ihm so kalt war und er trotz dicker Klamotten immer noch fror.
"Schön, dass Sie kommen konnten Ms. Hardy", begrüßte der Handlanger von AT die weißhaarige Diebin wobei sein Atem gefror.
"So lange die Bezahlung stimmt", lenkte Felicia sofort aufs Thema. "Wie abgesprochen?"
"Ja, das Doppelte ihres letzten Honorars in Scheinen und Bar", bestätigte Chamäleon und öffnete den silbernen Koffer, den er in der rechten, behandschuhten Hand hielt. Mit leuchtenden Augen betrachtete Felicia die Unmengen an Scheinen und holte ihrerseits den Kristall aus ihrem Rucksack, trotz der Deaktivierung mit Handschuhen. Einen Wassertropfen auf der glatten Oberfläche wischte sie schnell weg. Sie nahm gleichzeitig das Geld entgegen und gab den Stein weg. Chamäleon tippte sich an den imaginären Hut und verschwand, während Felicia zufrieden in die andere Richtung ging. Damit hatte AT, der mysteriöse Strippenzieher im Hintergrund, bereits zwei Kristalle und kam seinem Ziel immer näher. Felicia hatte Peter durch ihre Gier in große Gefahr gebracht. Sein Grab ist bereits ausgehoben und er steht mit einem Fuß drin, dachte Chamäleon. Jetzt musste er sich nur noch hineinlegen.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von Chris » Fr 13. Nov 2015, 18:49

So, hab nun auch Akt 6 gelesen. War ja auch schon seit ewig und drei Tagen verfügbar, wenn ich mich nicht irre.

Was ich gleich und von Anfang an gemerkt hatte, ich war komplett aus der Handlung raus. Ich wußte und weiß nichts mehr von Gwen und auch an den Werwolf hab ich überhaupt keine Erinnerung mehr. Viel ist deshalb einfach an mir vorübergegangen bzw. "Ja, da war mal irgendwas". Ist halt das Problem, wenn man nur selten eine Folge veröffentlichen kann bzw. die Episoden so lang sind. Da kann man nicht noch mal eben drüberlesen.

Handlung mit der diebischen Katze hat mir gut gefallen. Das Diebesgenre liebe ich sowieso, die gute Felicia bleibt hoffentlich im Dienst und geht weiterhin auf Tour. Davon abgesehen scheint sich jetzt die Rahmenhandlung abzuzeichnen und mindestens zwei tierische Gegenspieler werden früher oder später noch die Bühne betreten. Dafür rückt zumindest für dieses Mal die Geschichte um den Doktor Oktopussi in den Hintergrund. Hab ich auch nix dagegen.

Relativ überflüssig war der Bogen und den bösen Peterparasiten, der nur seine Auftritte hatte, um nicht vergessen zu werden. Viel hat man von ihm nicht mitbekommen, deshalb wirkte auch die Erwähnung, dass Peter recht rabiat bei den Gangstern vorging und auch der ein oder andere Knochen gebrochen wurde etwas deplaziert.

Gut gelungen ist die Detektivin. Gefällt mir sehr, dass sie Spider-Man mehr und mehr misstraut. Der Bursche gibt sich auch alle Mühe, das zu erreichen. Da zeichnet sich schon ab, dass es bald zum Knall kommen wird und sie sich auf verschiedenen Seiten sehen werden.

Eher unentschieden bin ich wegen der Drogengeschichte. Freilich setzt sich der Held dafür ein, dem Drogenbaron ein Ende zu bereiten, die Lieferung zu vernichten und seiner Kollegin zu helfen, aber gleichzeitig hortet er selbst eine Kiste und wird sich in Zukunft wohl noch die ein oder andere Ladung spritzen. Dadurch wirkt Peter recht heuchlerisch. Setzt sich gegen etwas ein, nutzt es aber selbst. Gleichzeitig finde ich die Wendung aber ziemlich interessant. So ist er eben nicht der strahlende Held, sondern hat durchaus Schwächen. Nur wurde das Mädel relativ schnell zur Besinnung gebracht.

Folge hat mir gut gefallen, mal sehen, wann's weitergeht.
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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Fr 13. Nov 2015, 18:56

Das mit den langen Wartezeiten stimmt. Im Moment arbeite ich am Buch und ab und zu an Folge von Power Rangers Dino Legacy. Das Recap scheint also nicht perfekt zu sein (um Erinnerungen zurück zu holen), hättest du einen Verbesserungsvorschlag?
Ich fand den Symbionten alles andere als deplatziert, da er ja Peters Onkel umgebracht hat und jetzt sah man halt die Konsequenzen. Und keine Sorge, den Knall mit Lee gibts.
Das Problem mit der langen Zeitspanne dazwischen wirst du bei Folge 7 auch haben, denn da kommt eine alte Bekannte von Peters Alter Ego zurück.
Danke für deine Kritik.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Mo 14. Dez 2015, 01:03

Preview Folge 7:
Assassination


Kingpin im Visier des Beetle!

Eine Weile war es still um die Superschurkin Janice Lincoln alias Beetle, sie wurde seit sie Peter entkommen ist nicht mehr gesehen. Doch im Gegensatz zu Peter hat Kingpin die Flüchtende noch immer auf seiner Abschussliste. Sie hat schließlich die geheimen Informationen über all seine Geschäfte. Als ein neuer Spider Slayer auftaucht und sie angreift, kommt Janice nur knapp mit ihrem Leben davon. Ihre Rückkehr nach Manhattan ist unvermeidbar. Und eines ist klar: Nur einer von ihnen wird lebend aus diesem Kampf hervorgehen!
Während Jameson Peter notgedrungen den ersten Auftrag für den Bugle gibt, versucht Felicia sich in der neuen Schule einzuleben, was sich als gar nicht so leicht herausstellt. Hilfe kommt von unerwarteter Seite.
Und: Was hat es mit den Kisten, gefüllt mit der Memoria-Droge, auf sich?

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Do 24. Dez 2015, 13:12

Folge 7:
Asssassination


Previously...

Der Astronaut Jameson brachte eine schwarze Masse aus dem Weltall mit, die bei seinem Kampf mit Peter auf dessen Kostüm überging und es fast vollständig bedeckt. Es vergiftet seitdem seinen Verstand und macht aus ihm einen sich manchmal nicht kontrollierenden, aggressiven Menschen. Zudem ernährt sich der Symbiont von seinen dunklen Gefühlen. Sein Sportlehrer warb ihn für das Fußballteam an, da Peter durch das Einsetzen seiner Kräfte besser als die anderen spielte. Jameson verwandelte sich durch einen Kristall in eine Wolfsbestie, die seine Angebetete Betty Brant entführte. Seitdem Peter den Astronauten als Werwolf outete, ist sie alles andere als gut auf ihn zu sprechen. Peter traf auf die Meisterdiebin Felicia Hardy alias Black Cat, die ihm half mit dem Verlust seines Onkels umzugehen, den er sich vorwarf. Selbst jedoch von Hass zerfressen, wegen des Mordes an ihrer Mutter, war sie eine leichte Beute für eine Rache übende Kristallbestie. Nachdem er sie als Spider-Man von der Kontrolle eines weiteres Kristalls befreite, bot er, da er vor ihr die Maske abgenommen hat, ihr an bei ihm und May zu wohnen. Die Blondine nahm an, will jedoch nur so lange bleiben, bis sie ihren verschollenen Vater gefunden hat. Den Kristall verkaufte sie hinter Peters Rücken, der ihn in den Fluss geworfen hatte, an den mysteriösen AT, der somit bereits zwei hat. Der Unterweltboss Wilson Fisk alias der Kingpin feuerte die talentierte Technikerin Janice Lincoln, die sich fortan an ihm rächen will, mit Hilfe eines Exoskeletts und dem Namen Beetle. Doch Fisk hat einen ebenso talentierten Mann namens Alistair Smythe unter Vertrag. Dessen Exo-Skelett besiegte das von Janice mühelos, Spider-Man schritt jedoch ein. Janice konnte mit einem Stick, auf dem Infos über jedes miese Geschäft von Fisk verzeichnet ist, auf dem Seeweg entkommen, während Peter Smythe ins Gefängnis brachte. In diesem erkannte er seinen Fehler und beschloss eine KI zu entwickeln. Peter stahl aus einem Lager eine Kiste voll von der der Droge Memoria und versteckte sie in seinem Zimmer. Die Droge sollte Liz, der er half von Memoria loszukommen, ein Gespräch mit ihrem Vater ermöglichen, der sie verließ als sie noch klein war. Sie weiß nur noch seinen Vornamen: Curtis. Spider-Man arbeitet des Öfteren mit dem Detective Terri Lee zusammen und sie sind bereits ein recht gutes Team, doch sie misstraut ihm und versucht seine wahre Identität herauszufinden, um ihn stoppen zu können, falls es nötig ist.

Der Mond stand hoch am Himmel und erhellte die höher liegende Straße vor Janice. Von Nahem hörte sie sanftes Meeresrauschen, Möwen flogen kreischend über ihr. Die Diebin, gekleidet in eine Sweatshirtjacke, Jeans und mit einer Cappy, die sie tief ins Gesicht gezogen hatte, ging diese Straße entlang. Ihre Augen waren vom wenigen Schlaf gerötet, das Gesicht wirkte ausgemergelt. Die letzte Zeit hatte sie Kraft und Nerven gekostet. Ihr Ziel lag nur noch 20 Meter vor ihr. Sie ließ den silbernen USB-Stick zwischen ihren Fingern herumgehen. Die zwei Monate ohne Fisk, Smythe und dem rot-blauen Superhelden war die beste Erholung gewesen, die sie jemals gehabt hatte. Die kanarische Insel, auf die sie geflüchtet war, war ein Paradies. Selbst um Mitternacht herum lag die Temperatur noch bei angenehmen 22 Grad mit ein bisschen Wind. Ihre Haare hatte sie unter der schwarzen Kappe versteckt, doch an den Seiten waren ihr zwei Strähnen entwischen. Natürlich war sie nicht ohne Grund so lange unerkannt geblieben. Ihr einstmals dunkles Haar hatte sie rot-blond gefärbt und sie trug ständig Kontaktlinsen, die die Farbe ihrer Regenbogenhaut anders aussehen ließen. Sie hatte sich unauffällig verhalten, niemals zu viel auf einmal ausgegeben. Das war ihr schwer gefallen, denn das NYPD hatte ihr eine ordentliche Summe gezahlt. Und heute würde sie sich endlich des Schattendaseins entledigen. Ihre Flucht wurde aufhören, sie würde nicht mehr ständig nach rechts und links gucken müssen, wenn sie sich in der Stadt aufhielt. Denn in dem leicht heruntergekommenen Haus, vor dem sie jetzt stand, sollte sie sich mit einem Interessenten treffen, der ihr den Stick, auf dem alle Geschäfte von Wilsen Fisk alias dem in der Verbrecherwelt gefürchteten Kingpin verzeichnet waren, für noch mehr abkaufen wollte, als sie eigentlich hatte haben wollen. Mit dem Stick konnte man Fisks Imperium dem Erdboden gleich machen. Dennoch wurde ihr beim Anblick des einstöckigen Hauses vor ihr, dessen Wände voller Dreck waren, größenteils bedeckt von Pflanzen, die Scheiben so verschmiert, dass man keinen Blick hindurch werfen konnte und die einst massive Holztür wirkte morsch und leicht zerbrechlich, ein wenig mulmig. Doch sie fühlte die Spitze einer etwa Handteller großen Scheibe in der Tasche ihres Sweatshirts. Diese Versicherung gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Mit dem Beetlemirror war sie gegen alles, was sie in dem Haus erwartete, gewappnet. Doch da sollte sie sich irren. Noch ehe Janice sich versah, klopfte sie und hatte bei jedem knarzenden Geräusch, dass die Tür von sich gab, Angst, dass sie sie aus den Angeln klopfen konnte. Als sie zum dritten Mal ansetzte, öffnete sich die Tür und ein unsympathischer Typ grinste sie anzüglich an. Seine Haare waren zu einem fettigen Zopf gebunden, ein verschwitztes Gesicht und ein unregelmäßiger Drei-Tage-Bart rundeten das schäbige Bild ab. Er trug ein an den Armen zerfetztes T-Shirt und eine dreckige Strandshorts. Janice stand vier Meter von ihm entfernt und doch stieg ihr sein strenger Schweißgeruch in die Nase. Sie unterdrückte das Verlangen geekelt das Gesicht zu verziehen.
"Sie sind hier im Auftrag von Dr. Ock?", fragte sie arrogant. Ihr war klar, dass das nur ein Deckname war, doch mit ihm sollte sie sich melden.
Das Grinsen auf dem Gesicht des Lakaien wurde breiter. "Dann müssen Sie Ms. Beetle sein. Kommen Sie herein!"
Die gefärbte Blondine kam der Aufforderung nach und wie sie es geahnt hatte, machte das Innenleben des Hauses ebenso wenig her wie das Äußere. Nur eine an den Ecken verdreckte Matratze, ein Tisch und ein hölzerner Stuhl standen auf dem gefliesten Boden, wobei man bei gefühlt jedem zweiten Schritt auf eine Stelle trat, an der eine Fliese fehlte. Staub sammelte sich überall, nicht gerade das Paradies für Janice.
Der Lakai des vierbeinigen Wissenschaftlers musste ihren skeptischen Blick bemerkt haben, denn er sagte: "Ist nur für eine Nacht, morgen früh bin ich so schnell wie möglich hier wieder weg."
Janice spottete in Gedanken, dass er recht gut in diese Bruchbude passte. Der Mann deutete mit seinem Finger auf den silbernen Laptop hinter ihm, der vom Tisch aus den ganzen Raum in blaues Licht tauchte und auch die einzige Lichtquelle zu sein schien. Also direkt zur Sache, gut.
"Bevor ich Ihnen den Stick gebe, wie sieht es mit meiner Bezahlung aus?", fragte die Blondine keck und warf den silbernen USB-Datenträger von einer in die anderen Hand.
"Die kriegen Sie natürlich bar auf die Hand", entgegnete der Mann und hob eine braune Tasche neben sich hoch, die sich bereits stark nach außen wölbte. "Eine Milliarde Dollar."
Gierig zog Janice den surrenden Reißverschluss zur Seite und mit einem Funkeln in den Augen schaute sie auf die tausenden Scheine in der Ledertasche.
"Ihr Boss hat echt einen goldenen Löffel im Mund", bemerkte sie lächelnd und hielt dem Lakai wiederum den Stick hin.
Dieser ergriff ihn mit seiner schwitzenden, rechten Hand und steckte den Datenträger in seinen Laptop. Augenblicklich öffneten sich mehrere Ordner, alle randvoll mit Dokumenten und angelegten Berichten. Alles fein säuberlich von Fisk nach Datum geordnet.
"Jackpot", staunte der Mann.
"Wie ich es sagte. Müssen Sie die einzelnen Ordner jetzt noch alle durchgehen oder kann ich mich für immer von dieser Insel verpissen und wieder in mein geliebtes New York zurückkehren?"
Der Mann, komplett versunken in die Daten, machte eine wegwerfende Handbewegung. Das war Janice Zeichen. Sie drehte sich um, griff mit einer Hand nach der Geldtasche, während sie mit der anderen die Tür aufstieß und in die laue Abendluft trat. Ihre Augen strahlten vor Freude. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Nie wieder musste sie sich um irgendetwas sorgen, sie konnte ihr Leben jetzt einfach nur genießen. Und wer konnte das schon in ihrem Alter behaupten? Doch das Lächeln wich aus ihrem Gesicht, als sie ein leises Ticken hörte. Erschrocken riss sie ihren Kopf herum.
"Was zum...?"
Ihre Augen weiteten sich vor Panik. Sie wollte weglaufen, doch ihre Beine gehorchten ihrem Befehl nicht. Sie schloss die Augen und im nächsten Moment verging die Welt um sie herum in einer donnernden Explosion, die ihren Schrei schluckte. Alles verging in einem grellen Licht, die schwarze Nacht wurde lichterloh erhellt, nichts anderes schien mehr existent zu sein. Die Druckwelle riss die Blondine von den Füßen, die Flammen hatten die Enden ihrer Kleidung angekokelt, es regnete Zement. Ihre geblendeten Augen sahen eine brennende Ruine (nicht, dass das ein großer Unterschied zu der Bruchbude vorher gewesen wäre), die Straße war mit brennenden Hausresten bedeckt. Schutt und Asche hatten sich in einem weitläufigen Umkreis verteilt. Mit dröhnendem Kopf richtete sie sich auf und stützte sich an einem Baum ab. Ehe sie sich fragen konnte, wer der Verursacher der Explosion war, landete dieser dumpf vor ihr. Ein vierbeiniger Spider Slayer schaute sie aus glühend roten Augen an. Sein stählerner Körper war mit Stacheln versehen, das Ende seines agilen Schwanzes, der sich zu Janice Beunruhigung hektisch hin- und herbewegte, war eine dolchähnliche Spitze. Der Mond spiegelte sich auf seinem Stahlpanzer und ließ ihn noch bedrohlicher aussehen.
Die Überraschung war perfekt, als ein holografisches Abbild von Fisk vor die keuchende Blondine projiziert wurde. "Hallo, abtrünnige Mitarbeiterin. War dir etwa nicht klar, dass ich den Stick sofort orten kann, wenn er angeschlossen wird. Nein? Du kleine Närrin, du. Zumindest hast du es nicht mit deinem Leben bezahlen müssen. Dein Käufer würde die Sache bestimmt anders sehen, wenn er sich noch äußern könnte", dröhnte seine kräftige Stimme über die einsame Straße. Janice Gesicht war eine wutverzerrte Fratze. Ihre Augen schienen Feuer zu sprühen. "Och, jetzt guck doch nicht so vorwurfsvoll. Nach den zwei Monaten genieße ich es gerade, wie du dich unter Schmerzen windest. Wie gefällt dir eigentlich mein neuer Slayer, Lincoln? Smythe kann selbst aus dem Knast noch Unglaubliches vollbringen, oder?"
"Fahr zur Hölle", presste die ehemalige Brünette unter zusammen gebissenen Zähnen hervor.
"Keine Sorge", erwiderte Fisk spöttisch. "Da werde ich auf jeden Fall landen. Du kannst ja auf mich warten!"
Blitzschnell schoss der Schwanz des Slayers nach vorne. Doch Janice hatte diese Attacke längst kommen sehen und konnte trotz der hohen Geschwindigkeit der Spitze rechtzeitig ausweichen. Die scharfe Klinge bohrte sich in den Baum hinter ihr.
"Ich bin auch nicht untätig gewesen, Kingpin", tönte Janice und fischte die metallene Scheibe aus ihrer Sweatshirtjackentasche. Mit erstaunlich flinken Händen presste sie sich an ihre Brust. Metall umschlang gurtähnlich ihren Oberkörper. Janice ließ die Scheibe los. Von den zwei Gurten ausgehend wurde ihr ganzer Körper von einem eisernen Anzug umhüllt. Zum Schluss verschwanden auch ihre Augen hinter den Linsen der metallenen Maske. Der violette Metallanzug lag eng an ihrem Körper an, wirkte jedoch im Gegensatz zur ersten Version breiter und war stärker gepanzert.
"Geniale Technik, das muss ich dir lassen", staunte Fisk. "Miniaturisierte Kampfanzüge. Wow! Dann überlass´ ich dich mal Smythes Schöpfung. Also wieder das Duell zwischen euch beiden, mal sehen ob er diesmal auch die Überhand behält."
Mit diesen Worten erlosch das Hologramm und Janice ging in Kampfstellung. In den glühenden Augen der Kampfmaschine konnte sie natürlich keine Gefühlsregungen oder eventuelle Andeutungen einer baldigen Attacke feststellen, wodurch sie gegen die KI im neuen Slayer unterlegen war. Wie Eisskulpturen standen sich die Metallkreaturen gegenüber. Der warme Wind pfiff an ihnen vorbei. Plötzlich stieß sich Janice ab und sprang zur Seite, den Kopf zum Slayer gewandt. Im Sprung drückte sie einen Kopf an ihrem Unterarm und zwei Läufe wurden über ihren Händen ausgefahren. Und sie hatte viel verbessert. Ein automatisches Suchsystem visierte den Slayer an. Als es zum Stillstand kam und rot blinkte, gingen Janice Mundwinkel für einen Moment hoch.
"Feuer", sagte sie ruhig.
Im nächsten Moment brach die Hölle los. Krachend verließen Energiegeschosse die dunklen Läufe und prallten donnernd auf die Panzerung des Slayers. Sie begann rötlich zu glühen. Unsanft prallte Janice nach ihrem gelungenen Manöver auf dem Gras auf und wurde von diesem gestoppt, wobei sie eine tiefe Furche zog. Sie hatte den Beschuss eingestellt, da ihre Kraftreserven begrenzt waren und sie mit ihrer stärksten Waffe eigentlich sofort den Sieg hatte erringen wollen. Stattdessen war der Slayer noch vollkommen intakt und die erhitzten Panzerplatten kühlten zischend ab. Der Slayer setzte erneut auf einen Klingenangriff, doch diesmal schoss die blitzende Klinge um Zentimeter an Janice vorbei. Zuerst war sie ein wenig verwundert, wollte dann jedoch ihre Chance nutzen und lief auf das Ungetüm aus Stahl zu. Selbstverständlich hatte sie die stümperhaft ausgeführte Taktik des Slayers längst erkannt. Der Schwanz schoss von hinten auf sie zu und würde sie mit einem gezielten Stoß in die Wirbelsäule lähmen. Jedoch war es viel zu offensichtlich, weshalb sie darauf geschlossen hatte, dass das Programm des Slayers noch nicht fertig und unausgereift war. Und so lief sie weiter, so schnell es ihr die Rüstung erlaubte, auf den Slayer zu, während die Schwanzklinge deutlich schneller auf sie aufholte. Der Computer in ihrem Anzug rechnete die Geschwindigkeit hoch und genau im richtigen Moment drückte sich Janice vom Boden ab, sodass die Klinge sie verfehlte. Dafür schoss sie nun auf Smythes Schöpfung zu. Ungebremst krachte die Klinge in den eisernen Kopf des Monsters. Funken flogen. Beim Herausziehen der Klinge riss der Slayer sich ein Stück von der Panzerplattte am Kopf ab. Funken sprühende Kabel wurden sichtbar. Gleichzeitig erloschen die Augen und gingen im nächsten Moment wieder an. Sie leuchteten wie ein Blinker. Dazu zuckte der Körper des Slayers unkontrolliert.
"Fehlfunktion", diagnostizierte Janice und fuhr einen Lauf wieder aus. Er blitzte im Mondschein auf. "Gegen Kopfschmerzen hilft nur ein Laser zwischen die Augen."
Das anschließende Lasergeschoss traf genau an der Stelle, an der dem Slayer die Panzerung fehlte. Wie bei Achilles´ Ferse bedeutete das sein Ende. Er verging in einer lautstarken Explosion, bei der Janice beinahe die Trommelfelder rissen. Der Lauf zog sich wieder ein und der gesamte Anzug komprimierte sich wieder in der Scheibe. Da musste sich Smythe bei der KI deutlich mehr Mühe geben, diese Proto-Version war ungewohnt schlecht, entgegen seines sonstigen Perfektionszwanges, und voller Fehler. Vor Anstrengung und Konzentration schwitzend, erschöpft und wütend verstaute Janice den Beetlemirror wieder in ihrer Jackentasche. Sie schaute fast schon andächtig auf die brennende Hausruine. Die Hitze prickelte auf ihrer Haut, die züngelnden Flammen spiegelten sich in ihren Augen. Mit dem Stick hatte die Explosion ihre Träume auf ein glückliches Leben mit einem Schlag ausgelöscht. Die vergangenen Monate waren in einer Sekunde nichtig gemacht worden. Die Tasche mit der Milliarde war ebenfalls komplett verbrannt, nur noch Asche fand sie in ihr. Smythe und der Kingpin hatten ihr Leben nun zum zweiten Mal zerstört.
"Das wirst du bezahlen, Fisk", zischte die gefärbte Blondine entschlossen.

Der Biss einer radioaktiv verstrahlten Spinne verleiht dem Schüler Peter Parker die proportionale Kraft und Beweglichkeit einer Spinne! Mit seinen selbstgebauten Netzdüsen kämpft Peter als Spider-Man gegen alle möglichen Superschurken… und versucht nebenbei noch etwas wie ein normales Leben zu führen.
WhiteDino präsentiert: The Astonishing Spider-Man!

Peter ahnte unterdessen noch nichts von der zurückkehrenden Feindin der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft und schlenderte übermüdet mit Felicia durch die über- und lärmerfüllten Gänge der High School. Es war der frühe Montagmorgen und tiefe Augenringe zeugten von seinen nächtlichen Aktivitäten, seine Haare waren sehr wirr und standen an einer Stelle stark ab. Er hatte die Zeit heute morgen genutzt, um die Schlafenszeit von 2 Stunden auf 2 Stunden und 10 Minuten anzuheben. Gebracht hatte es ihm nicht wirklich etwas. Der heutige Tag war Felicias erster an einer höheren Schule, sie hatte eine High School bisher nur von innen gesehen, wenn sich in ihr etwas zum Stehlen befunden hatte. Dementsprechend unsicher war sie und strich sich immer wieder durch das weiße, schöne Haar. Während die Jungs ihr glotzende Blicke zuwarfen, was bei ihrer Schönheit, Anmut, gemischt mit der Gefahr, die sie ausstrahlte, nur allzu verständlich war, erntete sie von den weiblichen Schülerinnen nur verachtende Blicke. Peter musste unwillkürlich lächeln und versuchte nicht laut loszulächeln.
"Felicia Hardy, die größte Diebin unserer Zeit, wird durch die normalen High School Verhältnisse verunsichert, hört, hört", spöttelte der Superheld.
"Idiot", konterte Felicia mit einem unsicheren Lächeln und boxte ihm scherzhaft auf den Oberarm. "Ich wusste halt nicht, dass es ... so ist."
"Du meinst, die Konkurrenzkämpfe, die Assis, die Dauergeilen, die Tussies? Tja, tada, willkommen in meiner Welt!"
"Sei nicht so zynisch", erwiderte die Blondine lächelnd. Aus dem Hintergrund hörte sie ein Mädchen sagen, dass es ihre Haare voll seltsam fand, diese Weiß wäre ja sowas von out. "Wow, circa drei Minuten hier und schon lästert man über mich."
"Sei doch froh, ich war früher nach einer halben Minute im Spind. Die guten alten Spind-Thementage vermisse ich gar nicht. Und es ist doch glasklar, dass du als Konkurrenz betrachtet und deshalb beäugt wirst. Wirf doch mal einen Blick in den Spiegel."
Eine Gruppe von Mädchen schaute sie musternd an und als die beiden an ihnen vorüber gegangen waren, ging das Getuschel los:
"Hast du ihre Kleidung gesehen?"
"Ja, voll 2013, oder?"
"Aber sowas von, Mädels. Totaler Flop."
Felicia durch Peters Worte leicht geröteten Wangen verblassten und sie ballte ihre Faust so stark zusammen, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Doch als sie sich gerade umdrehen wollte, hielt Peter sie zurück.
"Tu´ einfach so, als würde es dir nichts ausmachen. Sonst werden die weiter machen."
"Ich hasse Schule jetzt schon."
"Und das ist die Einstellung, die dich mit jedem anderen Schüler verbindet", erwiderte Peter grinsend und gähnte.
Da lief von der Seite ein Jugendlicher in Peters Alter, mit dunklen Locken und einem verträumtem Blick, zu ihnen und pfiff, nachdem er Felicia entdeckt hatte. Sein Körper war braungebrannt und unter dem blau-weißen Trikot, auf dem ein goldener Adler prangte, zeichneten sich definierte Muskeln ab.
"Woher kennst du denn solche heißen Schnitten?", fragte er mit einem Lächeln und wollte seinen Arm um Felicia legen.
Peter schlug ihn weg. "Lass den Scheiß doch, Mann."
"Ist da etwa jemand eifersüchtig?", hakte sein Mitschüler neckisch nach.
"Nein, natürlich... warum sollte...ich muss mich vor dich nicht rechtfertigen", stammelte Peter, woraufhin Felicia amüsiert schmunzelte. "Wie auch immer, Conner, was wolltest du von mir?"
"Oh, ja. Jetzt ist Sondertraining. Und dein Unterricht fällt dafür aus", ergänzte Conner Prince den letzten Satz schnell, ehe Peter danach fragen konnte. "Samstag ist dem Coach wichtig, deshalb hat er den Direktor bequatscht. Also werf´ dich in Schale, ich seh´ dich gleich auf dem Feld", sagte er und klatschte Peter auf die Schulter. Dann wandte er sich noch einmal Felicia zu. "Ich hoffe man sieht sich."
"Sehr subtil", meinte Peter angesäuert, als der Sportler in Richtung Sporthalle lief.
"Das war immerhin der Erste hier, der nett zu mir war."
"Ja, aber nicht aus reiner Nächstenliebe. Der alte Weiberheld."
"Er hat nicht ganz unrecht, da schlägt ein wenig Eifersucht durch", zog ihn Felicia auf.
"Was? Nein, auf keinen Fall", erwiderte Peter etwas zu schnell.
"Ich ärger dich doch nur, Pete. Was ist denn so Wichtiges am Samstag?", fragte sie unwissend.
"Wir spielen gegen Grandville, auch bekannt als die grünen Teufel der Liga. In dieser Saison noch kein Spiel verloren und unser Coach hat noch nie gegen sie gewonnen. Dieses Jahr ist sein letztes als Trainer und er will seinen ersten Sieg gegen die Grandville Devils holen. Also heißt das für uns Spieler Sondertraining."
"Seit wann spielst du denn Fußball?"
"Diesen ungläubigen Subtext kannst du dir sparen, Cat. Ich bin ein vollwertiges Mitglied des Teams."
"Wie viele Einsätze hattest du denn schon? Lass mich raten, keinen?"
"Hey, das ist unfair. Ich bin erst seit zwei Wochen in der Mannschaft und aufgrund von regional gestellten Prüfungen sind die Spiele ausgefallen. Das wird mein erstes Spiel am Samstag."
"Du Profi", spottete Felicia. Die gehässigen, begehrenden und misstrauischen Blicke, die ihr fast jeder zuwarf, der sie sah, waren vergessen.
"Dann geh ich mal, damit du am Samstag sehen kannst, wie gut ich bin. Du kommst doch, oder?"
Eigentlich war Fußball gar nicht ihr Sport, doch als sie in Peters Augen sah, konnte sie nicht anders als Ja sagen. Sie wollte so viel Zeit mit ihm verbringen wie nur möglich, auch wenn ihr Sarkasmus das nicht immer zeigte. Sie versteckte sich hinter dem Zynismus, was jedoch nichts daran änderte, dass Peter toll war. Das lag nicht nur daran, dass er ihr Retter war und sie ohne ihn nur noch eine schwache Existenz in dem Körper einer Kristallbestie wäre, es war einfach Peter selbst. Seine lockere Art und sein Lächeln, dass sie glauben ließ, dass alles in Ordnung war, dass sie in Sicherheit war. Natürlich wusste sie von Mary Jane, aber so schnell gab die Black Cat nicht auf. "Ich will unbedingt sehen, was der große Meister so kann."
"Du kommst alleine klar?", fragte Peter, als er sich auf halber Strecke umdrehte, mit ein wenig Besorgnis in der Stimme.
"Ja, klar", sagte Felicia selbstsicher, doch fühlte sie sich nicht so.
Als Peter gegangen war, brach alles wieder auf sie herein. Alle Kommentare drangen in ihr Ohr. Die anzüglichen ihren Körper betreffenden Rufe versuchte sie vollkommen zu ignorieren. Sie fühlte sich auf einmal ganz alleine und hilflos. Alleine. Wie immer. Immer war sie alleine gewesen. Das Gefühl der Einsamkeit kroch in ein Herz und umschloss es mit einem Steinpanzer. Bei Peter hatte sie immer das Gefühl, dass sie nicht alleine war, wusste, dass sie zu jemandem gehörte, dass sie eben jemandem hatte, dem sie wichtig war. Doch kaum war er weg, brach die Einsamkeit wieder über sie herein.
"Wie konntest du mich hier nur alleine lassen, Netzkopf", murmelte Felicia, zog einen Riemen ihres Rucksacks wieder auf ihre Schultern und begann ihren Klassenraum zu suchen.

Ungeduldig stand Janice vor dem langsam laufenden Gepäckband. Bei ihrem Glück war ihr Koffer der letzte. Sie wartete nun schon seit einer geschlagenen halben Stunde und tippte genervt mit ihrer Fußspitze auf den Boden. Die glücklichen Menschen um sie herum machten sie krank. Das ganze Lachen, die vorfreudigen Gesichter. Dumme Unwissende! Die einen freuten sich auf einen Urlaub in den Staaten, die anderen besuchten ihre Familien, wieder andere kehrten zurück und freuten sich wieder zu Hause zu sein. Die gefärbte Blondine hingegen schaute düster drein und ihr Gesicht schien wie eine steinerne Maske. Fisk hatte ihr erneut alles genommen. Damals ihren Job und jetzt ihr zukünftiges Leben. Dieser Fettsack machte ihr immer alles kaputt, er zerstörte systematisch ihr Leben. Und dabei unterstützte ihn dieser schmierige Smythe. Sie hatten sich gegen sie verschworen, wollten sie vernichten, doch den Gefallen würde Janice den beiden nicht tun. Ihr Mundwinkel zuckte kurz nach oben. Sie fühlte den Beetlemirror in ihrer Sweatshirttasche. Mit dem Upgrade ihrer Beetlerüstung war ihr Smythe nicht länger gewachsen und wenn sie ihn ausstach, hatte Fisk auch nicht mehr lange etwas zu lachen. Sie hatte Tag und Nacht und mit allem erpressten Geld (von Folge 3) an ihrer Kampfrüstung gearbeitet. Die Bewegungen waren flüssiger und schneller, die Waffensysteme hatten die Durchschlagskraft eines Panzers und ihre Panzerung war der von Smythes Drohnen deutlich überlegen. Spider-Man hatte sie schon damals nicht aufhalten können und damals hatte er mit dem Proto-Beetle gekämpft. Sie war naiv gewesen, doch sie hatte die Realität erkannt. Nach ihrem Upgrade war niemand mehr in der Lage sie aufzuhalten. Sie würden jeden in der Luft zerreißen, der sich ihr in den Weg stellt. Ihre bösartigen Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ihr schwarzer Koffer als vorletzter vor ihr erschien. Sie packte schnell seinen Griff und zog ihn herunter. Seine Räder knallten donnernd auf den Flughafenboden und sie schickte sich an den Raum zu verlassen, als sie auf einen kleinen Fernseher aufmerksam wurde, der in der linken Ecke über dem Eingang hing. Eine Sondersendung lief. Es schwer zu erkennen, doch Janice gelang es die blaue Bildunterschrift zu lesen.
"Sondersendung: Countdown zur Eröffnung der Empire State University", murmelte sie.
Den Reporter jedoch verstand sie kaum. Doch das hatte auch nicht ihre Aufmerksamkeit erregt. Es war ein Bild, das hinter dem Nachrichtensprecher gezeigt wurde und zu dem sich jetzt auch die Bildunterschrift änderte. Im Hintergrund sah sie Fisks in einen weißen Anzug gezwängten Körper, mit einem genüsslichen Grinsen auf den Lippen und einer glänzenden Glatze.
"Wirtschaftsboss Wilson Fisk wird die ESU mit Bürgermeister Morston einweihen", las sie erneut die Bildunterschrift. Diesmal, um sich zu vergewissern, dass sie richtig gelesen hatte. Das konnte doch nicht wahr sein! Verblüfft runzelte Janice die Stirn. Dieser Narr gab eine Pressekonferenz? Er servierte sich ihr ja auf dem Silbertablett! Sich, kurz nachdem er sie angegriffen hatte, in die Öffentlichkeit zu wagen, war gefährlich, aber das konnte Fisk nicht wissen. Er wiegte sich arrogant in Sicherheit, glaubte, dass niemand es wagte ihn, den großen Kingpin, anzutasten. Aber Janice war nicht niemand, sie war der Beetle! Es stand fest: Heute Nachmittag noch würde Fisk das Zeitliche segnen, der große Kingpin würde vor aller Augen niedergestreckt werden. Wie könnte sie so eine Einladung ausschlagen?

Der Aufzug stoppte, die Kabine wurde ein wenig durchgeschüttelt und es machte Pling. Surrend fuhren die Türen des Fahrstuhls zur Seite und Peter trat mit ein wenig mulmigem Gefühl in das oberste Stockwerk des Daily Bugles. Es wimmelte von Schreibtischen, hektisch herumlaufenden Angestellten und Akten. Telefone klingelten, wurden sofort abgehoben und Gespräche hallten durch das ganze Stockwerk. Peter fühlte sich sofort fehl am Platz, wie ein Fremdkörper. Ein seiner rechten Hand hielt er einen DIN-A4 großen Umschlag, in dem sich neue Bilder von ihm beziehungsweise seines zweiten Ichs, Spider-Man, befanden. Eigentlich hatte er nicht wieder hierher kommen wollen. Es hatte sich zuerst ganz lukrativ angehört, doch Jameson war ein Ausbeuter und seine Bezahlung rechtfertigte kaum den Aufwand. Der cholerische Chef der Zeitung war Peter auf Anhieb unsympathisch gewesen. Seine ganze Art hatte ihm einfach missfallen. Dazu hasste er Spider-Man, also indirekt Peter. Und dennoch stand er nun wie erstarrt wieder im obersten Stockwerk des Bugles. Er hatte 30 Bilder gemacht, so viele, weil er unbedingt eine anständige Bezahlung brauchte. Dem Schüler war aufgefallen, dass seine Tante die Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte, sie stapelten sich. May hatte versucht sie zu verstecken und sich nichts von der Notlage anmerken zu lassen. Aber natürlich hatte Peter es trotzdem herausgefunden. Die Schulden waren schon immens, wie konnte eine Rentnerin auch ein großes Haus und drei Bewohner bezahlen? Onkel Ben hatte trotz seines Ruhestandes immer kleinere Arbeiten wie Gartenpflege, wovon er echt viel verstanden hatte, verrichtet, doch nun, da diese Einnahmequelle fehlte, wurde es eng. Die Rechnungen waren zu den Lebzeiten seines Onkels schwer zu bezahlen gewesen, aber ohne ihn war es unmöglich. Also hatte er sich durchgerungen zu dem von Spider-Man besessenen Jameson zu gehen. Besser sein Geld als gar keins. Peter atmete tief durch und schlängelte sich dann seinen Weg zwischen Schreibtischen und hin- und her laufenden Angestellten hindurch bis er vor Bettys Schreibtisch stand. Jamesons Sekretärin führte scheinbar ein erregtes Gespräch, da sie in den schwarzen Hörer brüllte.
"Nein, du hörst mir zu! Du hast dich in dieses Vieh verwandelt und hättest mich getötet, wenn Spider-Man nicht gewesen wäre. Lass mir dir einen Rat geben: Verschwende deine begrenzten Anrufe nicht mehr, um mich zu erreichen. Lass mich einfach nur in Ruhe, John!"
Noch ehe Jamesons Sohn, der Astronaut, der Peters Symbionten mitgebracht hatte, etwas erwidern konnte, knallte Betty den Hörer in die Halterung. Sie schaute zu Peter auf. Kurz glaubte Peter, dass ihre Augen Feuer schießen würde, doch sie setzte stattdessen ein schwaches Lächeln auf.
"Tut mir Leid, dass du das mit anhören musstest. Dieser Idiot versteht einfach nicht, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will", erklärte sie mit trauriger Stimme. "Nicht nachdem, was er getan hat."
Peter stand vor Bettys Schreibtisch und wusste nicht, was er sagen sollte. Irgendetwas Einfühlsames, einen Rat oder sollte er einfach sein Anliegen vortragen. Die Entscheidung nahm Jamesons Sekretärin ihm ab. "Hast du einen Termin bei Mr. Jameson?"
"Ja, ähem Peter Parker", antwortete der junge Superheld.
Bettys Finger fuhr über eine handschriftlich verfasste Liste mit Jamesons Terminen. Dann stoppte sie und die brünette Sekretärin nickte. "Alles klar, Peter Parker, der Fotograf, der das schafft, was unsere Besten nicht einmal im Traum können. Geh durch, Mr. Jameson müsste dich erwarten."
Peter bedankte sich und hörte noch bevor er die Klinke der gläsernen Bürotür, auf der "J.J. J. Jr." draufstand, herunterdrückte die zeternde Stimme des Leiters der Zeitung.
"Du bist seit drei Jahren hier angestellt, ich konnte mich immer auf dich verlassen und jetzt fällst du mir so eiskalt in den Rücken, Brock! Ich brauche eine Story von Spider-Man und zwar jetzt! Wir müssen diesen Spinner vernichten, nachdem er meinen Sohn gedemütigt hat!"
"Aber...". versuchte Eddie Brock zu widersprechen.
"Kein Aber, Brock! Sie machen sich sofort an die Arbeit und spätestens morgen liegt eine verdammte Titelstory auf meinem Tisch!"
Der Reporter, den Jameson wutentbrannt zusammengebrüllt hatte, stürmte kopfschüttelnd heraus. Er hatte braunes Haar, welches er zur Seite gegeelt hatte. Dazu trug er ein schwarzes Hemd.
"Dieser alte Sack bringt mich irgendwann noch ins Grab", murmelte er sauer und beachtete Peter nicht einmal.
Dieser stoppte die Tür, bevor sie ins Schloss fiel und schlüpfte in Jamesons Büro. Der Chefredakteur schaute Peter entgeistert an, als hätte er den Teenager noch nie vorher gesehen. Peter fühlte sich unwohl in seiner Haut, als sich Jamesons bohrende Blicke auf ihn richteten.
"Seit wann sind unsere Angestellten denn minderjährig?", fragte er skeptisch.
"Ich arbeite nicht bei Ihnen, sondern..."
"Und was willst du dann hier, Junge?", unterbrach Jameson ihn genervt.
"Ich habe Spider-Man Bilder für Sie. Ich dachte, weil Sie sich schon beim ersten Mal dafür interessiert haben, bringe ich Ihnen noch einmal welche", erklärte Peter mit leiser Stimme.
"Oh, jetzt erinnere ich mich an dich. Noah Peter..."
"Peter Parker, Sir", korrigierte Peter ihn und fürchtete bereits einen neuen Wutausbruch, noch ehe er den Satz zu Ende ausgesprochen hatte.
"Von mir aus auch so. Was hast du denn diesmal für mich?"
Der Blick in seinen Augen war unbezahlbar, fand Peter. Wie ein kleines Kind. Voller Vorfreude auf das, was er bekommen würde und was er damit machen könnte. Peter trat an seinen hölzernen Schreibtisch heran, hinter dem eine Glasfassade den Ausblick auf Manhattan bot. Mit einem gewinnenden Lächeln gab er den Umschlag Jameson in die Hand, der ihn gierig öffnete. Mit leuchtenden Augen holte er die Fotos heraus und schaute sie sich begeistert an. Seine Augen wurden vor Staunen immer größer. Peter wartete geduldig, bis er sie sich fertig angeguckt hatte.
"Diese Fotos sind unterm Strich Gold wert", urteilte der Editor des Daily Bugle. "Hier und da ein verwackeltes Bild, aber ansonsten wahre Meisterwerke. Das wird dir eine ordentliche Stange Geld einbringen, denn so viele Bilder kann ich sehr gut gebrauchen." Er drückte eine Taste auf dem Telefon zu seiner Linken, sodass er mit seiner Sekretärin vor dem Büro verbunden wurde. "Miss Brant, stellen Sie einen Scheck über 1.000 Dollar für den jungen Mann hier aus. Die hat er sich redlich verdient."
Geizkragen, dachte Peter verärgert. Nicht, dass 1.000 Dollar wenig Geld war, aber für Mays Schulden reichte es noch lange nicht und was ihn störte war die Tatsache, dass man ihn mit einem einzigen Bild bei einer anderen Zeitung als Held gefeiert hätte. Vielleicht hätte er sogar den Pulitzer bekommen. Wie auch immer, dachte der junge Held sich. Geld ist und bleibt Geld.
"Eine Frage hätte ich noch", sagte Jameson neugierig. "Wie schaffst du es eigentlich so viele Bilder von dieser Bedrohung zu machen. Meine Fotografen schaffen es nie ihn vor die Linse zu bekommen."
"Pures Glück", log Peter lächelnd.
Er verabschiedete sich und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er Jamesons fettes Grinsen sah. Während er zur Tür ging, klingelte Jamesons Telefon. Und schon im nächsten Moment donnerte seine Stimme durch den ganzen Raum, sodass Peter erschrocken stehen blieb.
"Du willst mir ernsthaft weiß machen, dass du ausgerechnet heute ins Krankenhaus für eine Untersuchung musst? Tu´ mir das nicht an, Phil, du bist mein bester Mann." Eine Antwort kam noch aus dem Hörer, dann legte Jameson, erneut ziemlich wütend, auf. Dieser Mann hatte Höhen und Tiefen im Sekundentakt. Gleichzeitig löste Peter sich aus seiner instinktiven Starre und stand bereits halb im Gang, als ihn Jamesons nun wieder ruhige Stimme zurückrief.
"Ich brauche deine Hilfe, Junge. Alle meine Reporter und Fotografen sind entweder krank, wie Phil im Krankenhaus, haben frei oder jagen einer Story nach, von der sie sich die naiven Hoffnungen machen, dass sie ihnen einen Preis einbringt. Das Problem dabei ist, dass Phil, einer meiner besten und ältesten Angestellten und Freunde, über die Eröffnung der Universität berichten sollte. Das Ganze ist ein Riesenevent und sogar Wilson Fisk und Bürgermeister Morston werden dort sein, um sie einzuweihen. Du kannst doch eine Kamera halten. Ich mache dir jetzt ein einmaliges Angebot", verkündete er dramatisch. Peter hatte beim Namen Fisk schon innerlich die Augen verdreht. Der hatte doch Dreck am Stecken, das wussten viele, aber nach seiner Begegnung mit Janice wusste er es konkret. Nur die Öffentlichkeit sah ihn ganz anders.
"Und das wäre?", unterbrach Peter lächelnd Jamesons künstlerische Pause.
"Du gehst vor Ort, Anreise bezahlt der Bugle und machst ein paar gute Fotos. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist die einmalige Chance für den Bugle zu arbeiten", versuchte er Peter klar zu machen. "Oh und natürlich wirst du großzügig bezahlt."
Also normal, spottete Peter in Gedanken. Großzügig kannte dieser Mann nicht. Dennoch war sein Angebot alles andere als unattraktiv. Das brachte ihm noch mehr Geld ein, also weniger Schulden für May.
"Ich bin dabei", antwortete Peter und schlug in Jamesons hingehaltene Hand ein.

Während Peter aufgrund eines günstigen Stundenplans bei Jameson bereits die Bilder ablieferte, hatte Felicia noch drei Stunden länger Schule. Doch im Moment war erst einmal Mittagspause und genau das war ihr Problem. Verloren stand sie in der großen Mensa und umklammerte fast verkrampft ihr Essenstablett. Die Mensa war, obwohl sie ziemlich groß war, fast vollkommen belegt. Beinahe jeder Schüler hatte sich eingefunden und auf den blauen Stühlen Platz genommen. Die Meisterdiebin hatte es einem Mädchen, welches vor ihr in der Schlange gewesen war, nachgemacht. Essenschip registrieren lassen, Teller und Besteck nehmen, sich Essen mit allem nicht vorhandenen Gefühl, was die Köchinnen aufbringen konnte, auf den Teller klatschen zu lassen. Dennoch stand sie jetzt ratlos mitten im Raum. Sie konnte zwar einige freie Sitzplätze erhaschen, doch drumherum saßen bereits Schüler, die sich angeregt unterhielten. Sie wäre nur fehl am Platz. Als sie ihren Blick erneut durch den Raum schweifen ließ, um mehrere freie Plätze, vielleicht auch einen freien Tisch zu entdecken, hörte sie ihren Namen. Sie drehte sich zur Seite und sah eine rothaarige Schülerin winken. Wenn Felicia sie auf die Entfernung richtig erkannte, war das MJ. Warum sollte sie Felicia an den Tisch holen? Die beiden waren immerhin Feindinnen, zumindest im übertragenen Sinne, denn Mary Jane Watson war Peters Loveinterest und Felicia wäre es gerne.
Ein wenig Zähne knirschend bahnte sich die Blondine ihren Weg zu Mary Janes Tisch, an dem sonst nur ein weiteres Mädchen saß, dass bereits fertig gegessen hatte und im Begriff war aufzustehen. Die Rothaarige verabschiedete sich noch von ihrer Freundin, dann wandte sie sich Felicia zu, die neben ihr Platz nahm.
"Warum hast du mich gerufen?", fragte die Blondine ein wenig skeptisch.
"Nun", begann MJ und atmete tief durch. Bloß nicht eifersüchtig werden, sie ist nur eine gute Freundin von Peter. "Da Peter nicht da ist, werde ich dir stattdessen helfen."
Felicia lächelte zum ersten Mal heute, seitdem Peter gegangen war. "Wirklich? Danke, das ist nett von dir, aber ich glaube, mir ist nicht mehr zu helfen. "
MJ lächelte ebenfalls. "Du meinst, weil du wie eine Aussätzige behandelt wirst?"
Felicia nickte ein wenig verbittert. "Du triffst den Nagel auf den Kopf. Als hätte ich Pest oder etwas Ähnliches."
"Ganz ehrlich, dass ist leider typisch High School. Es ist normal, dass man am Anfang gemieden wird, kein Mädchen will, dass du sie als beste Freundin ersetzt oder ihr ihren Freund ausspannst."
"Hab ich denn Hörner auf dem Kopf?", entgegnete Felicia zynisch.
"Das wird sich ändern", sagte Mary Jane und ließ eine Gabel mit halbgaren Nudeln in ihren Mund verschwinden. Sie verzog ein wenig das Gesicht.
"Und wie?", fragte Felicia und probierte ihrerseits die Nudeln mit Tomatensauce. Ihre waren roher und es knackte ganz schön in ihrem Mund. "Eine Frage noch zuvor: Ist das Essen hier immer so?"
Mary Jane konnte erneut nicht anders als grinsen. Felicia war gar nicht so übel, wie sie sich vorgestellt hatte. Nicht einmal im Ansatz.
"Ich will nicht lügen, es gibt gute und schlechte Tage. Pech für dich, dass du am deinem ersten Schultag einen schlechten erwischt hast. Auf deine richtige Frage bezogen: Ich würde sagen, dass der schnellste Weg außerschulische Aktivitäten, AGs oder so etwas sind. Oder du gehst einfach auf jemanden zu und fragst ihn, ob ihr was machen, nebeneinander sitzen wollt etc."
"Bei Jungs glaube ich, hätte ich das Problem nicht. Das ist ja fast schon widerlich teilweise."
Mary Jane prustete los. "Allerdings, das kannst du laut sagen."
"Peter ist da komplett anders. Reifer, erwachsener, ernster", schwärmte Felicia, was Mary Janes Lächeln gefroren ließ.
"Aber ihm geht es nicht so gut, seitdem er..."
"Seinen Onkel verloren hat, ich weiß. Ich habe ihm immerhin aus diesem Tal geholfen. Und durch seine Pflicht als "Du-weißt-schon-wer" wirkt er manchmal zu ernst. So als laste das Gewicht der ganzen Welten auf seinen Schultern."
Mary Jane traf es wie ein Blitz. Sie hatte ihm durch seine Trauer geholfen? Sie wusste, dass er Spider-Man war? Oh mein Gott, dachte sie. Diese Felicia kannte Peter ja fast besser als sie es tat. Dann wischte sie diese Gedanken verärgert weg. Sie war halt eine gute Freundin von ihm. Er hatte mit Sicherheit seine Gründe sich ihr zu offenbaren.
"Ja, Peter ist etwas Besonderes. Und selbst wenn er nicht da ist, hast du den Anfang in die Akzeptanz schon gemacht."
Felicia stutzte und runzelte die Stirn. "Habe ich das? Wann denn?"
"Eine erste Freundin hast du schon: Mich", meinte Mary Jane und lächelte. Sie wusste auch nicht, woran das lag. Felicia war vielleicht ihre Feindin im Kampf um Peter, doch sie war so nett. Felicia wirkte ein wenig unsicher, doch die Rothaarige glaubte nicht, dass die Ursache die High School, sondern etwas anderes. Vielleicht etwas aus ihrer Vergangenheit? Es wirkte nämlich so, als trage sie etwas an sich herum. Ihre Ahnung sollte die Schülerin nicht täuschen, wie sie erfahren sollte.
"Jetzt, wo wir Freundinnen sind, kann ich dich was fragen und du antwortest ehrlich? Von Freundin zu Freundin?", fragte Felicia mit Hoffnung in den Augen.
Also doch, dachte MJ. Sie hatte etwas auf dem Herzen und warum sollte sie ihr nicht helfen, sich das Ganze von der Seele zu reden. Vielleicht konnte sie mit Peter nicht darüber zu reden.
"Aber natürlich. Schieß los!"
Felicia, obwohl sie ein wenig Scham empfand, da sie sich wirklich schuldig fühlte, wollte es Mary Jane nur erzählen, da Peter ihr versichert hatte, dass Felicia für sie nur eine Freundin war. Mary Jane wusste nichts von ihrer zweiten Identität als Black Cat und schon gar nichts von ihrem Bestienausraster.
"Okay. Als ich noch klein war, habe ich mal einen tollen Jungen gekannt. Ohne ihn stände ich heute nicht hier. Meine Mutter war gestorben und er hat mir den Weg gewiesen, um mich von meinem Zorn und Hass zu lösen. Ihm verdanke ich alles, ohne ihn hätte mich meine Wut zerfressen. Er war mein Retter und dennoch, als ich zu meinem Vorteil die Chance hatte, habe ich ihn verraten. Ich gehe da jetzt nicht auf die näheren Umstände ein, sonst säßen wir morgen früh noch hier, aber Fakt ist, dass ich ihn hintergangen habe. Bis heute habe ich mit niemandem darüber geredet, doch ich kann diese Schuld nicht mehr alleine mit mir herumtragen, ich musste sie mit jemandem teilen", erzählte die Blondine leise, ihren Blick auf den nicht ganz so sauberen Tisch gerichtete. Peter konnte sie es nicht erzählen, denn er würde sofort realisieren, dass sie von ihm sprach.
"Nein, das stimmt nicht. Du wolltest einen Ratschlag von mir, oder?", ergänzte sie. Diese Schuld in Felicias Augen war unverkennbar. Was hatte sie so Schlimmes getan?
Die Blondie nickte. "Das stimmt. Immer wenn ich ihn sehe, fühlt sich die Schuld wie Messerstiche in meinem Herz an. Er war mein Retter, der Einzige, dem ich vertrauen konnte. Doch ich habe ihn hintergangen." Und ihn damit vielleicht sogar zum Tod verurteilt, dachte die Blondine niedergeschlagen.
Mary Jane überlegte nur kurz, dabei strich sie sich eine rote Strähne aus dem Gesicht und hinters Ohr. "Deine Schuld ist also das, was dir zu schaffen macht. Wenn du den, den du verraten hast, siehst, bricht es dir schier das Herz, also kannst du nur eines tun: Sprich mit ihm darüber. Sag ihm, was du getan hast und warum, vielleicht versteht er deine Motive. Aber wenn du die Schuld noch länger für dich behältst, wird sie dich von innen zerstören. Zumindest habe ich es einmal so bei Peter erlebt. Aber das weißt du ja schon."
"Also du meinst, dass ich mein Problem auf die gleiche Weise lösen kann, wie ich Peter geholfen habe?", fragte Felicia ein wenig verdutzt. Sollte es wirklich so einfach sein? Warum war sie darauf nicht selbst gekommen? Vielleicht lähmte ihre Schuld sie. Sie hatte es manchmal schon schwer ihm in die Augen zu schauen.
"Im Gegensatz zu Peter musst du die Konsequenzen bedenken. Er musste nur in die richtige Spur zurückgeholt werden, du jedoch würdest jemandem, der dir vertraut hat, einen Verrat beichten. Du könntest seine Freundschaft und sein Vertrauen für immer verlieren."
"Ich verstehe", murmelte Felicia nachdenklich. "Danke."
Das Essen aß sie stillschweigend. Ihre Gedanken kreisten nur um das, was sie getan hatte. Sie hatte Peter verraten, es hatte sich in dem Moment nicht falsch angefühlt, doch sie hatte auch gehört, was der Lakai ihres Käufers gesagt hatte: Mit dem Verkauf des Kristalls hatte sie Peters Grab geschaufelt. War ihr das Geld wirklich so viel wichtiger als Peter? Doch alles Kopfzerbrechen führte sie zu keinem Ergebnis. Eines war ihr auf jeden Fall klar: Sie durfte Peter nicht verlieren, sie musste ihr Geheimnis also vor ihrem Retter verbergen.

Von ihrem Krähennest aus betrachtete Janice angewidert das Spektakel, was sich auf der Straße vor ihr bot. Das Dach des Hochhauses, auf dem sie Position bezogen hatte, bot ihr den optimalen Ausblick auf die kleine Tribüne, welche man vor dem schwarzen Tor, auf welchem Empire State University stand, aufgebaut hatte. In der Mitte fand sich ein Rednerpult und dahinter Holzstühle für die Gäste, wenn sie nicht redeten.
"Wenn dieser Stuhl Fisk hält, dann fress' ich einen Besen", spottete Janice. Sie hatte sich in Schale geworfen und stand in ihrer Beetlerüstung auf dem Hausdach. Die Sonne knallte und es war ein wunderschöner Tag, was die Diebin allerdings alles andere als interessierte. Der blaue Himmel war für sie ebenso unwichtig wie der Komplex, welcher sich hinter dem schwarzen Metallzaun befand. Die Empire State University hatte viele Grünflächen, durch die steinerne Wege führten. Es gab drei Fakultäten auf der rechten Seite, eine aus Stein (Wirtschaft), die andere zum größten Teil aus Glasfassaden (Naturwissenschaft) und die dritte wirkte wie eine alte Kirche (Soziologie). Parallel zum Eingang fand sich eine Bibliothek, welche an ein Rathaus erinnerte. Links daneben konnten die sich vor der Tribüne platzierten Reporter eine Sporthalle entdecken. Daneben sah man die Kunstakademie, welche durch einen vorangestellten Turm auffiel. Das daran anschließende Seitenschiff besaß eine gläserne Kuppel. Und das letzte, gleichzeitig auch größte Gebäude, direkt das erste links, wenn man durch den Eingang trat, war das Studentenheim. Ein riesiges Gebäude, welche durch große Fenster bestach. In der Mitte des Gebiets fand sich ein sprudelnder Springbrunnen. Die spritzenden Wassertropfen glitzerten im Sonnenschein. Janice schnaubte verächtlich. Fisk war noch nie für Minimalismus bekannt gewesen. Aber das sollte auch egal sein. Denn vor diesen protzenden Gebäuden sollte er sein Ende finden!
Die Straße war extra abgesperrt worden, damit die Pressekonferenz abgehalten werden konnte. Wo ansonsten Autos aneinander vorbei fuhren, tummelten sich nun Reporter, die alle ihre Kameras und Mikrophone bereit hielten und auf das Eintreffen der Gäste warteten. Das rote Band vor dem bogenförmigen Eingangstor wartete nur darauf zerschnitten zu werden. Auch Peter, in ein helles Hemd und eine Jeans gekleidet, fand sich unter den sensationsgeilen Reportern. Er war ein wenig aufgeregt, das musste er zugeben. Seine erste Pressekonferenz und dann gleich so eine wichtige. Gut, er hatte diesen Auftrag auch nur notgedrungen bekommen, aber immerhin stand er nun in der unruhigen Menge. Seine Hand, die die Kamera umschloss, zitterte ein wenig. Er hatte sich einen Platz relativ nah am Rednerpult ergattert und konnte es kaum noch abwarten. Wenn er seinen Job gut machte, sprangen vielleicht regelmäßigere Aufträge für ihn raus. Da hörte er das laute Hupen einer schwarzen Limousine, die vorfuhr. Endlich...
"...ist es soweit." Janice sah wütend, wie Fisk mit Morston aus der luxuriösen Limousine, die bis zur Treppe, welche auf die Tribüne führte, gefahren war, stieg und mit einem künstlichen Lächeln in die Kameras winkte. Blitzlichtgewitter schoss auf ihn nieder und auch Peter war nicht um ein Haufen Bilder verlegen. Sein fetter, hässlicher Körper war in einen weißen Anzug gehüllt, darunter trug er auf ein weißes Hemd eine blutrote Fliege. Sein Geschmack hatte sich nicht sonderlich verändert und seine physische Fitness auch nicht, dachte Janice. Dieser Mann widerte sie so sehr an. Er war der skrupelloseste Verbrecherboss Manhattans und dennoch bejubelte man ihn als Philanthropen und Gutmenschen. Ätzend. Der Mann, der in einem italienischen, klassischen Anzug hinter Fisk aus der Limousine stieg, war ihr genauso unsympathisch. Bürgermeister Morston, dessen kurzes Haar nach hinten gerichtet war, war von Kopf bis Fuß korrupt. Fisk entlohnte ihn fürstlich für Aufträge wie den Bau der Universität. Doch heute würde sie dem ein für alle Mal ein Ende setzen. Sie öffnete entschlossen einen länglichen, schwarzen Koffer vor sich. In ihr befand sich ein pechschwarzes Scharfschützengewehr. Sie zog die Halterung auseinander und stellte sie auf die Mauer. Dann ließ sie das Gewehr einrasten und richtete es nach unten. Sie brauchte kein Zielfernrohr, das erledigte alles ihr Computer im Beetleanzug. Die Sonne spiegelte sich in ihrer stählernen Rüstung, als Bethany an die Mauer herantrat und anfing berechnen zu lassen, was der ideale Eintrittswinkel für einen definitiven, aber qualvollen Tod war. Zuerst sprach der Bürgermeister, doch Bethany konzentrierte sich nur auf die Berechnungen ihres Rüstungscomputers. Die Rache war nah.
Peter lauschte aufmerksam den Worten des aktuellen Bürgermeisters, um nicht wie ein Amateur zu wirken, falls Jameson ihn später etwas fragen würde, und schoss hin und wieder ein paar Fotos. Doch die Rede enttäuschte ihn. Es war wie eine typische Politikerrede. Das meiste war irrelevant und die beiden Kernpunkte waren in zwei Sätzen abgehandelt. Morston redete viel, aber es fand sich nichts Brauchbares. Wie alle Politiker setzte er auf Quantität statt Qualität und sagte viel, ohne dabei überhaupt etwas zu sagen. Kurz gesagt: Eine 08/15 Rede, die man so schon tausend Mal gehört hatte. Wie toll er es fände, dass New York endlich eine so hochwertige, von Fisk gesponserte Universität bekomme. Dann lobte er das Bildungsangebot, doch das war es auch schon. Und das in 15 Minuten. Doch dann nahm er endlich sein vorbereitetes Papier und verließ das Rednerpult unter Applaus. Fisks schwerer Körper erhob sich von dem kleinen, schon bedrohlich ächzenden Stuhl. Der in der Unterwelt als Kingpin bekannte Verbrecherboss stapfte mit schweren Schritten, die jedoch keineswegs plump aussahen, zum Pult. Er richtete kurz das Mikrophon aufgrund des beachtlichen Größenunterschieds zwischen ihm und Morston ein wenig nach oben und begann nach einem Räuspern mit seiner vorbereiteten Rede. Er handhabte die Sache nicht anders als Morston: Viel Text, keine Aussage. Doch bei einem Punkt, an dem der junge Held kurz vor dem Tiefschlaf war und Jameson für diesen Auftrag verfluchte, wurde Peter kurz hellhörig.
"Als kleinen Leckerbissen kann ich ihnen einen bald hier Angestellten namentlich nennen. Curtis Conners wird hier als Dozent arbeiten. Der Wissenschaftler wurde hauptsächlich bekannt durch seine revolutionären Forschungen mit Genen, hauptsächlich an Echsen. Dieser Mann ist eine wahre Koryphäe auf seinem Gebiet und die Empire State University freut sich jetzt schon ihn bald an unserer tollen Uni begrüßen zu dürfen."
Da hatte Fisk endlich einmal etwas Interessantes von sich gegeben. Der einarmige Curt Connors war eine Legende, ein hoch angesehener Wissenschaftler. Er hatte so viele atemberaubende Theorien aufgestellt, viele bestätigt und die Biologie auf ein ganz neues Level gehoben. Er war ein ganz dicker Fisch. Die ESU konnte sich glücklich schätzen, solch einen Mann bekommen zu haben. Anschließend folgte nur wieder viel BlaBla.
Janice hatte genau so viel Interesse wie Peter an dieser Rede. Sie wartete nur darauf, dass ihr Computer die perfekte Stelle fand. Das dauerte ein wenig, aufgrund dessen, dass man erst durch Röntgenstrahlen die möglichen Flugbahnen berechnen musste und Fisks Gestiken und ständiges Bewegen erschwerte die Zielerfassung ebenfalls. Ein sadistisches Lächeln erschien auf Janice Gesicht, als die Zielerfassung zum Stillstand kam und den idealen Winkel berechnet hatte. Fisk würde seine gerechte Straße bekommen. Sie legte das Scharfschützengewehr an ihre gepanzerte Schulter an und begann den Lauf auf die berechnete Stelle zu richten. Sie drückte ein Auge zu, um besser zielen zu können. Fisk befand sich wie eine Fliege in ihrem Netz. Hilflos und schwach. Dem Tod ausgesetzt. Dieser kahle Mann hatte sich mit dem Angriff auf sie eine Zielscheibe auf die Brust gemalt. Und nun war es an Janice zu treffen.
"Du warst kein Gegner für den Beetle", höhnte sie und legte ihren Finger an den Abzug. Er zitterte nicht und auch der Lauf war völlig ruhig. Auf diesen Moment hatte sie lange gewartet. Dann drückte sie blutdurstig den Abzug durch.
Peters Spinnensinn explodierte förmlich. Er handelte instinktiv. Der junge Held wusste nicht, von wo die Kugel, die sein sechster Sinn erfasst hatte, kommen würde. Noch bevor Janice den Abzug drückte, wusste er, was passieren würde.
"Scharfschütze!", brüllte er so laut er konnte und alle Anwesenden warfen sich intuitiv und voller Angst auf den Boden. Niemand achtete auf ihn. Die Reporter hielten ihre Köpfe am Boden, Fisk schaute hoch und somit in den blitzenden Lauf der Sniper und Janice war zu sehr auf ihre Rache fixiert, als dass sie auf Peter hätte Acht geben können. Die Kugel verließ krachend ihren Lauf, als Peter sich blitzschnell seine beiden Netzwerfer um die Handgelenke schnallte. Durch seine Spinnenfähigkeiten konnte er viel schneller als ein normaler Mensch seine Netzwerfer betätigen. Sie standen der Kugel in puncto Geschwindigkeit in nichts nach. Blitzschnell konnte Peter eine Schutzmauer vor Fisk errichten. Die Spinnennetze verwoben sich sofort und waren durch ihre ineinander verzahnte Struktur deutlich stärker als die metallene Kugel. Ehe Fisk auch nur einmal hatte blinzeln können, war der blitzende Lauf verschwunden und eine weiße Wand, die das Rednerpult in Janice Richtung abschirmte, behinderte seine Sicht. Doch Peter, der sich ebenso schnell die Netzwerfer auszog und verschwinden ließ, wie er sie angezogen hatte, hatte den Kampf gegen die Zeit gewonnen. In nur Millisekunden hatte er eine wirksame Abwehrwand aufbauen können. Die Kugel prallte wirkungslos von ihr ab, das Geschoss wurde vorne eingedrückt und fiel nutzlos und klirrend zu Boden. Peter keuchte, dieser drastische Einsatz seiner Spinnenkräfte hatte ihm einiges abverlangt. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn und sein Atem ging stoßweise.
"Diese Pressekonferenz ist ja doch noch einmal interessant geworden", bemerkte er zynisch. Keuchend legte er seinen Kopf in den Nacken und stützte seine Hände in die Hüfte, als hätte er gerade einen Marathon beendet. "Diese Aufregung hätte es echt nicht gebraucht."
Aber zumindest hatte er einen der wichtigsten Bürger der schönen Stadt, die er sein Zuhause nannte, gerettet. Er hatte an seine Grenzen gehen müssen und hatte sich ausgepowert. Aber Peter war nun einmal die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft und das war seine Aufgabe. Und das Hochgefühl nach einer derart gelungenen Aktion war einfach unbeschreiblich toll.

"Scheiße", fluchte Janice außer sich vor Wut und trat gegen das Scharfschützengewehr. Dieser blöde Spider-Man hatte ihr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Ohne ihn hätte sie Fisk kalt stellen können, für immer. Diese einmalige Chance hatte er ihr genommen. Es hätte so einfach sein können, doch dank seines Eingreifens hatte sich die Sache deutlich erschwert. Sie hatte dem fetten Schwein nun verraten, dass sie ihm nach dem Leben trachtete und vor allem, dass sie in New York war. Er würde sie gnadenlos suchen lassen. Also blieb ihr wieder nur der Rückzug in ihr Versteck. Janice musste sich etwas Neues einfallen lassen. Denn so schnell würde sie nicht wieder so nah an ihn herankommen. Ihre Rachepläne mussten also bis auf Weiteres auf Eis gelegt werden. Zornig aktivierte Janice das an ihrem Rücken befestigte Jetpack. Es zündete und beförderte sie in den Himmel über New York. Nur Rauchschaden blieben zurück. Während sie sich ihren Weg durch den Hochhäuserdschungel in Richtung Hafen bahnte, versteinerte sich ihr Blick. Das Scheitern gerade eben hatte sie nur noch weiter angespornt. Schon bald würde Fisk es sich in einem Sarg bequem machen müssen.

Der Wirtschaftsboss war von Janice unterschätzt worden. Fisk war klar gewesen, dass sie ihn töten wollen würde. Immerhin hatte er ihr ihre größte Einnahmequelle verbrannt. Er war nicht naiv und einfältig. Er kannte Janice. Ihre Wut war das Einzige, auf dass man sich bei ihr verlassen konnte. Sie kam immer, um offene Rechnungen zu bezahlen. Deshalb hatte er all das arrangiert. Die Pressekonferenz war eigentlich erst in zwei Wochen gewesen, das Studentenheim stand noch immer nicht vor seiner Vollendung, doch nach Smythes Versagen war das die perfekte Falle gewesen. Wo könnte man jemanden wohl besser umbringen als bei einer Pressekonferenz? Da Fisk dies alles inszeniert hatte, hatte er sich auch um seine Sicherheit bemüht. Aufgrund eines tragbaren Energiefeldgenerators von Smythe, der seinen gesamten Körper in einen undurchdringbaren, aber nicht sichtbaren Schutzschild hüllte, hatte er beim Entdecken des Gewehrlaufes nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Ihm hatte schließlich nichts passieren können. Alles war wie geplant gelaufen. Er hatte seine ehemalige Angestellte in dem Glauben gelassen, dass sie alles in der Hand hatte und plante, doch mit bestimmten Mitteln hatte er sie wie eine Puppe gespielt. Und natürlich hatte Fisk auch das erreicht, was er erreichen wollte: Einen Standort von Janice, an den Smythe seine Signalortung richten konnte. In all der Hektik, die um den schweren Mann ausbrach, tippte dieser sich mit seinem großen Finger vorsichtig an das Headset in seinem Ohr.
"Hast du die Frequenz ihrer Rüstung orten können?", fragte er mit gedämpfter Stimme.
"Aber natürlich, Boss. Besser noch, ich habe es bereits geschafft, mich in ihre Rüstung einzuhacken und sie zu analysieren. Ein erstaunliches Stück Technik. Sie ist mir zumindest ebenbürtig", gab Smythe zerknirscht zu. Im Hintergrund konnte Fisk schnelles Tastaturtippen hören. Ein bestochener Wärter gab Smythe alles, wonach er verlangte. Es erfreute den Kingpin immer wieder, wie leicht die Welt mit Geld doch zu lenken war. "Ihre Waffensysteme und sogar ihre Panzerung sind meinen Slayers überlegen. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, denn nun ist ihre hübsche Beetlerüstung unter meinem Kommando!"
"Perfekt", lobte Fisk mit einem Grinsen, welches sein Gesicht zu einer grässlichen Fratze verzog. "Dann kann die Party ja jetzt beginnen. Lass den Beetle von der Leine!"
Ein finsteres Lachen erklang vom anderen Ende der Leitung. Smythes Finger flogen sogar noch schneller über ihre Tastatur. Jetzt waren Chaos und Zerstörung angesagt!

Felicias Tag hatte weitaus weniger Aufregung beinhaltet als Peters. Um kurz vor fünf erreichte sie ein wenig kaputt und mit Kopfschmerzen die Eingangstür der Parkers. Schule war echt das Letzte. Sie hatte vorher nie eine besucht und sich das meiste selber beigebracht, was ihr weitaus angenehmer war. In der Schule gab es so viele unnötige Fächer und von denen, die fürs spätere Leben notwendig waren, gab es zu wenige Stunden. Wer sich in der Regierung immer so einen Mist einfallen ließ, hatte scheinbar nicht den leisesten Schimmer. Seufzend setzte Felicia ihren schwarzen Rucksack ab und kramte in einer kleinen Seitentasche nach ihrem Schlüsselbund. Schlüsselbund war vielleicht etwas viel gesagt. Lediglich der Briefkasten und Hausschlüssel hingen dran. Endlich fühlte sie kaltes Metall und zog den klimpernden Schlüsselbund heraus. Sie zog den Rucksack auf eine Schulter und drehte den Schlüssel im Schloss um. Die Tür gab nach und Felicia fühlte sich jedes Mal gut, wenn ihr klar wurde, dass sie für diese offene Tür kein Diebeswerkzeug benutzt hatte. Peter müsste eigentlich schon zu Hause sein. Außer irgendetwas war dazwischen gekommen, was Felicia schade fände. Mit Peter konnte man sich gut austauschen und seine spannenden Duelle mit Superschurken waren tolle Geschichte. Er erlebte so viel, wenn Felicia in der Schule herum hing. Vielleicht konnte sie ihm irgendwie helfen. Die Blondine wurde von einem Schluchzen abgelenkt, dass aus dem Haus kam. Vorsichtig, fast geräuschlos schloss sie die Haustür hinter sich und lehnte sich an einer Mauer an, die den Eingangsbereich vom Wohnzimmer abtrennte. Das Schluchzen kam von Tante May. Aber warum? Felicia spähte um die Ecke und erkannte einen Stapel voller Briefe auf dem Esstisch, hinter dem sie saß. Das Essen war schon aufgesetzt, da sie die beiden Teenager erwartete. Es dampfte aus den Kochtöpfen und ein herrlicher Geruch lag in der Luft. Doch Mays Stimmung war alles anderes als fröhlich. Ihr liefen Tränen die Wangen herunter. Sie war fast schon von den Briefen verdeckt, so viele schienen es zu sein.
"Wie soll ich all das nur bezahlen? Felicia, Peter und ich. Dazu das riesige Haus. Das geht einfach nicht mehr. Oh, Ben, was soll ich nur tun?", jammerte sie verzweifelt und fegte einen Stapel Briefe verärgert vom Tisch. Sie segelten durch den ganzen Raum und einer blieb neben der weiße Wand, hinter der sich die Meisterdiebin versteckte, liegen. Schnell bückte sie sich und schnappte sich den Brief.
"Scheiße", murmelte sie geschockt. Eine Rechnung über 15.000 Euro. Und das war nur eine Einzige. Dazu sollte May sofort bezahlen, sonst würde ihr Eigentum verpfändet werden, erfuhr die Black Cat, als sie weiterlas. Die Schulden hatten sich in den Jahren wohl angehäuft. Und May hatte immer größere Kredite aufnehmen müssen, damit sie die verzinsten alten Kredite noch rechtzeitig abbezahlen konnte. Felicia fühlte sich ein wenig schuldig. Peters Tante hatte zwar zugestimmt, dass sie bei ihnen wohnen dürfte, aber in ihrer finanziellen Lage war die Blondine lediglich eine Belastung. Die Parkers standen wirklich kurz davor alles zu verlieren. May hatte ihren Mann und Peter seinen Onkel, seine Vaterfigur, vor kurzem verloren. So ein Schicksalsschlag würde May nicht mehr verkraften, egal wie stark sie sich immer gab. Peter schien davon nichts zu wissen, also lag es an ihr etwas tun. Felicia wusste nicht, das Peter sehr wohl Bescheid wusste und sich an die Beschaffung des Geldes machte. Sie überlegte kurz, ehe sich ihr Gesicht aufhellte. Aber natürlich! Vielleicht konnte so eine schlechte Sache ein gutes Ende nehmen. Sobald May die Küche verlassen würde, würde sie sich die Rechnungen "ausleihen". Mit dem Geld, dass sie von Chamäleon bekommen hatte, konnte sie die Schulden ohne Probleme bezahlen, das war immerhin mehr, als man jemals würde ausgeben können. Ja, genau so würde sie es machen. Das war ihre Chance, ihren Fehler wiedergutzumachen.

Kurz vor dem Boden schaltete Janice mit einem Befehl das Jetpack aus. Sofort stoppte der Druck und sie befand sich im freien Fall. Dumpf landete die Beetlerüstung auf dem Holzpier. Die gefärbte Blondine war extra in die Knie gegangen, um den Aufprall zu vermindern und erhob sich wieder. Fluchend betrat sie ihre Lagerhalle, in der sie ihre Proto-Rüstung so wie viele weitere Ersatzteile oder Munition gelagert hatte. Ihr Hauptquartier wenn man so wollte. Genau hier hatte sie über Fisk und Spider-Man triumphiert und war mit dem Stick abgehauen. Am liebsten hätte sie auf die hölzernen Wände eingeschlagen, stattdessen traf es eine Holzkiste. Das dünne Holz hatte dem massiven Metall nichts entgegenzusetzen und als Janice Faust auf die Kiste traf, zersplitterte diese in viele Holzsplitter, die sich willkürlich auf dem Boden verteilte. Das schwächte ihre Wut jedoch nicht ab, im Gegenteil, es verstärkte sie sogar. Durch einen Gedanken ließ sie den Laserlauf eines Arm auffahren und zerstörte blindlings vier weitere Kisten. Diese explodierten und nur brennende Splitter blieben zurück. Rauch stieg auf, was Janice jedoch nicht störte.
"Warum nur gönnt dieser Pisser mir meine Rache nicht?", brüllte sie. "Fisk hat es verdient!"
"Aber, aber", kam eine tadelnde Stimme aus ihrem Anzug. Fisk!
"Wie machst du das?", fragte Janice. Im nächsten Moment schalteten sich die elektronische Linsen der Rüstung ab und sie war faktisch blind. Jemand kontrollierte den Anzug von außen!
"Seien wir ehrlich: Du magst ein Wunderkind sein, doch von Codes hast du keine Ahnung. Dank meiner Falle, in die du leichtsinnig getappt bist, konnte Smythe die Frequenz deiner Rüstung ausfindig machen und in wenigen Minuten hacken", dröhnte Fisks Stimme aus den Lautsprechern.
"Eine Falle?", hakte Janice verdutzt nach. Hatte sie wirklich nur nach Fisks Pfeife getanzt? War all das geplant gewesen?
"Du kleines, naives Ding hast wirklich gedacht, dass du mich so einfach ausschalten könntest, oder? Wut und Hass sind gefährlich, liebe Janice. Sie vernebeln deinen Geist."
Fisks Spott machte Janice nur noch wütender. Sie brüllte Befehle, doch ihr Anzug reagierte auf kein einprogrammiertes Notfallprotokoll. Sie war in ihrem eigenen Anzug gefangen, der stocksteif in der Halle stand. Sie schluckte schwer. Smythe hatte sie in seiner Hand.
"Was willst du?", fragte die ehemalige Brünette mit einem leichten Zittern in der Stimme.
"Oh, das interessiert dich plötzlich?" Janice durchfuhr es wie ein Blitz. Das war nicht Fisk, sondern Smythe. Ihr Rivale. Das heißt, er hatte nun wirklich die Kontrolle. Eine solche Waffe in den Händen eines Verrückten. Der Diebin graute es alleine bei dem Gedanken daran. "Aber trotzdem nett, dass du fragst. Nachdem du dich damals aus dem Staub gemacht hast, habe ich mich mit dem stadteigenen Held rumärgern müssen. Du hast mich Spider-Man zum Frass vorgeworfen. Nur wegen dir sitze ich in dieser ekelhaften und kleinen Zelle. Das zahle ich dir heim und zwar alles!", prophezeite der wichtigste Angestellte von Fisk.
Janice hatte bereits eine Ahnung. Hoffentlich bewahrheitete sie sich nicht, sonst sah es ganz übel für sie aus. "Was führst du im Schilde?"
"Da ich dank deines unvorsichtigen Verhaltens die Kontrolle über deine beeindruckende Rüstung habe, werde ich sie entfesseln."
"Nein!", protestierte Janice. "Die Waffensysteme sind..."
"Über dem Armeestandard, genau. Ich lasse deinen kostbaren Anzug Amok laufen. Das wiederum wird die gute Spinne auf den Plan rufen. Entweder besiegt er den Anzug und du wanderst für immer hinter Schloss und Riegel oder ich kann deine Rüstung zum Sieg steuern und Spider-Man endgültig töten. Egal wie es ausgeht, ich kann nur gewinnen. Einer meiner Feinde werde ich mich auf jeden Fall entledigen!"
"Das kannst du nicht machen!"
"Und wie ich das kann. Deine Notfallprotokolle funktionieren nicht und du hast keine Kontrolle. Deshalb würde ich sagen, dass du dich am besten zurücklehnst und die Show genießt. Du hast die Ehre live bei deinem Untergang dabei zu sein. Herbeigeführt von deinem erbittertesten Rivalen. Hach, wie ironisch", höhnte Smythe und lud manuell die Laserkanonen auf. Ein Piepsen signalisierte ihm, dass sie auf optimaler Betriebstemperatur waren. Smythe rieb sich vor Vorfreude die Hände. Die Show konnte beginnen.

"Das hier war also der Ort, von dem der unbekannte Schütze sein Attentat ausgeführt hat", bemerkte Detective Lee ein wenig geistesabwesend. Sie stand mit dem umgezogenen Peter, umhüllt von seinem schwarz-roten Spider-Man Suit, auf dem Dach des Hochhauses und betrachtete das zurück gelassene Gewehr ratlos. Die Sonne schien noch immer.
"Wirklich? Von hier hat der Schütze geschossen? Sie sind ein Genie, Detective, woran haben Sie es erkannt? An der Sniper?", höhnte Peter unverhohlen.
Lee runzelte ein wenig verwirrt die Stirn. Das entsprach gar nicht dem Charakter des Helden, er war vielleicht ironisch und zynisch, einen Witz hatte er auch immer auf den Lippen, aber Hohn hatte sie nie bei ihm bemerkt.
"Nachdem du den Schützen entkommen lassen hast, brauche ich mir keine dummen Sprüche anhören!", brauste die Afroamerikanerin, in ihren als Markenzeichen geltenden Mantel gehüllt, auf.
"Oh, die Katze zeigt Krallen", spottete Peter weiter.
Lee seufzte. So kam sie nicht weiter, also versuchte sie sich zu beruhigen. "Hast du wirklich nichts von dem Schützen gesehen? Seine Kleidung, seine Statur, irgendetwas?", fragte Lee.
Peter dachte kurz nach, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Als er oder sie wegflog, stand sie genau mit der Sonne. Ich habe nur noch seine oder ihre Silhouette sehen können."
"Gut, das bringt uns also nicht weiter." Sie wandte sich zu ihren an der Brüstung wartenden Forensikern. "Checkt die Waffe auf Fingerabdrücke oder andere Hinweise."
"Egal, wie herrisch Sie ihre Stimme klingen lassen, Ihre Männer werden nichts finden. Außer wird sind in einer schlechten Krimifolge, wo dem Autor kein anderer Kniff einfällt, damit die Helden auf die Spur des Verbrechers kommen. Lassen wir diese Theorie mal beiseite, dann bin ich der Meinung, dass diese Waffe komplett sauber sein wird, wenn der Täter sie achtlos zurücklassen konnte."
"Also haben wir gar nichts?"
Peter zuckte mit den Schultern. "Sieht wohl so aus. Wobei mir vielleicht eine Person einfiele, die so etwas tun würde. Das würde dann auch die metallische Spiegelung er..."
Das nervtötende Klingeln von Lees Handy unterbrach ihn mitten im Satz. Lee bedeutete ihm zu stoppen und fischte ihr Klapphandy aus der Manteltasche.
"Lee", meldete sich und während die Person am anderen Ende der Leitung redete, verdunkelte sich ihr Gesicht immer mehr. Sie schluckte schwer. "Verstanden."
"Lassen Sie mich raten? Janice?", fragte Peter mit wissendem Ton.
"Genau. Der Beetle ist früher aus dem Exil zurückgekehrt, als uns lieb wäre. Am Hafen schießt sie wild um sich, alle verfügbaren Einheiten sind vor Ort, doch sie bekommen die Lage nicht in den Griff. Janice scheint aufgerüstet zu haben. Laut Sergeant Tobison hinterlassen die Kugeln nicht einmal einen Kratzer."
"Dann ist das wohl meine Revanche. Versprochen, Detective, dieses Mal entwischt sie mir nicht."
"Das wäre zu wünschen", erwiderte Detective Lee spitz, doch als sie von ihrem Handy aufschaute, war Spider-Man längst verschwunden. Er und sein doofes Netzschwingen. "Dann nehme ich an wir treffen uns dort, Spider-Man."

Sergeant Tobison hatte nicht übertrieben. Die Dienstwaffen der Polizisten waren der neuartigen, eigens von Janice entwickelten Panzerung unterlegen. Die Uniformierten hatten die Beetlerüstung, über die nun Smythe die Kontrolle hatte, umstellt und mit den Streifenwagen einen Halbkreis um Janice Lagerhalle gebildet. Hinter diesen verschanzten sie sich und gaben unablässig Schüsse ab. Doch das Blei prallte wirkungslos und verbeult ab. Die Beetlerüstung hatte zusätzlich deutlich beeindruckendere Waffen.
"Es tut mir Leid!", brüllte die machtlose Janice verzweifelt, mit dem Funken einer Hoffnung, dass sie jemand hörte. "Ich bin das nicht!"
Doch Smythe machte sich nicht einmal die Mühe vernünftig zu zielen, sondern ließ Janice Rüstung wahllos in alle Richtungen Schüsse abgeben. Treffer waren eine Ausnahme. Doch wenn, dann waren sie tödlich. Verbrannte Leichen lagen bereits mit einem Loch in der Brust auf dem vom Meer nassen Asphalt. Ein Laser traf zufällig den Tank eines blauen Streifenwagens. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde und es stoben Flammen aus diesem. Eine laute Explosion folgte und ein Scherben- und Metallregen ging auf die Polizisten nieder. Das ausgebrannte Wrack, welches durch den Druck hochgeschleudert worden war, landete krachend wieder auf dem Boden. Der Wagen war nicht mehr als reiner Schrott. Sofort suchten die nun ohne Deckung da stehenden Polizisten Schutz hinter den intakten Autos. Smythe genoss das Spektakel sichtlich. Wie ein lebensechtes Videospiel. Natürlich zitterte er beinahe vor Aufregung, er wartete auf eine bestimmte Person, die eine Person, die ihn stoppen könnte. Oder bei dem Versuch den Tod finden könnte. Einer würde verlieren, einer seiner Rivalen würde den anderen ausschalten. Smythe konnte nur gewinnen, es war ein Ding der Unmöglichkeit zu verlieren. Genau so hatten er und Fisk es geplant. Der "Ehrengast" traf schon im nächsten Moment ein. Peter schwang sich hoch hinauf und schoss dann senkrecht auf den Beetle zu, mit der Faust voran. Blechern traf seine Faust auf den gepanzerten Helm. Peter legte all seine Kraft in den Schlag. So konnte er sich hochdrücken und landete gekonnt auf beiden Füßen. Die Wucht seiner durch den Biss verstärkten Kräfte schleuderte selbst die massive Kampfrüstung von Janice zu Boden. Dumpf schlug sie auf. Der Asphalt riss an der Stelle. Jetzt hatte Peter Smythes Interesse geweckt. Durch den Druck von Düsen, die am Rücken der Rüstung angebracht worden waren, richtete sich die fremdgesteuerte Rüstung wieder auf. Der Beetle richtete seine beiden Läufe auf Peters Brust.
"Das ist nicht deine Art, Janice. Ich weiß das. Du wolltest nur Rache für Fisk. Aber dieser Versuch eines Massakers hat nichts mit Fisk zu tun. Die Polizisten, zumindest die sauberen, haben nichts mit Fisk zu tun. So eine wahllose Attacke ist nicht dein Stil. Mach es nicht noch schlimmer", beschwor Peter Janice, die mit schweißüberströmter Stirn im Inneren der Rüstung fest saß und sich die Seele aus dem Leib schrie. Doch durch die Panzerung hörte niemand ihre Stimme.
Stattdessen antwortete, zu Peters Überraschung, Smythe: "Hallo, freundliche Spinne. Wie geht es dir so?"
"Smythe", zischte der Held. "Du widerwärtiges Stück Dreck. Warum versteckst du dich in einer Beetlerüstung?"
"Aber, aber, mein Lieber. Nicht derart voreilige Schlussfolgerungen. In der ziemlich genialen Rüstung steckt die Erfinderin, aber Janice hat leider keine Ahnung von Firewalls und deshalb ist mir nun der Spaß gegönnt, dieses High-Tech-Spielzeug auszuprobieren. Die Waffe hat ordentlich Wumms. Macht echt Spaß die armen Polizisten zu töten, das muss ich schon sagen. Wenn man zuguckt und aktive Handlungen übernimmt, ist das Ganze doch viel persönlicher als mit den KIs."
"Künstliche Intelligenz? Gibt es etwa neue Slayer?", stutzte Peter.
Ein schallendes Lachen war die Antwort. "Aber natürlich. Glaubst du, dass ich mich in meiner lebenslangen Haft etwa nicht zu beschäftigen weiß?"
"Du bist wahnsinnig", diagnostizierte Peter.
"Ja, mag sein", gab der Erfinder zu und ließ klickend die leer geschossenen Magazine auffüllen. Peter wurde sofort hellhörig.
"Also die alte Hinhalte-Taktik. Fürs nächste Mal, ich habe gehört der beste Plan ist es, wenn man dem Gegner einen ermüdenden Vortrag über seine großen, ach so bösen Pläne erzählt", spöttelte Peter und griff den Beetle mit einem Sprungtritt an. Unnötigerweise deckten die Polizisten ihn mit einem, erneut wirkungslosen, Kugelhagel. Sie waren mit der Situation überfordert und wussten nicht, wie sie handeln sollten. Peter wiederum hatte andere Sorgen. Er hatte den Beetle unterschätzt, sich auf verzögerte Reaktionszeiten aufgrund der manuellen Steuerung von Smythe verlassen. Doch die KI der Rüstung hatte seinen Anzug bereits vorausberechnet und noch ehe sein Fuß das Metall erreichte, krachte eine harte Faust in seinen Brustkorb. Sofort wurde jegliche Luft aus seinem Körper gepresst. Unsanft landete er auf dem Asphalt und atmete stoßweise. Smythe war nicht schlecht, auf jeden Fall besser als beim letzten Mal.
"Du kannst mich nicht mehr besiegen, Spider-Man!", protzte Smythe siegessicher. "Ich habe mein Computersystem mit allen dokumentieren Kämpfen von dir gefüttert. Die hochwertige KI der Beetlerüstung weiß deine nächste Handlung schon, bevor du an sie denkst."
Peter rappelte sich wieder auf und versuchte schwächelnd seinen Stand zu halten. Die vielen Patronenhülsen und verbogene Kugeln bewiesen, dass die Panzerung einiges auszuhalten schien. Wie sollte er sie dann knacken? Vielleicht war nicht nur die Kraft entscheidend, sondern auch die Größe. Peter kehrte dem Beetle den Rücken zu und suchte mit schnellen Augen das ausgebrannte Wrack ab. Mit panischen Schnelligkeit zog er dann eine längliche Metallstange, die an den oberen Ende geschmolzen und an diesen Stellen komisch verbogen war, aus den Trümmern. Ihren ursprünglichen Zweck konnte er nicht mehr erraten. Was für seinen Plan aber auch nicht von Bedeutung war. Peter kannte Smythe. Ein arrogantes Arschloch. Und darauf hoffte er. Ohne die Arroganz des Technikgenies würde sein Plan nicht funktionieren. Dennoch war es einen Versuch wert. Er holte aus und schleuderte die Stange im nächsten Moment wie ein Speer. Pfeilschnell schoss das Stück Metall auf die Beetlerüstung zu. Smythe reagierte nicht, da er von der Panzerung des Beetle überzeugt war und wartete den Angriff ab. Doch er sollte sich irren. Peters schiere Kraft, gepaart mit der aerodynamische Form des Metalls, konnte die Panzerung tatsächlich beschädigen und blieb in ihr stecken. Natürlich hatte sie sie längst nicht durchbohrt, aber das war auch nicht wichtig für Peters Plan. Funken sprühten aus der offenen Stelle und ein wenig Öl lief die Stange entlang. Smythe gestand sich fluchend seinen Fehler ein und ließ den Beetle die Stange herausziehen. Peters Spinnensinn warnte ihn rechtzeitig, als sofort ein Laserhagel auf ihn zuschoss, bevor die Metallstange den Boden berührt hatte. Sein sechster Sinn half ihm den Geschossen auszuweichen. Keuchend lief er dann auf den Beetle zu. Der junge Held täuschte eine Schlag vor und holte, zur Show, aus. Smythe reagierte wie erwartet. Er schickte Peter eine Metallfaust entgegen. Der Junge im schwarz-roten Kostüm lächelte unter seiner Maske und schlitterte unter der Attacke hindurch. Vor dem Beetle richtete er sich blitzschnell wieder auf und legte seine Finger entgegengesetzt an die beschädigte Stelle an, aus der noch immer Funken stoben. Dann spannte er seine Muskeln an und riss seine Hände nach außen. Sein Kopf wurde hochrot, eine Ader trat auf seiner Stirn hervor und er schrie vor Anstrengung. Doch dann gab die Panzerung sich den Spinnenkräften geschlagen. Es knackte einmal und im nächsten Moment riss Peter mit einem befreienden Schrei die Beetlerüstung in zwei Hälfte. Erstaunt von sich selbst starrte er die beiden mit der neuen, revolutionären Panzerung versehenen Metallhälften noch eine kurze Zeit an, dann ließ er sie achtlos fallen. Während sie klirrend auf den Boden fielen, packte er Janice an dem nun offen gelegten Hals. Sie trug noch immer die unteren Schichten des Anzuges. Also eine dünne, eng anliegende Schutzschicht in tiefstem Schwarz, welche nur ihren Kopf nicht bedeckte.
"Das war´s Beetle."
"Das war ich nicht. Es war Smythe. Du folgst genau seinem Plan, Spider-Man", redete Janice hektisch auf ihn ein. "Wie Schachfiguren. Entweder hättest du oder ich verloren. In diesem Fall ich, aber er hat einen seiner Rivalen beseitigt."
"Das ist mir egal. Du wirst erst einmal eine Zeit lang wegen Diebstahl, Entführung, Nötigung und Erpressung hinter schwedische Gardinen wandern."
Janice schaute ihn verzweifelt an. Der Technikerin wurde ihre verfahrene Situation klar. Diese Verzweiflung wich im nächsten Moment der Wut, ihre Augen sprühten förmlich Blitze.
"Auf keinen Fall werde ich diesen Bastard gewinnen lassen!", keifte sie und ehe Peter sich versah landete ihre durch den schwarzen Anzug stahlharte Faust in Peters Unterkiefer. Peters Kopf wurde zur Seite geschleudert. Aufschreiend ließ er Janice los und taumelte zu Boden. Während Peter sich durch Abstützen vor einer erneuten Ganzkörperberührung mit dem dreckigen Asphalt bewahrte, sah Janice ihre Chance gekommen. Den Warnungen der Polizisten zum Trotz nahm sie ihre Beine in die Hand und stolperte benommen in ihre hölzerne Lagerhalle. Lee erschien hinter Peter und griff ihn unterm Arm. Sie zerrte ihn hoch und obwohl dieser noch ein wenig benommen war, folgte er Janice Seite an Seite mit Lee durch die Eingangstür. Er stieß die Tür auf und eilte mit Lee hinein. Doch als er die rötliche Beleuchtung des Raums sah, stoppte er abrupt. Lee tat es ihm gleich. Die dunkle Lagerhalle war taghell erleuchtet. Durch den ganzen Raum zogen sich kreuz und quer lineare rote Strahlen. Und jeder Strahl hatte seinen Ursprung in einer runden, an der Decke befestigten Metallscheibe. Der ganze Raum war voll von ihnen, man konnte keinen Schritt gehen, ohne von einem erfasst zu werden. Deshalb standen Peter und Lee stocksteif zwischen den nicht ausgeräumten Metallkisten und versuchten sich so wenig wie möglich zu besiegen, da sie nicht wussten, was bei einer Bewegung passieren würde und sahen zu, wie Janice sich eine schmale, figurbetonte Rüstung über die schwarze Schutzkleidung zog. Die Polizeibeamten rissen die schwere Metalltür auf und natürliches Licht drang in die Halle.
"Keinen Schritt näher!", brüllte Lee und verhinderte so ein Massaker, da ihre Männer sofort aufhörten die Halle zu betreten.
Janice befand sich im einzigen Teil der Halle, der nicht voll von roten Lichtstrahlen war und vermutlich hatte sie diese auch von dort aktiviert. Ihr neuer Anzug war neben der Form, sah weniger aus wie ein Panzer sondern eher wie Felicias enges Lederkostüm, anders als die Rüstung und in einem dunklen grau gehalten. Der Helm war ebenfalls schmal und hatte ein V-förmiges, schwarzes Visier. Ihre gefärbten Haare verschwanden dahinter. Zufrieden betrachtete sie die Polizistin und den Superheld. Auf Peters Brust zeigte ein Strahl, von Lee war das rechte Knie und ihr Kopf anvisiert worden. Sie tauchten die Gesichter und Kleidung der beiden in tiefrotes Licht.
"Meine beiden Feinde zappeln wie eine Fliege im Spinnennetz", witzelte sie. Die Aussicht auf ihre baldige Rache hatte ihre Stimmung sofort aufgebessert. Ihr Anzug hatte eine besondere Fähigkeit. Und mit dieser würde sie Smythe für die Übernahme ihrer Beetlerüstung bezahlen lassen. Niemand vergriff sich ungefragt an ihren Sachen. Doch die finsteren Blicke der beiden, obwohl sie nur Lees sah, amüsierten sie noch mehr. "Ach kommt, die Ironie ist euch nicht entgangen. Bevor ich Smythe jetzt blutig büßen lasse, werde ich euch noch kurz darüber informieren, was es mit den roten Lichtstrahlen auf sich hat. Ich will nämlich nicht, dass mein ganzes Equipment umsonst zerstört wird. Aber diesen Faktor sah dieser, zugegebenermaßen verzweifelt wirkende Plan auch vor. Die roten Linien sind mit Sprengsätzen elektronisch verkabelt. Steht ihr einmal still, dürft ihr keine auf euch zeigende Linie verlassen oder eine andere berühren. Sonst löst ihr eine explosive Kettenreaktion aus und diese Lagerhalle wird mit euren verbrannten Leichen auf den Grund des Meeresbodens sinken."
Dann öffnete sie die zweite, zum Steg führende Tür. Nun drang auch von einer zweiten Seite Tageslicht in die Halle an. Das Rauschen des Meeres drang in Peters Ohr. Dann sah er fasziniert, wie Janice gen Himmel guckte. Im nächsten Moment schoss sie vertikal nach oben. Die Triebwerke ihres Jetpacks fauchten und er meinte sie in weiter Ferne erspähen zu können. Sie raste direkt auf Ryker´s Island zu. Smythe! Er war nun ihr Ziel und wesentlich leichter zu erreichen. Nicht, dass dieser sadistische Mistkerl den Tod nicht verdient hätte, aber eine lebenslange Zeit hinter Gittern bedeutete eine lebenslange Qual und das war die größere Strafe. Sofern er nicht aufgrund von Polizeiinkompetenz ausbrach, fügte Peter verbittert hinzu. So wie bei Cassidy. Dann lenkte er seine Gedanken jedoch weg von dem fliegenden Beetle und konzentrierte sich auf seine recht heikle Situation. Er schaute zu Lee rüber, die verkrampft versuchte sich keinen Millimeter zu rühren. Ihre Augen waren vor Angst geweitet, sie hatte die Situation richtig erkannt. Ihre Chancen standen wahrlich schlecht. Gefangen in einem Minenfeld. Bei der kleinsten, unbedachten Berührung würde der ganze Laden in die Luft fliegen.
"Das nennt man dann wohl Pech", kommentierte Peter die Situation trocken, obwohl auch er eine gewisse Angst nicht abstreiten konnte.

Der Beetle war ihnen entwischt und der Detective stand mit Spider-Man in einer Todesfalle. Rote Lichtstrahlen hielten sie bewegungsunfähig in der dunklen Lagerhalle. Ein ganz schlechter Tag also für den ernannten und selbst ernannten Gesetzeshüter. Ihr Tod war eine Möglichkeit mit einem hohen Prozentsatz. Und in solch einer Situation machte der Held Witze.
"Das ist vielleicht nicht die beste Situation für einen Scherz", wies Lee Peter zu recht. "Ohne dein Versagen, wären wir nicht einmal in dieser zugegeben recht misslichen Lage."
Peter schnaubte verachtend. "Jetzt ist das ganze meine Schuld, wenn ihre inkompetente Polizei Fisk nicht beschützen kann?"
"Warum bist du ihr denn nicht gefolgt?"
"Sie meinen, weil Janice ein Jetpack hatte und schon weg war, als ich hochgeblickt habe. Macht Sinn", hielt Peter ihr mit aggressivem Ton vor.
Lee atmete tief durch. Der Klügere gibt nach, sagte sie sich. In ihrer Situation sollten sie sich nicht streiten.
"Lassen wir das, suchen wir stattdessen nach einer Lösung, die uns aus dieser verminten Halle rausbringt", schlug sie deshalb vor.
Peter nickte, den Zorn in seinen Augen konnte die Polizistin ja nicht sehen. "Es muss einen Weg geben, der uns sofort hier rausholt. Bis die Polizei uns gerettet hat, hat Janice Smythes Zelle längst erreicht." Denk nach Peter, denk nach! Es musste doch eine nahe liegende Lösung für ihr Dilemma geben.
"Beetle hat doch etwas davon erzählt, dass die Reaktionen elektrisch ausgelöst werden." Peter nickte bestätigend und Lee fuhr fort: "Ich bin kein IT-Genie, aber könntest du nicht vielleicht einen EMP oder so etwas mit deinem Netzwerfer auslösen?"
Peter schüttelte den Kopf. "Nein, dafür bräuchte ich andere Komponenten. Aber ihre Idee ist grundsätzlich nicht schlecht. Wir müssen versuchen ihre Schaltkreise zu überlasten und so den Funk zerstören. Der EMP war kein schlechter Gedanke, es würde mir vielleicht mit viel Glück gelingen, aber dann würden wir hier noch bis heute Nacht stehen."
"Wenn du sagst, dass meine Idee nicht schlecht ist, heißt das dann, dass du eine bessere hast, eine, die uns hier rausholt?", hakte die Polizistin nach.
Peters breites Grinsen war für sie nicht sichtbar. "Ja, allerdings. Meine Netze haben eine chemische Struktur, die mit den meisten Bauteilen reagieren. Und auch Strom ist sehr reaktionsfreudig mit ihnen. Das könnte die Systeme überladen. Statt uns würden die Minibomben explodieren", sagte der Held stolz. Die Lösung war wirklich leicht gewesen.
Doch Lee war nicht überzeugt. "Warum höre ich da ein Aber heraus?", fragte sie skeptisch.
"Nun, ähem", stammelte Peter leicht verunsichert und kratzte sich am Hinterkopf. "Es könnte natürlich auch passieren, auch wenn ich mir fast 100-prozentig sicher bin, dass ich irre und wir landen bei den Fischen."
"Wird es funktionieren?"
"Fifty-Fifty würde ich sagen", antwortete Peter ehrlich.
"Was? Fifty-Fifty?", sagte Lee entsetzt.
"Wenn ich es noch einmal recht nachrechne, komme ich auf 40 zu 60, denn ich kenne die von Janice eingebauten Teile ja nicht."
"Das ist ja noch weniger!"
"Allerdings. Natürlich können wir auch warten bis ihre Jungs sich hierher bequemen, aber Janice hat Blut geleckt und sie wird sich an Smythe rächen wollen. Ich werde nie wieder einen Menschen sterben lassen!", machte Peter seine Position klar. "Nicht, wenn ich es, wie jetzt, verhindern kann. Ich werde jeden retten, den ich retten kann."
Lee schaute peinlich berührt auf den Boden. Spider-Man hatte vollkommen Recht. Als Polizistin sollte sie sich in erster Linie um das Wohl der Bürger kümmern und dennoch ertappte sie sich dabei, wie sie um ihr eigenes fürchtete. Ihr Blick wurde entschlossen.
"Uns bleibt wohl keine Wahl", murmelte sie und nickte Peter kaum merklich zu, um sich nicht zu schnell zu bewegen.
"Also gut", sagte Spider-Man mehr zu sich als zu Lee und richtete seinen rechten Netzwerfer auf die metallene Scheibe, die auf seine Brust gerichtet war. "Dann mal los."
Zögerlich nähere sich seine Hand dem Abzug, doch dann drückte er ihn durch und schloss die Augen. Das Netz traf auf das technische Gerät. Blitze schlugen kurz aus, dann stieg Rauch aus der Scheibe. Kein Knallen, kein Feuer, keine Verletzungen. Die Explosion war ausgeblieben. Zuerst öffnete Peter nur eines seiner Augen, als er dann jedoch sah, dass der Raum wieder in komplette Dunkelheit gehüllt war, öffnete er auch das zweite. Sein Plan hatte gegen jede Wahrscheinlichkeit funktioniert. Jetzt musste er nur noch eine Leiche verhindern. Peter wartete nicht lange und lief so schnell er konnte aus der Halle hinaus. Lee ließ er in dem stockdunklem Raum zurück. Sie war nicht wichtig. Peter machte sich auf den Weg nach Ryker´s. Nur Janice und Smythe waren jetzt von Bedeutung. Er durfte einfach nicht versagen.

Janice hingegen hatte das Gefängnis längst erreicht und bewegte sich dank ihres Anzugs unbemerkt und so leise wie möglich durch die Zelltrakte. Endlich fand sie Smythes Einzelzelle, die von den anderen abgeschottet war. Man hatte ihn in einen extra Raum gebracht. Die Wände waren blanker Stein, hässlich und alt. Smythe hatte in seiner Zelle nur eine kleine Toilette, ein noch kleineres Waschbecken und eine dünne Matratze, für die es nicht einmal ein Gestell gab. Dennoch schien er im Moment sehr zufrieden. Das Leuchten seines Laptops tauchte sein unrasiertes Gesicht in ein helles Blau. Der eng anliegende Anzug reflektierte das Licht, weshalb es für das menschliche Auge nicht möglich war, Janice zu sehen. Janice trat vor die gläserne Scheibe, die Smythe von ihr trennte. Sie hasste alles an ihm. Er hatte verdient, was er gleich bekommen würde.
"Ich weiß, dass du vor der Scheibe stehst, ich empfange deine Energiesignatur", begrüßte dieser Janice zu ihrer Überraschung. Zuerst war sie überrumpelt, doch dann deaktivierte sie die Tarnvorrichtung und nahm ihren Helm ab. Unter diesem kam ihr blondes Haar zum Vorschein. Ihre Augen strahlten Kälte aus.
"Gefällt mir nicht, was du mit deinen Haaren gemacht hast, kurz und brünett stand dir deutlich besser."
"Schluss mit den Witzen", zischte Janice und richtet eine Pistole auf ihn. Ihr Lauf glänzte im schwachen Licht der flackernden Deckenlampe. Normalerweise würde die Technikerin es nicht über sich bringen einem anderen Menschen das Leben zu nehmen. Ihre Hand würde zittern und sie würde sie Waffe letzendes aus Abscheu vor sich selbst fallen lassen. Doch nicht bei Fisk und Smythe. Die Pistole ruhte ganz ruhig in ihrer Hand. Ihre Gedanken waren klar, sie wusste genau, was sie tat. Sie entsicherte die Pistole mit dem Daumen und legte den Zeigefinger an den Abzug.
"Hey, hey, hey. Wir können doch über alles reden", versuchte Smythe sie zu beschwichtigen. Der Schweiß stand ihm auf seiner Stirn. Niemals hätte er gedacht, dass sowohl Spider-Man als auch Janice aus der Beetleattacke mit einem Unentschieden herausgehen würde. Und mit Janice hatte er noch die schlechtere Karte gezogen, denn im Gegensatz zu Spider-Man schien sie fest entschlossen es zu beenden. Dann lösten sich zwei Schüsse. Es krachte, Patronenhülsen fielen zu Boden. Die Schutzscheibe bekam durch die ungeheure Wucht der ersten aus nächster Nähe abgeschossenen Kugel große Risse. Mit dem zweiten Schuss zersprang sie klirrend in viele Splitter, die auf den Boden niederregneten. Smythe zuckte verängstigt zurück. Im Gegensatz zu ihm schwitzte Janice nicht, sie war ganz ruhig. Sowohl er als auch Fisk waren Monster, was er mit der Beetlerüstung angerichtet hatte, war der beste Beweis. Unschuldige, in diesem Fall Polizisten waren gestorben. Sie hob die Waffe und richtete sie auf den Kopf ihres Rivalen.
"Du kriegst, was du verdienst, Drecksack", zischte sie und bemerkte ein wenig verwundert, dass Smythes Gesichtsausdruck sich von einem auf den anderen Moment veränderte. Die Angst wich seiner üblichen Arroganz. Ein breites Grinsen zog sich über sein ungepflegtes Gesicht. Er tippte sich an einen imaginären Hut.
Ein Schuss hallte in der Einzelzelle wieder. Laut und unbeugsam. Todbringend. Ein Körper fiel langsam auf den Boden. Dumpf schlug er auf. Die Pistole landete neben dem Körper auf dem Steinboden. Smythe stieg über die Scherben hinweg und thronte nun über Janice.
"Anfängerin. Fisk kontrolliert die Stadt, die gesamte Stadt, bis in die kleinste Verwaltung. Hast du wirklich gedacht, du hättest eine Chance?", spottete er und stieg über ihren stark blutenden Körper hinweg.
Sein Blick richtete sich auf eine Person, die im Türeingang stand. In seiner Hand hielt der von Fisk gekaufte Wärter, der Smythe auch seine technischen Geräte zukommen ließ, eine rauchende Pistole. Smythe bedankte sich bei ihm und bedachte Janice Körper, aus dem fast jegliches Leben gewichen war, mit einem letzten Blick. In seinen Augen spielte sich Triumph wieder, als er die immer größer werdende Blutlache sah. Vergessen war die Angst, das einzig Wichtige war, dass er gewonnen hatte. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Zelltrakt mit einem bösartigen Lachen, dass zwischen den alten Mauern widerhallte.
Es dauert weniger als eine Minute, da stand Peter im Türeingang. Er war deutlich schneller als Beetle gewesen, da er sich nicht verstecken musste, sondern sofort durchgewunken wurde. Mit Bedauern und Entsetzen sah er den merkwürdig verrenkten Körper der Superschurkin. Sah wie aus der pulsierenden Wunde, die Kugel war nahe dem Schlüsselbein in den Körper eingetreten, immer mehr Blut floss. Zu seinem Schock lag die Scheibe, die Smythe festhalten sollte, in Trümmern und dazu fehlte von ihm jede Spur. Doch das war im Moment nur nebensächlich. Spider-Man eilte auf Janice Körper zu und hielt ihren Körper in den Armen. Blut tropfte platschend in die Lache. Der ganze Anzug war voller Blut. Alles war rot. In ihren Augen lag Panik, die Schmerzen waren unerträglich für sie. Peter schluckte schwer. Er hatte versagt, er hatte Janice nicht retten können. Er konnte auch ihre unbeschreiblichen Schmerzen nicht lindern.
"Alles wird gut, hörst du. Alles kommt wieder in Ordnung", flüsterte er, seine Maske ihrem Ohr ganz nahe.
Für einen kurzen Augenblick glaubte er sogar ein Aufglimmen von Hoffnung in ihren Augen zu sehen. Dann wurden die Zeiten zwischen den Herzschlägen weniger. Diese waren dafür umso stärker. Sie klammerte sich an ihr Leben. Ihre Finger gruben sich mit nur noch wenig Kraft in Peters Kostüm. Dann erschlafften sie, ihr Herz war stehen geblieben. Ihr Körper erschlaffte. Peter schaute ein letztes Mal in ihr starres Gesicht, dann legte er sie ab.
"Wäre ich doch nur früher auf die Idee mit den Netzwerfern gekommen und hätte ich nicht gezögert."
Sein Blick wurde hart und unnachgiebig, sein Gesicht verfinsterte sich. Es war seine Aufgabe, Leute wie Janice zuretten. Er war der Held, er hätte sie vor dem Tod bewahren müssen. Peter realisierte traurig, dass er erneut versagt hatte. Er war für ihren Tod ebenso verantwortlich wie für den seines Onkels. Doch diesmal würde er nicht den gleichen Fehler begehen, er würde sich nicht einschließen. Denn er war vonnöten, seine Rolle war wichtig. Deshalb musste er handeln und auf Mord und Gewalt konnte man nur mit Hass und Stärke reagieren. Diesen Triumph, den sich Smythe einbildete errungen zu haben, würde er nicht lange genießen können. Er würde für das, was er getan hatte, bezahlen.
"Jetzt komm ich dich holen, Smythe", zischte Peter voller Wut.

Es klopfte dumpf an der Tür des Gästezimmers der Parkers, welches zurzeit von Felicia belegt war. Felicia, die gerade mit ihrem Lineal ein Koordinatensystem zeichnete, wollte gerade "Herein" sagen, als sich die Tür schon öffnete. Sie drehte sich zu Peter um, der ein wenig unschlüssig in dem karg eingerichteten Raum stand und schaute ihm in die Augen. Entschlossenheit. Aber Felicia sah auch große Schuld in ihnen. Sie runzelte mit der Stirn. Was war passiert? Diese Frage sollte ihr Peter sofort beantworten.
"Ich habe den Weg nach Hause überlegt, ob ich dich da wirklich mit reinziehen soll. Aber du bist meine Freundin und ich denke, dass du die Einzige bist, die mir helfen kann", begann Peter.
"Natürlich. Was immer du willst."
"Für mich gibt es keine Grenzen mehr. Ich werde jetzt alles tun, was notwendig ist. Mit allen Mitteln."
Felicia nickte. Irgendetwas war vorgefallen. Irgendetwas, dass ihn komplett aus der Bahn geworfen hatte. Sein Blick hatte etwas Wirres und Gehetztes.
"Ich helfe dir gerne. Ich schulde dir so viel, es freut mich, dass ich etwas zurückzahlen kann."
Jetzt nickte Peter. "Ich verstehe, aber du bist dir der Ausmaße meines Plans nicht bewusst. Es geht um etwas wirklich Großes. Ich rede von moralischer Grauzone und Verbrechen. Mich kümmert nicht, was ich tun muss, um Smythe auszuschalten, ich weiß nur, dass ich es auf jeden Fall tun muss."
Felicia lächelte verschmitzt. "Ich bin die Black Cat, Pete. Ich kenne nichts außer die Grauzone."
Peter ging gar nicht darauf ein. Felicia fiel das sofort auf. Normalerweise ließ er sich zu gerne und mit der größten Freude in ein Wortgefecht verwickeln. Die Sache war also ernst.
"Alistaire Smythe ist ein wahnsinniges Technikgenie. Er hat Maschinen mit künstlicher Intelligenz entwickelt, nur um mich zu töten. Bisher hatte ich einmal das Vergnügen. Seitdem sitzt er im Knast. Vor einer halben Stunde ist er dann jedoch zu weit gegangen. Wegen ihm sind eine Frau und drei Polizisten gestorben, alleine, verlassen und schmerzvoll. Ich werde es nicht tolerieren, dass dieses Monster noch länger frei herumläuft. Niemand wird mehr wegen ihm sterben, ich werde es nicht erlauben. Ich muss ihn aufhalten. Und für meinen Plan brauche ich zwingend deine Hilfe. Kann ich auf dich zählen?"
"Du kannst immer auf mich zählen", antwortete Felicia und ging auf den kleinen, alten Kleiderschrank zu, der neben ihrem Bett stand. "Ich zieh mich nur kurz um." Sie öffnete den Schrank und zog ihr schwarzes Lederkostüm mit weißem Fell und tiefem Ausschnitt heraus. Kein Kommentar von Peter, kein Witz, kein nett gemeinter Spott. Nur todernste Stille. Felicia betrachtete ihr Kostüm und blickte dann Peter direkt in die Augen. "Was soll ich tun?"

Spencer Smythe stoppte den langsam fahren, alten Ford mit der Bremse und kam sanft zum Stehen. Er kam gerade von einem Bingoabend und hatte viel Spaß mit seinen alten Freunden und Saufkumpanen gehabt. Doch die Zeiten, in denen er sie letzteres hatte nennen können, waren längst vorbei. Sein langes, weißes Haar hatte er zurück gestrichen, tiefe Falten durchzogen sein Gesicht. Er zog den Schlüssel ab und stieg ächzend aus dem verrosteten Fahrzeug. Der Ford war in keiner guten Verfassung. Die Farbe war größtenteils abgeblättert, das Metall rostete und die Ledersitze waren ebenfalls kaputt. Die Heizung funktionierte nicht, das gleiche galt auch für das Radio. Doch Alistaires Vater konnte sich nicht davon trennen. Der alte Mann schaute seufzend auf seinen lebenslangen Begleiter und folgte dann einem gepflasterten Weg durch einen gepflegten Vorgarten zu seiner Haustür. Rote Farbe zierte diese. Klimpernd holte er seinen Schlüsselbund aus der Manteltasche und schloss mit zitternder Hand die Tür auf. Müde trat er in sein großes Haus, in dem er alleine wohnte, ein bisschen fernab von Baugebieten, nahe des Walds. Erschöpft warf er mit einem weniger kraftvollen Wurf seinen Mantel an den Jackenständer und zog sich die schwarzen Wildlederschuhe aus, die er penibel nebeneinander stellte. Nachdem er in seinen alten Fernsehsessel gesunken war, griff er nach der grauen Fernbedienung und schaltete mit dem Drücken des roten Knopfes den verstaubten Röhrenfernseher ein. Seit seine Frau gestorben war, fiel es dem alten Mann immer schwieriger das Haus in Stand zu halten. Von Seiten seines Sohnes brauchte er auf keine Hilfe zu hoffen. Der hatte nur seine Arbeit im Kopf und meldete sich nur zu Feiertagen oder Geburtstag. Es war dunkel draußen geworden und doch meinte Spencer Smythe einen Schatten am Fenster vorbeihuschen gesehen zu haben. Im gleichen Moment erlosch die Lampe über ihm und auch der Fernseher zeigte kein Bild mehr. Smythe stutzte und schaute sich verwundert. War wohl wieder diese verdammte Sicherung. Seufzend erhob er sich. Auf die Technik konnte man sich nicht verlassen. Früher war alles qualitativ hochwertig gewesen, da hatte er nie Probleme mit dem Strom gemacht. Doch noch ehe er sich vollständig aufgerichtet hat, traf ihn ein Schlag am Hinterkopf. Nicht hart oder gewaltsam, aber stark genug, damit Smythe augenblicklich das Bewusstsein verlor. Er fiel schwer wie ein Sack in den Sessel zurück. Aus dem Schatten löste sich Felicia, in ihr schwarzes Kostüm gehüllt und tippte an ihr drahtloses Headset, welches ihr Ohr schmückte.
"Mein Teil ist erfüllt. Ich werde jetzt alles vorbereiten."
"Gut, ohne dich würde ich das nicht schaffen. Danke. Ich werde alles mit Janice Erfindungen präparieren und die Verbindung aufbauen."
Felicia war, obwohl sie sich wohl dabei fühlte, Peter zu helfen, ein wenig mulmig zu Mute. Weniger wegen dem, was sie tat, sondern wegen Peter, seine ganze Art. Sie verstand, warum er so reagierte, aber das war nicht er. Die Rücksichtslosigkeit stand im Gegensatz zu seiner sonstigen Höflichkeit und Hilfsbereitschaft. Er handelte nicht wie ein Held, eher wie ein Schurke. Er versuchte mit allen Mitteln, seien sie noch so dreckig, zum Ziel zu kommen. Keine Frage, Smythe war eine widerwärtige Person, die diese Behandlung verdient hatte. Doch ihre Sorge galt Peter selbst. Er war so ganz anders als den Menschen, den sie kannte und für den sie Gefühle hatte. Sie hatte Angst, dass Peter sich selbst verlor.

Alistair Smythe ahnte unterdessen nichts von dem, was sich in seinem Elternhaus abspielte. Er war einfach nur froh aus der stinkenden Zelle raus zu sein und ließ sich zufrieden in seinen Drehstuhl fallen. Dann schaute er sich in seinem neuen Labor um. Fisk hatte sich auch dieses Mal nicht lumpen lassen. Das Labor war in etwa so groß wie ein halbes Fußballfeld, mit weißen Platten an den Wänden, die Hitze, Kälte und viele andere Probleme, die bei Experimenten entstehen konnten, aushalten konnten. Hinter diesen hatte man Lichter montiert, sodass das Labor optimal ausgeleuchtet war. Dazu war es vollgestopft mit allem, was Smythe gefordert hatte. Das Non-plus-ultra an Technik, jeden Stoff, jedes Metall, jedes Kabel war da. Die ihm zur Verfügung gestellten Computer hatten das neuste, noch nicht im Handel erhältliche Betriebssystem. Fisk hatte ihm seinen Traum gebaut. Und zusätzlich hatte der Wirtschaftsboss während Alistaires Abwesenheit schon neue Pläne umgesetzt. Erschrocken fuhr Smythe hoch, als sich der Bildschirm zu seiner linken von selbst anschaltete. Sofort fasste er sich wieder und versuchte seinen üblichen, gleichgültigen, arroganten Gesichtsausdruck aufzulegen, als er sich zu dem Bildschirm drehte. Er war ein wenig verwundert, als er Spider-Mans Maske sah. Hatte dieser Held sich etwa in sein System gehackt? Wie war das möglich? Äußerlich versuchte Smythe dennoch die Fassung zu bewahren.
"Guten Abend, Spider-Man", begrüßte Smythe ihn.
"Oh, für mich ist es einer. Nur für dich nicht", konterte Peter die Provokation. Seine Stimme hatte er verzerrt, um nicht aufgenommen und dann anhand der Stimme gesucht zu werden.
"Wieso sollte er es nicht sein? Ich bin ein freier Mann und du hast keine Ahnung wo ich bin."
"Das wird sich gleich ändern. Mit dem Tod von Janice Lincoln und den Polizisten bist du endgültig zu weit gegangen. Du hast mir keine Wahl gelassen, ich musste zu drastischen Methoden greifen, denn wie du richtig sagtest, weiß ich nicht wo du bist", erklärte Peter und trat zur Seite. Damit gab er den Blick auf den an den Fernsehsessel gefesselten Spencer Smythe frei, der mit jeglicher Kraft, die in seinem schwachen Körper steckte, an den Fesseln zerrte. "Ich denke der alte Herr sollte dir bekannt sein. Ich tue das nicht gerne, es widerspricht meinen Prinzipien. Aber Fakt ist, dass du mich gezwungen hast zu handeln. Deshalb lasse ich dir eine letzte Chance. Ich habe kein Interesse daran deinem Vater Schaden zuzufügen. Komm in einer Stunde zu deinem Elternhaus und steh für das gerade, was du getan hast. Du gegen deinen Vater."
Der Bildschirm ging ebenso schnell aus, wie er angegangen war. Ohne Ankündigung, er wurde einfach augenblicklich schwarz.
"Wie kann er es wagen!", brüllte Smythe außer sich vor Wut und schlug seinen Bildschirm vom Tisch. Dann trat er so lange auf ihn ein, bis die Scheibe komplett zersplittert war und die Kabel offen lagen. Zum Abschluss trat er nochmal extra seitlich dagegen. "So eine Scheiße!"
Spider-Man hatte ihn herausgefordert. Eigentlich hatte Smythe ihn erpressen wollen oder etwas dergleichen, ihn in die Defensive drängen wollen. Aber Spider-Man hatte seinen Zug früher gemacht und Alistair stattdessen in die Enge gedrängt. Aber sein Vater würde nicht dafür bezahlen. Alistair würde zum Elternhaus gehen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich zur Seite drehte und sein Blick auf drei neue Spider Slayer Modelle fiel, die er nach dem Kampf mit Janice in Europa neu geschaffen und am Programm der KI noch etwas geändert hatte. Fisk hatte seine Pläne dann mit einem Expertenteam realisieren lassen. Dazu hatte er noch eine Geheimwaffe, die Spider-Man nicht kommen sehen würde. Aus dem Boden fuhr durch einen geschrieben Befehl auf einem PC eine Vitrine, wozu sich der Boden zuerst aufgeteilt hatte. In dieser stand ein metallener, humanoider Anzug mit stark gepanzerten Schulter- und Oberschenkelplatten. Der Helm hatte nach hinten gerichtete Stachel, der Mund lag offen und blaue Linsen verdeckten die Augen.
Er würde Spider-Mans Aufforderung folge leisten. Aber er würde mit einer Armee kommen.
"Mal sehen wie sich unsere doch-nicht-so-freundliche Spinne gegen vier Slayer behauptet!", brüllte Smythe selbstbewusst und siegessicher.

Eine Stunde war vergangen. Peter lauschte in die Dunkelheit hinein. Smythe würde kommen. Da war er sich sicher. So egoistisch und menschenverachtend er war, Peter hatte ihm angesehen, dass ihm sein Vater etwas bedeutete. Deshalb würde er kommen. Allerdings war Peter nicht auf den Kopf gefallen. Smythe würde nicht alleine kommen. Slayer waren garantiert. Genau aus diesem Grund hatte er das Haus mit Janice Waffen präpariert. Gegen Smythe kämpfte er mit Stahl in den Boxhandschuhen, keine Schonung mehr, er würde ihn ein für alle Mal besiegen. Plötzlich bekam er ein leichtes Stechen an den Schläfen. Er drehte sich rasch zu Felicia um.
"Mach dich bereit, es geht gleich los", sagte er zu ihr. Felicia nickte. Black Cat hinterfragte es nicht. Das ganze Haus war still. Außer dem Atem der drei war nichts zu hören. Peter wusste, dass er gewinnen würde. Es gab keine andere Möglichkeit. Dennoch drehte er einen länglichen Gegenstand nervös in der Hand. Die Kopfschmerzen wurden stärker. Es war alles noch still. Und dann brach die Hölle los. Alles ging ganz schnell. Drei Spider-Slayer krachten durch die Frontwand. Steinbrocken kam Peter entgegen und verteilten sich im ganzen Wohnzimmer. Der Fernseher und eine Lampe wurden weggeschleudert. Die Slayer standen lauernd drei Meter von Peter entfernt und analysierten die Situation. Spider-Man fackelte nicht lange und drückte den Zünder in seiner Hand. Dieser Kampf musste schnell gehen, nur der Erfolg zählte. Eine Explosion erschütterte das alte Gebäude, es ruckelte gewaltig. Die Bomben, die Peter sich aus Janice Arsenal genommen hatte, ließen die Decke reißen. Krachend brach sie raus und in dem Bereich, in dem die Slayer standen, brach die Decke über ihnen zusammen. Donnernd knallten die großen Zementbrocken auf die silberne Panzerung der Slayer. Staub wurde aufgewirbelt. Peter konnte nichts mehr erkennen. Seine unnachgiebige und rücksichtslose Strategie hatte funktioniert. Zwei der Slayer waren zerquetscht worden. Ihre Körper waren an manchen Stellen vor Wucht platt gedrückt. Sie qualmten. Doch der explodierende Spinnensinn warnte Peter vor einer herannahenden Gefahr. Also hatte es den dritten nicht erwischt. Das metallische Monster sprang Peter entgegen. Peter sah seine hässliche Fratze schnell näher kommen. Doch dank seiner Spinnenkräfte konnte er rechtzeitig zur Seite ausweichen. Er unterschätzte jedoch die KI und in dem Moment, in dem der Slayer einen Meter rechts von Peter auf den Boden kam, hatte er schon einen neuen Angriff ausgerechnet. Den schallschnellen Schwanz sah er nicht kommen und das dehnbare Metall krachte in Peters Brust. Dem Helden wurde sofort jegliche Luft aus dem Brustkorb gedrückt und der Druck schleuderte ihn gegen die hinter ihm liegende Wand. Zement bröckelte, als er in ihr einschlug. Überrumpelnd landete Peter auf dem dreckigen Boden.
"Mistvieh!", zischte Peter.
Als hätte es ihn gehört, schoss der Slayer wieder auf ihn zu. Peter, der mit brummendem Schädel auf dem ungemütlichen Boden lag, schaffte es nicht sich zu wehren und das schnell auf und zu schnappende Maul kam Peters Kopf gefährlich nahe. Aus der Nähe sah Peter im schwachen Mondschein aufblitzende Zähne, die mehr als nur spitz waren. Er versuchte mit beiden Händen das Maul von sich zu pressen, während der Slayer mit seinen Klauen an den "Füßen" seinen Anzug zerfetzte und ihm tiefe Wunden zufügte. Stöhnend zog Peter eine Hand vom Maul weg und musste jetzt mit der anderen noch stärker drücken. Die spitzen Zähnen kamen immer näher. Doch bevor sie seinen Kopf endgültig erreicht hatten, landete ein Netzschuss im Maul des Slayers. Peter bekam die erhoffte Reaktion. Es zischte, ein Blitz fuhr durch den Slayer und dann konnte Peter ihn ohne Probleme von sich schieben. Die Schaltkreise waren durchgeschmort.
Smythe, in seinem neuen, noch nicht erprobten Slayer-Anzug, hatte sich unterdessen durch die Hintertür reingeschlichen und da er an die Wirksamkeit seiner Ablenkung glaubte, ging er unbeirrt auf den Sessel, in dem sein Vater saß, zu. Er sah sich bereits als Sieger, was sein großer Fehler war. Er unterschätzte Spider-Man erneut. Von Felicia wusste er natürlich nichts und rechnete somit auch nicht mit einem von der Seiten kommenden Magentritt. Überrascht stolperte er zurück. Sein Plan war gescheitert. Während Peter dem dritten Slayer einen Netzschuss verpasste, zog die agile und flinke Felicia in ihrem engen Outfit Smythe die Beine weg.
"Hab ihn!", rief sie Peter über die Schultern zu.
Dieser eilte heran und packte den am Boden liegenden Smythe am Kragen. Er riss ihn vom Boden und mit durch den Hass symbiontenverstärkte Kräfte schlug er ihn in die Wand. Dann ließ er ihn los und holte mit dem Arm aus. Smythe konnte keins seiner Waffensysteme aktivieren, denn Peters Schläge prasselten unbarmherzig auf sein Gesicht nieder. Schlag um Schlag. Peter brüllte, seine Augen waren voller Hass. Der Slayeranzug war komplett verbeult, an manchen Stellen standen bereits Kabel heraus. Smythes Gesicht war vor Blutergüssen dick und voller Blut. Ihm fehlten Zähne, die in abgebrochenen Hälften auf dem Boden verteilt war. Seine Augen waren fast komplett zu geschwollen. Peters Kräfte ließen nicht nach. Der Symbiont verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Er spürte die tiefen, vom Slayer zugefügten Wunden nicht einmal mehr. Sein Kostüm war in Blut getränkt, aber er merkte es nicht. Sein Hass ließ ihn alles andere ausblenden. Er holte ein letztes Mal aus und schaute in das blutige Gesicht von Smythe. Er hatte jeden einzelnen Schlag verdient, so wie den letzten. Dieser würde es beenden für immer. Doch als er ihn nach vorne schießen lasen wollte, berührte Felicia sanft seinen Arm. Ihre kalte Haut berührte seine warme an einer aufgerissenen Stelle des Anzuges.
"Es ist gut, Spider-Man. Er hat genug", sagte sie mit ruhiger Stimme. Diese holte Peter letztendlich aus seiner Raserei. Er nahm den Arm herunter, drückte dennoch seinen Unterarm gegen Smythes Kehle, um ihn unter Kontrolle zu haben. Obwohl das gar nicht notwendig gewesen wäre. Smythe konnte sich in seinem Zustand nicht wehren. Blut lief ihm aus seinem überlaufenden Mund.
"Ich hätte nicht gedacht, dass ein Held wie du mit Bomben arbeitet und derart brutal gegen seine Gegner vorgeht", presste er hervor. Jede Faser seines Körpers schmerzte.
"Du kennst mich nicht im geringsten", zischte Peter.
"Oh doch, ich kenne dich vielleicht sogar besser als du dich kennst. Du bist ein Monster, ein Teufel, ein Dämon, der sich eine Maske aufsetzt, weil er hofft, dass so niemand sein wahres Ich erkennt. Du bist nett und freundlich zu deinen Mitmenschen, grüßt und so weiter. In Wahrheit bist du jedoch ein gewaltliebender, brutaler Mensch. Ich habe es in deinen Augen gesehen, Spider-Man. Der Hass und die Sehnsucht nach Gewalt." Er kicherte irre. "Ein Monster, das ein Held sein will. Und so jemanden vertrauen wir unsere geliebte Stadt an? Wir haben tatsächlich viel gemeinsam."
"Ich bin nicht wie du", verteidigte Peter sich und verstärkte den Druck auf Smythes Kehle. "Nicht so ein Abschaum."
Alistair zuckte achtlos mit den Schultern. "Wie auch immer, es ist egal. Auf keinen Fall werde ich gegen meinen zweiten Rivalen verlieren. Ein Unentschieden wird drin sein."
Smythe tippte sich an einen imaginären Hut und drückte zwei Köpfe an seiner am Unterarm befestigten Schaltkonsole. "Code Samurai auslösen! Ich verliere nicht!", schrie er mit wahnsinniger Stimme.
Peter durchschaute seinen Plan, als die Slayer anfingen schnell zu piepen. Der Spinnensinn tat sein Übriges. Er packte Felicia an der Taille und schoss ein Netz an die Wand über einem großen Fenster. Er zog das Netz ein, Smythes Lachen hallte in seine Ohr wieder. Im selben Moment verging das Haus in einer Explosion. Ein großer Feuerball entstand, der die Nacht lichterloh erhellte. Peter und Felicia wurden durch das Fenster geschleudert und prallten unsanft auf dem harten, festgefahrenen Boden auf. In Peters Wunden steckten vereinzelt kleinere Scherben. Felicia atmete wie er in schnellen Zügen und versuchte so viel Sauerstoff wie möglich in ihre Lungen zu pumpen. Das Haus war eine brennende Ruine, nur ein Teil des Erdgeschosses stand noch. Peters Körper brannte und schmerzte. Er hatte mit Sicherheit vier bis fünf Rippen geprellt, die Schlitzwunden waren nicht so stark wie die vom Man-Wolf, aber dafür zahlreicher. Das lodernde Flammenmeer spiegelte sich in seinen Augen. War Smythe wirklich so versessen darauf gewesen, der Beste zu sein? Hatte er unbedingt gewinnen müssen? Oder war da einfach nur sein Wahn Schuld daran gewesen? Auf jeden Fall hatte er sich und seinen Vater mit seinem Irrsinn in den Tod geschickt. Seinen eigenen Vater geopfert! Peter schluckte schwer. Das wär´s auch beinahe mit ihm und Felicia gewesen. Wenn ihr etwas passiert wäre, hätte er sich das nie verzeihen können. Aber er hatte sein Ziel erreicht: Gerechtigkeit für die Polizisten und Janice.
"Wer auf Rache aus ist, der grabe zwei Gräber", murmelte Peter.

Die Sonne stand längst schon nicht mehr am Himmel, weshalb Jameson sein Büro mit einer Energiesparlampe beleuchtete, als Peter ein wenig ungeduldig vor dem Schreibtisch des Chefredakteurs des Daily Bugle stand. Jameson schaute interessiert Peters gemachten Bilder vom heutigen Tag durch. Zwischendurch kamen wertende Geräusche aus seinem Mund, aber eigentlich war es fast totenstill in dem Büro. Nach einer gefühlten Ewigkeit legte er die Bilder auf den Schreibtisch zurück.
"Und was sagen Sie?", fragte Peter interessiert. Sein Oberkörper, den er von Felicia verbunden bekommen hatte, schmerzte höllisch und bei jeder noch so kleinen Bewegung, auch beim Atmen, würde er am liebsten aufschreien.
Jameson ging sich kurz über die Augen. Er war also auch müde. "Es sind gute Bilder geworden. Zusätzlich steht für mich eine Sache fest: Du wirst der Verfassers des Artikels zur "Mörderischen Pressekonferenz"."
"Was?", entglitt es Peter.
"Sie schreiben jetzt den neuen Leitartikel für morgen", wiederholte Jameson das eben Gesagte. Jetzt siezte er Peter, nahm ihn also als Angestellten wahr und ernst. "Nur Sie waren da, also werden Sie auch gefälligst den Artikel schreiben. Auf keinen Fall wird der Daily Bugle an Aktualität hinterher hängen."
"Aber es ist schon spät, ich habe morgen Schule und bin ziemlich ausgelaugt", protestierte Peter mit dem letzten Fünkchen Kraft. "Sie kennen die Fakten, warum lassen Sie einen Reporter nicht anhand dieser Fakten einen Artikel verfassen. Wird schon niemandem auffallen."
"Das ist eine einmalige Chance", noch eine einmalige Chance?, "die verdammt noch mal genutzt werden muss!", brauste Jameson herrisch auf und ließ von seiner Sekretärin den erst heute Morgen zusammengeschrienen Eddie Brock ins Büro schicken. Dieser schien nichts Gutes zu ahnen, zumindest ließ sein missmutiger Gesichtsausdruck, gepaart mit geröteten, überarbeiteten Augen, dies vermuten.
"Also, Mr. Brock, ich hoffe sie können diesen Auftrag mit höchster Priorität noch zwischen die anderen quetschen, da es wirklich wichtig ist. Dieser Schüler", er deutete auf Peter, der ein wenig verlegen die Hand zum Gruß hob, "wird zum ersten Mal in seinem Leben einen Artikel für uns schreiben, da er als einziger unserer Leute bei dem Attentat auf Fisk vor Ort gewesen war."
"Wo komme ich denn da ins Spiel?", wollte Brock mit einem angreifenden Unterton wissen.
"Der Junge hat natürlich nicht Ihre Erfahrung, Brock. Ich schätze Ihren Stil und Ihr Können. Deshalb sollen Sie ihm als eine Art Lehrer dienen, nein, eher wie ein menschlicher Ratgeber über das Verfassen eines Zeitungsartikels", wies Jameson ihm seine Aufgabe präzise zu.
Babysitten, dachte Brock genervt und verdrehte innerlich die Augen. Na toll! Doch von außen ließ er sich nichts anmerken und gab Peter, der genauso begeistert schien wie er es selbst war, mit einem schwachen Lächeln die Hand.
"Brock."
"Parker", stellte sich der junge Superheld ebenfalls vor. Dann seufzte er. "Es tut mir Leid, dass du unter meinem berühmtem Parker Pech leiden musst. Las uns loslegen, damit wir schneller fertig sind."
Brock nickte müde und die beiden machten sich an die Arbeit.
Obwohl es sich Peter niemals eingestehen würde, so hatte Smythe dennoch nicht ganz Unrecht gehabt. Er wirkte wie ausgewechselt, war nett und höflich, hilfsbereit und einfach der Peter, den man kannte und schätzte. Kein Vergleich zu seinem Zustand vor zwei Stunden. Vom dem flammenden Hass, der in seinem Herzen gelodert hatte, fehlte jede Spur. Alistair hatte nicht ganz Unrecht. Es war, als würde er sich eine Maske aufsetze, um seine wahren Gefühle zu verbergen.

Peter wurde nach der erfolgreichen Fertigstellung des Artikels, mit ganz viel Hilfe von Brock, um kurz nach 23 Uhr von Jameson entlassen. Der Kampf mit der Beetlerüstung und Smythes Slayer hatten ihn verdammt viel Energie gekostet und so schwang er mit bleiernen Armen, die er kaum aufrecht halten konnte, zurück nach Queens. Die Arbeit an dem Artikel hatte ihr Übriges getan. Er war kaputt und wollte, als er um kurz nach halb 12 zu Hause ankam, nichts anderes als in sein Bett fallen und schlafen. Doch erwarteten ihn May und Felicia, die am Küchentisch saßen und seit drei Stunden eine Unterhaltung führten. Als Peter hereinkam, stoppte Tante May mitten im Satz und als sie ihren Neffen sah, strahlte sie über das ganze Gesicht.
"Du glaubst nicht, was passiert ist, Peter! Es ist unglaublich. Ein verspätetes Weihnachtswunder", begann die ältere Dame aufgeregt.
"Wir haben Frühling, Tante May", erinnerte Peter seine Tante.
"Dann ist es eben ein Frühlingswunder. Ein unbekannter Samariter hat all unsere Schulden bezahlt!"
Peter stand für einen Moment wie erstarrt vor dem Küchentisch, dann grinste auch er über beide Ohren. Das machte zwar seine Arbeit bei Jameson komplett unnötig, aber zu wissen, dass seine Tante für den Moment keine Zwangsenteignung mehr zu fürchten hatte, nahm einen großen Druck von ihm. Das Haus zu verlieren wäre zu viel für sie gewesen. Das war wunderbar! Und Peter wusste auch, bei wem er sich dafür zu bedanken hatte.
"Danke, Cat", flüsterte Peter Felicia ins Ohr, während May einen Tee aufsetzte. "Immerhin war ich an der Sache dran, nur hätte ich wahrscheinlich noch mindestens drei Jahre gebraucht, um auch nur eine Rechnung bezahlen zu können. Ich schulde dir schon wieder etwas."
"Warum sollte ich das denn gewesen sein?", fragte die Blondine unschuldig.
"Niemand kann so schnell so viel Geld auftreiben, bis auf dir natürlich."
"Und es ist auch nicht gestohlen, versprochen", fügte Felicia hastig hinzu. Nach ihrem Verrat war so eine kleine Ausgabe für May das Mindeste, was sie tun konnte.
"Und noch einmal vielen Dank für die Hilfe bei Smythe, auch wenn es anders als gedacht geendet hat."
"Du kannst mich immer um Hilfe Fragen, Netzkopf. Nicht nur, dass ich bei dir für alles, was du für mich getan hast, so tief in deiner Schuld stehe, dass ich das niemals abzahlen kann. Nein, du bist mein Freund und ich helfe dir zu jeder Zeit bei jeder Sache. Sag einfach nur Bescheid. Ich bin für dich da", sagte sie mit ihrer sanften Stimme.
Peter nickte und schenkte der Black Cat ein Lächeln. Diese verkniff sich die Frage, was mit ihm in Smythes Elternhaus los gewesen war. Peter wünschte den beiden eine gute Nacht und verschwand auf sein im ersten Stock liegendes Zimmer. Doch Felicias Brust zog sich zusammen. Sie konnte nicht vergessen, was am heutigen Spätnachmittag passiert war. Sie hatte einen völlig neuen Peter kennengelernt. Er war wie besessen gewesen. Aber er war Spider-Man und Spider-Man sollte keine Geiseln nehmen und sie als Druckmittel nutzen. Das alles passte nicht zu ihm. Beetles Bomben zu benutzen, Spencer Smythe gefangen zu halten, Smythe zu erpressen und ihn fast tot zu schlagen. Es war kein Funken Ehre mehr in ihm gewesen, Peter war ein ganz anderer Mensch gewesen. Felicia hatte sich einer Angst vor der bedrohlichen Kälte, die er ausgestrahlt hatte, nicht erwehren können. Da war etwas Dunkles in ihm gewesen, etwas Böses. Sie hatte es spüren können. Aber sie wollte nicht glauben, dass Peter und dieser Dämon, der Smythe gnadenlos gejagt hatte, ein und dieselbe Person waren.
"Ich werde dich immer beschützen, Peter. Vor dir selbst oder .... die anderen vor dir."

Peter war sich seiner Tat sehr wohl bewusst und kämpfte schon den ganzen Tag mit seiner Entscheidung so rücksichtslos vorgegangen zu sein. Als er in sein Zimmer kam, schlug er augenblicklich die Tür zu und verschloss sie. Eigentlich hatte er das gestohlene Memoria nie wieder anrühren wollen. Er kam sich heuchlerisch dabei vor. Liz hatte er davon losgerissen und sie angebrüllt, wie erbärmlich ihre Abhängigkeit doch sei. Aber seit er seinen Onkel vor ihm stehen gesehen hatte, so lebendig und real, sah er das anders. Peter hatte seinen Onkel nicht vor dem Tod bewahren können, aber ohne seine Führung fühlte er sich verloren. Er brauchte ihn und die Memoria-Droge erlaubte es dem Held mit Onkel Ben zu sprechen, ihn sogar zu fühlen. In Peters Unterbewusstsein war ihm sehr wohl klar, dass die Droge Wahnvorstellungen hervorrief, die auf Peters subjektiven Sichten basierten, also er bekam zu hören, was er hören wollte, aber das blendete er aus. Mit zitternden Händen griff er hinter seine Kleiderstapel und zog die Kiste hinter ihnen hervor. Vorsichtig nahm er den hölzernen Deckel hab und eine Spritze heraus. Die grüne Flüssigkeit leuchtete im Schein des Mondes. Peter atmete tief durch und rammte die Spritze in seinen Unterarm. Sofort wurde ihm schwummrig, die Umgebung verschwamm leicht vor seinen Augen und er rang einen aufkommenden Brechreiz nieder. Kurz wurde ihm schwarz vor Augen. Im nächsten Moment stand sein Onkel vor ihm. Wie beim ersten Mal war er für Peter real. Er sah nicht aus wie ein Toter oder wirkte wie eine Halluzination. Peter wischte sich eine Träne aus dem Auge. Was er in diesem Moment nicht sah, war wie eine schwarze Flüssigkeit in Benjamin Parkers Auge lief. Die Regenbogenhaut wurde kurz schwarz. Der Symbiont würde jetzt durch Peters Onkel sprechen.
"Hallo, Onkel Ben."
"Hallo, Pete. Was liegt dir auf dem Herzen?"
"Ich brauche deinen Rat", begann Peter mit schuldbewusstem Unterton. "Ich habe Dinge getan, Dinge, die nicht der Ethik entsprechen, die du mir beigebracht hast. Ich habe Smythe hinterhältig mit Bomben angegriffen und ihn fast zu Tode geprügelt. Das ist nichts, was ein Held tun sollte. Ich ... ich war einfach nur so wütend. In dem Moment war für mich nichts klarer, als dass er den Tod verdient hatte. Ich weiß nicht, warum ich mir da so sicher war. Ich bin kein Richter und doch tat ich so als ob."
"Fühle dich nicht schuldig, Peter, du hast absolut richtig gehandelt. Alistair Smythe hat dir keine Wahl gelassen. Du musstest ihn mit allen Mitteln jagen und ihn seiner gerechten Strafe zuführen."
"Aber er ist gestorben!", brauste Peter auf.
"Was nicht deine Schuld gewesen ist, Junge. Er hat sich in die Luft gesprengt, nicht du ihn. Er war verrückt", verteidigte Ben Spider-Man.
"Ich bin doch ein Held, ich hätte ihn ebenso wie Janice vor dem Tod retten müssen. Spider-Man sollte als leuchtendes Vorbild für die Leute dienen. Sie sollten zu ihm als eine Art Symbol aufblicken, ihm nacheifern. Aber wie sollen sie das, wenn Spider-Man ein Böser ist? Ich habe mich unehrenhaft und überhaupt nicht wie ein Held verhalten."
"Nein, Peter, das ist grundsätzlich falsch. Du kannst dir keine Schuld anrechnen, schlag dir das aus dem Kopf! Smythe war zu gefährlich, als dass er hätte eine Sekunde länger rumlaufen dürfen. Du hast dich absolut richtig verhalten."
"Inwiefern?", hakte Peter nach.
"Du hast gegen Smythe deine Einstellung geändert. Der Sieg war nur mit äußerster Gewaltbereitschaft und ohne Rücksicht zu erringen gewesen."
"Aber... aber damit bin ich doch nicht besser als er", widersprach Peter.
"Du bist unverbesserlich, wirklich. Natürlich bist du besser als er. Gegen Smythe hast du nur gewinnen können, weil du wie er gekämpft hast. Aber deine Zweifel und Schuld sind das, was dich von ihm unterscheidet", sagte sein Onkel mit ruhiger, besänftigender Stimme.
Peter fiel seiner Vaterfigur in die Arme und drückte ihn so fest er konnte. Er lächelte. Genau das war es, was seinen Onkel ausmachte. Seine Ratschläge lenkten ihn immer wieder in die richtige Spur. Peters Onkel lächelte ebenfalls, aber seine böse nach oben gezogene Mundwinkel waren die des Symbionten.
"Danke, Onkel Ben. Was würde ich nur ohne dich machen?"

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Di 22. Mär 2016, 13:03

Es kam noch kein Beitrag, Review, Kritik etc. zur alten Folge 7: Assassination, welche Weihnachten erschien. Aber ich werde mit langen Zeitperioden zwischen den Folgen langsam an der Staffel weiterschreiben und veröffentlichen, sodass es nicht zu viele auf einmal sind und die Leselust komplett abstirbt. Vielleicht kommt die Leselust bei einigen ja zurück und dann können sie gleich zwei Folgen hintereinander lesen, wenn das Ende der siebten sie gespannt zurückgelassen hat.
In dem Sinne:

Preview Folge 8:
Reptilian


Dunkle Familiengeheimnisse!

Wer ist Curt Connors? Für die Öffentlichkeit ein gefeierter Biologe und bald Dozent, doch hinter seiner Fassade ist der einarmige Mann gebrochen und besessen von seiner Forschung, um seinen Arm zurückzubekommen. Das perfekte Opfer für AT, der ihn mit einer alten Macht ködert, um seinen großen Plan weiter voranzutreiben.
Was wird passieren, wenn ein verzweifelter Mann so viel Macht bekommt? Was ist Connors Verbindung zu Liz?
Und: Die Nachwirkungen von Memoria!

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von Basti » Do 28. Jul 2016, 12:03

Nach über einem halben Jahr, seid der Veröffentlichung der sechsten Folge, habe ich sie nun endlich zu ende gelesen!
Hab immer wieder große Pausen zwischen durch gehabt, wodurch ich wieder nicht wusste was am Anfang geschah. Jetzt hab ich sie aber endlich fertig. Und beinahe hätte ich nicht einmal dazu ein Review geschrieben. Aber ich dachte mir, wo ich sie schon endlich mal gelesen habe, kann ich auch was dazu schreiben.

Wie bereits bei Folge 5 fällt es mir schwer die richtigen Worte zu finden. Das was mir immer wieder in den Sinn kam ist, wie deprimierend ich deine Version des Marvel Superhelden finde. Peter wirkt immer so niedergeschlagen. Nicht erst seid dem Tod seines Onkels, bereits seid Folge 1. Als ob er gar keinen richtigen Lebenswillen hätte. Und er macht es in dieser Folge noch schlimmer. Er stößt seine, wenigen Freunde die er noch hat von sich weg. Vertraut nicht mal seiner Partnerin bei der Polizei. Versteckt eine Kiste mit Drogen. Ich wusste gar nicht das Spider-Man ein Anti-Held ist. Ich kann irgendwie kein Mitleid für den Helden empfinden. Und für all diese Taten den Symbionten die schuld zu geben, finde ich auch nicht richtig. Klingt wie eine Entschuldigung dafür, das du einen düsteren und dunkleren Spider-Man erschaffen willst.

Die Länge der Folge war mit einer gründe warum ich immer wieder abgebrochen habe. Aber das kann ich dir unmöglich als negativ bezeichnen. Ich meine Bücher sind noch länger. Und eigentlich bin ich doch gar nicht so lesefaul. Allerdings fand ich das du auch manches in die Länge gezogen hast.

Die Geschichte mit den Kristallbestien oder allgemein mit den Kristallen gefällt mir auch nicht richtig. Klingt als ob Spider-Man bei dir einen eher magischen/mystischen Hintergrund bekommt. Mag ich nicht so.

Damit es nicht so klingt als ob ich plötzlich alles doof finde an deiner Spider-Man Version, hier mal was positives: Ich mag noch immer deinen Schreibstil. Der ist Weltklasse. Sehr spannend. Obwohl mich die Geschichte mit den Kristallbestien nicht zusagt, ist dennoch sehr spannend. Ist ein wenig widersprüchlich, aber alle negativen Punkte der Folge, waren dennoch spannend in Szene gesetzt.

Auf Felicia hab ich mich schon sehr gefreut. Fand sie auch sehr sehr gut. Ich mochte sie. Also hier kann ich nur positives sagen.

So richtig aufgeben will ich deinen Spider-Man noch nicht. Er soll schnell wieder ein guter Mensch werden. Will keinen Hauptcharaktere den ich nicht leiden kann und der immer so deprimierend ist. Er soll sich mal ein paar Freunde besorgen und nicht alle weg stoßen. Er muss den Symbiosen loswerden. Und ich weiß jetzt schon das dass alles nicht passieren wird. Dafür hast du bereits zu sehr in den 6 folgen gezeigt in welche Richtung sich deine Geschichte entwickeln wird. Mal sehen wie lange ich das noch mitmache, bevor mich die Geschichte so sehr deprimiert das ich mich nicht mehr traue weiter zu lesen.

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von WhiteDino » Do 28. Jul 2016, 14:44

Das die Folge zu lang und stockend ist, ist mir im Nachhinein sehr klar und Folge 7 ist deutlich kürzer. Folge 8, die ich ja aus mangelndem Leseinteresse an der FF nicht weitergeschrieben bzw zu Ende geschrieben habe, ist noch kürzer als 7. Also aus dem Fehler habe ich gelernt.

Also einen Anti-Held hast du bestimmt nicht gelesen. Das mein Spider-Man (noch) düster ist, ist absolut logisch und ich kann diesen Kritikpunkt definitiv nicht nachvollziehen. Die Düsterkeit ist auch keine Erfindung von mir, Peter hatte schon oft in den Comics damit zu kämpfen. Der Symbiont ist gewiss keine Entschuldigung, sondern der Auslöser für das meiste. Carnage war sein Werk. Und es tut mir Leid, aber vor dem Piloten verlor er Gwen, hat das einigermaßen bewältigt und dann stirbt sein Onkel. Beide Male gibt er sich die Schuld und hat immerhin die wichtigsten Menschen verloren. Deshalb ist sein Wandel absolut logisch, seinen Zorn und Selbsthass. Man würde alles tun wollen, um sie wiederzubekommen, was er mit der Droge kann. In Lee hat er jegliches Vertrauen verloren, weil sie ihre Arbeit nicht richtig gemacht unf seinen Onkel ebenfalls nicht beschützt hat. So sieht er es. Deshslb finde ich diesen Kritikpunkt nicht nachvollziehbar. Du glaubst doch nicht wirklich, dass man nach so einem Schicksalsschlag einfach weitermachen kann, als sei nichts passiert? Ich hab da leider Erfahrung, das geht nicht so einfach. Aber er gibt sich ja Mühe und Felicia wird ihn in den kommenden Folgen unterstützen, wie auch schon in dieser.

Dein Urteil, dass die Geschichte in vorgeschriebenen Bahnen verläuft, halte ich für vorschnell. Denn eine Geschichte entwickelt sich, ansonsten würde sie niemand verfolgen. Aber du kannst von jmd nicht erwarten, dass er nach seinem Onkel wieder auf heile, glückliche Welt macht. Das wäre unlogisch. Du kannst dir aber sicher sein, dass Felicia nicht grundlos ein Teil von Peters Leben geworden ist. Du musst ihm jedoch Zeit geben, um wieder der zu sein, der er einst war.

Das Mystische war seit Folge 1 und in Folge 5 so überdeutlich, dass ich mich wundere, dass es dir jetzt negativ auffällt. Die Comics hatte das mystische auch in der Origin, also mache ich nichts Neues (Genremäßig zumindest) Folge 7 hat jedoch ein ganz anderes Thema und ich hoffe, dass sie dich wieder überzeugen kann. Folge 8 fehlt das Düstere vollkommen und du wirst wahrscheinlich auf deine Kosten kommen, wenn du dranbleibst. Du solltest dich jedoch mehr auf diese realistische Veränderung einlassen, denn ansonsten kann es dir alles nicht gefallen. Peter macht nun einmal eine schwere Zeit durch, er wird manipuliert, sein Leben vorherbestimmt. Er muss leiden, sowas geht an niemandem vorbei. Er hat ein anderes Verständnis nun von der realen, gnadenlosen Welt. Er glaubt sich verändern zu müssen, damit er die beschützen kann, die er liebt. Ich finde den Arc sehr interssant, zu zeigen, wie schwer ein Held es hat und dass auch er nur ein Mensch ist. Als jemand, der weiß, wie es ausgeht, würde ich dir raten, dranzubleiben. Das Tal muss er irgendwann verlassen, Felicia hilft ihm, aber die Frage bleibt, ob er die Dunkelheit wirklich loslassen will?

Könntest du mir bitte erklären, was genau widersprüchlich war?

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Re: Astonishing Spider-Man: The Five - Season 1

Beitrag von Basti » Do 28. Jul 2016, 16:44

Wie erkläre ich das am besten. Ich hab ja gesagt, was mir alles nicht gefallen hat. Trotzdem es mir nicht zugesagt hat, fand ich es dennoch spannend geschrieben. Also es gab Momente die mich richtig gefesselt haben. Vielleicht war widersprüchlich das falsche Wort dafür. Oder ich hab mich generell falsch ausgedrückt.

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